Gast Geschrieben 22. Juli 2002 Melden Geschrieben 22. Juli 2002 Und wieder gewohnt positiv: -pünktlich gelandet, sauber, freundlich, 26,41€ inkl. aller Steuern und Gebühren hin- und zurück, neue Maschine, ausgebuchter Flug.... Für 5,97 Euro über die Alpen und zurück Hahn/Bergamo. Die Billigflieger boomen. Mit Traumpreisen lassen sie Passagiere auf Wolke sieben schweben. Himmelsfahrtskommando oder Reise-Hit? Unsere Zeitung hat es getestet: für 5,97 Euro mit Ryanair von Hahn im Hunsrück nach Bergamo in der Lombardei, hin und zurück. Die Reise mit dem irischen Aldi der Lüfte beginnt virtuell. Die Buchung erfolgt im Internet, drei Wochen vor Abflug. Bei den Preisen traut der Reisende den Augen nicht. Das Ticket für Flug FR 5206 Frankfurt-Hahn nach Mailand-Bergamo um 20.25 Uhr kostet 3,20 Euro plus 7,53 Euro Steuern und Gebühren. Unglaublich - aber wahr. Der Rückflug ist einen Tick teurer: 2,77 Euro plus 10,41 Euro Steuern und Gebühren. Das Geld wird per Kreditkarte abgebucht, macht zusätzlich 5 Euro Bearbeitungsgebühr. Summa summarum: 26,41 Euro. Verrückt. Per E-Mail bestätigt Ryanair den Kauf der Tickets mit einer Buchungsnummer. Tickets bekommt der Passagier nie in die Hand. Der Ausdruck der E-Mail plus Personalausweis genügen. Also ab zum Flughafen Frankfurt-Hahn. Frankfurt-Hahn? In der wirklichen Welt gibt es den Ort nicht. Aber laut Gerichtsbeschluss darf der Billigflieger sein Drehkreuz in Deutschland so nennen: ein ehemaliger US-Militärflughafen im Hunsrück, 120 Kilometer nordwestlich von Frankfurt. Von Hagen sind es 248 Kilometer, gut zwei Stunden Autofahrt - ohne Stau. Der Parkplatz kostet nichts, das Einchecken ist bis eine halbe Stunde vor Abflug möglich. Es gibt kein Gedränge im spartanischen Terminal. Eine Halle ohne Atmosphäre mit Restaurant-Anschluss. Auffällig: die Sitzplatzreservierung fehlt, jeder Fluggast erhält eine Bordkarte, mehr nicht. Die Maschine, eine sechs Monate alte Boeing 737-800, ist mit 189 Passagieren ausgebucht. Der Flieger kommt bereits aus Milano-Bergamo. 25 Minuten bleibt das Flugzeug am Boden. Gerade Zeit genug für Flugkapitän Vlaho Brbora, sich zwei Baguette-Brötchen am Bistro vor Gate 2 zu besorgen. Mit ihm im Cockpit hebt die Maschine mit 20-minütiger Verspätung ab. Auf Englisch und Deutsch machen die Flugbegleiter auf die Sicherheitsvorschriften aufmerksam. Und: Es herrscht Rauchverbot. Das Personal ist ausgesprochen höflich und lobt sich selbst. Stewardess Carmen Hernandez: "Wir sind eine klasse Crew, wie eine Familie." Schön. Die Sitzreihen scheinen ein paar Zentimeter enger zu stehen, die Knie bohren sich in die Rückenlehne des Vordermanns. Für gut 60 Minuten Flug kein Problem. Auf Getränke und Snacks muss niemand verzichten, ebensowenig wie auf das übliche Bord-Sortiment: Zigaretten, Parfum, Alkoholisches. Aber alles hat seinen Preis. Für 3 Euro gibt es einen Becher Kaffee. Mit dem Euro hat es der Billigflieger scheinbar nicht. Very britisch. Alle Preise im Bordheft, es wird vor der Landung wieder eingesammelt, sind mit Pfund Sterling ausgezeichnet. Kaum jemand kauft etwas. Was es nicht gibt: Zeitungen, Kissen, Decken, Kinofilme und Geschenke für die jüngsten Teilnehmer an Bord. Nicht umsonst heißen die Billigfluggesellschaften "Keine-Mätzchen-Flieger". Auch stürmt keine Putzkolonne zwischen Landung und Start die Reihen. Die Flugbegleiter räumen eilig auf. Es genügt, es wirkt sauber. Für die Passagiere gibt es wenig zu kritisieren. Axel Scharbert (43), Marketingleiter aus Neuwied, ist schon öfters mit Ryanair geflogen: "Eine tolle Sache." Der Preis stimmt. Das zählt. Nicht alle Passagiere fliegen für 3,20 Euro nach Italien. "Ich habe 13 Euro gezahlt", sagt Sebastian Sander (20) aus Herkenrath. "Die Bahnfahrt wäre sieben Mal so teuer." Jutta Hartmann aus Melsungen kommt auf 112 Euro. Sie hatte kurzfristig umgebucht: "Irgendwo müssen sie das Geld ja wieder reinholen." Das Zeichen für "Bitte anschnallen" leuchtet auf. Die Verspätung hat Kapitän Brbora aufgeholt. Pünktlich, um 21.35 Uhr, landet die Boeing 737 in Milano-Bergamo. Mit Mailand hat Bergamo so wenig zu tun wie Hahn mit Frankfurt. Die 140 000-Einwohner-Stadt liegt knapp 60 Kilometer nordöstlich der Modemetropole. Viele Touristen lassen sie links liegen. Ein Fehler. Ein Espresso in der malerischen Altstadt auf der Piazza Vecchia lässt den Alltag schnell vergessen. Die 12-minütige Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen ins Herz der Stadt kostet 24 Euro. Fast so teuer wie Hin- und Rückflug zusammen.Ab nach Milano-Bergamo: Vom Flughafen Hahn im Hunsrück startet die Billig-Fluglinie Ryanair nach Italien. Fotos (3): Gerd Lorenzen Im Gang mit dem Servicewagen unterwegs: Stewardess Helena Garcia bietet an Bord der Ryanair-Maschine Getränke und Snacks an. Gratis gibt es an Bord für die Passagiere des irischen Billig-Fliegers keine Erfrischung. 21.07.2002 Von Joachim Karpa Q: WP
Empfohlene Beiträge
Archiviert
Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.