brushpower Geschrieben 7. Juli 2008 Melden Geschrieben 7. Juli 2008 Mir schon. Denn die Leute mit den Bankaktien haben nun viel Geld verloren, müssen sparen oder gar Dinge notverkaufen und stellen deshalb Anschaffungen zurück. Auto, Urlaub, Renovierung - nix is. Der Wirtschaft fehlen dann entsprechende Aufträge. Aufragseinbruch führt zu Entlassungen, Entlassungen führen zu weiteren Menschen, die Anschaffungen zurückstellen usw. Ist doch klar, dass das Platzen der Immobilienblase zu einem fetten Schock geführt hat. Und ironischerweise haben vor allem europäische Banken die miesen Kredite in den USA gekauft. Jetzt sind sie klamm und vergeben nur noch ungern Kredite. Ungünstig für jene Unternehmen, die gerade jetzt - wegen der Rezession - investieren oder überbrücken müssen und kein günstiges Geld mehr bekommen. Dominoeffekt. Dazu der steigende Ölpreis, die Inflation und die dadurch steigenden Zinsen. Perfect Storm. Das System neigt dazu, sich bei Schocks in eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale zu begeben. Dämpfung ist deshalb sehr sinnvoll. Also wir sind uns schonmal einig, dass die derzeitige Situation deutlich suboptimal ist. Die Leute, die aufgrund von Kursverlusten irgendwelche Anschaffungen nicht durchführen, werden doch nicht von der Gesellschaft kompensiert, vielmehr sprichst du hier von einer Art von Zweitrundeneffekten. Wenn du jetzt am Beispiel der IKB argumentieren würdest, müsste ich das Einspringen der Gesellschaft zugeben. Hier gibt es aber den Konsens, dass KEINE Bank in Konkurs geht, weil ansonsten das Risiko einer Bankenpanik besteht, die zu einem nachhaltigen Einbruch des BSP im zweistelligen Bereich führen könnte (und ich möchte nicht wissen, was dann hier los ist). Ich bin nicht genau über die insgesamt bisher im Laufe der Finanzmarktkrise getätigten Abschreibungen informiert, kann mir aber nicht vorstellen, dass der größte Anteil der Kredite im Endeffekt über ABS-Transaktionen in Europa gelandet ist. Hast du da Zahlen zu? In welcher Region ist denn die Rezession von der du schreibst? USA, Europa, D? Spezifizier das mal, da kann man sonst nicht drauf eingehen. Grüße, Stephan
flysurfer Geschrieben 7. Juli 2008 Melden Geschrieben 7. Juli 2008 Wenn Tausende durch die Krise ihren Job verlieren, ist das natürlich ein Preis, den die Gesellschaft zahlt. Nicht nur jene, die den Job verlieren, sondern auch jene, deren Steuern und Abgaben dann deren Arbeitslosengeld bezahlen. Und natürlich entgangene Steuereinnahmen aus nicht mehr bezahlten Gehältern. Ein Crash trifft eben alle, auch die, die alles richtig gemacht haben. Rezession sehe ich in USA und Europa, und die Zahlen, die ich hatte, zeigten klar, dass die schrottigsten Kredite von Europa gekauft wurden, mit entsprechenden Folgen. Da hat offenbar keiner so richtig durchgeblickt. Die Spanier durften übrigens nicht kaufen, denen hat es die Aufsichtsbehörde verboten. Deshalb ist auch keine spanische Bank in den Schlagzeilen. Hierzulande wurden das alles von der BaFin genehmigt. Was das bedeutet, weiß jeder, der sich ein bisschen auskennt. ;) Mein Favorit zur Beurteilung der Lage des Finanzmarkts und des geregelten Geschäftsbetriebs der Banken untereinander ist übrigens WKN 975247, ein Top-Geldmarktfond, der als so sicher gilt, dass beim Verkauf (wie bei Anleihen), direkt die Quellensteuer abgezogen wird. Bis Sommer 07 ging der Chart zehn Jahre lang wunderschön kerzengerade ohne jede Volatilität nach oben. Seitdem zeigt der Chart nur zunehmendes(!) Chaos an, am besten in einem Profiprogramm die letzten 5 Jahre mit einer Kerze pro Tag anzeigen lassen, zB Börsenplatz BER. Schöner könnte man die aktuelle Lage am Geldmarkt gar nicht darstellen.
brushpower Geschrieben 8. Juli 2008 Melden Geschrieben 8. Juli 2008 Hierzulande wurden das alles von der BaFin genehmigt. Was das bedeutet, weiß jeder, der sich ein bisschen auskennt. ;) Kannst du das ausführen, um mich ein wenig zu erhellen? Habe zwar eine Vermutung, will aber nicht in die falsche Richtung driften...
flysurfer Geschrieben 8. Juli 2008 Melden Geschrieben 8. Juli 2008 Kannst du das ausführen, um mich ein wenig zu erhellen? Habe zwar eine Vermutung, will aber nicht in die falsche Richtung driften... Das führt zu weit off-topic, aber du vermutest sicher richtig. ;) Klar ist, dass die ganze Misere von höchster Stelle abgesegnet wurde.
brushpower Geschrieben 8. Juli 2008 Melden Geschrieben 8. Juli 2008 Das führt zu weit off-topic, aber du vermutest sicher richtig. ;) Klar ist, dass die ganze Misere von höchster Stelle abgesegnet wurde. Habe zufällig gestern darüber diskutiert, dass die Zunahme der ABS-Transaktionen in Europa eine Folge von Basel1+2 sein könnte. Das ist zumindest die Richtung in die ich denke... EDIT: Da fällt mir grad noch eine andere Richtung ein: Dollarschwäche..?
bascit Geschrieben 11. Juli 2008 Melden Geschrieben 11. Juli 2008 Heute erschien DIE ZEIT mit der Frage des Threads hier als Titelschwerpunkt - http://www.zeit.de/online/2008/28/billig-fliegen Etwas umfassender und konstruktiver liest sich die Papierversion des Artikels. Leider gabs nur zwei Seiten und auch nicht wahnsinnig viel Neues aus der Glaskugel. Aber interessante Einblicke, wie eine ähnliche Geschichte Änderungen auf dem US-Flugmarkt vor 30 Jahren herbeiführte. Kernaussage: Der eigentliche, große Preisschub steht noch bevor. Weil die meisten Airlines nicht alle Preissteigerungen an die Kunden weitergeben, fliegen sie solange lieber mit Verlusten, bis bei einigen ihrer Konkurrenten das letzte Kerosin raustropft. Anschließend können sie bei weniger Wettbewerb die tatsächlichen Kosten auf die Kunden umgelegen - inklusive der vorher eingeflogenen Verluste. Weniger Wettbewerb bedeutet - wenig überraschend - allgemein höhere Preise. Auch wenn sich bis dahin die Ölpreise wieder etwas entspannten. Die Flieger der insolventen Airlines sind dann wahrscheinlich spottbillig bei ihren noch fliegenden Konkurrenten untergekommen. Oder sie landen bei Staatsairlines, deren Geldgeber über die entsprechenden Rohstoffe und Mittel verfügen. Wettbewerb kommt nach dieser Crash-Phase erst sehr langsam wieder in Gang. Die meisten Airlines rechnen mit dem Schub zur Jahreswende. Ach ja - und ab 2012 kommen noch die Emissionszuschläge. "Die meisten Kunden müssen auf den eigentlichen Flugpreis das Dreifache an Zuschlägen rechnen." meint ein Herr Horstmann von der Bayern LB - obwohl die 85% der Emissionsrechte in der Anfangsphase kostenlos an die Fluggesellschaften abgegeben werden. Vielleicht denkt er an die Praxis von E.on & Co, die als Vertreter eines Oligopols praktisch frei in ihrer Preisgestaltung sind. Die Entwicklung der zukünftigen Preise hängt also letztlich davon ab, wie viele Airlines die Krise überstehen und inwieweit die Krise auch Oligopole hinterlässt, die nur schwer aufzubrechen sind und die ihre eigenen Preise vorschreiben. Bei MOL klingt es so: Wenn er in zwei Jahren geht, möchte er bei Ryanair einen Imagewechsel, bei der sie als Europas größte Airline etwas seriöser auftreten, auch öfter größere Flughäfen ansteuern und "vielleicht weniger agressiv sein (werden) im Umgang mit Politikern und Wettbewerbern." Das hört sich sehr stark nach deutlich weniger Wettbewerb oder oligopolfreundlichen "Märkten" an.
SwissA34 Geschrieben 11. Juli 2008 Autor Melden Geschrieben 11. Juli 2008 Meine Ausgangsfrage hat viele Antworten hervorgebracht, was zeigt dass die Airlinebranche in einer sehr grossen Umbruchphase (wohl die einschneidenste?) steht. Ich bin froh, das der Link zur "Die Zeit" gepostet wurde. Die Aussagen dort bestätigen meine Aussagen, die (wie ich im vorherein schon gedacht habe) in einem Luftfahrtforum nicht auf gegenliebe stossen. Aber es leider die Wahrheit. Irgendwann werden es alle selber merken... Gruss Fabian
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