Viel-Flieger Geschrieben 7. März 2009 Melden Geschrieben 7. März 2009 Es war der große Coup, den die Berliner Flughafen-Gesellschaft im Januar 2008 verkündete. Das britische Immobilienunternehmen Segro kaufte eine Fläche von 38 ha im neuen Gewerbepark "BBI Business Park-Berlin" am neuen Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg International, mit einer Option um eine Erweiterung um weitere 24 ha bis 2011. Obwohl es schon damals keinen einzigen Mieter gab, jubelte Geschäftsführer Udo Titz von der deutschen Segro-Tochter „Dabei kann nichts schiefgehen.“ Der BBI-Business-Park Berlin mit einer Gesamtfläche von 109 ha entspricht dem einstigen „Baufeld Ost“, das die Flughafengesellschaft Anfang der 90er Jahren zu überhöhten Preisen kaufen ließ. Nachdem die Pläne, dort den Flughafen zu erweitern, aufgegeben worden waren, verloren die für rund 200 Millionen Euro erworbenen Flächen rasant an Wert. Zum Zeitpunkt des Segro-Vertragsabschlusses wiesen sie gerade noch einen Buchwert von 41 Millionen Euro aus. So kam der Vertrag mit Segro der Flughafen-Gesellschaft und der Berliner und Brandenburger Politik gerade recht, um vom Desaster des Baufeldes Ost abzulenken. Segro gab aber in einer Pressemitteilung interessante Details bekannt, die den "Erfolg" des Geschäftes plötzlich in einen ganz anderen Licht erscheinen lassen. "SEGRO will pay €34m for the cost of the 38 hectare land site – payments to be phased up to the completion of the infrastructure". Segro hat bis jetzt also nur einen unbestimmten Teil des Kaufpreises gezahlt, wenn überhaupt. Ferner schreiben die Engländer: "An element of the project will be built speculatively but the intention is that most of it will be built to suit." D.H., die Investoren bauen nicht in Voraus, sondern sie warten auf das Vorliegen von konkreten Kundenaufträgen, um dann erst mit Baumaßnahmen zu beginnen. Da die Kunden aber auf sich warten lassen, wird es auch mit den Investitionen nicht so schnell vorangehen. http://www.segro.com/segro/Media/PressRele...rlinAirport.htm D.H., es ist zwar ein großer Teil der Gewerbefläche des BBI Business Parks Berlin an Segro vermietet, aber der Kunde zahlt nur ratenweise, und ist mit seinen Investitionen äußerst zurückhaltend. Die Fläche ist zwar vermietet, aber tot. Mit dieser Entwicklung korrespondiert, dass Segro insgesamt anscheinend mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Auf jeden Fall lassen die veröffentlichten Geschäftszahlen für das Jahr 2008 nichts gutes erkennen. Die Verluste haben sich in einem Jahr fast vervierfacht, während der Gewinn rückläufig war: http://www.segro.com/segro/Media/PressReleaseEn/ - Loss before taxation of £939.2m (2007: £246.5m) - Adjusted profit before tax of £123.9m (2007: £131.3m) - Basic loss per share of 215.9p (2007: 53.6p) Infolge dessen stürzte die Segro-Aktie in den letzten 12 Monaten geradezu in den Keller und nähert sich in einem Sturzflug gegen Null. http://www.segro.com/segro/Investors/Share...hartingTool.htm Ich würde mal sagen, dass Segro froh seien kann, die Krise zu überleben. Große Sprünge sind von diesem Investor nicht zu erwarten. Aber Segro blockiert mit Kauf von 62 ha (incl. Erweiterungsoption) jetzt Zweidrittel der gesamten Gewerbepark-Fläche. Diese Situation korrespondiert mit weiteren negativen Entwicklungen von anderen BBI-Investoren. Beim Gewerbegebiet "Kienberg" (Projekt: Gatelands) geht so anscheinend überhaupt nichts mehr. Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit enthüllte im Oktober 2008 hierzu, dass sich Kienberg noch nicht einmal in der Projektentwicklung befindet, und noch kein B-Plan-Verfahren für diese Flächen eingeleitet wurde. Die für Kienberg projektverantwortliche Hessische Landesbank, bzw. ihre Tochtergesellschaft OFB Projektentwicklung GmbH werden hier gegenwärtig auch andere Sorgen haben. Und die irischen Investoren um Bulberry Properties Limited von Ulick McEvaddy haben bisher auch viel Versprechungen, aber wenig Taten gezeigt. Die Aktivitäten der gemeinsam mit der Investa-Gruppe geründeten "Airport-Park Berlin-Brandenburg GmbH und Co. KG" sowie der "SP Projektentwicklung Schönefeld GmbH und Co. KG" laufen anscheinend auf unterster Sparflamme. Der große Boom bei Segro, Helaba/OFB und Bulberry Properties Ltd. muss sich erst noch bestätigen.
Chris99 Geschrieben 7. März 2009 Melden Geschrieben 7. März 2009 Wie hängt das mit diesem Thema zusammen? Oder ist das wieder was komplett anderes? Momentan auch keine wirklich gute Zeit für Investoren.
Viel-Flieger Geschrieben 7. März 2009 Autor Melden Geschrieben 7. März 2009 Wie hängt das mit diesem Thema zusammen? Oder ist das wieder was komplett anderes? Beide Kommentare beziehen sich auf die Entwicklung von Gewerbegebieten am neuen Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg International (BBI). Betrachtet werden aber zwei verschiedene Investorengruppen, die in jeweils unterschiedlichen Vorhaben tätig sind. Am BBI laufen derzeit die folgenden, wesentlichen Neubauvorhaben durch folgende Interessengruppen: Flughafengesellschaft Berlin-Schönefeld (FBS) - BBI Business-Park Berlin (hier hat die von mir angesprochene Segro ihre Flächen gekauft) - BBI Airport-City (Parkhäuser, Büros, Hotel direkt am zukünftigen BBI-Terminal) OFB Projektentwicklung GmbH / Helaba - BBI Business-Park Kienberg ("Gatelands") Bulberry Property Ltd. (Irland) und Investa Gruppe (München) - Airport-Park Berlin Brandenburg - "Flughafenstadt" (neues Zentrum von Schönefeld) Wenn Sie sich näher zur Thematik einlesen wollen, kann ich Ihnen die folgende Präsentation zum "Masterplan Gateway BBI" empfehlen: http://www.berlin.de/imperia/md/content/se...hr_luedecke.pdf Der Masterplan Gateway BBI ist eine gemeinsame Rahmenplanung Berlins und der Gemeinde Schönefeld zur Entwicklung und Gestaltung des Umfeldes des Flughafens Berlin Brandenburg International. Die Unterlage konzentriert sich auf die Entwicklungsvorhaben der Flughafen-Gesellschaft. Die Planungen der sonstigen Investoren werden nicht oder nur verkürzt erwähnt.
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