Gast Geschrieben 24. August 2002 Melden Geschrieben 24. August 2002 So dumm das such klingen mag aber ich habe nicht so richtig Ahnung wie ein Kondenzstreifen entsteht. Kann mir das mal jemand erklären? Wieso sind bei dem einen Streifen zu sehen und bei einem anderen wieder nicht?
viasa Geschrieben 24. August 2002 Melden Geschrieben 24. August 2002 Ich bin da nicht so der Profi, versuche es aber trotzdem mal. Das Triebwerk zieht ja kalte Luft an, diese wird durch die Kompression stark erhitzt. Da aber die Aussenluft immer noch sehr kalt ist, entstehen beim Zusammentreffen der warmen und kalten Luft Kristalle. Ich habe mal gehört, dass dies aber nur bei einer Temperatur von -50°C passiert. Mir persönlich ist aufgefallen, das bei einer tieferen Aussentemperatur die Kondenzsteifen viel näher am Triebwerk sind. Auch sind die Streifen (vom Boden aus) länger ersichtlich, wenn es kälter ist. (ähnlich wie bei einer Pfanne, je wärmer, desto länger braucht diese bis sie kalt ist, einfach nur umgekehrtes Prinzip) Ich denke, dass es hier im Forum aber genügend Personen gibt, die dies besser und korrekter erklären können!
Gast Sascha153 Geschrieben 24. August 2002 Melden Geschrieben 24. August 2002 So im Grunde denke ich das gleiche, aber noch etwas anders: Das Triebwerk stösst ja Russ aus der dann in der kalten luft schnell abgekühl wird. Wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist, kann sie schneller Wassertröpfchen bilden. Aber dazu braucht sie etwas wo sie die Tröpfchen ablegen kann, wie z.B. der kalte abgekühlte Russ. Wenn keine Kondenzstreifen zu sehen sind, ist die Luftfeuchtigkeit oder die Aussentemperatur zu niedrig. Weiss jetzt aber auch nicht welche Version richtiger ist. cu Sascha
Gast Geschrieben 24. August 2002 Melden Geschrieben 24. August 2002 Kondensstreifen (Cumulus mediocris, Cumulus fractus, Cirrus fibratus => Cu med, Cu fra, Ci fib) entstehen in der oberen Troposphäre, in über 8000m Höhe (26'000ft; FL 260). Sie enthalten kaum mehr Abgase von Triebwerken. Beim Verbrennungsvorgang von Kerosin in den Flugzeugstriebwerken entstehen Aerosole. Dies ist vor allem Ruß, welcher wie ein Treibhausgas vor allem langwellige Strahlung absorbiert. Andere, wie z.B. die Sulfat-Aerosole bewirken jedoch das Gegenteil, also eine Abkühlung der Atmosphäre. Insgesamt ist ihre direkte Wirkung gering. Als Hauptverbrennungsprodukt entsteht in den Triebwerken der Flugzeuge Wasserdampf. Grundsätzlich ist auch Wasserdampf ein Treibhausgas. Die vom heutigen Luftverkehr emittierten Mengen sind jedoch zu klein, um direkt eine wesentliche Klimawirkung als Treibhausgas zu entfalten. Der vom Flugzeug ausgestoßene, heiße Wasserdampf vermischt sich jedoch mit der sehr kalten Atmosphäre (obere Troposphäre: ca. -60°C) und kondensiert an den winzigen im Abgas enthaltenen Aerosolpartikeln, wo er sofort gefriert. Hinter dem Flugzeug wird er als Kondensstreifen sichtbar. In trockener Luft verschwindet er nach kurzer Zeit. Es ist unbedenklich, wenn die Luft wärmer ist als minus 40 Grad oder die Feuchtigkeit dort oben so gering ist, dass die Wolkenstreifen sofort verdampfen. Dann zieht das Flugzeug nur eine kurze weiße Schleppe hinter sich her, die ein paar hundert Meter weiter hinten verschwindet. In kalter und feuchter Luft werden die Kondensstreifen dagegen zum Problem. Sie lösen sich nicht auf, sondern nehmen immer mehr Wasserdampf aus der Umgebung auf und wachsen - bis sie keine Streifen mehr sind, sondern dünne Eiswolken: Zirruswolken, wie der Wetterdienst die hohen dünnen Eisgebilde nennt. Winde und Turbulenzen zerren an den Zirren und verteilen sie. Sie breiten sich aus und wandern. Natürliche Zirren sind meist Vorboten von Kaltfronten. Aber auch der Fachmann kann natürliche Zirren und Zirren aus Kondensstreifen nicht mehr unterscheiden. Sicher ist nur: Wo viele Flieger unterwegs sind, tritt häufiger Zirrusbewölkung auf. Durch Kondensstreifen werden also künstliche Eiswolken in die obere Troposphäre eingefügt. Das ist kritisch, weil diese Wolken die Sonnenstrahlung zum Teil absorbieren - Energie, die andere Wolkenarten in den Weltraum zurückwerfen würden. Die Zirren geben die absorbierte Strahlung in Form von Wärme wieder ab: Dieser Effekt überwiegt die Abkühlung, die der Schatten der zusätzlichen Wolken bringt. In der Gesamtbilanz heizen Zirren die Atmosphäre also auf. Kondensstreifen, die sich zu Eiswolken bilden, sind eindeutig wirksam für den Treibhauseffekt. Kondensstreifen selbst machen nur etwa ein halbes Prozent der Bewölkung aus - selbst im überfüllten Luftraum Mitteleuropas. Wesentlich schwieriger ist es, den Anteil der künstlich entstandenen Zirruswolken zu berechnen. Bislang können die Atmosphären-Physiker nur vergleichen, wie viele Wolken sich in Gegenden mit viel oder wenig Flugverkehr bilden. Der Vergleich hinkt aber. Denn viele weitere Faktoren, wie die Landschaftsform, Wind und Sonneneinstrahlung, beeinflussen die Wolkenbildung. [ Diese Nachricht wurde geändert von: planespotterAT am 2002-08-24 16:36 ]
Gast Andre Geschrieben 24. August 2002 Melden Geschrieben 24. August 2002 Hallo PlanespotterAT, hast du großartig erklärt. Kompliment!
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