sk Geschrieben 5. September 2002 Melden Geschrieben 5. September 2002 Medium: Financial Times Deutschland Datum: 05.09.2002 Die neue Schweizer Fluggesellschaft Swiss International Air Lines hat laut einem Magazinbericht einen operativen Verlust von 339 Mio. Franken im ersten Halbjahr gemacht. Dies gehe aus einem Protokoll der Geschäftsleitung hervor, berichtet das Schweizer Wirtschaftsmagazins "Facts" in seiner heute erscheinenden Ausgabe. Swiss-Chef Andre Dose habe möglichst geringe Rückstellungen bilden lassen, damit das Nettoergebnis nicht zu schlecht aussehe. Das Unternehmen wollte den Bericht gestern nicht kommentieren, die Halbjahreszahlen werden offiziell am 16. September verkündet. Stimmt die Zahl, hat die nach der Insolvenz der Swissair gegründete Fluggesellschaft keinen guten Start gehabt. Die Swiss hatte zwar in ihrem Geschäftsplan für das gesamte erste Betriebsjahr mit einem Nettoverlust von 1,1 Mrd. Franken bei einem Umsatz von 3 Mrd. Franken kalkuliert. Die Berechnungen der Swiss gründeten sich aber auf einer erwarteten Auslastung von 48 Prozent sowohl im Europa- als auch im Langstreckenverkehr. In den ersten sieben Monaten des Jahres lag der so genannte "Load Factor" nun jedoch in Europa bereits bei 56,3 und auf den Langstrecken bei 78,3 Prozent – also deutlich höher als angenommen. Dass der Halbjahresverlust angeblich doch so hoch ausgefallen ist, deutet darauf hin, dass der Durchschnittsertrag pro verkauftem Sitz deutlich unter den Erwartungen liegt. Die Halbjahreszahlen sind ein erster Hinweis darauf, ob die von der Swiss nach dem Kollaps der Swissair eingeschlagene Strategie richtig ist, ein breit gefächertes Langstreckennetz in Zürich aufrechtzuerhalten. Das Unternehmen hat unter anderem wegen des großen Drehkreuzes in Zürich noch nicht zu einer der drei großen Allianzen Zugang gefunden, denn die Bündnisse haben bereits ausreichend Verkehrsknotenpunkte. Die Star Alliance (Lufthansa, United Airlines) und Skyteam (Air France, Delta Air Lines) haben bereits abgewunken. Mit Oneworld (American Airlines, British Airways) gibt es noch keine Einigung. Der Beitritt zu einem der Verbünde gilt aber als überlebenswichtig. Europäische Swiss-Konkurrenten beschweren sich unter der Hand, dass die Fluglinie zwar in der Heimat das Preisniveau hält, im benachbarten Ausland aber den Markt mit Billigtarifen durcheinander bringt, nur um die eigenen Überkapazitäten im Langstreckengeschäft zu füllen. Die Swiss-Manager, die derzeit zu keinen Interviews bereit sind, haben dies bislang von sich gewiesen. Die Swiss hatte von der Swissair 26 Maschinen für den Europaverkehr und 26 Langstreckenflugzeuge übernommen. Seit April befördert sie monatlich etwa 1,1 Millionen Passagiere. Zum Vergleich: Ryanair kam im August auf knapp 1,5 Millionen. Die Swiss leidet außerdem unter hausinternen Problemen. Um dieser Herr zu werden, will sie ihre Führungsspitze stärken. Bereits im August hatte der Niederländer Karel Ledeboer den Posten des operativen Chefs übernommen. Er soll die sich häufenden Probleme im Flugbetrieb in den Griff bekommen. Außerdem werden die Posten des Managing Director Finance und Managing Director Commercial geschaffen. Laut Swiss ist es ”zu früh, konkrete Namen zu nennen". Spekuliert wurde über Lufthansa-Bereichsvorstand Thierry Antinori, der nach eigenen Worten nicht zur Verfügung steht, und den ehemaligen Sabena-Chef Christoph Müller. Dies gibt intern Ärger, denn dadurch wird das alte Führungsteam der Crossair bis auf Dose immer stärker aus den Spitzenpositionen verdrängt. Außerdem spitzt sich der Konflikt mit den etwa 1000 ehemaligen Crossair-Piloten zu. Dose hat ihnen ein Ultimatum bis zum 15. September gesetzt, um dem vom Unternehmen vorgelegten Tarifvertrag zuzustimmen. Die Crossair-Besatzungen fühlen sich aber nach wie vor im Senioritats-Ranking benachteiligt und wollen notfalls streiken oder gerichtlich gegen die ihrer Ansicht nach vorhandene Ungleichbehandlung vorgehen. Bei einer Probeabstimmung unterstützten rund 80 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder den Kurs ihrer Vertretung Swiss Pilots. Ist das nur eine Ente oder ziehen dunkle Wolken am schweizer Himmel auf?
AvroRJX Geschrieben 5. September 2002 Melden Geschrieben 5. September 2002 Antinori fühlt sich bei LH angeblich sehr wohl. Wenn sie Müller nehmen, sollten m.E. die privaten Investoren besser Abschreibungen auf Ihre Swiss-Beteiligung vornehmen. Ungeachtet der durchaus vorhandenen Erfolge bei Sabena hat Müller letztendlich nicht den trun-around geschafft und das lag nicht nur an den Sabena-beschäftigten und ihren Gewerkschaften. Das liegt m.E. auch daran, da Müller als turn-around Manager nicht wirklich taugt...... man würde der Swiss wünschen, daß sie einen besseren finden!
Airbus330_200 Geschrieben 5. September 2002 Melden Geschrieben 5. September 2002 Meine Informationen zu Folge, sind die Halbjahreszahlen nicht so schlecht, wie im Artikel angegeben... Die Swiss hatte, so hört man von überall - abgesehen von den technischen Problemen - einen sehr guten Start.
sk Geschrieben 5. September 2002 Autor Melden Geschrieben 5. September 2002 Jaja, das hat man verkündet. Im Artikel oben steht ja auch drin, dass man um dieses Ergebnis zu erreichen Rückstellungen reduziert hat. Natürlich sind Rückstellungen immer ein Mittel eine Bilanz in die eine oder andere Richtung zu verändern, aber man muss dabei kräftig aufpassen, sich nicht selber den Liquitätshahn zuzuschrauben. Was nutzt es, Anlagen geringer abzuschreiben, wenn hinterher das Geld fehlt neue zu beschaffen!
AA_772 Geschrieben 5. September 2002 Melden Geschrieben 5. September 2002 ich muss sagen, dass ich letztes wochenende mit Swiss ZRH-DUS-ZRH geflogen bin und sehr zufrieden war. Einzig der Bodenservice von Swissport (nicht SWISS !!) war ziemlich lahm. Wenn SWISS so weitermacht, werden die zahlen sicher besser. ich war zwar am anfang sehr sehr skeptisch aber jetzt bin ich ueberzeugt, dass sich die steuergelder gelohnt haben.
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