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HAJ News AN124 Stationierung + Ryanair Verhandlungen


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Hier ein paar News zu den im Forum schon behandelten Themen: AN124 und Ryanair @ HAJ. Es handelt sich hier um einige detailiertere Infos... icon_smile.gif

 

Quelle: Hannover Airport Newsletter 02/02

 

Frachtchartergesellschaft Polet stationiert Antonov AN 124-100 am Hannover

Airport

 

Mit der Stationierung einer AN 124-100 der russischen Frachtchartergesellschaft

Polet ist der ASH (Air Service Hannover) einer grosser Wurf gelungen. Markus

Orzinski, Leiter der ASH, sieht in der Akquise des Aircargo-Airliners einen

enormen Standortvorteil fuer Hannover.

 

Welche Argumente haben die Polet bewogen, eine Antonov AN 124-100 am Hannover

Airport zu stationieren?

 

Der Heimatflughafen der Polet liegt im russischen Voronezh, etwa 2.100

Kilometer entfernt. Eine Stationierung an einem zentraleuropaeischen Standort,

nahe den Einsatzgebieten, ist fuer die Fluggesellschaft interessant, die

Anflugkosten aus Russland werden eingespart.

 

Die Polet operiert doch schon von Zypern aus...

 

Sicher, aber der Standort auf Zypern ist, wie Voronezh, geografisch ebenfalls

unguenstig gelegen, was Einsaetze in Zentraleuropa angeht. Wir konnten die

Verantwortlichen bei der Polet von den Vorteilen einer in Hannover

stationierten Maschine ueberzeugen.

 

Was versprechen Sie von der Stationierung einer Frachtmaschine am Airport?

 

Diese Akquise bringt fuer den Standort erhebliche Wettbewerbsvorteile. Die

Polet wird Charteranfragen ab Hannover guenstiger quotieren als von anderen

zentraleuroepischen Airports, da ab Hannover kein Positionierungsflug notwendig

ist. Es kann somit fuer Verlader guenstiger sein, Fracht auch von entfernteren

Standorten per LKW in Hannover anliefern zu lassen, als von einem

naehergelegenen Flughafen, den die Polet zunaechst leer anfliegen muesste.

 

Koennte man sagen, das die Polet als Wirtschaftsmotor das Frachtgeschaeft

ankurbelt ?

 

Ich denke schon, es gibt durch die Stationierung eine schnellere und

preiswertere Verfuegbarkeit von Frachtraum. Ortsansaessige Spediteure und

Verlader, das heisst die Industrie, die die Fracht produziert, werden die

Vorteile schnell erkennen und nutzen.

 

Was bedeutet die Standortwahl der Polet fuer die ASH?

 

Fuer uns bedeutet das die Sicherung von Arbeitsplaetzen. Wir haben speziell

ausgebildete Mitarbeiter in unserem Unternehmen, die sich auf die Abfertigung

von Frachtchartern mit russischen Fluggeraet verstehen. Ausserdem sprechen

einige von ihnen russisch, das ist ein enormer Vorteil. Ueber die Jahre haben

meine Mitarbeiter sehr viel Erfahrung besonders in diesem Geschaeft gewonnen.

 

Mit wie vielen Starts ist monatlich zu rechnen?

 

Wir gehen von drei bis fuenf Starts und Landungen im Monat aus.

 

Zur Zeit beherrschen neben der Polet zwei weitere Frachtchartergesellschaften

den Markt: Die russische FrachtchartergesellschaftVolga-Dnepr Airlines und das

ukrainische Antonov Design Bureau. Die Basismaschine fuer den Transport von

Aircargo bildet bei allen dreien die AN-124-100. Acht bis zehn Personen stellen

die Kabinenbesatzung, 10 bis 14 Personen bilden die technische Crew. Die AN

124-100 erreicht eine Hoechstgewschindigkeit von 865 Kilometern pro Stunde, die

durchschnittliche Reisegeschwindigkeit liegt bei 800 Kilometern pro Stunde. Die

Maschine kann maximal 120 Tonnen Zuladung aufnehmen - bei voller Auslastung ist

eine Startbahn von mindestens 3.000 Metern Laenge Voraussetzung. Der Koloss

schluckt auch maechtig: 12 Tonnen Kerosin verbrauchen die Turbinen stuendlich.

Gigantisch ist denn auch das Fassungsvermoegen der Maschine: 214 Tonnen

Treibstoff fassen die Tanks des ukrainischen Riesenvogels. Kaum vorzustellen:

Bei maximaler Beladung heben sich 392 Tonnen in die Luft.

 

 

 

Hannover Airport und die Billigflieger - Nicht jeder Airlineflirt bringt auch

das gewuenschte Ergebnis

 

Pleiten bei der Swissair und Sabena, Jobabbau bei British Airways, Iberia,

Alitalia oder SAS, Flugzeugstilllegungen bei der Lufthansa. In der Branche

herrscht Katerstimmung. Nur die Billig-Airlines boomen und schreiben weiter

schwarze Zahlen. Sind sie der Weg aus der Krise? So stehen

Billigfluggesellschaften auch in Verhandlungen mit dem Hannover Airport. Im

Interview mit Airpolis spricht der Verkehrsleiter des Hannover Airport, Dietmar

Zacharias, ueber Chancen und Risiken einer moeglichen Partnerschaft.

 

Herr Zacharias, der Flughafen hat bereits Verhandlungen mit der irischen

Fluggesellschaft Ryanair gefuehrt - was ist daraus geworden?

 

Nichts, unter den derzeitigen Vertragsbedingungen kann es bei den von Ryanair

vorgeschlagenen Langzeitvertraegen zu keinem Vertragsabschluss kommen. Ryanair

wendet ein eingefrorenes System an. Das bedeutet, dass die Preise, die heute

vereinbart werden, die naechsten zehn Jahre gueltig sind. Jetzt ueberlegen Sie

mal, was sich ein Arbeitnehmer von seinem Gehalt von 1992 im Jahr 2002 noch

leisten kann. Ryanair beruecksichtigt weder den jaehrlichen Inflationsausgleich

noch jaehrlich steigende Personalkosten von rund drei Prozent. Ein Abschluss

mit Ryanair ist fuer uns daher wirtschaftlich unrentabel.

 

Laufen denn derzeit Gespraeche mit anderen Low-Cost-Carriern?

 

Ja, es gibt Gespraeche mit einer namhaften Billigairline. Der Airline wurde ein

Angebot vorgelegt, das sie im Augenblick bewerten. Wir haben bereits erste

Gespraeche auf hoechster Ebene gefuehrt. Natuerlich treten wir damit in

Konkurrenz zu anderen norddeutschen Flughaefen, die ebenfalls aufgefordert

wurden, ein Angebot abzugeben.

 

Wo liegen unsere Staerken und Schwaechen, wenn darum geht, einen Low-Cost-

Carrier zu gewinnen?

 

Unser Vorteil ist die Verkehrsinfrastrukur, wir verfuegen ueber eine ideale

Strassen- und Bahnanbindung. Wuerden wir einen aehnlichen Abschluss wie der

Flughafen Hahn im Hunsrueck erreichen, den Passagiere aus ganz Deutschland

frequentieren, koennten sich der norddeutsche Raum, ein Teil der neuen

Bundeslaender sowie das noerdliche Nordrhein-Westfalen zum Einzugsgebiet der

Airline entwickeln.

 

Unser Nachteil ist unsere flughafentechnische Infrastruktur: Die Terminals,

Rollwege, Landebahnen, Gepaeckfoerderanlagen usw. muessen unterhalten werden

und erzeugen Kosten, die wir an die Airlines weiterreichen muessen. Deshalb

suchen wir gemeinsam mit dem Low-Cost-Carrier nach Einsparungsmoeglichkeiten,

etwa beim push-back oder beim Cleaningservice.

 

Einsparungen im Luftverkehr sind moeglich, Southwest in den USA und spaeter

Ryanair haben es vorgemacht. Gibt es bald nur noch Billigairlines?

 

Das Einsparsystem greift nicht bei anderen Airlines. Die Qualitaetsunterschiede

sind fuer den Fluggast einfach zu gravierend. Dass sich eine traditionelle

Airline nicht in einen Low-Cost-Carrier umwandeln laesst, dafuer sorgt die

gesetzlich vorgeschriebene Mitbestimmung der Belegschaft. Low-Cost-Carrier

entstehen daher ausschliesslich durch Neugruendungen.

 

Welche Marktchancen raeumen Sie den Low-Cost-Carriern ein?

 

Zur Zeit machen die Low-Cost-Carrier drei Prozent des Verkehrs aus, bis 2010

wird mit einem weltweiten Verkehrsanteil von 20 bis 25 Prozent gerechnet. Das

interessante an den Low-Cost-Carriern ist die Sogwirkung, die sie auf den

gesamten Markt ausueben. Ein Beispiel: British Airways bediente jahrelang die

Verbindung Stanstedt - Venedig, eine Million Paxe nutzte diese Verbindung pro

Jahr. Dann trat Ryanair auf derselben Strecke an. Innerhalb von drei Jahren

kletterten die Passagierzahlen auf vier Millionen jaehrlich. Die Low-Cost-

Carrier ziehen neue Passagiere an, relativ wenige wechseln von einer

etablierten Airline zu einer Billigairline.

 

Wir haben bisher nur ueber die Vorteile gesprochen, die ein Low-Cost-Carrier

bietet. Muss der Fluggast nicht auch massive Einschraenkungen in Kauf nehmen?

 

Die niedrigen Kosten fuehren natuerlich zu einem erheblich groesseren

Organisationsaufwand beim Passagier. Wenn Sie mit einem Low-Cost-Carrier

verreisen, zahlen Sie nur den Flug. Um den Flughafentransfer, das Hotelzimmer

und alles andere muessen Sie sich selbst kuemmern. Ein Familienurlaub ist mit

so einer Airline nur schwer realisierbar. Daher sind diese Fluggesellschaften

hauptsaechlich fuer Singles oder maximal fuer Paare interessant.

 

Wie sehen die Prognosen fuer Hannover also aus?

 

Ich denke, gut. Wenn es uns gelingt, hier einen Low-Cost-Carrier anzusiedeln,

koennten mit einer einzigen Maschine pro Jahr bei drei Umlaeufen taeglich rund

200.000 Passagiere hinzugewonnen werden, 100.000, die reinkommen und

entsprechend viele, die abfliegen. Zu einem Vertragsabschluss koennte es aber

fruehestens im vierten Quartal kommen. Wichtig ist, dass der Abschluss fuer uns

wirtschaftlich vertretbar ist.

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