mart Geschrieben 27. September 2002 Melden Geschrieben 27. September 2002 Freitag, 27.09.02 FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Einstieg etablierter Fluggesellschaften in den deutschen Billigflugmarkt ist nach Ansicht des Chefs des britischen Billigfliegers easyJet , Ray Webster, zum Scheitern verurteilt. Derzeit bezeichneten sich viele Gesellschaften als so genannte Low-Cost-Airlines, die aber ohne das richtige Geschäftsmodell nicht überleben dürften, sagte Webster in einem Gespräch mit der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX in Frankfurt. "Man kann nicht Low-Cost-Airline sein, aber hohe Kosten haben." Europas Billigflugmarkt werde klar von der britischen easyJet und der irischen Ryanair dominiert, sagte der eaysJet-Chef. In Deutschland hatten jüngst mehrere Fluglinien und Anbieter angekündigt, ebenfalls in dem Niedrigpreissegment mitmischen zu wollen. Dazu gehören die Lufthansa-Beteiligung Eurowings mit ihrer Tochter Germanwings und der Touristikkonzern TUI mit Hapag-Lloyd Express. "Sie pinseln 'ABC-Airlines.com' auf die Flugzeuge und sagen, wir bieten jetzt Billigtarife - aber das ist nicht Low-Cost", sagte der easyJet-Chef. Jede traditionelle Fluglinie, die auch eine Billig-Airline betreiben wolle, werde wahrscheinlich scheitern - gleichgültig ob Linie oder Charter. "Der Markt ist seit den 60-er Jahren dereguliert. Seitdem hat es keine Airline geschafft, eine etablierte und eine Billigfluglinie gleichzeitig zu betreiben." 'MODELL NIEDRIGE PREISE-HOHE KOSTEN' Bestes Beispiel sei British Airways (BA) , die mit ihrer früheren Billig-Tochter Go auf die Nase gefallen sei. EasyJet hatte Go vor kurzem übernommen. BA habe die Tochter nicht kontrollieren können, sagte Webster. "Wenn eine etablierte Fluglinie ins Low-Cost-Segment einsteigen will, müsste sie alles aufgeben, was sie heute macht." Mit Blick auf das neue Tarifsystem der Lufthansa - mit Tickets ab 88 Euro bei Internetbuchung - sagte der easyJet-Chef: "Es ist das Modell 'Niedrige Preise, hohe Kosten'". AUS DEUTSCHE BA SOLL BILLIGFLIEGER WERDEN Bei der geplanten Übernahme der Deutsche BA werde easyJet wahrscheinlich den möglichen Zeitrahmen voll ausschöpfen, um die Risiken der Umwandlung des bislang zweitgrößten deutschen Linienfliegers in eine Billig-Airline zu prüfen. Die Briten haben eine Option auf den Kauf der Deutschen BA bis zum 30. April 2003, die aber bis Anfang August verlängert werden kann. Stellenstreichungen bei dem deutschen Unternehmen seien nicht geplant, sagte Webster. Knackpunkte bislang seien etwa die Entwicklung des deutschen Marktes sowie die Frage, ob sich die deutsche Belegschaft an das Geschäftsmodell und die Unternehmenskultur der Briten gewöhne. Es gebe zwar auch die Möglichkeit, dass easyJet noch aussteigen könne. "Aber das ist unwahrscheinlich. Wir sind zuversichtlich." Es werde voraussichtlich zwei bis drei Jahre dauern, bis aus der Deutschen BA endgültig eine Billigfluglinie geworden sei, sagte Webster.
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