mart Geschrieben 19. März 2002 Melden Geschrieben 19. März 2002 Die Dortmunder Regionalfluggesellschaft Eurowings hat im vergangenen Jahr trotz der Branchenkrise bei Passagierzahlen und Umsatz deutlich zugelegt. Das Unternehmen hat nach Angaben ihres Vorstandsvorsitzenden Friedrich-Wilhelm Weitholz aber "nichts verdient". Weitholz bezeichnete im Gespräch mit der FTD das Geschäftsjahr trotzdem als unter den Umständen sehr erfolgreich, da die Integration in das Lufthansa-Netz vollzogen worden sei. "Ohne die Lufthansa wären wir im vergangenen Jahr vor dem Aus gestanden", sagt Weitholz. Eurowings steht allerdings vor schwierigen Monaten. Nach den Tarifabschlüssen bei Lufthansa und Lufthansa Cityline wollen die Besatzungen der Regionalfluglinie nachlegen, der bislang gültige Tarifvertrag ist bereits abgelaufen. Steigerungen wie beim Anteilseigner würden Eurowings existenziell gefährden, so sagen Insider und berichten von einer gefährlichen Erwartungshaltung der Crews. Die Fluggesellschaft möchte ihre Kostenvorteile gegenüber Lufthansa Cityline erhalten. Die Vereinigung Cockpit (VC) hat bei den ersten Vorverhandlungen noch keine konkreten Forderungen gestellt. Die Lufthansa hat sich Anfang des vergangenen Jahres mit 24,9 Prozent an Eurowings beteiligt und hält eine Option auf bis zu 49 Prozent. Lage nach Terroranschlägen wieder entspannt Die Fluglinie steigerte im vergangenen Jahr den Umsatz um 50 Mio. auf rund 450 Mio. Euro und beförderte elf Prozent mehr Passagiere. "Wir hätten aber 20 Prozent mehr Passagiere haben müssen", so Weitholz. Denn durch den Flottenausbau habe Eurowings die Kapazität um 20 Prozent erhöht. Die Umstellung des Streckennetzes, die neuen Flugzeuge und gestiegene Kosten für Sicherheit hätten gravierende Auswirkungen auf das Ergebnis gehabt. Nach den Anschlägen vom 11. September sanken die Passagierzahlen innerhalb von Deutschland abrupt um 20 Prozent und auf den Europastrecken um zehn Prozent. Seither hat sich die Lage aber wieder deutlich entspannt. Eurowings hat sieben neue Flugzeuge vom Typ Canadair CRJ-200 in Betrieb genommen und will die Flotte im laufenden Jahr weiter ausbauen. "Wir würden gerne die (Fairchild Dornier) 728 fliegen", so Weitholz, die das Segment der Flugzeuge mit 70 Sitzen abdecken würde. Wenn Fairchild Dornier aber die Rettung nicht mehr schaffe, werde Eurowings voraussichtlich die Leasingverträge für die Maschinen vom Typ BAe-146 verlängern. Angst vor Billigfliegern Eine Gefahr sieht Weitholz im Aufkommen der Billigfluggesellschaften. "Wir schauen mit Sorge auf die Entwicklung", so der Eurowings-Chef. Es sei noch nicht absehbar, welches Wachstum sie wirklich zustande brächten. Allerdings seien sie für Fluggesellschaften wie Eurowings eine Bedrohung, weil sie sich auf dezentralen Verbindungen spezialisiert hätten - genau das Segment, in dem die Regionalfluggesellschaften ebenfalls ihre Nische finden. Laut Weitholz ist es nicht ausgeschlossen, dass eine Billigfluglinie auch am Heimatflughafen von Eurowings in Dortmund auftritt. Dort stagniere derzeit das Passagieraufkommen bei rund 1,2 Millionen im Jahr, obwohl Eurowings als Markt drei bis vier Millionen Fluggäste identifiziert hat. In Dortmund wurde erst im vergangenen Jahr ein neues Terminal eröffnet. Dennoch hat die Fluggesellschaft Verbindungen unter anderem nach Kopenhagen, Mailand und Wien wieder eingestellt, nachdem sie 2001 im Rahmen der Lufthansa-Kooperation eingeführt worden waren. Neben den so genannten Pionier-Strecken - neu aufgenommene Verbindungen - ist Eurowings im großen Stil auch für die Lufthansa in Märkten eingesprungen, die sich mit den größeren Flugzeugen nicht mehr profitabel betreiben ließen. Deswegen habe die Regionallinie zwei Maschinen in Düsseldorf fest stationiert, um Flüge nach Großbritannien zu übernehmen. Eurowings will im Sommer besonders im Chartergeschäft weiter wachsen. Das Unternehmen nimmt acht neue Ziele, vor allem im Mittelmeerraum, ins Programm. Trotz geringer Durchschnittserlöse (Yields) sei das Chartergeschäft profitabel.
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