Zum Inhalt springen
airliners.de

Reisebericht Condor DE1494 HAJ-SPC am 03.06.19


Easyflyer75

Empfohlene Beiträge

Nachdem sich der Flugversuch am 27.05. als Griff in den Nachttopf erwiesen hatte, war ich gezwungen, für den nächstmöglichen wöchentlichen Flug komplett neu zu buchen. Da ich nur One-Way gebucht hatte, hielt sich der finanzielle Verlust in ertragbaren Grenzen.

Also neuer Versuch am 03.06.19 in gleicher Besetzung, d.h. die beste Ehefrau von allen, meine Wenigkeit und die andalusische Drahthaardogge Lola. Nur der Fahrer samt Fahrzeug hatte gewechselt.

Die für 08:00 Uhr angesetzte Abfahrt von Hamburg verlegten wir kurzfristig auf 07:30 Uhr vor - just to be on the safe side. Pünktlich ging es dann los mit viel Bang im Herzen. Viele Worte brauche ich über die Fahrt nicht zu verlieren. Um 09:30 Uhr trafen wir am Terminal B in Langenhagen ein - volle 4 Stunden vor dem angesetzten Abflugtermin. Dieser hatte sich aber zu diesem Zeitpunkt schon auf 14:00 verzögert. Dank der vorteilhaften Parkmöglichkeiten direkt vor dem Terminaleingang bzw. praktisch vor dem Check-In Counter und unserem Buchungsstatus „ Premium Economy“ waren wir 10 Minuten nach Ausladen aus dem Auto unser Gepäck los und im Besitz der Bordkarten. Während des Abschieds-Kaffees mit unserem Freund/Fahrer notierte ich so aus den Augenwinkeln heraus ein stetiges Anwachsen der Passagier-Schlangen vor den Check In - Schaltern. Maß dem aber keine große Bedeutung bei, nach dem Motto „Ich bin durch, was juckt's mich ...“. Irgendwann kam dann mal die Ansage daß es wohl Probleme mit dem Check In oder der Gepäckbeförderungsanlage geben solle, und so derzeit nichts „ginge“. Daraufhin entschieden wir uns zur sofortigen Absolvierung des Sicherheitschecks durch die Fast Lane (ging wirklich schnell). Das war um 10:45 Uhr, zwei Stunden vor der lt. Bordkarte Gate Deadline von 12:45 Uhr. Dann erst mal Wasser für die andalusische Drahthaardogge gekauft, Wasser was man vor der Sicherheitskontrolle in noch jungfräulichen Zustand in die Tonne geworfen hatte. Dann eben gewartet, mit dem Hund auf und ab gegangen, aus dem Fenster sehnsüchtig nach dem Flieger Ausschau gehalten, der dann ja irgendwann mal aus Lamezia Terme einfliegen sollte. Gewitterwolken überzogen den Himmel, es hatte schon nach dem Check-In bei einer Zigarette verdächtig nach Ozon gerochen. Dann, um 13:13 landete endlich der Airbus A321 mit Kennung YL-LDA der SmartLynx Airlines, in Riga beheimatet und im Wet-Lease für Condor unterwegs.

Soweit vom Gate aus ersichtlich, war das Fluggerät in optisch einwandfreiem Zustand und erstrahlte in frischem Condor Livery.

Nach dem Andocken und Öffnen der Türen und Luken erfolgte erst mal das Übliche: Aussteigen, Ent- und Beladen, Auftanken, Reinigen der Kabine und Crewwechsel. Bei einer Sitzplatzkapazität von 220 Passagieren dauert dies natürlich seine Zeit und mir war klar daß der 14:00 Uhr - Abflugtermin weiter nach hinten verschoben werden mußte. Irgendwann einmal wurde dann zum Boarding aufgerufen (hatte mittlerweile kein großes Zeitgefühl mehr) und als Premium - Passagiere hatten wir das Ersteinstiegsrecht. Zur Reihe 6 waren es nur ein paar Meter und schnell war das Handgepäck verstaut und wir in unseren Sitzen etabliert. Natürlich dauerte es wieder eine Weile bis alle Passagieren an Bord waren und sich bis in die hinterste Sitzreihe durchgekämpft hatten. Als alle dann in ihren Sitzen verstaut und angeschnallt waren meldete sich der Kapitän mit folgenden Worten: „Eigentlich wären wir jetzt startbereit, aber wegen der heraufziehenden Schlechtwetterfront wurde der Flughafen eben geschlossen. Der Abflug verzögert in deshalb auf derzeit unbestimmte Zeit“. Dann begann es heftig zu regnen, mehr konnte man allerdings von der Kabine aus nicht erkennen. Irgendwann mal wieder der Kapitän: „Der Flughafen ist wieder offen, allerdings müssen wir nun auf die Flugfreigabe durch die zuständige Aufsichtsbehörde in Brüssel warten“. Nach einer gefühlten Ewigkeit dann „Seitens des Bodenabfertigers wurde ein Gepäckstück in unsere Maschine verladen das für einen anderen Flug bestimmt ist. Deshalb muß leider der vordere Frachtraum wieder geöffnet, das Gepäck (teil)entladen, das falsche Gepäck entnommen und der Frachtraum wieder beladen werden. Ein Abflug mit dem falschen Gepäck ist nach internationaler Konvention leider nicht statthaft“. Irgendwann war auch dieser Vorgang abgeschlossen und wir erneut startklar (hatte zwischenzeitlich das Zeitgefühl vollends verloren). Wenn nicht Brüssel gewesen wäre ! Aber auch der längste Behördenakt kommt mal zum Ende und gegen 15:30 Uhr ging es endlich weg vom Gate in Richtung Startbahn. Um 15:39 waren wir dann endlich in der Luft !

 Die Kabine machte einen ordentlichen, aufgeräumten Eindruck. Die Sitze waren nicht durchgesessen, alles funktionierte - soweit betätigt oder ausprobiert. Der Sitzabstand wäre für Kurzstrecken erträglich gewesen, aber bei weit über 5 Stunden Verweildauer war das schon grenzwertig. Wegen unserer mitreisenden andalusischen Drahthaardogge waren XL Sitze nicht möglich gewesen. Auch deshalb Premium Economy gebucht gehabt. Der Sitzabstand ist zwar nicht größer, aber dafür mit freien Mittelplatz, was zumindest beim Essen etwas mehr Ellenbogenfreiheit gestattete. Bordunterhaltung gab es nicht, also auch keine Informationen über den Flugverlauf. Aber all dies war vorher auf der Condor Homepage einsehbar und somit keine Enttäuschung. Das Kabinenpersonal sprach nur englisch (neben ihrem lokalen Dialekt), was uns wiederum nur die Hälfte ausmachte. Der Kapitän sprach fließend Deutsch, wohl deswegen, weil er dem Vernehmen nach Hamburger war. Die Stewardessen waren äußerst freundlich (nicht nur nett) und aufmerksam und ließen schon mal Fünfe gerade sein. Nach dem Start wurden erst mal Getränke serviert. Für mich ein Carlsberg in homöopathischer Menge. Nicht gerade mein Lieblingsbier, aber man war ja im Flieger und nicht in einem fränkischen Landgasthaus. Die im Ticketpreis inbegriffenen und vorbestellen Menüs (Rinderbraten bzw., Schnitzel Wiener Art) erwiesen sich als überraschend lecker. Danach gab es Kaffee, dann nochmals Getränke (Tomatensaft und Sekt).

Nach dem Essen holten wir unsere Begleiterin aus ihrem unter dem Mittelsitz geparkten Behältnis rauf auf unseren Mittelsitz, natürlich auf ihrer Decke. Nur als kurzzeitige Maßnahme zur Hundeerholung gedacht, erwarteten wir die umgehende Zurechtweisung der Gesamtheit des Kabinenpersonals einschließlich Androhung schärfster Konsequenzen seitens des Capitano. Aber weit gefehlt, das Personal muß wohl der Liga der Tier- und speziell der Hundefreunde angehörig gewesen sein. Freundliches Nicken, ein paar Streicheleinheiten und nach dem Abräumen setzte sich eine Stewardeß - nicht aus Lettland wie man vermuten mochte, sondern aus Tschechien - gar zu uns und es entwickelte sich ein erfrischendes Gespräch über Hunde und diversen anderen, im Brennpunkt stehenden Themen. Muß dazu erwähnen daß Lola eine erfahrene Fliegerin ist und in keinem anderen Verkehrsmittel so ruhig und entspannt ist als im Flugzeug.

Jeder Flug endet mal mit der Landung (runter sind sie bis dato alle gekommen). Es kam das Voravis auf das in 10 Minuten bevorstehende Verlassen der Reiseflughöhe, mit der Aufforderung, sich bis dahin auf die Plätze zu begeben und die Sitzgurte anzulegen. Setzte mich schnell noch in den Fensterplatz der Sitzreihe vor uns (war den ganzen Flug über unbesetzt). So konnten wir beide den Landeanflug vom Fenster aus verfolgen. Nach 10 Minuten kam die Information vom Piloten über das nun stattfindende Einleiten des Sinkfluges. Selbiger mußte wohl so sanft stattgefunden haben daß ich nichts davon wahrgenommen habe (was bei mir ja nun nicht viel zu bedeuten hat). Wir flogen munter weiter, in der Erwartung, daß sich uns bald der erhabene Anblick des Pico Teide auf der linken Seite eröffnen würde. Aber nichts dergleichen. Die Sicht war irgendwie anders als sonst, vielleicht wegen des Calima und der bereits tief stehenden Sonne. Dann kam eine Rechtskurve und ich hatte das Gefühl, daß die Maschine sich überhaupt nicht vorwärts bewegte weil eine Wolke einfach nicht aus dem Fenster verschwinden wollte. Dann kam etwas ins Fenster was man als „La Palma“ diagnostizieren konnte und in mir der Gedanke erweckt wurde, daß der Pilot langsam den Vogel steil nach unten drücken müßte. Nochmals eine Rechtskurve mit Kurs auf Nord, wie üblich kam backbords die Steilküste in erschreckende Nähe. Die Sinkrate war gefühlsmäßig eher moderat. Dann plötzlich heulten die Triebwerke auf und der Vogel zog steil nach oben und nach rechts (Steuerbord in der Fachsprache). Auf gut Deutsch: Abbruch des Landeanfluges Durchstarten und Platzrunde mit erneutem Landeversuch.

Mein Gefühl im Hinterkopf, daß etwas nicht ganz in Ordnung sein könnte, hatte mir recht gegeben.

Der Kapitän erklärte den Vorgang als Sicherheitsmaßnahme wegen widriger Windverhältnisse (der berüchtigte Scherwind) und kündigte einen weiteren Versuch an. Gedanklich sah ich uns dann schon auf Teneriffa oder Gran Canaria landen. Aber der erneute Versuch war von Erfolg gekrönt mit gefühlter höherer Landegeschwindigkeit als sonst und folglich der Aktivierung sämtlicher Bremsmöglichkeiten nach dem punktgenauen Aufsetzen. Alles war gut und wir rollten gemächlich zum Terminal. Die beste Ehefrau - ausweislich eine gebürtige Palmerita und daher mit einschlägiger Landeerfahrung auf der Insel ausgestattet - bemerkte gleich nach dem Durchstarten trocken: „der war zu hoch“.

Nun waren wir gut gelandet (kind of) und mußten nur noch ankommen …

Das „auf die Tragfläche rausgehen während des Fluges wg. Gassi für Hund oder Rauchen“ ist ja wegen der fehlenden dortigen Sicherheitseinrichtungen und aus gesundheitlichen Gründen streng untersagt. Früher muß dies einmal möglich gewesen sein, zumindest lt. American Airlines, aber das ist eine andere Geschichte und gehört nicht hierher.

Also, nach dem Andocken und Türöffnen waren wir wegen unserer niedrigen Sitzreihen-Nummer so ziemlich am dransten. War auch gut so, denn Lola (der aufmerksame Leser wird sich erinnern – unsere andalusische Drahthaardogge) war seit nunmehr ungefähr 7 Stunden nicht mehr „Gassi“ und ich hatte ebenso lange keine Kippe mehr im Maul. Entsprechend pressant waren unsere Schritte hin zur Gepäckausgabe und dem erlösenden Ausgang.

Lola hat es leider nicht ganz geschafft, beim Eintritt in die Gepäckausgabehalle entlud sich ihre kleine Blase, und wir mußten dann erst mal alle verfügbaren Papiertaschentücher aus unseren Taschen hervorkramen, um damit das Schlimmste aufzuwischen und zu entsorgen. Gottseidank war unser Gepäck dann recht zügig auf dem Ausgabeförderband. Für den Statistiker: 10 – 15 Minuten Wartezeit. Ob das mal reines Glück war oder doch etwas mit dem Priority Service zu tun hatte ? Unsere Packerl waren diesmal mit einem roten Bläbberla versehen, als Zeichen des Premium – Status. Vor 2 Jahren hatte ich den Priority Status extra dazu gebucht – und nix war's mit bevorzugter Gepäckempfangsnahme.

Alle unsere 6 Packerl auf eines der dafür vorgesehene Transportmittel und nix wie raus in die Ankunftshalle und weiter durch die Drehtür auf die Gass'. Die Kippe war 'eh schon beim Durchschreiten der vollautomatischen Tür in meiner Goschn, nur noch das Feuerzeug an geschmissen - ein tiefer Zug, und dann war ich für mich persönlich endlich angekommen !

Die weiteren Ereignisse verschleiern sich mir hinter dichten Nebel. Einem on-dit zufolge irgendwie mit dem Gepäckkarren durch die viel zu enge Fahrstuhltür gerammt, runter auf S2, 2x rechts- und einmal links rum, hin um Autovermieter meines Vertrauens (gottseidank keine Warteschlange), lässig unsere beiden Fahrbefähigungsnachweise und meine Kreditkarte auf die Theke geknallt und mit ein paar genialisch hingeworfenen Federstrichen den Mietkontrakt abgeschlossen. Ein paar Schritte hin zur Coche de Aquilar, Gepäck und Hund rein und die 5,5 Serpentinen-Kilometer und 260 Höhenmeter hinter uns gebracht. Gepäck raus, Haustüre aufgeschlossen, Gepäck rein, Haus und Hof kurz in Augenschein genommen, wieder rein ins Auto, runter nach Los Cancajos zu unserem Stammlokal (wo man uns freudig willkommen hieß), ein lüttes Nachtmahl eingenommen unter Einweisung von 2 gepflegten frisch eingeschenkten Halben für mich und 2 Portionen Huhn für den Hund, dann wieder hoch nach Hause, Auspacken der lebenswichtigen Utensilien, Maul raus pinseln und ziemlich genau um Mitternacht in die Buntkarierten gesunken mit der gegenseitigen Bekundung, daß wir ja um 08:00 Uhr durch das leichte Brummen der abfliegenden und ankommenden Heuwender geweckt werden würden. Aber am Arsch die Räuber (man möge mir mein Französisch verzeihen): um 06:00 Uhr waren wir hellwach und konnten nicht mehr einschlafen.

Resümee: die Reise haben wir trotz aller Widrigkeiten mit Anstand, Würde und Gelassenheit hinter uns gebracht.

Kleine Schlußbemerkung zum Flug als solches: mit Condor hatte die Reise nur mit der Buchung, der Flugnummer und Flugzeuglackierung und dem Bordmagazin zu tun. Auch gab es den üblichen Prospekt „Bordverkauf“, aber selbiger wurde nicht durchgeführt. Womit wir durchaus leben konnten. Von der Verkettung der Ereignisse abgesehen, für das die Airline nun wirklich nicht verantwortlich gemacht werden konnte, war es ein ganz normaler, ordentlicher Flug ohne Meckergrund, wie es der gemeine Passagier erwarten durfte.

 

p.s.: Hatte diesen Artikel nach Erstellen 2019 bereits an anderer Stelle und unter anderem Pseudonym im Netz eingestellt. Dies ist eine leicht redigierte und von Rechtschreibfehlern bereinigte Version.

 

Bearbeitet von Easyflyer75
Rechtschreibkorrektur
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...