Reisebericht 3 Kontinente 6 Länder Sommer 1977 (3)

[Easyflyer75]

Zunächst ging die Fahrt fast schnurgerade Richtung Süden. Irgendwo in den Ausläufern der Rockies machten wir dann an einem Campground für unsere erste Nacht Station. Gleich die erste Blamage als Greenhorns beim Versuch, den Grill zu entzünden. Ich war bis dahin immer nur Zuschauer bei derartigen Anlässen gewesen, und bei unseren gemeinsamen Picknicks in den Berge oder Wüsten nahe Teherans hat auch der männliche Teil meiner Reisegruppe nie selbst Hand angelegt. So dauerte es eine Zeit und ein Stern-Magazin als Zünder bis das Ding brannte und die Glut bereit für die Steaks waren. Alles sehr zur offensichtlichen Belustigung des Campingnachbarn, dem Hilfestellung eher fremd war. Aber wir hatten unsere Lektion gelernt und während der weiteren bevorstehenden Tour haben wir das Anwerfen des Grills gut hingekriegt. Am nächsten Tag ging des dann richtig rein in die Rockies. Crowsnest Park, Fort Steele, Lake Windermere, Radium Hot Springs, Golden, Rogers Pass und Revelstoke seien da mal als Waypoints aufgeführt. Über Lake Okanagan arbeiteten wir uns Richtung Vancouver, teilweise hart an der Grenze zu den USA entlang. Bei unserer Reiseplanung in Teheran hatten wir auch einen Abstecher nach Seattle in Erwägung gezogen, zwecks möglicher Besichtigung von Boeing. Dazu hätten wir allerdings ein Visum benötigt, einzuholen in der amerikanischen Botschaft in Teheran (ja, genau die 2 Jahre später …). Aber für die Iraner waren die USA damals schon und auch nach 1979 noch das Land der Träume und Erfüllung, und entsprechend lang waren die Warteschlangen in und vor der Botschaft. Vancouver - damals lange nicht so bekannt und berühmt wie heute - erwies sich als mehr als lohnendes Ziel. Nach Besuch der sehenswürdigen Stätten (die Aufzählung erspare ich mir hier) setzten wir mit der Fähre über nach Vancouver Island und steuerten die schmucke Hauptstadt Victoria an. Unser Spaziergang führte uns auch zu Hafen und dort machte uns ein Reklameschild auf die Möglichkeit eines Rundfluges per Wasserflugzeug aufmerksam. Can$ 10 pro Person für 30 Minuten, damals für den europäischen Touristen eher viel Geld, aber was kostet das Leben und zur Hölle mit der Pfennigfuchserei. Also gingen wir den Landungssteg entlang bis zur einmotorigen DHC Beaver. Der Pilot sah uns kommen, meinte dann zu unserer Konsternierung „oh those bloody tourist“ und hatte schon Lappen und Fensterreiniger in der Hand und polierte die Panoramafenster glasklar. Auf Nachfrage des Piloten, wer denn der ängstlichste Teil unserer Dreiergruppe wäre, hob der weibliche Teil zaghaft die Hand und wurde vom Piloten mit dem Sitz neben ihm belohnt. Was dann folgte war ein unvergeßlicher Rundflug über Victoria und angrenzende Teile der Insel. Habe mit meiner Braun Nizo wie wild gefilmt, soweit das mit den damaligen 3-Minuten-Kassetten eben möglich war. Nach dem leider viel zu kurzen Flug waren wir erst mal in einer Art Hochgefühl. Eine Beaver sollte ich in natura erst ab 2002 wieder sehen. In Hamburg absolvierte ein gleiches Exemplar auf der Elbe direkt vor meinem Schreibtisch in den Sommermonaten bei entsprechenden Witterungsverhältnissen Starts und Landungen zu Touristenrundflügen. Liebäugelte selbst mit einem Rundflug, aber für einen Ticketpreis von € 80 war ich dann doch zu knickrig. Mehrfach machte sich meine Familie erbötig, mir zu Vater- oder Geburtstag den Preis dafür zu erlegen. Aber ich lehnte immer dankend ab, mit dem Hinweis, wenn, dann alle Vier.

Nach diesem Flug ging es ein Stück die Küste hoch bis Qualicum Beach und am nächsten Tag wieder zurück nach Vancouver.

 

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