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airliners.de

Reisebericht 3 Kontinente 6 Länder Sommer 1977 (4)


Easyflyer75

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Zurück in Vancouver steuerten wir den Grouse Mountain an, d.h. die Talstation der auf den Gipfel führende Seilbahn. Oben angekommen erblickten wir einen Helipad und darauf das, was man auf einer derartigen Vorrichtung erwarten durfte, nämlich einen Helikopter. Marke Bell des Typs mit Plexiglaskabine und Platz für den Piloten und 2 Passagiere. Ältere Leser mögen sich aus der TV-Serie „M.A.S.H.“ aus den 60ern daran erinnern. Der Reklame war zu entnehmen dass das Fluggeräte interessierten Besuchern für kurze Rundflüge zur Verfügung stehen würde und dass die Charterrate Can$ 15 pro Person betragen würde. Nach dem betörenden Erlebnis im Wasserflugzeug tags zuvor war die Sache eigentlich klar. Der weibliche Teil der Reisegruppe stellte gleich kategorisch fest das sie da nicht einsteigen würde. Das ersparte uns die Diskussion über die Besetzung der zwei verfügbaren Plätze. Nur stand der Heli ziemlich verlassen auf dem Holzpodest, weit und breit kein Personal sichtbar und auch keine Hinweise auf Öffnungs- und Flugzeiten. Also hielten wir erst mal ad hoc Kriegsrat über die weitere Vorgehensweise. Nach ein paar wenigen Minuten kam von der Bergstation hoch eine vierschrötige Mannsperson, rothaarig und -bärtig, in Shorts und T-Shirt gewandet und mit Aktenkoffer bewaffnet. Ich, als einziges Mitglied der Gruppe das schon mal im englischsprachigen Ausland gearbeitet und gelebt hatte, wurde mit der Informationseinholung beauftragt: Excuse me, Sir. We are looking for the pilot. Would you possibly know where he could be found ? Antwort: I am the pilot. Der Chartervertrag wurde dann blitzschnell auf mündlicher Basis geschlossen und die fälligen Beträge in bar entrichtet. Wir wurden aufgefordert, schon mal einzusteigen und uns anzuschnallen, aber unter Androhung der Todesstrafe nichts zu berühren oder mit Knöpfen zu spielen. Nach einem Rundgang um den Heli zur visuellen Inspektion gesellte sich der Pilot dann zu uns in die Kabine. Begann an allen verfügbaren Drehern, Reglern, Schaltern und Knöpfen rum zuspielen und die Vielzahl der Anzeigeninstrumente und Skalen in Augenschein zu nehmen. Das Triebwerk erwachte zum Leben, Haupt- und Heckrotoren begannen langsam mit ihren Drehungen, immer schneller werdend. Als nach Meinung des Piloten und der entsprechenden Anzeige in Panel die notwendige Betriebstemperatur für alle Systeme erreicht war, noch ein kurzer Rundumblick zwecks Sicherstellung des unbehinderten Abhebens, dann hob der Heli ab und der ca. 10minütige Flug um, über und durch die Bergwelt begann. So u.a. durch ein Tal, in dem der unbedarfte Passagier befürchten musste dass der Rotor gleich die Baumwipfel links und rechts neben des Kurses abrasieren würde. Wir beide mit unseren Super 8 - Kameras wild filmend und so die atemberaubende Landschaft (leider) mehr durch den Sucher als mit eigenen Augen sehend. Leider war auch dieser Rundflug viel zu kurz, und damals mein erster Helikopterflug und bis heute mein einziger. Und die Can$ 15 hatten sich mehr als gelohnt.

Dann gebot unser zeitlicher Rahmen die Weiterfahrt Richtung Norden. Bis Vancouver waren wir durch die „Zivilisation“, d.h. relativ dicht besiedelte Gegenden gefahren. Die bisherigen Campingplätze waren ausnehmlich in privater Hand, dicht gestaffelt und mit allem Komfort ausgestattet. „Full Hook Up Facilities“ wies auf individuellen Strom- und Wasseranschluß und direkte Entsorgungsmöglichkeit für das Brauchwasser hin. Ob das auch für die Fäkalienentsorgung galt, haben wir nie ausprobiert, denn die chemische Toilette im Camper blieb den gesamten Trip über in jungfräulichen Zustand. Darüber hinaus standen anständige und gepflegte Sanitäranlagen bereit, Toiletten natürlich und Duschen mit Heißwasser (separate Duschkabinen und kein kommunaler/kollektiver Großduschraum, wir waren ja schließlich in Nordamerika). Auch Münzwaschmaschinen - und trockner standen bereit, und meist auch ein kleiner Supermarkt oder sogar ein Imbißwagen. Das alles war auf dem nun vor uns liegenden Strecke Geschichte. Je weiter wir Richtung Norden fuhren, desto weniger und kleiner wurden die Ortschaften, manchmal nur kleine „Trading Posts“ mit rudimentären Einkaufmöglichkeiten für durchreisende Touristen und oft auch namentlich mit „100 Mile House“ oder „150 Mile House“ benannt. Dafür wurde die Landschaft ursprünglicher, d.h. der sichtbare Einfluß des Menschen weniger, und auch die Anzahl der Touristen. Die Campingplätze unterstanden nun der Provinzregierung. In größeren Abständen angelegt, landschaftlich weitaus reizvoller gelegen als die vorherigen privaten und auch mit mehr Abstand zwischen den einzelnen Standplätzen. Neben den Übernachtungsgebühren waren auch die „Amenties“ in diesen Provincial Campgrounds“ niedriger als bei den „Private Grounds“. Waschräume und Duschen befanden sich rudimentären Blockhütten, selbstverständlich nur mit kalten Wasser. Und das Wasser ist in den Rockies selbst im Hochsommer sehr kalt). Die Toiletten bestanden auch aus roh gezimmerten Holzhütten mit offenen Holzsitz oder -bank und darunter einer abgrundtiefen Grube. Benutzer hatten sich mit manchen Kommentar oder Spruch auf der Innenwand verewigt: „Camping places are no fun, you can't turn round and see what you've done !“

 

Stay tuned for the final episode of „Canada“

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