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airliners.de

Endlich: Passagierentschädigungen in Europa


728JET

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hat ja lange genug gedauert... aus Spiegel Online:

 

Eine neue Verordnung der EU soll Airlines zwingen, Passagiere bei ausgefallenen Flügen großzügiger zu entschädigen. Billigflieger wie Ryanair und easyJet protestieren, befürchten Pleiten im Billigsektor - und drohen, ihre Ticketpreise erheblich zu erhöhen.

 

Brüssel/Straßburg - Europaweit bleiben pro Jahr 250.000 Passagiere am Boden sitzen oder müssen auf einen späteren Flug ausweichen. Das schätzt die EU-Kommissarin Loyola de Palacio, die in Brüssel für die Verkehrspolitik zuständig ist. Schuld sei die gängige Praxis der Airlines, Flugzeuge stark zu überbuchen - in der Hoffnung, dass nicht alle Passagiere tatsächlich beim Check-In erscheinen. Meistens geht die Rechung auf, aber eben nicht immer. Und die Zahl der betroffenen Passagiere, glaubt die Kommissarin, dürfte in Zukunft noch zunehmen.

 

Schon Anfang des Jahres hat die Kommissarin offiziell vorgeschlagen, die Bußgelder für Fluglinien zu erhöhen, um die Rechte der Fluggäste zu stärken. Seither betreiben Billigflieger wie Ryanair, Buzz, Virgin Express und easyJet intensive Lobby-Arbeit in Brüssel und Straßburg. Am Donnerstag nun lag der Verordnungsvorschlag in erster Lesung im Europäischen Parlament und wurde mehrheitlich angenommen. Jetzt müssen die einzelnen EU-Regierungen dem Entwurf zustimmen, damit die Parlamentarier ihn in zweiter Lesung definitiv beschließen können. Gültig werden könnte er schon im kommenden Jahr.

 

Angst vor dem Streik der Preisbewußten

 

Der Verordnungsentwurf sieht vor, dass Airlines künftig bei Nichtbeförderung auf Kurzstreckenflügen unter 1000 Kilometer 200 Euro Entschädigung zahlen müssen. Bei Flügen zwischen 1000 und 3500 Kilometer betrüge die Summe 400, bei Langstreckenflügen 600 Euro. Gegenüber einer bisherigen Regelung, die seit 1991 gilt, würde das empfohlene Minimal-Bußgeld für Nichtbeförderung wegen Überbuchung damit verdoppelt. Bei annulierten oder deutlich verspäteten Flügen müssen die Fluglinien bisher keine Entschädigungen zahlen. Künftig soll Passagieren bei verspäteten Flügen zudem das Recht auf eine Unterbringung im Hotel und auf eine warme Mahlzeit eingeräumt werden. Keine Entschädigung wird fällig, wenn höhere Gewalt für Verspätungen oder Ausfälle veranwortlich ist - dazu gehören schlechtes Wetter, Sicherheitsprobleme oder Streiks.

 

Die Association of European Airlines, in der die großen National-Carrier wie die Lufthansa organisiert sind, nannte die Initiative vernünftig. Discount-Airlines haben hingegen eine öffentliche Gegenoffensive begonnen, um die Bußgeld-Initiative noch weiter abzumildern. Ryanair-Sprecher Jim Callagan klagte im britischen "Guardian", die EU-Regel werde die Kostenbasis der Fluglinien deutlich erhöhen. Erhebliche Preissteigerungen seien dann unausweichlich. Die Discount-Flieger würden damit vermutlich jene Passagiere verlieren, die am stärksten auf den Preis achten.

 

EasyJet-Vorstand David Nichols sagte der BBC, Fluglinien würden entweder auf einen Teil ihrer Profite verzichten müssen - oder die Tarife anpassen. Manchen Billig-Airlines, malt Nichols schwarz, drohe auf Grund der höheren Kosten gar die Pleite. EasyJet und Konkurrenten fordern daher, dass die Entschädigungszahlung nicht pauschal festgesetzt werden, sondern sich am Ticketpreis ausrichten. Passagiere, deren Flug annulliert werde oder die wegen Überbuchung auf einen alternativen Flug ausweichen müssen, sollten ihren Ticketpreis plus fünfzig Prozent zurückerhalten.

 

"Pflichten grob missachtet"

 

Zumindest der britische EU-Parlamentarier Mark Watts, Mitglied der Labour-Partei, lässt sich von der Kritik der Billigheimer nicht beeindrucken. Watts im Londoner Radio: "Wer ein Billig-Ticket bucht, sollte nicht gezwungen werden, auf elementare Verbraucherrechte zu verzichten". Das Parlament wolle nur einen Missstand zu beheben, der seit Jahren bestehe. Bisher würden gerade die Discounter ihre vertraglichen Pflichten gegenüber den Passagieren grob missachten.

 

Immerhin, einen Teilerfolg haben die Airlines bereits erzielt. Der ursprüngliche Entwurf der EU-Kommission sah vor, Fluggäste, die am Boden bleiben müssen, mit bis zu 1500 Euro zu entschädigen. Das ging den Parlamentariern zu weit - die Lage der Fluggesellschaften sei angespannt genug.

 

Gruß

728JET

http://fly.to/rorders

Geschrieben

Wieso sollen Leute, deren Ticket wahrscheinleich 500€+ bei LH und BA gekostet hat, genau die Entschädigung bekommen, die Leute mit Ticket 10€+ bekommen sollen?

Sind wir bei Lotto? Für 10€ Einsatz 200€ Gewinn?

Geschrieben

Regelungen wie "Für gestrichene [...] Flüge [...] werden keine Rückvergütungen oder Gutschriften gewährt" sind natürlich eigentlich für keinen Pax hinnehmbar. Wenn ein Flug zu gering ausgelastet ist (und daher mehr Geld kostet als man einnimmt), könnte man als LCC auf die Idee kommen, einfach den Flug zu streichen und sich die Einnahmen ohne Gegenleistung einzustecken. Und das Pax könnte man nichts dagegen unternehmen.

Geschrieben

Aber bist Du schonmal bei der Bahn trotz Reservierung wegen Überbuchung nicht mitbekommen?? Wohl eher nicht...

Darüberhinaus ist zu beachten, daß die Verordnung nichts neues ist!! Es ist nur eine Heraufsetzung der Prämien der existierenden Verordnung!

Geschrieben

Naja, wie mans nimmt. Bisher war das Buchungssystem der Bahn ja nicht mit der Luftfahrt zu vergleichen. Aber ich hatte beispielsweise trotz Sitzplatzreservierung im ICE den "gebuchten" Anschlußzug wegen Verspätung des Zubringer-ICE's versäumt. Wäre meiner Meinung nach durchaus vergleichbar.

 

Und nun, mit dem neuen Buchungssystem ist eine absolute Vergleichbarkeit zur Luftfahrt gegeben.

Robert

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