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airliners.de

Artikel über die LBC-Erweiterung


ChrischMue

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Ich dachte immer, um Bürgermeister zu werden, muß man was im Kopf haben...

Glaub der wirklich, dass sie paar Leute, die wegziehen könnten mehr Steuern zahlen, als die Unternehmen, die sich am Airport ansiedeln würden???

 

Hier der Artikel dazu:

 

Grönaus Paragrafen-Offensive gegen Fluglärm

 

Von Jürgen Adamek, LN

 

Gross Grönau - Mehr als 1000 Bürger aus Groß Grönau und den Nachbardörfern

haben Einwände im Planfeststellungsverfahren für die Erweiterung des

Lübecker Flughafens erhoben. Die Gemeinde selbst hat ein besonders dickes

Paket geschnürt. Sie will den Flughafen nicht still legen, sondern seine

Erweiterung verhindern und dem Flugbetrieb Grenzen setzen.

 

Drei Ziele verfolgt Bürgermeister Hans-Georg Weißkichel in erster Linie: Er

will Nachtflüge verhindern, Schadenersatz für sinkende Steuereinnahmen

durch Wegzug von Bürgern erreichen und er will durchsetzen, dass dem

Planfeststellungsverfahren ein Raumordnungsverfahren vorgeschaltet wird.

Mit ihm soll in einem viel größeren Rahmen geprüft werden, ob der Flughafen

volkswirtschaftlich überhaupt sinnvoll ist.

 

Geschnürt und mit den richtigen Paragrafen versehen hat das Einspruchspaket

im Auftrag des Amtes Ratzeburg Land, der Gemeinden Groß Grönau und Groß

Sarau der frühere Möllner Bürgermeister und jetzige Fachanwalt für

Verwaltungsrecht, Joachim H. Dörfler. Damit die Gemeinde überhaupt

Einspruch einlegen kann, müssen ihre Rechte verletzt worden sein. Dass die

Planungshoheit Grönaus verletzt wird, weil große Teile unter einem

unzumutbaren Lärmteppich liegen, steht für Dörfler außer Frage. Zusätzlich,

und das ist eine neue Konstruktion, für die es noch keine Rechtsprechung

gibt, sieht er auch ihre Finanzhoheit bedroht. Weißkichel: "Stellen Sie

sich vor, wenn hier nachts alle Flugzeuge wegen des Hamburger

Nachflugverbots landen. Uns ziehen scharenweise die Leute weg, wir

verlieren Steuereinnahmen. Wir haben hier eine große Seniorenresidenz mit

100 Arbeitsplätzen geplant. Wenn der Flughafen boomt, wird kein Mensch da

einziehen wollen." Für den Bürgermeister liegt die Entwicklung auf der

Hand: "Lübeck macht jetzt seine Tochter schön, damit sie möglichst teuer

verkauft werden kann", lästert er.

 

Die Flughafen GmbH ist ja eine hundertprozentige Tochter der Hansestadt.

Als Käufer im Gespräch ist der Hamburger Flughafen, und der, so fürchtet

Weißkichel, würde dann alle Nachtflüge und den lukrativen Nacht-Fracht-

Verkehr über Lübeck Blankensee abwickeln, weil in Hamburg nach 23 Uhr kein

Jet mehr landen darf. "Nachtflüge", so der Bürgermeister, "rentieren sich

nur, wenn viele Maschinen starten und landen. Wegen einer Maschine kann ja

nicht das ganze Personal vorgehalten werden." Schön, also ausgebaut und mit

allen nötigen Betriebsgenehmigungen versehen, soll die Tochter sein, wenn

die Autobahn fertig ist. Solange man den Flughafen nur über Flickenstraßen

und Tempo-30-Zonen erreichen kann, machen mehr Starts und Landungen ohnehin

keinen Sinn. Doch diese Rechnung des Flughafenbetreibers dürfte nicht

aufgehen, meint Dörfler: "Der Planfeststellungsbeschluss wird nicht mehr in

diesem Herbst ergehen, wie Lübeck das anstrebte, sondern frühestens Mitte

nächsten Jahres. Bis dann alle möglichen Klagen dagegen verhandelt sind,

dürften noch einmal drei Jahre verstreichen . . ."

 

Doch Weißkichel und Dörfler sind ohnehin der Ansicht, dass die Betreiber

des Flughafens auf verlorenem Posten kämpfen. "Unvollständig, unrichtig,

und irreführend" sei der Antrag der Flughafen GmbH, schreibt der Anwalt in

der Einleitung seiner Widerspruchsschrift und weist ihr auf zehn Seiten

Fehler, Versäumnisse und Tricksereien nach. Besonders schwer wiegt in

seinen Augen, dass kein Gutachten darüber vorliegt, welche Auswirkungen ein

Unglück auf die Gas-Hochdruckpipeline hat, die unter dem Flugplatz

hindurchführt, dass es keine Gutachten zur Ökologie, über den Fluglärm, die

Verpestung der Luft durch Kerosin-Abgase und den Autoverkehr zum Flughafen

gibt, dass in dem Antrag verschwiegen wird, dass der Rollweg R auch um 100

Meter nach Westen verlängert werden soll und dass die Bürger in

Mecklenburg-Vorpommern über das Planfeststellungsverfahren nicht informiert

worden sind.

 

Weißkichel: "Der Landeanflug der Maschinen von Osten her führt über

Mecklenburg, da wird es ziemlich laut. Die wissen noch gar nichts von ihrem

Glück. Die nochmalige Verlängerung der Landebahn auf mehr als 2400 Meter

deutet darauf hin, dass noch größere Flugzeuge in Blankensee starten

sollen, unter anderem große Frachtflugzeuge für Hamburg in der Nacht."

Zudem verweisen die Gemeinden darauf, dass der Ausbau des Flughafens in

klarem Widerspruch zum Landesraumordnungsplan von 1998 stehe. Dort wird

festgehalten, dass die überregionale Anbindung Schleswig-Holsteins über den

zentralen Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel erfolgen solle. In das

Planfeststellungsverfahren müsse zudem mit einbezogen werden, dass die

Stadt Lübeck ihren Flughafen in den vergangenen Jahren immer ohne

Mitwirkung Grönaus erweitert habe. "Das war immer illegal", sagt Dörfler,

"das muss jetzt zwingend Bestandteil des Verfahrens werden."

 

Weißkichel vergleicht die Situation "seines" Dorfes mit dem eines Ortes,

dem ein Kernkraftwerk auf die Grenze gebaut werde und der sich nicht wehren

könne, aber die Auswirkungen zu ertragen habe. Das Verhältnis zu seinem

Lübecker Bürgermeisterkollegen Bernd Saxe ist "wegen soviel

Rücksichtslosigkeit gegenüber den Nachbargemeinden" ernsthaft getrübt,

zumal Saxe auch keine Sitzungen des Flughafen-Beirates mehr zulasse.

Weißkichel: "Er argumentiert, dass Informationen, die in diesem Gremium

gegeben würden, im Planfeststellungsverfahren gegen den Flughafen verwendet

werden könnten."

 

http://www.ln-online.de vom 22.11.2002 08:17

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