ChrischMue Geschrieben 22. November 2002 Melden Geschrieben 22. November 2002 Ich dachte immer, um Bürgermeister zu werden, muß man was im Kopf haben... Glaub der wirklich, dass sie paar Leute, die wegziehen könnten mehr Steuern zahlen, als die Unternehmen, die sich am Airport ansiedeln würden??? Hier der Artikel dazu: Grönaus Paragrafen-Offensive gegen Fluglärm Von Jürgen Adamek, LN Gross Grönau - Mehr als 1000 Bürger aus Groß Grönau und den Nachbardörfern haben Einwände im Planfeststellungsverfahren für die Erweiterung des Lübecker Flughafens erhoben. Die Gemeinde selbst hat ein besonders dickes Paket geschnürt. Sie will den Flughafen nicht still legen, sondern seine Erweiterung verhindern und dem Flugbetrieb Grenzen setzen. Drei Ziele verfolgt Bürgermeister Hans-Georg Weißkichel in erster Linie: Er will Nachtflüge verhindern, Schadenersatz für sinkende Steuereinnahmen durch Wegzug von Bürgern erreichen und er will durchsetzen, dass dem Planfeststellungsverfahren ein Raumordnungsverfahren vorgeschaltet wird. Mit ihm soll in einem viel größeren Rahmen geprüft werden, ob der Flughafen volkswirtschaftlich überhaupt sinnvoll ist. Geschnürt und mit den richtigen Paragrafen versehen hat das Einspruchspaket im Auftrag des Amtes Ratzeburg Land, der Gemeinden Groß Grönau und Groß Sarau der frühere Möllner Bürgermeister und jetzige Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Joachim H. Dörfler. Damit die Gemeinde überhaupt Einspruch einlegen kann, müssen ihre Rechte verletzt worden sein. Dass die Planungshoheit Grönaus verletzt wird, weil große Teile unter einem unzumutbaren Lärmteppich liegen, steht für Dörfler außer Frage. Zusätzlich, und das ist eine neue Konstruktion, für die es noch keine Rechtsprechung gibt, sieht er auch ihre Finanzhoheit bedroht. Weißkichel: "Stellen Sie sich vor, wenn hier nachts alle Flugzeuge wegen des Hamburger Nachflugverbots landen. Uns ziehen scharenweise die Leute weg, wir verlieren Steuereinnahmen. Wir haben hier eine große Seniorenresidenz mit 100 Arbeitsplätzen geplant. Wenn der Flughafen boomt, wird kein Mensch da einziehen wollen." Für den Bürgermeister liegt die Entwicklung auf der Hand: "Lübeck macht jetzt seine Tochter schön, damit sie möglichst teuer verkauft werden kann", lästert er. Die Flughafen GmbH ist ja eine hundertprozentige Tochter der Hansestadt. Als Käufer im Gespräch ist der Hamburger Flughafen, und der, so fürchtet Weißkichel, würde dann alle Nachtflüge und den lukrativen Nacht-Fracht- Verkehr über Lübeck Blankensee abwickeln, weil in Hamburg nach 23 Uhr kein Jet mehr landen darf. "Nachtflüge", so der Bürgermeister, "rentieren sich nur, wenn viele Maschinen starten und landen. Wegen einer Maschine kann ja nicht das ganze Personal vorgehalten werden." Schön, also ausgebaut und mit allen nötigen Betriebsgenehmigungen versehen, soll die Tochter sein, wenn die Autobahn fertig ist. Solange man den Flughafen nur über Flickenstraßen und Tempo-30-Zonen erreichen kann, machen mehr Starts und Landungen ohnehin keinen Sinn. Doch diese Rechnung des Flughafenbetreibers dürfte nicht aufgehen, meint Dörfler: "Der Planfeststellungsbeschluss wird nicht mehr in diesem Herbst ergehen, wie Lübeck das anstrebte, sondern frühestens Mitte nächsten Jahres. Bis dann alle möglichen Klagen dagegen verhandelt sind, dürften noch einmal drei Jahre verstreichen . . ." Doch Weißkichel und Dörfler sind ohnehin der Ansicht, dass die Betreiber des Flughafens auf verlorenem Posten kämpfen. "Unvollständig, unrichtig, und irreführend" sei der Antrag der Flughafen GmbH, schreibt der Anwalt in der Einleitung seiner Widerspruchsschrift und weist ihr auf zehn Seiten Fehler, Versäumnisse und Tricksereien nach. Besonders schwer wiegt in seinen Augen, dass kein Gutachten darüber vorliegt, welche Auswirkungen ein Unglück auf die Gas-Hochdruckpipeline hat, die unter dem Flugplatz hindurchführt, dass es keine Gutachten zur Ökologie, über den Fluglärm, die Verpestung der Luft durch Kerosin-Abgase und den Autoverkehr zum Flughafen gibt, dass in dem Antrag verschwiegen wird, dass der Rollweg R auch um 100 Meter nach Westen verlängert werden soll und dass die Bürger in Mecklenburg-Vorpommern über das Planfeststellungsverfahren nicht informiert worden sind. Weißkichel: "Der Landeanflug der Maschinen von Osten her führt über Mecklenburg, da wird es ziemlich laut. Die wissen noch gar nichts von ihrem Glück. Die nochmalige Verlängerung der Landebahn auf mehr als 2400 Meter deutet darauf hin, dass noch größere Flugzeuge in Blankensee starten sollen, unter anderem große Frachtflugzeuge für Hamburg in der Nacht." Zudem verweisen die Gemeinden darauf, dass der Ausbau des Flughafens in klarem Widerspruch zum Landesraumordnungsplan von 1998 stehe. Dort wird festgehalten, dass die überregionale Anbindung Schleswig-Holsteins über den zentralen Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel erfolgen solle. In das Planfeststellungsverfahren müsse zudem mit einbezogen werden, dass die Stadt Lübeck ihren Flughafen in den vergangenen Jahren immer ohne Mitwirkung Grönaus erweitert habe. "Das war immer illegal", sagt Dörfler, "das muss jetzt zwingend Bestandteil des Verfahrens werden." Weißkichel vergleicht die Situation "seines" Dorfes mit dem eines Ortes, dem ein Kernkraftwerk auf die Grenze gebaut werde und der sich nicht wehren könne, aber die Auswirkungen zu ertragen habe. Das Verhältnis zu seinem Lübecker Bürgermeisterkollegen Bernd Saxe ist "wegen soviel Rücksichtslosigkeit gegenüber den Nachbargemeinden" ernsthaft getrübt, zumal Saxe auch keine Sitzungen des Flughafen-Beirates mehr zulasse. Weißkichel: "Er argumentiert, dass Informationen, die in diesem Gremium gegeben würden, im Planfeststellungsverfahren gegen den Flughafen verwendet werden könnten." http://www.ln-online.de vom 22.11.2002 08:17
Empfohlene Beiträge
Archiviert
Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.