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SXB (und Ryanair): Artikel der BZ von Sa, 25.01.03


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Geschrieben

Vor allem den letzten Abschnitt finde ich sehr interessant: 1,4 Mio Euro Subvention! Das ist nicht wenig!

 

 

Badische Zeitung vom Samstag, 25. Januar 2003<br>

 

Deutsche Passagiere gesucht

Der Straßburger Flughafen umwirbt Reisende aus dem Nachbarland / Verantwortliche beäugen Entwicklung in Lahr kritisch

 

Von unserem Korrespondenten Michael Neubauer

 

 

 

 

 

STRASSBURG. Die Verantwortlichen des Straßburger Flughafens sehen die Bemühungen der britischen Wiggins Group in Lahr kritisch. Sie will Passagierflüge vom dortigen Militärflughafen ermöglichen - nach Ansicht der Franzosen ein überflüssiges Unterfangen. Straßburg selbst profitiert vor allem von den Flügen des Billiganbieters Ryanair.

 

Seit einigen Monaten hat der Internationale Flughafen Straßburg im südlich gelegenen Vorort Entzheim ein neues Logo. Dynamischer wirkt es mit blauen, schwungvollen Strichen beim A, mit einem gelben Stern für die Europastadt. Doch was bei dem neuen Logo wegfiel, ist der Zusatz "Elsass-Baden". "Nicht Baden sagen, sondern Baden willkommen heißen", sagt Marc Nélis, Marketingdirektor des Flughafens. In diesem Jahr will der Flughafen stärker denn je die deutsche Kundschaft umwerben.

 

Kein Wunder, die Zeit drängt: Wenn im Jahr 2007 der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV-Ost aus Paris den Straßburger Bahnhof erreicht, verliert der Flughafen vermutlich bis zu 700 000 Paris-Passagiere. Bis dahin will man im Jahresschnitt von derzeit zwei Millionen Passagieren auf 2,6 Millionen kommen. "Die Entwicklung in Richtung Baden-Württemberg ist für uns mit am wichtigsten", sagt Nélis. Nur mäßige sieben Prozent deutsche Kundschaft verzeichnet Straßburg zurzeit - die Passagiere kommen aus den Großräumen Stuttgart, Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg. Sie fliegen vor allem nach Südfrankreich, Paris und mit dem Billigfluganbieter Ryanair nach London. Frankfurt und der Euroairport in Basel-Mülhausen sind Konkurrenzflughäfen für Straßburg.

 

"Seitdem die neue Rheinbrücke eröffnet ist, ist der Straßburger Flughafen mehr denn je auch der Flughafen Badens", sagt der Präsident der Straßburger Industrie- und Handelskammer (CCI), Richard Burgstahler. Nélis bedauert, dass in Frankreich die CCIs die Flughäfen betreiben. "So ist es leider nicht möglich, einen deutschen Partner mit ins Boot holen." Die Pierre-Pflimlin-Brücke hat bisher noch kein deutsches Passagierwunder beschert: "Es ist ein psychologisches Problem: Für die Deutschen liegt der Flughafen im Ausland." Deswegen wird in den kommenden Tagen eine deutsche Mitarbeiterin eingestellt, die zu den Reiseagenturen, den Kommunen und Fluggesellschaften auf deutscher Seite Kontakt aufnehmen soll.

 

Doch gerade in Zeiten, in denen Straßburg Badens Klientel braucht, will der ehemalige kanadische Militärflughafen im 50 Kilometer entfernten Lahr ins Passagiergeschäft einsteigen. "Wir können verstehen, dass die Wiggins Group mit ihrem Black Forest Flughafen das entwickeln will, aber die Region verträgt keinen weiteren Regionalflughafen. Wer bei dem Projekt verlieren würde, wären weniger wir als der Baden-Airport in Söllingen", sagt Nélis.

 

Eigentlich waren die Elsässer immer voll des Lobes für die Lahrer. Als vor zwei Jahren die Straßburger ihren Flughafen schließen mussten, weil die Piste erneuert wurde, konnten die Flugzeuge nach Lahr ausweichen. Die Kooperation klappte gut, und manche in Baden dachten schon an ein Flughafen-Tandem Straßburg-Lahr: Auf der 2600 Meter langen Piste in Entzheim können keine sehr großen Maschinen landen, in Lahr dagegen schon.

 

"Wir setzen nicht auf Fracht und auch nicht auf Langstreckenflüge mit großen Flugzeugen", sagt Nélis. Ziel ist der Ausbau der europäischen Linienflüge: Sie machen derzeit 96 Prozent aus, Charterflüge nur vier Prozent. Von Straßburg aus in vier Stunden überall in Europa sein, das ist die Devise des internationalen Flughafens. Damit versucht man auch die Europaabgeordneten zu beruhigen, die immer wieder wegen angeblicher schlechter Verbindungen mosern. Einige der europäischen Verbindungen in Straßburg werden zudem vom französischen Staat subventioniert - wegen der Europarolle der Stadt.

 

 

Flughafen hofft auf die EU-Osterweiterung

 

Der Flughafen erhofft sich viel von der EU-Osterweiterung. Angedacht sind neue Verbindungen nach Polen, in die baltischen Staaten, nach Budapest und Tschechien. Bestehende Verbindungen nach Wien und Moskau (2002: plus 87 Prozent) laufen gut.

 

Ein Wermutstropfen - denn die Zeiten sind schwierig. 2002 kamen 4,5 Prozent weniger Passagiere. Würde der irische Billigfluganbieter Ryanair nicht seit Ende Oktober zweimal täglich für einen Preis ab 30 Euro London anfliegen, hätte Straßburg wohl kaum die Marke von rund zwei Millionen Passagieren übersprungen. 30 000 Fluggäste flogen in den beiden Monaten mit Ryanair, in diesem Jahr sollen es 200 000 werden. 22 Prozent dieser Kundschaft sind Deutsche. Nélis: "Ryanair war für uns psychologisch wichtig: Es hat gezeigt, dass noch etwas geht."

 

Die Straßburger CCI bezuschusst den Billig-Flieger mit mehr als 1,4 Millionen Euro für Marketing-Hilfe - damit angeblich britische Touristen ins Elsass kommen. Die CCI hat sich bei der staatlichen Fluggesellschaft Air France damit unbeliebt gemacht: "Wir fordern nur Gerechtigkeit, sprich die gleichen Vergünstigungen", sagte Gilbert Lalanne von Air France in Straßburg. Die eigene Niedrigpreis-Tochter Brit Air verzeichnet seit der Ankunft von Ryanair bis zu 30 Prozent weniger Nachfrage.

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