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Air France zieht an Lufthansa vorbei


mart

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Geschrieben

Air France zieht an Lufthansa vorbei

 

Von Carsten Herz und Matthias Eberle, Handelsblatt

 

Europas Airlines erholen sich zwar schneller als erwartet, doch die Marktbedingungen bleiben schwierig. Air France kann sich von dieser Entwicklung abkoppeln – die Deutsche Lufthansa nicht.

 

 

FRANKFURT/M. Wenn Lufthansa-Chef Jürgen Weber am Donnerstag die Ergebnisse des Geschäftsjahrs 2001 vorlegt, werden die Zahlen keine Jubelstürme hervorrufen: Die größte deutsche Airline flog im Krisenjahr 2001 ihren ersten Verlust seit acht Jahren ein. Das Rekord-Vorsteuerminus in Höhe von 754 Mill. Euro ist allerdings bereits Geschichte. Im Zuge der anhaltenden Konjunkturschwäche warten Investoren und Analysten vielmehr auf den Ausblick des Unternehmens. Denn trotz einiger Lichtblicke ist das laufende Jahr von Normalität noch weit entfernt.

 

Passagierzahlen und Frachtvolumen der großen Fluggesellschaften liegen im ersten Quartal 2002 noch deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Luftfahrtexperten beurteilen die Aussichten der Branche für 2002 entsprechend zurückhaltend: Auf Grund anhaltender Spannungen im Nahen Osten und steigender Treibstoffpreise befänden sich Fluggesellschaften weiter in einer unsicheren Phase, schreiben die Analysten der Deutschen Bank. Nach Einschätzung vieler Experten wird Lufthansa deshalb auch im ersten Halbjahr 2002 operativ noch Verluste schreiben. Für das Gesamtjahr geht Uwe Weinreich, Analyst der Hypo-Vereinsbank, von einem Jahresüberschuss von 234 Mill. Euro aus. Das aber wäre gerade mal ein Drittel des Gewinns aus „normalen“ Jahren.

 

Gut sieben Monate nach den Terroranschlägen in den USA ist die Stellung der deutschen Vorzeige-Airline als Branchenprimus deshalb nicht mehr unangefochten: Air France ist drauf und dran, an der deutschen Airline vorbeizufliegen. Die jüngsten Verkehrszahlen für März 2002 zeigen, wie stark sich die französische Airline inzwischen vom Branchentrend abkoppelt: Während die Nachfrage bei Lufthansa im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11 % deutlich zurück ging, legte Air France um weitere 3 % zu. Die Sitzplätze waren bei Lufthansa im März zu 76,9 % ausgelastet, Air France schaffte es auf einen Spitzenwert von 81,2 %. Analysten gehen davon aus, dass dieser Trend anhalten wird: Air France könnte im laufenden Geschäftsjahr mit einem operativen Gewinn von 410 Mill. Euro sogar das zweitbeste Ergebnis seiner Firmengeschichte vorlegen, schätzt Hypo-Banker Weinreich.

 

Der Grund: Die ersten zaghaften Konsolidierungsschritte der Airline-Branche in Europa haben bisher vor allem den Franzosen in die Hände gespielt. Nach den Pleiten von Sabena (Belgien) und Swissair (Schweiz) verfügt Air France auf vielen Routen nach Westafrika inzwischen über eine Art Monopolstellung. Diese Strecken gehören zu den profitabelsten der Fluggesellschaft überhaupt. Air France wird deshalb für diesen Sommer die Kapazitäten nach Westafrika um fast 70 % erhöhen. Das Finanzpolster ist üppig: Als Primus unter den stabilen großen Europa-Airlines kann Air France seine Investitionen aus dem operativen Cash-Flow finanzieren. Die Airline arbeite im Kerngeschäft zudem flexibler und hätte seit geraumer Zeit Kapazitäten und Kosten besser im Griff als die Wettbewerber, meinen Analysten.

 

Lufthansa dagegen kämpft derzeit auch mit hausgemachten Problemen. Vor allem der defizitäre Cateringbereich bleibt eine der größten Baustellen im Konzern. Der Zukauf der US-Firma Sky Chefs ließ darüber hinaus die Nettoverschuldung des Konzerns auf rund 4,6 Mrd. Euro in die Höhe schnellen. Ohne einen Börsengang der LSG Sky Chefs, der auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, dürfte sich dieser Schuldenberg nicht so schnell abtragen lassen.

Geschrieben

Es ist kein Geheimnis, das AF zur Zeit ähnlich gut wie LH aufgestellt ist.

 

Die Verkehrszahlen entwickeln sich bei AF seit einigen Monaten besser, weil AF - wie im Artikel erwähnt - sehr, sehr stark durch ein teils stark verdichtetes Streckennetz nach Afrika und Asien von den SR/SN-Pleiten profitieren kann (in diesem Fall besser als LH). Desweiteren ist der Anteil der AF am Nordatlantik-Geschäft geringer als bei LH. Das dürften die weitaus wichtigsten Einflußfaktoren der derzeitigen Entwicklung sein.

 

Bei einer fairen Betrachtung der Situation, muß man die obigen Punkte berücksichtigen. Trotzdem kann man neidlos die offensichtlich ebenfalls exzellente Firmenpolitik Spinnettas anerkennen und feststellen, das AF momentan die Nase ein klein wenig vorn hat. Konkurrenz und Wettbewerb auf Augenhöhe wird auch dem LH-Produkt gut tun.

 

 

Das finanzielle Ergebnis wird zudem bei LH durch den vollständigen Kauf von Sky Chefs in den USA belastet - also einem Faktor der nichts dem operativen Geschäft zu tun hat. HIer wurden deswegen im letzten Geschäftsjahr immense (Sonder)Abschreibungen getätigt, die nun das Ergebnis dementsprechend stark belasten.

 

Bezüglich des üppigen Finanzpolsters, auf dem sich AF ausruhen kann, sollte man die üppigen staatlichen Subventionen nicht unerwähnt lassen, die AF noch in den 90er Jahren mit Genehmigung der EU erhalten hat. Mit derart refinanzierten Investitionen (Flottenerweiterung/-erneuerung) läßt sich´s natürlich nun gut leben.

Geschrieben

Natürlich wieder ein Anti-Lufthansa Bericht von Mart, was auch sonst! Tatsache ist, dass LH immer noch besser dasteht als die meisten anderen europäischen Airlines. Zwar wird man dieses Jahr wohl nicht mehr die europäische Nr.1 beim Gewinn sein, ein 2. Platz ist aber doch auch nicht schlecht. Was hat den die von dir so hochgelobte Air France während der neunziger Jahre hauptsächlich gemacht?!? ....... Ja richtig, Verluste! Und zwar nicht zu knapp, die Gesellschaft wurde nur mit Subventionen über Wasser gehalten. Hätte der Staat damals nicht eingegriffen, gäbe es AF heute nicht mehr. Auch heute ist bei Air France nicht alles Gold was glänzt, die Konkurse von Swiss und Sabena haben Air France auf vielen Strecken nach Afrika eine Monopolstellung ermöglicht. Die Zuwächse im Verkehr nach Afrika hat AF doch nicht durch eigene „Leistungen“ erzielen können, sondern durch die Schwäche der Konkurrenz, als durch GLÜCK. Auf anderen Verkehrsgebieten sieht es anders aus, auch die französiche Airline hat auf bestimmten Strecken mit Einbußen zu kämpfen. Nicht umsonst wurde das Angebot nach Nordamerika um 14% reduziert und Dallas als Zielort gestrichen. Vergleich das mal mit LH, die haben alle Zielorte im Flugplan behalten. Ohne die „geschenkten“ Passagiere nach Afrika stünde AF meiner Meinung nach heute nicht besser da als LH.

Geschrieben

Neben der SN Pleite konnte AF im Africa Geschäft vor allem von der Air Afrique Pleite profitieren. Auf vielen Routen nach Westafrica fliegt man jetzt ohne Konkurenz. Von den neuen Routen von Air Mali, Nas Air, Transtel Togo und demnächst Air Senegal Intenational mal abgesehen und diese Airlines bedienen eher das Billigsegment ( VFR traffic )und ersetzen teilweise auch nur die Flüge von Aerolyon.

AF konnte fast alle auf dem Nordatlantik abgezogenen Flieger ( und es waren eben nicht so viele wie bei LH ) auf den Frequenzerhöhungen ( z.B.:werden viele Gabelflug Städte jetzt getrennt bedient ) nach Africa einsetzen.

Ansonsten kann ich mich den Ausführungen von coolair nur anschließen.

Geschrieben

@ ANA

 

Wenn LH versuchen würde AF auf den Strecken nach Afrika Konkurrenz zu machen, wäre das eine Überraschung. Besonders starke Präsenz im afrikanischen Markt haben traditionell Carrier aus ehemaligen (Groß-)Kolonialmächten wie Belgien und Frankreich. Die Beziehung zwischen ehemaligen Kolonien und Kolonialmächten sind immer noch recht intensiv, vor allem entsteht dadurch erst der Bedarf für die Flüge (Einwanderer, die in die Heimat fliegen, etc.). Der Bedarf an Flügen zwischen Deutschland und Afrika ist nicht so groß, LH müsste deher bei einer größeren Afrika-Operation die Flüge hauptsächlich mit Umsteigepassagieren aus Frankreich und Belgien fülle.

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: PADFlyer am 2002-04-25 14:58 ]

Geschrieben

Sorry,

 

hab die Angaben überlesen. Aber mir kam der Bericht so bekannt vor, denn einige Minuten zuvor habe ich ihn im Handelsblatt gelesen und daher habe ich halt was reingeschrieben icon_smile.gif

 

Mfg

Ulf

 

visit http://www.klmva.de.vu

Geschrieben

LH zog an BA vorbei und AF wird an LH vorbeiziehen, so ist nun mal Business..... der momentane Überholvorgang ist dabei nicht von langer Dauer, zeigt aber an, daß LH im Markt etwas schwächelt und gibt die Richtung vor. Daher auch der Versuch gute Märkte nun vollständig zu monopolisieren. Star/LH ist traditionell schwach in Afrika, Wings und AF sind besser positioniert. Und mit Delta könnte AF zum ersten mal für ein gutes Netzwerk zwischen USA und Afrika sorgen.......... und das wäre gut für die wirtschaftliche Entwicklung dort!

Geschrieben

Richtig, so tragisch ist es doch wirklich nicht. Mal ist der eine vorn, mal der andere. Das Wichtigste ist doch, man befindet sich in der Spitzengruppe.

 

Wenn sich die Sonderfaktoren Nordamerika und Asien wieder relativert haben, sieht´s evtl. schnell wieder anders aus. LH hat ja auch ein paar Vorteile zu AF: z.B.

* extrem dichtes Europanetz (ein ebenfalls z.Z. schwacher Markt) mit zwei eigenen Hubs

* unschlagbar viele Kooperationspartner weltweit, mit entsprechenden Netzwerk und Hubs in fast jeder Ecke

* Mit-Leader der weltweit stärksten Allianz

und...und...und

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