Asterix Geschrieben 28. April 2004 Melden Geschrieben 28. April 2004 Mein erster Trip-Report. Wie aufregend Nun gut, eigentlich weniger aufregend, aber man überlegt sich ja schon, wie man ihn verfassen will. Nun bin ich Pilot. D.h. ich könnte jetzt in so einem Report mein gesamtes (Fach-)Wissen zum Besten geben. Ich könnte auch einen kurzen Standardreport schreiben, ich könnte aber auch schreiben, wie jemand wie ich, einen Flug als „normaler“ Passagier erlebt, verlebt und genießen kann. Warum „normal“? Nun, ich fliege oft genug Transfer. D.h. für die Kabinenbesatzung ist eindeutig erkennbar wer ich bin, was ich so treibe etc. Ich bin nämlich eindeutig der Meinung, dass davon auch die Freundlichkeit abhängt. Zum anderen „dürfen“ wir den Transfer noch in der Business Class fliegen. Weitere Gründe für die Passagiersicht sind der Anlass dieses Trips, die Tatsache seit langem mal wieder Eco zu fliegen und meine Begleitung, derentwegen ich diese Tour überhaupt erst mitgemacht habe. Felix, mein bester Kumpel, hat aus Berichten von mir gelegentlich mal gehört, dass es ein paar „verstrahlte“ – positiv zu verstehen – gibt, die einen Haufen Geld dafür ausgeben, um an einem Tag alleine um des Fliegens Willen quer durch Europa jetten. Da er Journalist ist, wollte er einmal am eigenen Leib sozusagen erleben, wie sich so etwas anfühlt. Da er nicht alleine fliegen und auch an ein günstigeres Ticket kommen wollte, überredeter mich nach einiger Zeit mit zu kommen. Da ich in seinen Augen der „Profi“ bin, durfte ich mich denn auch ums Routing kümmern. Nach ein wenig forschen, fand ich folgendes – aus meiner Sicht interessante – Routing: Düsseldorf – Frankfurt – Palma de Mallorca – Madrid – Düsseldorf So kam es, das am 23ten abends mein Kumpel bestens vorbereitet (Strecken- und Zielerkundigungen sowie Proviant für die nächste Naturkatastrophe) bei mir für der Türe stand. Die weitere „Vorbereitung“ bestand dann in einem Kneipenbesuch mit weiteren Freunden – die uns am nächsten Morgen auch zum Flughafen brachten – welche sich die ganze Zeit über die zwei Deppen lustig machten, die nach „Malle“ und Madrid fliegen, nur um zu fliegen und nix von der Insel/Stadt zu sehen. Na ja, so hatten sie wenigstens auch ihren Spaß und schließlich haben sie uns ja auch zum Airport gebracht. Dort sind wir dann auch gegen 5:30 Uhr eingetrudelt. Die Boardingtime war für 6:10 Uhr angesetzt, Off-Blocks für 6:30Uhr. In DUS herrschte zu dieser Uhrzeit das all-wochenendliche Treiben der Urlaubsflieger. Auch im LH-Bereich. In unserer Wartezone räkelten sich denn auch erschreckend viele bzw. aus meiner Sicht nur Personen mit „Studiosus-Rucksack“. Eigentlich hatten alle, außer zweien und einer F/A der LH die zum Emergency-Training ging diesen Rucksack. Datum: 24.4.2004 Strecke: DUS-FRA Flugnr.: LH 801 Typ: A320-211 Reg.: D-AIQA Auslastung: 57/150 = 38%
Asterix Geschrieben 28. April 2004 Autor Melden Geschrieben 28. April 2004 ... Teil II: Insofern ließen sich die 57 Passagiere eindeutig zuordnen: 55 Studiosus, 2 mit LH-Ausweis und 1em mit der Verpflegungsstation. Persönlich war ich von der geringen Auslastung enttäuscht, da der Samstagmorgen eigentlich der Reisetag der Düsseldorfer Japaner ist, insbesondere die frühen Maschinen. Aber halb sieben Uhr schien ihnen wohl zu früh zu sein. Zumindest sprach alles für einen ruhigen Flug und meiner kleinen Hoffnung, meinen LH-Kollegen dieses gigantische Feeling des Pax-Applauses vermitteln zu können. Die Hoffnung des ruhigen Fluges bestätigte sich. Die Reisenden mit dem grünen Rucksack waren allesamt noch in der Aufwachphase, während Felix mir sein Kolonialwarenangebot schmackhaft zu machen versuchte und die zwei mit den LH-Ausweisen sich im Sitz eingruben und die Augen schlossen. Dank des großartigen Wetters war es gut möglich den Reiseverlauf nach zu vollziehen. Auch wenn man da ganz vorne ja eigentlich den Panoramaplatz hat, ist man beim Fliegen doch meist zu sehr mit anderen, wichtigeren Dingen beschäftigt und schaut meist nur an interessanten Punkten, Sonnenauf- und –untergängen und gelegentlich spontan des Genusses wegen durch die Gegend. Insofern war ich einer der unzähligen Bildungsreisenden an Bord und gab mich des tollen Ausblicks aus dem Fenster hin, anstatt die Option der geschlossenen Augen in Erwägung zu ziehen. Der Flug selber dauerte 35 Minuten (reine Flugzeit) und folgte nach dem Start über Ratingen und der Kurve über das Bergische Land dem Rhein (an der A3 entlang), querte ihn bei Koblenz um dann in einem Bogen den Landeanflug über Mainz und Wiesbaden zu starten. Wie bereits erwähnt, war der Flug absolut ruhig, fast wie auf Schienen. Sehr angenehm. Stand von euch jemand in der Menge auf der Aussichtsplattform des Fernbahnhofs am Düsseldorfer Airport und hat Bilder gemacht? Ein wenig enttäuscht war ich, das keiner bei der Butterweichen Landung applaudiert hat. Angesichts der Passagiere hätte ich das vermutet und den LH’lern ja auch mal gegönnt. Übrigens bekommt man davon im Cockpit gar nicht so viel mit. Es sei denn, in der Kabine bricht ein Sturm los und im Funk herrscht gerade das große Schweigen. Jedenfalls war ich ein wenig enttäuscht. Vielleicht hätte ich mit „gutem Beispiel“ vorangehen sollen. Aber ich wurde während des Fluges arg von der anderen LH-Ausweisträgerin gemustert, dass ich mich nicht getraut habe…… Nach der Landung und dem ausrollen, wurde unserem Flug die Position V118 – der Parkplatz gegenüber Terminal 2 – zugewiesen. Selbst bei 57 Passagieren gab es dieses – für mich immer wieder faszinierende – Herdentriebverhalten: Die Purserette hat eben noch erklärt, das man aus Sicherheitsgründen bis zum erreichen der endgültigen Parkposition – immer zu erkennen am Abschalten der Triebwerke – auf seinen Sitzen bleiben möge und schon springen sie HB-Männchen-like von eben diesen Sitzen auf, reißen und zerren an der Overhead Bins, bemächtigen sich ihrer Gepäckstücke in einer Art und Weise als ob sie befürchten müssten, dass der Sitznachbar ihnen diese klaut und sich damit aus dem Staub macht. Den Gang des Flugzeuges verstopfen selbst so wenige Leute dann derart, dass man sich fühlt wie früher im Schulbus, in dem man wegen des Gedränges dem heimlichen Schwarm endlich ohne Schwierigkeiten auf Tuchfühlung gehen konnte. Felix und ich blieben demonstrativ sitzen. Denn, wir wurden per Bus zum Terminal gebracht und der wartete schließlich bis auch die letzten drinnen sind, welche dann an den Türen stehen und somit am Terminal auch vor dem gesamten restlichen Geschiebe gemütlich aussteigen können. Wie gesagt. Immer wieder faszinierend. Vor allem, weil die Menschen anscheinend nicht dazulernen.
Asterix Geschrieben 28. April 2004 Autor Melden Geschrieben 28. April 2004 Teil III: Da wir nun drei Stunden Zeit hatten bis zu unserem Flug nach Malle, und der Tatsache bereits eingechecked zu sein, habe ich nach Rücksprache mit einem LH’ler Felix eine individuelle Rundfahrt auf dem Airport anbieten können. Da Felix aufgrund seiner Proviantbevorratung gezwungen war, den Vorrat an Filmen für den Fotoapparat zu begrenzen, hatte diese Rundfahrt für ihn den unangenehmen Nebeneffekt sich in FRA noch mit Filmmaterial eindecken zu müssen. Wieder im Terminal und am Gate A10 für den Flug nach Malle eingetroffen, war es uns vergönnt feststellen zu müssen, dass der Flug ausgesprochen voll sein würde. Eine kurze Rückfrage bei den Jungs und einem Mädel am Counter ergab, dass man den eigentlichen A319 schon gegen einen A320 eingetauscht habe, man aber auch einen A321 ohne Probleme voll bekommen hätte, da viele noch Stand-bye waren. Nur diese waren nicht verfügbar. Das Publikum schien auch unterhaltsam zu werden. So etwa 20-30% der Paxe waren Skandinavier, etwa 15% niederländische Freunde und der Rest für mich undefinierbar. Um unsere Plätze am Gate herum waren jedoch jede Menge „typisches“ Malle-Publikum ….ich würde so auf gemischte Kegelclubs tippen. Wie „typisch“ die Paxe waren zeigte sich vor allem in dem Moment, als die Counter-Truppe die freudige Nachricht verkündete, dass der Flug sich ein wenig verspäten würden, da die Technik noch ein wenig an dran Schrauben muss. Gut, so haben sie es natürlich nicht wörtlich gesagt. Im Endeffekt aber war genau dieses die Quintessenz und alle haben es verstanden. So begann auch denn gleich die Diskussion über die Sicherheit des Fluges, und, ob LH nicht besser vielleicht eine andere Maschine einsetzen sollte…. Was mich besonders beunruhigte war, dass Felix unbedingt mitdiskutieren wollte. D.h. er wollte gerade anmerken, dass ich vom Fach bin….., das Angebot eines meinerseits gesponserten Kaffees hat ihn aber überzeugt und wir konnten uns der Diskussion entziehen. Ich fand es mal wieder ganz spaßig, das Publikum an einem Samstagmorgen in FRA zu beobachten. Da gibt es den letzten Rest Geschäftsleute, die endlich versuchen den Heimweg anzutreten. Da sind die Wochenendreisenden und anderen Urlauber, und, da sind die – positiv zu verstehen – Horden Amerikanischer Touristen, die via FRA Europa in 5 Tagen erleben können. So taten uns denn auch einige wenige Italiener leid, die, gekleidet in Maßanzug und Kostüm, sich in die Maschine nach Venedig begaben; gemeinsam mit ansonsten nur amerikanischen Touristen in Jogginghose, Base-Cap, T-Shirt und den vermeintlich bequemsten Schuhen, die sie zu Hause gefunden hatten. Es war jedenfalls ein amüsant großer Kontrast im Erscheinungsbild. So dann waren auch wir aufgerufen in unsere Maschine einzusteigen. Der Aufforderung des Counters, doch zuerst den Passagieren mit Kindern den Vortritt zu lassen, wurde nur in sehr begrenztem Maße entsprochen. So kamen vielleicht drei Reisende mit Nachwuchs in den Genuss des Vortritts, die nachfolgenden wurden aber gnadenlos von den Reisewütigen abgedrängt. Dank etix konnten wir das Boarding selber vornehmen, was uns bitter böse Blicke eingebracht hat. In der Brücke sammelte sich denn auch erwartungsgemäß die Reiseschar vor der Flugzeugtüre wieder. Wiederum kamen sorgenvolle Blicke zum Vorschein, da sich 2 Techniker an der Türe zu schaffen machten (genauer gesagt an der Aufhängung) während weitere drei eine Art Spalier für die Gäste bildeten, da sie während des Boardens nicht arbeiten konnten. Die Diskussion über die Sicherheit keimte wieder auf, wenn auch jetzt mehr im Tuschelton, da wohl keiner ein Gespräch mit den Technikern wagte. Das boarden selber war mal wieder eine reine Katastrophe. Man suchte nach seinen Platz, blieb zwecks Suche einfach mal im Gang stehen, stellte dort in aller Gemütlichkeit erst einmal sein Gepäck ab, um zu schauen, ob die eigene Reihe nicht doch noch 2-3 Reihen weiter hinten in der Maschine sein könnte. Dank der Erfahrung aus zahllosen persönlichen Begrüßungsrunden an der Einsteigetüre, ist mir dieses Ritual mehr als nur zu vertraut. Ich finde dieses „Supermarktverhalten“ immer wieder erschreckend. Vor allem, weil ich die hilflose Cabin Crew sehe, die versucht den Suchenden zu seinem Platz zu geleiten, was dieser aber oft ablehnt, da er es den F/A’s anscheinend nicht zutraut, dass ausgerechnet sie sich in diesem Flugzeug auskennen. Also ich verstehe das auch nie. Jedenfalls war es nach einiger Zeit endlich geschafft und alle saßen – auch wir -, die Technik hat die Türe wieder in Schuss gebracht und es konnte losgehen. Über die Startbahn West ging es dann ab in den Süden. Dabei vergingen den ersten die Urlaubsfreuden bereits kurz nach dem Start, da es bis etwa 1500 m sehr windig war, was die Kollegen vorne zu jeder Menge Korrekturarbeiten veranlasste und den Start etwas wackeln ließ, was aber im Laufe des Fluges nicht weiter vorkam. Datum: 24.4.2004 Strecke: FRA-PMI Flugnr.: LH 4514 Typ: A320-211 Reg.: D-AIPS Auslastung: 150/150 = 100% Der Flug selber war unspektakulär. Geflogen wurde auf der klassischen Route entlang des Rheins bis Basel, über Genf, am Matterhorn vorbei - lag leider in Wolken verhüllt -. Marseille links liegen lassend verließen wir das Festland über die Carmarque und gingen directly nach Mallorca.mit Anflug über die Bucht von Alcudia. Nach 1 ½ Stunden waren wir da. Und ich versuchte meinen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen. Das Publikum schien ideal. LH’ler waren - außer der Crew – auch nicht dabei. Ich, nein wir konnten es wagen. Gerade hatte man die Maschine aufgesetzt fingen wir an zu klatschen. Etwas zaghaft zwar, aber es reichte. Etwa die Hälfte der Paxe zogen mit, während der Rest wohl dachte in einem „billigen Charterflieger“ zu sitzen und sich verweigerte. Ich war jedenfalls stolz auf mich und wir zwei haben uns diebisch gefreut.
Asterix Geschrieben 28. April 2004 Autor Melden Geschrieben 28. April 2004 ... Teil IV: Endlich mal wieder Malle. Ich war ja auch noch nie da Unsere Sitznachbarin wünschte uns noch einen schönen Urlaub, dem wir entgegneten heute noch zurück nach Deutschland zu fliegen. Es löste einen fragenden Blick aus, der vermuten ließ, dass sie – aus Skandinavien – sicher der Meinung war, mich auf Deutsch nicht richtig verstanden zu haben. Das Aussteigeprozedere war gleich wie in Frankfurt, wenn auch wir jetzt an einer Brücke angedockt waren. Da wir nur etwa 2 Stunden Aufenthalt hatten, entschieden wir uns auf der Abflugebene uns im Selbstbedienungsrestaurant mit leckeren spanischen Baguettes voll zu stopfen, während man um uns herum lieber die Spaghetti und die spanische Version der Currywurst mit Pommes versuchte. Der Kassierer war erfreut, jemanden zu sehen, der ein leckeres Serano-Schinken-Baguette kauft und offenkundig kein Spanier ist. In Uniform hätte er mich mit Sicherheit wieder erkannt, da der Baguettekauf eine „heilige Pflicht“ ist , wenn ich dort bin und es die Zeit erlaubt. Hernach haben wir uns auf einer ruhigen Ecke des Busparkplatzes noch ein Stündchen in die Sonne verpflanzt. Bei mir stieg ein wenig die Vorfreude auf unseren Flug nach Madrid. Im Buchungssystem, aber auch bei Rückfrage im Ops-Center der Spanair wurde mir versichert, dass der Flug auf jeden Fall mit einer MD-80, eventuell sogar mit einer B717 durchgeführt werden würde. Ich bin ewig nicht mehr mit einer MD geflogen. Auch das war ein Grund für die Wahl meines Routings. Wie sich zeigen sollte, war es ein klassischer Fall von: ist nicht! Gemeinsam mit 58 anderen Paxen machten wir uns im Bus auf den Weg zu unserem Flieger. Auf der Apron dösten genügend Spanair MD’s ihrem nächsten Einsatz entgegen. Nur, wir fuhren an jeder von ihnen vorbei, weit raus auf die Positionen für Overnights. Dort standen neben zwei weiteren MD’s ein B717 und ein A320. Die MD’s ließ der Fahrer links liegen und steuerte direkt auf die B717 zu, um die herum die Ground-Ops fleißig am werkeln waren. Meine innere Freude stieg an, um direkt gnadenlos enttäuscht zu werden. Zwar fuhr der Bus auf sie zu, allerdings eben auch daran vorbei, hin zur A320. Während Felix sich auf seinen dritten Flug am Tage freute, wäre ich am liebsten umgekehrt und hätte mir a) die Jungs vom Flight-Ops gerne noch mal zur Brust genommen und B) umgebucht auf ein anderes Routing, diesmal mit MD! Insofern war ich enttäuscht und konnte den Flug nicht genießen. Schon wieder „Bus“, schon wieder `ne 20ger; fehlt nur noch, das es nachher im MAD noch einen Change von CRJ auf A320 gibt…… Na ja, was soll’s. Beim Check’in habe ich die letzte Reihe gebucht. Und die ist ja auch beim Bus ein Erlebnis beim Start. Da mein Kumpel Felix ansonsten immer dafür sorgt beim fliegen vorne über den Flügeln zu sitzen, konnte ich miterleben, wie angetan er davon war, beim Startvorgang ein wenig von „links nach rechts und umgekehrt“ zu „hüpfen“. Ist zwar in einer B753 und einer ATR viel besser, weil noch etwas „hüpfiger“, aber schon nicht schlecht. Ein ungutes Gefühl bekam mein Kumpel nur, als sich das Cockpit meldete, und er erschreckend feststellen musste sich an Bord einer Maschine vollständig in Frauenhand (Cockpit und Kabine) zu befinden, was ihm insbesondere beim Anflug auf Madrid schwer zu schaffen machte, dem alten Macho. Datum: 24.4.2004 Strecke: PMI-MAD Flugnr.: JK 317 (Spanair) Typ: A320-232 Reg.: EC-IEJ Auslastung: 58/156 = 37,18% Auch dieser Flug war angenehm entspannend. Über die Playa del Palma ging es erst einmal mit einem kleinen Schlenker in Richtung Ibiza, welches wir allerdings beiseite ließen, um dann in direkter Linie über Valencia nach Barajas zu fliegen. Ich erwähnt ja schon, dass die Besetzung des Flugzeuges beim Anflug auf MAD meinem Kumpel Schwierigkeiten bereiten würde. Der Grund liegt darin, das Madrid eine ziemlich große Stadt mit jeder Menge Abluft ist, die sich mit den „ruhigeren“ Sichten der ländlichen Umgebung mischen und eben für heftiges Rütteln und Schütteln sorgen können. So war es denn auch bei unserem Anflug. Es ging rauf, runter, nach links, nach rechts, hin und her…. Als dann die Mädels vorne noch eine engere Kurve zum Endanflug nehmen mussten, in der es besonders heftig rüttelte und schüttelte, begannen einige Paxe sich dankend den Spuckbeuteln zu bedienen. Felix hielt durch. Obwohl man auch ihm ansehen konnte, dass er sich nicht wirklich darüber im Klaren war, wie er sich jetzt Befinden sollte. So fragte er mich ständig, ob so etwas normal sei und ob die Pilot(inn)en dieses beherrschen würden. Mein festes Ja zu beiden Fragen, schien ihn zumindest Sicherheit zu geben, dass er den Spuckbeutel nicht benötigen würde. Wohl fühlte er sich aber dennoch nicht und war mehr als nur glücklich, dass die beiden Mädels im Cockpit im Endeffekt eine mehr als Butterweiche Landung auf die Bahn gesetzt haben. Schöner Nebeneffekt dieser Turbulenzen war, dass sich alle Paxe in großer Ruhe und mit viel Zeit und Muße in Richtung Ausgang bewegten, und es so das erste entspannte Deboarding dieses Tages war. Auf den Schrecken hin, und um ihn zu beruhigen, haben wir uns am Airport erst einmal ein paar Bierchen gekönnt.
Asterix Geschrieben 28. April 2004 Autor Melden Geschrieben 28. April 2004 ... Teil V: Oh man. Ich merke gerade wie viel ich bereits zu diesem Trip geschrieben habe. Vielleicht hätte ich mich mal ein wenig kürzer fassen sollen. Aber gut, da in Madrid nichts weiter spannendes geschehen ist, außer dass wir neben den Bierchen den Proviant-Bestand erheblich gesenkt haben, werde ich nun flugs zu unserem letzten Flug des Tages übergehen. Beim Bierchen leeren ist mir aufgefallen, das entgegen der Ankündigung, der Flug nach Düsseldorf nicht von CityLine, sondern seitens Eurowings durchgeführt wird. Ich war zufrieden: kein weiterer Bus. Maximal eine BAe 146, minimal eine ATR 42. Obwohl für letztere dürfte DUS von MAD aus schon das Längste sein, was sie fliegen kann. Ich tippte auf CRJ-200, und sollte zum ersten Mal am tage Recht behalten. Vor allem, da mir die Regional-Lackierung erspart blieb und es sich um eine absolut echte EW handelte, wie ich bei ihrer Ankunft feststellen durfte. Da die Wartebereiche der Gates A34-36 in Barajas räumlich nicht getrennt sind, war vor dem Boarding nicht abzuschätzen, wie voll der Flug werden würde. Die meisten der Wartenden stiegen in die KLM nach AMS ein. Eine weitere größere Gruppe in die LHCL nach Stuttgart, so dass ich etwa 20 mögliche Paxe für DUS identifizierte. Das versprach viel Platz an Board der eigentlich ja recht engen CRJ-200. Tatsächlich waren es dann nur 14 Paxe, die während des Fluges auch alle sehr sehr ruhig waren. Lag vielleicht auch an der Abflugzeit abends um halb Acht Uhr. Den meisten war nicht aufgefallen, dass sie mit EW und nicht mit LH fliegen. So konnte man gut beobachten, wie wir an zwei wartenden LH CRJ’s vorbeifuhren und an der EW hielten. Einer bemerkte, dass er doch LH gebucht hatte, war jedoch beruhigt als ein anderer anmerkte, dass EW eine LH-Tochter ist. So machten wir es uns an Bord bequem. Der Flug wurde übrigens von drei(!) Piloten durchgeführt: einer Kapitänin (anscheinend im Route-Proofing), einem weiteren Kapitän (Check-Pilot? – aber eigentlich ziemlich jung) und einem weiteren Piloten, dessen rang nicht zu erkennen war. Dieser war etwas älter als die anderen, von daher wohl auch Kapitän und schätzungsweise der Check-Pilot. Ich hätte nachfragen können, hatte aber keine Lust dazu. Daher wird aus der veränderten Durchführung des Fluges auch ein Schuh: EW in den Kosten günstiger als LHCL, was den Yield bei der geringen Auslastung wohl ein wenig freundlicher aussehen lässt, und die Möglichkeit für die Piloten Stunden im Command zu schrubben, weswegen wir wohl auch von drei „Chefs“ pilotiert wurden. Der Flug war klasse ruhig. Ich persönlich mag das Routing MAD-DUS. Man fliegt in Richtung Bilbao, passiert dieses östlich und gleitet entlang der Küste an Biarritz vorbei in Richtung Norden, schwenkt langsam landeinwärts in Richtung des Flusses Girondes, überfliegt Bordeaux und nimmt direkten Kurs auf Paris, welches man ebenfalls östlich passiert, um sich dann via Lüttich auf den Weg nach Düsseldorf zu machen. Da wir bestes Wetter mit klarer Sicht hatten, konnte man einen herrlichen Blick auf Paris erlangen, mit einem erleuchteten Eiffelturm, Sacre-Coeur etc. Immer wieder ein herrlicher Anblick. Da in und um Paris auch immer eine enorme Menge an Air Traffic unterwegs ist kann man ebenfalls immer interessante Pass-bye’s beobachten. Die EW lieferte sich ab Höhe der Loire ein „Rennen“ mit einer 737-300 der LH geliefert, welches wir anfangs zu „verlieren“ schienen, um sie dann doch letztendlich abzuhängen. Dank Flugsicherung und dank dessen, dass die LH aus München kam, mit Ziel Paris, konnten wir ihr jede Menge „Tail“ zeigen. Datum: 24.4.2004 Strecke: MAD-DUS Flugnr.: LH 4435 (op. by Eurowings) Typ: CRJ-200ER Reg.: D-ACRH Auslastung: 14/50 = 28% So neigte sich denn ein Trip mit vier Flügen durch Europa und über die Iberische Halbinsel seinem Ende entgegen. Nach einer sanften Landung und einem nahezu schon persönlichen „Shuttle-Service“ im Gelenkbus, endete dieser im wahrsten Sinne des Wortes „Ausflug“, gegen viertel vor Zehn Uhr wieder an sein Ausgangspunkt. Da nur mit Handgepäck bewaffnet waren wir schnell am Ausgang und wurden mit einem großen Hallo von derselben Meute wieder in Empfang genommen, welche uns morgens zum Airport geleitet hat. Die sind absolut verrückt. Sie haben so getan, als ob wir von einer monatelangen Reise, entgegen allem Hoffen doch wohlbehalten wiedergekommen sind. Die anderen „Ahboler“ haben sicher nicht nur deswegen gestaunt, sondern sicher auch, weil wir a) so schnell aus der Gepäckabholung kamen und B) nur mit einem (!) Rucksack bewaffnet solch ein Bohey unter „unseren“ Abholern auslösten. Ich glaube Marsmenschen würden auch nicht anders bestaunt, wenn sie jetzt an unserer Stelle durch den Ausgang gekommen wären. Danach noch einen Besuch in unserem Stammlokal, mit einigen Runden auf Kosten der Iberienreisenden und der Tag war passé. Resumée: Ich muss gestehen, nach anfänglicher Skepsis, kann ich die zu Beginn titulierten „verstrahlten“ verstehen. Entgegen aller Erwartungen hat es mir als „Handlungsfliegenden“ tatsächlich Spaß gemacht einmal quer durch Europa zu jetten, ohne jedes – wirkliche – Ziel und eigentlichen Sinn. Auch wenn ich vorher schon Verständnis für diese Touren der Enthusiasten hatte, kann ich es jetzt verstehen. Dennoch glaube ich, war es mein erstes und letztes Mal. Warum? Ganz einfach. Z.B. Malle fliege ich was weiß ich wie häufig an. Da gewesen bin ich persönlich aber erst zweimal. Insofern könnte ich mit einen Daytrip nur noch vorstellen, indem ich an einem bestimmten Ziel früh morgens ankomme, mir vor Ort einen schönen Tag mache und abends zurück fliege. Am liebsten aber besser eine Tour über mehrere Tage, damit sich ein wenig erholen kann. In diesem Sinne, auf die „Verrückten“ und always many happy landings, Euer Asterix
BA917 Geschrieben 28. April 2004 Melden Geschrieben 28. April 2004 hey, echt gut und lustig zu lesen. gerade wegen der "im-wirklichen-leben-pilot-perspektive".
Stanley Geschrieben 28. April 2004 Melden Geschrieben 28. April 2004 Dies war der beste Tripreport den ich bis jetzt gelesen habe! Du solltest öfters mal Tripreports schreiben.. wirklich klasse! Ich hatte um 15 Uhr einen Geschäftstermin, aber ich mußte erst zuende lesen und werde da wohl gleich mit ner halben Stunde verspätung auftauchen. Das ist alles deine Schuld Asterix! *grins*
ATN340 Geschrieben 28. April 2004 Melden Geschrieben 28. April 2004 Respekt Asterix, sehr allg. gefasster Bericht und trotzdem mit genuegend Fachwissen gewuerzt! Da kriegst du von mir ne glatte 1 fuer Eine Frage noch: Ist es ueblich, dass Piloten an ihren freien Tagen auch noch durch die Welt jetten oder war das der "Einmal-Und-Nie-Wieder-Versuchsballon"? Gruss ATN
Gast Badmax Geschrieben 28. April 2004 Melden Geschrieben 28. April 2004 Hehe, der Report is gut. Der is wirklich gut. Mal ne Frage wo biste FO? A320? *gg* Die MD80 ist ein schönes Flugzeug *anMCPlaneCrossairChartererinnertwird* MFG Max.
Asterix Geschrieben 29. April 2004 Autor Melden Geschrieben 29. April 2004 Hallo, erst einmal vielen dank fürs Lob. So was kommt immer gut. Nein, ich denke es ist nicht üblich, dass Piloten so etwas machen. Ich fahre z.B. lieber mit dem Auto in Urlaub. Aber, mein Kumpel wollte so etwas mal erleben und ohne mich, den LH-Ausweis etc. wäre die Reise so nicht zustande gekommen. Ich habe überhaupt nichts gegen Busse. Aber die lezten 30 von 40 Flügen (Transfer, Privat) waren an Bord eines A320, da wird es langsam langweilig, v.a. da ja noch genug klasse Gerät in der Luft ist. MD bin ich zuletzt vor 10 jahren geflogen (AEF nach DUS aus RHO) - MD-87. Da wollte ich mir dieses Erlebnis geben. Werde wohl noch mal prüfen, wo ich auf jeden Fall eine erwische [ Diese Nachricht wurde geändert von: Asterix am 2004-04-29 12:14 ]
munich Geschrieben 29. April 2004 Melden Geschrieben 29. April 2004 Asterix, kann mich meinen Vorrednern nur anschließen! Es ist wirklich etwas ganz besonderes einen "normalen" Flug aus Sicht eines "Pilotenpax" (oder Paxpiloten?) geschildert zu bekommen. Ausserdem war der Bericht so herzerfrischend geschrieben, dass ich nichts dagegen gehabt hätte, wenn Euer Routing noch etwas länger gewesen wäre. Schade nur, dass das von Deiner Seite eine "Eintagsfliege" bleiben wird. Nochmals herzlichen Dank und always happy landings!
Asterix Geschrieben 30. April 2004 Autor Melden Geschrieben 30. April 2004 Man soll ja niemals nie sagen. Für heute würde ich sagen: keine Daytrips mehr. Aber auch im realen Leben geschieht genug, was - bein entsprechender Lust - zu einem Report reichen sollte.
Gast Geschrieben 30. April 2004 Melden Geschrieben 30. April 2004 Ich kann mich einfach nur anschließen! Das ist mit einer der besten Reports die je gelesen habe. ist echt TOP! Vor allem, wie auch schon von anderen geschrieben wurde, ist er deshalb so gut, weil er erstens sehr leicht und amüsant zu lesen ist und zweitens aus der Sicht eines Piloten als PAX geschrieben ist. So, nun hast du ja einen Einblick in das Leben der Just4Fun - Flieger erhalten und ich habe mich ehrlich gesagt gefreut, dass du als Pilot wirklich Verständnis dafür zeigst und es dir sogar Spaß gemacht hat Ich will zwar nicht setimental werden, aber ich finde es wirklich spitze, dass du -obwohl du garnicht das Bestreben danach hattest- diesen Trip gebucht hast um u.a. mal einen Einblick in das Leben der jus4fun - Flieger zu erhalten (<- habe ich zumindest so verstanden), auch wenn dein Kumpel ausschlaggebend war. Fühltman sich ja richtig geehrt Mal eine etwas pingelige Frage: Als was kann man EW denn bezeichnen? Als wirkliche -wie oben geschrieben ein PAX sagte- Lufthansa - Tochter würde ich es nicht oder ist, wenn man eine Beteiligung hat gleich die andere die Tochtergesellschaft? Wie gesgat, toller Report! So, mein Loblager ist ausgeschöpft Gruß vom just4fun - Flieger Steffen [ Diese Nachricht wurde geändert von: XQ-NUE am 2004-05-01 01:44 ]
munich Geschrieben 1. Mai 2004 Melden Geschrieben 1. Mai 2004 Asterix, ich hab mir ja bei meiner Lobeshymne schon überlegt, ob ich Dich nicht bitte, auch mal einen Tripreport als Pilot, also von Cockpitsicht aus zu schreiben. Hab mich aber nicht getraut, weil ich es dann als "doch etwas viel verlangt" empfand. Nachdem Du oben aber "durchschimmern" hast lassen, dass evenzuell Bereitschaft dazu da wäre, würde ich mich riesig darüber freuen. (Oder schreib ein Buch, ich kauf es )
MTOW Geschrieben 1. Mai 2004 Melden Geschrieben 1. Mai 2004 Hi Asterix! Vielen Dank für den gelungenen Tripreport. Welchen Status hattest Du auf Deinen Flügen? (ID90, ID50 ?) und Dein Kumpel hast Du auf Voucher mitgenommen? Am meisten amüsiere ich mich über das Verhalten der Gäste beim deboarden. Aber wenn Du richtig was zu gucken haben möchtest, dann empfehle ich Dir das Routing MUC-HAM-MUC-TXL-MUC. Beobachte und genieße! Kannst Du vielleicht einen kleinen Hinweis geben, welches Muster Du fliegst? Aus dem Report entnehme ich, dass es sich um einen Charterairline bzw. LCC handelt. Many happy landings MTOW
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