ATN340 Geschrieben 17. Mai 2004 Melden Geschrieben 17. Mai 2004 Hallo Allerseits, wenn man den Schulungsfilmen, TV-Reports, Artikeln in Fachmagazinen etc. glauben darf, dann ist die Arbeitsteilung in modernen Cockpits selbstverstaendlich, Stichwort Crew-Ressource-Management . In letzter Zeit gab es wiederholt Berichte, in denen der CPT seinen Copi wie einen "dummen Schuljungen" behandelt hat und das Teamplay voellig in den Hintergrund deraten ist. Man erinnere sich z.B. an den Absturz der Crossair-ARJ in ZRH, die HF-Notlandung in VIE oder die Berichte ueber die Arbeitsatmosphaere im Cockpit der Tupolev von Ueberlingen. Mich interessiert mal, was ihr davon haltet, speziell diejenigen Leser, fuer die das Cockpit der Arbeitsplatz ist Sind dies Einzelfaelle oder ist es wirklich so, dass der Typ vorne links der Herrgott persoenlich ist (oder dem sehr nahe sitzt)! Gruss ATN
mach 2+ Geschrieben 17. Mai 2004 Melden Geschrieben 17. Mai 2004 Festgelegte Führungsposition und CRM widersprechen sich nicht. Der gute "Führer" zieht immer TeamWork in Betracht! Auf Dauer ist dies erfolgreicher in Hinsicht auf Erreichung von gesteckten/geforderten Zielvorgaben und auch für die Psyche aller Beteiligten. Das die Anwendung CRM nicht immer einfach ist doch logisch. Deswegen sind auch immer wieder Schulungen erforderlich. Leider ist es oft so, dass diejenigen die CRM praktizieren, Schulungen nicht "extrem" nötig hätten, aber diejenigen die es bitter nötig hätten diese Schulungen als unnötig betrachten. Sind aber m.E. die Ausnahmefälle. Durch Vorauswahl/Selektion zur Aufnahme der fliegerischen Ausbildung kann man gewisse Einschränkungen erreichen. Auch wenn die Technik die Fliegerei in vieler Hinsicht oberfächlich gesehen einfacher gemacht hat, ist in Wirklichkeit nur eine Verschiebung der mannigfaltigen Aufgaben in andere Bereiche erfolgt. (Glas-Cockpit). Hier ist nochmehr CRM gefragt, als in "alten" Zeiten. Viel Unfälle beginnen in der Kette nicht mit total komplexen Technik-Problemen. Im Verlauf der Entwicklung treten oft Fehler im "Arbeitsbereich Team" auf. Diese wirken sich zusätzlich ev. negativ auf die Abhandlung eines Notfalles aus. Angewandetes CRM kann zur Problemlösung in komplexen Situationen beitragen. Eigentlich ganz einfach - oder doch nicht?!
Gast Geschrieben 17. Mai 2004 Melden Geschrieben 17. Mai 2004 Flache Hierarchien sind nett. "Autorität" kommt durch Kompetenz, alles andere ist Schwachsinn! Druck ist kontraproduktiv, egal von wem er kommt.
ATN340 Geschrieben 18. Mai 2004 Autor Melden Geschrieben 18. Mai 2004 @Mach2 Teile voll und ganz deine Meinung. CRM ist eigentlich dazu gedacht, dass Arbeiten und die Effizienz in modernen Cockpits zu verbessern. Die moderne Technik fordert moderne Verfahren. Und genau das macht micht stutzig - jetzt nach 15 Jahren (?) kommen immer mehr Berichte auf, wo man den Eindruck einer "Zweiklassen-Gesellschaft" im Cockpit bekommt. Links der Liebe Gott, rechts ein Musterschueler im ersten Semester. Sicherlich ist es der CPT der am Ende die Verantwortung traegt, aber dass heisst noch lange nicht, dass der Typ daneben dumm ist und sich seinem Schicksal zu fuegen hat. (Etwas uebertrieben) Die erste Generation ATPLer, die nach CRM geschult wurde sitzt mittlerweile auch links. Dass irritiert mich daran besonders....! Gruss ATN
Micha Geschrieben 18. Mai 2004 Melden Geschrieben 18. Mai 2004 Is auch immer ne Frage wie gut man mit dem "Nachbarn" klar kommt. Das fängt mit den Erfahrungen von der Schulbank an. Fakt ist, das Leute die nicht Teamfähig sind im Cockpit nichts zu suchen haben.
mach 2+ Geschrieben 18. Mai 2004 Melden Geschrieben 18. Mai 2004 Wie ich schon andeutete, ein CRM Lehrgang ist nicht alles. Es gehört auch die Mentalität eines Teamplayers dazu. Es lässt mich aschmunzeln, wenn ich an manch einen FO´s zurückdenke, wie die teilweise zu den älteren Kapitänen standen! Wenn sie mal Kapitän würden, dann würde es dies und jenes nicht geben. Kaum waren sie Kapitän, hörte ich von jüngeren Copis und Cabin-Crew erstaunliche Neuigkeiten bezgl der jungen Kapitäne! Das ist das Rad des Lebens! Ausnahmen bestätigen aber die Regel. Ich kann nur eines nochmals sagen, CRM praktizieren ist nicht immer leicht. Aber, ich fliege schon ein wenig länger, im Endeffekt ist man erfolgreicher (sicherer) bei der Aufgabenbewältigung. Und auf Dauer bewähren sich "ehrliche" Verhaltensweisen im Cockpit. Es spricht doch nichts dagegen, dass ein Kapitän vor allen Dingen auch seine Erfahrung einbringt und ein aufstrebender Copi sein aktuellstes Wissen(books). Welcher gute Copi will seinem Kapitän nicht mindestens in jeder Weise ebenbürtig sein! Das ist doch gut so! Und auch damit wird ein Teil CRM erfüllt! Crew Resource Management. Und wichtige Resourcen sind unter anderem auch: Experience and knowledge! So,genug über CRM geschrieben. Praktizieren ist wichtiger!
Gast Geschrieben 18. Mai 2004 Melden Geschrieben 18. Mai 2004 Mit Crossair, HF310, und den Baschkiren habt ihr euch aber nette Beispiele ausgesucht.
ATN340 Geschrieben 18. Mai 2004 Autor Melden Geschrieben 18. Mai 2004 Sag doch, in welchen Unfall/Zwischenfall du verwickelt warst, dann nehmen wir den in die Liste auf
Larsi Geschrieben 18. Mai 2004 Melden Geschrieben 18. Mai 2004 Ich glaube so wild ist das nicht das Co und CPT,oft Probleme miteinander haben.Aber natürlich die Charaktere können natürlich auch verschieden sein.Aber wegen der großen Verantwortung die die Damen u. Herren im Cockpit haben ,gehe ich davon aus,daß dies kein Problem ist.
nabla Geschrieben 19. Mai 2004 Melden Geschrieben 19. Mai 2004 Ich bezeichne mein Cockpit manchmal als meine kleine heile Welt. Ich kann hier andere kritisieren, ohne selber angemacht zu werde. Ich kann kritisiert werden, ohne gleich böse Absichten zu vermuten. Ich kann Probleme ansprechen und wenn ich mich nicht wohl fühle auch dieses äußern und muß nicht gleich als "Feigling" etc. darstehen. Ich darf und muß Regelübertretungen ansprechen und kann notfalls die Kontrolle über das Flugzeug übernehmen. Ich habe meine Aufgaben im Cockpit, beherrsche diese souverän und kenne mich dort aus - in Teilbereichen sogar vielleicht besser als der Chef... Andererseits ist der Kapitän mein Vorgesetzter und haftet für alles was wir so tun, weshalb ich es ihm durchaus gönne, wenn er gewisse Dinge entscheiden kann / darf / muß. So sollte eigentlich CRM laufen - "Man arbeitet als Team und redet offen darüber". Und in der Tat: In der Praxis klappt das tatsächlich erstaunlich gut! Nicht zuletzt führe ich dieses aber vor allem auf die Einstellungstests zurück, in denen deutlich getrennt wird. Es führen zwar mittlerweile fast alle Airlines Einstellungstests durch, aber ich denke, daß LH - bzw. das DLR - dort über die Jahre schon Maßstäbe in Sachen Konstanz und Kompetenz setzt. (Kleine Randbemerkung: Checkkapitäne, mit denen ich sprach, erzählten mir, daß es mit DLR-getesteten Leuten, die dann auf der LFT in Bremen waren, im allgemeinen sehr viel weniger Probleme gibt, als mit Umschülern von anderen Airlines. Zwar gibt es auch dort durchaus sehr gute Piloten, allerdings ist die Bandbreite um einiges größer!) Aber zurück zum CRM: Mir persönlich macht mein Job großen Spaß eben gerade weil wir alle nach den selben Regeln spielen. Ich weiß, was ich kann und ich weiß, das ich es ganz ordentlich kann - ich weiß aber auch was ich nicht kann und wo meine Grenzen sind. In der Regel paßt hierzu die Kompetenz des Kapitäns ideal ergänzend dazu - womit auf dem Papier ja alles geregelt wäre. Das CRM aber bietet für uns beide immer wieder den Boden, auf den die Kommunikation gestellt wird. Und wenn mal was nicht klappt, kann man auf dem CRM aufbauend, wieder versuchen alles in die richtige Bahn zu bekommen. Das fängt schon bei kleinen Dingen an (Ich erkläre meinem CPT, wie ich Gedenke den Approach zu fliegen mit samt aller meiner taktischen Überlegungen, damit er nicht während des Approaches mit dem "Was macht der denn da"-Blick herumsitzen muß. Auf CRM-Deutsch: Ich sorge dafür, das wir beide ein gemeinsames "mentales Modell" haben!) und zieht sich bis ganz nach oben durch. Just my 2 cents.... Gruß, Nabla
munich Geschrieben 19. Mai 2004 Melden Geschrieben 19. Mai 2004 Klasse Nabla! Ja, so könnte bzw. sollte es sein - insbesondere dieses vorausschauende Denken und Absprechen von Dingen, die eventl. auftreten könnten - und wie dann als Team gehandelt wird. Aber leider ist dies m. E. nicht überall selbstverständlich, wie man ja anhand von verschiedenen Vorkommnissen sehen konnte. Ich hab' mich kürzlich mit Ff bei einem Treffen auch darüber unterhalten. (War zwar nur ein Teilbereich in bezug auf CATIII-Landungen.) Aber im Prinzip sagte er das Gleiche aus, wie Du. Gruss Robert
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