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Reiseanekdote aus Russland


JLennon

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hier ein Artikel der Focus-Onlineausgabe über einen Flug in (aus) Russland, bei dem man doch das ein oder andere Mal schmunzeln muss:

 

http://aktuell.focus.msn.de/hps/fol/newsau...abe.htm?id=6348

 

Irrfahrten auf dem Rollfeld und Service-Schalter, die alles tun, um Passagiere am Boden zu halten: Über eine bizarre Odyssee auf einem Moskauer Flughafen berichtet Boris Reitschuster.

 

 

Wir lassen Hanoi links liegen, London kann uns nicht locken, und auch an Tiflis haben wir kein Interesse: Ein ums andere Mal fahren wir in unserem kleinen Zubringer-Bus auf Fahrgestell-Höhe vorbei an den Rädern der großen Flieger aus aller Herren Ländern – und werden immer nervöser. „Entschuldigen Sie, wissen Sie nicht, wo hier das Flugzeug nach Kiew steht?“ Mitten auf dem Rollfeld hat unser Fahrer die Orientierung verloren und schimpft leise vor sich hin.

 

„Weiß nicht, wo Stellplatz 70 ist!“

 

„Wollen Sie vielleicht hier aussteigen?`“ Nein, British Airways bringt uns nicht weiter. Mit weit aufgerissenen Augen sucht der Mann am Steuer aufgeregt nach unserer Maschine: „Ich denke, der Flieger müsste auf Stellplatz 70 stehen. Aber ich weiß nicht, wo Stellplatz 70 ist. Weiß das jemand hier?“

 

Wir wissen es natürlich nicht, schließlich sind wir Passagiere und keine Fluglotsen. Wir wissen nur, dass unser Flieger jeden Moment ohne uns abfliegen kann, wenn wir weiter wie wilde Wespen orientierungslos über das Rollfeld irren. Dabei hatten wir schon jede Menge Kalorien und Schweiß verloren, um überhaupt in den Zubringer-Bus zu kommen. Wie so oft beim Fliegen in Russland hat das Abenteuer schon am Boden begonnen.

 

Dabei waren wir guter Laune, als wir in aller Früh in Domodjedowo vorfuhren: Moskaus modernster Flughafen mit dem für Deutsche unaussprechlichen Namen ist anders als die anderen drei Airports in der russischen Hauptstadt privatisiert: Statt stundenlang in dunklen Korridoren vor zwei, drei mürrischen Grenzbeamtinnen zu warten, bekommt man hier in frisch polierten Hochglanz-Korridoren von einem Dutzend freundlicher Damen in Uniform zügig seinen Stempel auf das Visum.

 

Sträfliche Naivität

 

So ließen wir uns auch nicht die Laune vermiesen, als uns die Dame am Check-In plötzlich sagte, dass unser Flug nach Kiew gestrichen ist – „aus Gründen der Planmäßigkeit“, was auch immer das sein soll. Da die Fluggesellschaft „Transaero“ mit westlichem Service wirbt, hoffte ich sträflich naiv, dass die Leute am Schalter nun alles tun würden, um uns so schnell wie möglich ins nächste Flugzeug nach Kiew zu setzen.

 

„Warten Sie!“ beschied uns ein strenger Herr in leicht einschneidender, blauer Transaero-Uniform – und binnen Sekunden war das fünfköpfige „Service“-Team spurlos vom Schalter verschwunden. Einer der „Krisenmanager“ nahm noch hastig eine Zigarette aus seiner Schachtel: Nichts als Stress mit diesen ungeduldigen Kunden, zumal, wenn ein kompletter Flug gestrichen ist und Arbeit droht – nichts wie weg zur Zigarrenpause.

 

Als nach einer halben Ewigkeit endlich wieder ein Mann hinter dem Schalter auftauchte, bat er prompt um unsere Pässe – „damit wir die Tickets umbuchen können“. Welcher Teufel uns auch immer geritten hat: Wir gaben ihm die Papiere, die in Russland oft wichtiger sind als ihr Besitzer, tatsächlich – und waren damit gänzlich Transaero ausgeliefert.

 

„Sie warten, und basta!“

 

„Wir setzen Sie in unsere Abend-Maschine, in acht Stunden“, eröffnet uns plötzlich die Schichtleiterin mit der strengen Föhnfrisur. Unseren Einwand, dass in zwei Stunden ein Flug einer anderen Fluggesellschaft geht und dort noch jede Menge Platz ist, lässt sie nicht gelten: „Reden Sie höflicher mit mir! Sie warten bis heute Abend und fliegen mit Transaero, basta!“ sagt sie mit Kommando-Stimme. Es klingt, als ob sie vor dem Wechsel in die Luftfahrt als Gefängniswärterin ihr Brot verdient hat.

 

Für „Transaero“ sind wir offenbar weniger Kunden als fette Braten – man will uns nicht vom Teller bzw. vom Flieger springen lassen. Und selbst können wir keine Tickets für den nächsten Flug kaufen – dazu bräuchten wir unsere Pässe, und die hat jetzt der Schalter-Zerberus. Erst ein lautstarker Hinweis auf die Zentrale und den Generaldirektor hilft weiter. Jetzt erfahren wir, warum unser Flug wirklich gestrichen wurde: Morgennebel – nichts, wofür man irgend jemand verantwortlich machen könnte. Eine Stunde und viele Nerven ärmer bringt uns eine Frau in Uniform die erflehten Tickets.

 

Per Sprint zum Ticket

 

Kaum ist ein freudiges Lächeln auf unseren Lippen, erstickt es die junge Frau im Keim: „Ich bekomme jetzt 200 Dollar von Ihnen!“ Nein, mit unseren Transaero-Ticket können sie die neuen Flugscheine nicht verrechnen: „Die alten müssen Sie im Reisebüro zurückgeben, dann bekommen Sie ihr Geld!“ Wie ein Sprinter renne ich auf der Suche nach einem Geldautomaten durch den Flughafen. Und wenigstens diesmal habe ich Glück.

 

Als wir endlich unsere Tickets in den Händen halten, bringt uns eine Flughafen-Mitarbeitern hastig zu unserem Flugsteig. Doch wir kommen nicht weiter: Vor der Tür drängt sich eine dichte Menschenmenge. Touristen, die seit Stunden in dem fensterlosen, stickigen Warteraum auf ihren Abflug an die türkische Riviera warten: „Wir lassen hier niemanden durch, solange wir nicht selbst weiterkommen“, schreit eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm. „Ich werde sehr ungehalten und kann mich nicht kontrollieren, wenn mir jemand zu nahe kommt!“, droht ein stämmiger Passagier mit Bürstenschnitt, misstrauisch beäugt von müden Polizisten.

 

Schlagende Stewards

 

„Nur nicht aufregen“, sage ich mir. Es gibt schlimmeres – wie jene Stewards, die kürzlich bei einem Inlandsflug von Aeroflot einen Passagier verprügelt haben. Oder tadschikische Zollbeamte am Boden, die einen auffordern, vor der Ausreise noch mal Geld zu wechseln – mit den Worten: „Wir wollen auch was“.

 

Mit Mühe, Not und Muskelkraft schlagen die Wachleute für uns eine Schneise durch die Menge. So fühlen wir uns wie im Paradies, als wir ohne größere blaue Flecken in unserem Zubringer-Bus sitzen. Bis die Irrfahrt über das Rollfeld beginnt. „Probieren Sie es hier, vielleicht geht der Flieger hier nach Kiew“, sagt der Fahrer zaghaft und hält vor einer alten Iljuschin an. „Wohl kaum, hier steigen die Passagiere aus, und wir bräuchten einen Flieger, wo sie einsteigen“, halte ich dagegen. Nach zwanzig Minuten und fünfmal so vielen Flugzeugen ist es soweit – wir haben unsere Tupolew gefunden. Die Stewardessen an der Gangway blicken vorwurfsvoll auf die Uhr. Unser Busfahrer hält dagegen: „Wie kann man sein Flugzeug nur so dumm abstellen!“

Geschrieben

Ich weiß zwar nicht, was da wirklich abging, aber für mich klingt das ganz wie ein Racheartikel eines Passagieres, der alles viel höher spielt als es war, weil im irgentetwas nicht gepasst hat. Mag sein, dass es so abgelaufen ist, aber ich glaube in dem Artikel ist ein bisschen viel Verärgerung verarbeitet als eine ordentliche Berichtswiedergabe. Was bitte haben wartende Passagiere mit Transero zu tun, die die anderen nicht durchgelassen haben? Transero indirekt die Schuld zuzuschieben ist schon ein wenig grob. Wer weiß, die halbe Stunde Wartezeit bis die Jungs vom Rauchen wiederkamen, waren wohl 10 Minuten...who knows.

Was regen die sich über die Ticketbezahlung auf, wenn sie das Geld, wenn auch später, zurückerstattet bekommen? Weiß nicht wo das Problem liegt.

 

Erleben ist die eine Sache, sie aber wiederzugeben, die andere!

 

Naja, vielleicht hat es sich auch so abgespielt, wenn auch nicht so extrem, wie ich es meine, aber das es sich genauso abgespielt hat, glaube ich nicht.

Geschrieben

... na ja, abmildern oder gar ausschließen würde ich es nicht. Jeder, der schon ein paar mal in Russland unterwegs war wird solche Storys berichten können.

 

Keine Ahnung ob Transaero eine reine Boeing Flotte hat, die Tupolew kann auch mittels Subcharter angemietet sein.

Die Wartenden Passagiere können insofern mit Transaero zu tun haben, als dass diese Airline dick im russischen Chartergeschäft drin ist. Und, ist leider so, Russen kommen gerne zu spät. Besonders wer in die Türkei fliegt kann um die Verspätuzngsstunden der Russen würfeln.

Geschrieben

@ XQ-NUE

 

Bist Du schon einige Male in Russland unterwegs gewesen? Ich für meinen Teil kann jeden einzelnen Teil der Geschichte, vor allem die Freundlichkeit und Flexibilität von Mitarbeitern (selbst solcher Firmen, die theoretisch "Kundennähe" zeigen sollten) nur voll unterschreiben.

 

Die russische Sprache als solche klingt für außenstehende häufig unfreundlich, die aus der Zeit des Sozialismus stammende Unnötigkeit zur Freundlichkeit gegenüber Kunden ist gerade in den Bereichen, wo eine gewisse "Abhängigkeit" dem Angestellten gegenüber besteht, ungebrochen. Besonders Uniformträger behandeln einen häufig von oben herab, betrifft auch den privaten Bereiche (hier: Fluglinie). Wenn man also von einem uniformierten Angestellten etwas will, trifft alles in Kombination zu und man ist hinterher teilweise schon froh, wenn man nur das absolu mindeste erreicht hat....

 

Trotzdem ist Russland ein tolles Land mit tollen Leuten - man muss halt andere Maßstäbe ansetzen...

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: kingair9 am 2004-09-09 12:34 ]

Geschrieben

@kingair9: Sicher ist Russland das icon_wink.gif

 

Und was die Focus-Story angeht. Das kann sich sher gut genauso abgespielt haben. Meine Erfahrungen beim Transfer in SVO (immer planmäßig) unterstreichen das voll. Unter anderem bin ich von einem Typen angeblafft worden, weil ich nicht wie verabredet um 18 Uhr am Transferschalter war, sondern, Skandal, erst um 18.03 Uhr. In SVO1 schreien die SU-Transfer-Damen gerne mal rum, wenn Sie mehr als 10 Paxe vor sich haben. Und mehr als drei Woirte Englisch können oder wollen sie nichht sprechen.

 

Aber egal: Ich hatte genauso viele nette Erlebnisse. Nur bei Transaero würde ich nicht einsteigen...

Geschrieben

Die Vorfeldbusse, die ich in DME kenne, sind moderne West-Niederflurbusse mit Funk (und GPS). Von da her scheint mir so eine Odyssee bei der Suche auf dem Vorfeld eher unwahrscheinlich zu sein.

 

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Nosig am 2004-09-09 14:17 ]

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