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Fotoreport: JAL Domestic B777-300 Tokio-Osaka


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Geschrieben

Hallo zusammen,

 

wer regelmäßig a.net liest wird vielleicht den Report schonmal gelesen haben. Für alle anderen hier meine Berichterstattung von einem Trip von Tokio (Haneda) nach Osaka (Itami), also jeweils den Inlandsflughäfen beider Städte. Und das war dann auch der hauptsächliche Hintergrund des Trips, das Feeling von einem innerjapanischen Flug in der JAL B777-300. War echt eine tolle Erfahrung, weil 100 kleine Details so komplett unterschiedlich zu dem sind was man in Europa kennt, also trotz des kurzen Fluges ein Erlebnis - aber lest selbst ;)

 

Wegen der Zeitverschiebung immer noch etwas jenseits von einem Bezug zu Zeit und Raum, war ich irgendwie ziemlich früh wach, und so war ich dann auch schon morgends um 05:00 am Flughafen Tokio-Haneda. Als ich letztes Jahr da gewesen bin gab's nur ein Terminal, mittlerweile ist ANA komplett ins neue Terminal 2 gezogen, so dass JAL sich im alten Terminal 1 breit machen kann.

 

Der Verbindungstunnel zwischen T1 und T2 - tagsüber hetzen hier Menschenmassen zwischen den Terminals hin und her, aber früh um 5 isses noch sehr, sehr ruhig:

 

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Auffällig war, dass es an jeder Ecke Check-In Automaten gab, also nicht nur eine zentrale Insel mit Automaten sondern wirklich über den ganzen Flughafen verteilt. Und vor jedem Block Automaten stand jemand, um die Passagiere beim Automaten-Check-In zu unterstützen. Das ganze bewaffnet mit einem Megaphon, von dem auch regelmäßig Gebrauch gemacht wurde. Nun ist mein Japanisch etwas eingerostet ;) aber ich glaube die haben da jeweils den Check-In Schluss der einzelnen Flüge angesagt. Oder vielleicht auch was ganz anderes, k.a.

 

Da ich Check-In Automaten prinzipiell ablehne (Teufelszeug!) bin ich zu einem der JAL Schalter im South Wing von T1 gegangen. Ohne eine Sekunde warten zu müssen war ich auch gleich dran, die freundliche junge Japanerin war etwas verdutzt, war es wegen meinem in Deutschland ausgestellten Papierticket, oder war es weil ich so ziemlich der einzige Europäer weit und breit war? Ganz Haneda hat an diesem Morgen (wie eigentlich immer) fast nur aus japanischen Anzugträgern bestanden, aber Anzugträger hin oder her, ich war definitiv der einzige Nicht-Japaner. Nichts desto trotz hat die Frau perfekt Englisch gesprochen, und wenig später hatte ich meine Bordkarte mit dem vorreservierten Platz 21A:

 

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Zeit hatte ich ja, also ins T2 und versucht, für den Rückflug am Abend mit ANA einzuchecken. Der freundliche ältere Herr hier konnte das zwar nicht machen und leider konnte er auch nur wenig Englisch, aber soweit ich es verstanden habe lag es wohl dran dass sie sowas bei Papiertickets nicht machen. Auch okay, also zurück ins T1 und dort durch die Sicherheitskontrolle.

 

Beim durchleuchten ist mein Rucksack auffällig geworden. Was denn in der Plastikflasche drin sei? Hmm, ich hatte Wasser in eine Pepsi-Flasche gefüllt, und das gab natürlich Rätsel auf, besonders in einem Land in dem man Kristall-Pepsi scheinbar nicht kennt. Sie haben die Flasche also kurz untersucht und wenig später war alles in Ordung.

 

Okay die Atmosphäre im Gate-Bereich hatte schon was. Massenhaft Japaner im Anzug mit Aktenkoffer, alle auf dem Weg zu ihren Gates, entweder betont gelassen oder im Sprint zu ihren Gates hechelnd, je nachdem. Habe mir eine Tüte japanisches Irgendwas gekauft (ne echt keine Ahnung was, aber es hat recht scharf geschmeckt für Frühstück) und die Stimmung genossen: Drinnen die Japaner, draußen die Widebodies von JAL: B747D, B777, B767, A300B4 und -600, dazwischen vereinzelt auch MD-80 und MD-90. Das alles natürlich in riesigen Mengen, toll!

 

Bin dann zeitig an mein Gate gegangen, wo bals auch die JA8941 angerollt gekommen ist. Perfekt, B777-300 wie erwartet:

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Der alte JAL-Anstrich hat mir übrigens besser gefallen, aber das ist wohl Geschmacksache. Die beiden Gate-Agents haben schon eine Stunde vor Boarding immer wieder Ansagen auf japanische gemacht. Keine Ahnung was sie gesagt haben, aber als bei einer Ansage alle aufgestanden sind und sich (zielgerichtet aber diszipliniert) ums Gate geschart haben wusste ich: jetzt geht's wohl los.

 

Self-Boarding Maschinen. Auf den Bordkarten war aufgedruckt wierum man die Bordkarten in die Gate-Reader schieben sollte, und ohne Witz, ich hab nicht einen gesehen der die Bordkarte falschrum reingeschoben hätte, so ging das Boarding von den 400+ Passagieren natürlich schnell. Für den Europäer echt auffällig, diese Disziplin, alle darauf bedacht so schnell wie möglich einzusteigen, keine Trödler, alle ratz-fatz durch, dabei aber fast keine Rempeleien.

Zwei Fluggastbrücken, die vordere für A, B, C, D und E Plätze, die zweite Brücke für F, G, H, J und K Plätze. Ein sehr innovatives Verfahren, auch wenn es meiner Meinung nach mehr Sinn gemacht hätte, die Trennung genau andersrum zu machen. So bin ich nämlich mit einem Platz 21A vorne eingestiegen, nur um an der zweiten Tür auf die Menschenmassen zu stoßen die hier eingestiegen sind und geradeaus durch zum anderen Gang. F-K vorne und A-E hinten, das wäre optimal gewesen.

 

Die Business hat 62 Plätze, in einer 2-3-2 Bestuhlung, während die 410 Economy-Plätze 3-3-3 bestuhlt sind. 21A war die dritte Reihe in Economy.

 

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Die Sitze waren äußerst bequem, und haben mit ihren weichen Stoffbezügen mehr an ein Sofa erinnert als an einen gewöhnlichen Flugzeugsitz. Auf jedem Platz lag ein Kopfhörer, zur Verfügung standen 12 Audio-Kanäle, die meisten mit japanischen Unterhaltungssendungen, aber auch Musik, sowie ein Programm mit westlicher Musik. Wer hätte das erwartet auf einem 45-Minuten-Flug? Hab mir sagen lassen dass die ex-JAS domestic 777s sogar PTV haben! Decken wurden verteilt, was ich auf dem kurzen Flug übertrieben fand, aber weit gefehlt, fast jeder hat ein Decke genommen.

 

Auf den Bildschirmen lief nicht nur das Safety-Video, sondern auch ein Video wie man sich an Bord zu verhalten hätte. Das ging sogar soweit dass da Aufforderungen dabei waren, die Zeitung nicht komplett aufzuschlagen sondern sie sich möglichst klein zu falten, und wenn man die Rückenlehne zurücklehnen würde solle man vorher dem Passagier hinter einem Bescheid geben damit der sich nicht den Kopf stößt... So Verhaltensvideos wären in Europa echt mal 'ne feine Sache, aber hier in Japan geht an Bord doch ohnehin alles so gesittet zu...

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Auffällig auch die absolute Stille an Bord. Klar, alles Einzelreisende Geschäftsleute, aber selbst die Flugbegleiter haben untereinander nur geflüstert, bzw. auf längere Entfernung einander von den Lippen abgelesen. Dann Cabin Check, die Purserin ist beide Gänge komplett abgelaufen und hat witzigerweise mit dem Finger auf jedes einzelne geschlossene Gepäckfach gezeigt.

 

Push-Back im Regen - klar, Juni in Japan, Monsun, ich hatte eigentlich die ganze Woche nur Regen. Trotzdem hat sich die Push-Back Crew ordentlich und wie es für Japan üblich ist mit Verbeugung und Hinterherwinken verabschiedet:

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Auch ein nettes Feature (das man auf Kurzstrecken auch nicht erwartet hätte) war die Bugfahrwerk-Kamera. Auf ging's also zur Startbahn, wo wir dann aber erstmal eine halbe Stunde anstehen durften.

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ANA's Terminal 2, im Hintergrund JAL's Terminal 1:

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Kaum airborne ging's in einer steilen Rechtkurve über die Bucht von Tokio. Schade dass ich links gesessen bin, aber bevor's in die Wolken ging hab ich trotzdem noch ein, zwei nette Fotos machen können:

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Durch den Monsun, dann wird alles gut:

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Nun weiß ich, dass meine Reports auch von Diplom-Ingenieuren gelesen werden. Für die hab ich hier eine Kuriosität, nämlich eine Brücke die mitten in der Bucht in einen Tunnel übergeht. Ein technisches Meisterwerk wie ich finde, war da zwar auch schonmal drüber- bzw- durchgefahren aber da war's Nacht, außerdem sieht's von oben eh noch beeindruckender aus:

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Von dem kurzen Flug gab's dann nicht viel zu berichten. Wir waren über den Wolken, die Japaner haben sich in ihre Decken gehüllt, ich hab Musik gehört. Die Crew (die perfekt japanisch gesprochen hat, nur am Rande sei's erwähnt, ich hätte auch nichts anderes erwartet) also die Crew hat Getränke ausgegeben, kaum die leeren Gläser eingesammelt, und zack! Schon ging's auch schon wieder in den Sinkflug.

 

Der Anflug auf Itami war genial. Quasi einmal wuer über Osaka drüber, der Hammer wie riesig diese Stadt ist.

 

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Stadt soweit das Auge reicht - hier möchte *ich* kein Taxifahrer sein:

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Yao, Osaka's General Aviation Flughafen:

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Noch mehr Stadt:

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Wenig später die Landung auf Bahn 32L. Wie auch in Europa, kam gleich nach dem Aufsetzen die Aufforderung, noch sitzen zu bleiben bis die Maschine ihre Parkposition erreicht hat. Anders als in Europa, und für die gesitteten Japaner irgendwie ungewöhnlich: Keiner hat es beachtet, alle sind aufgestanden da waren wir gerade erst auf dem Abrollweg von der Landebahn. Hätte erwartet dass die Flugbegleiter hier eingeschritten wären, aber ich glaube das ist in Japan Tradition und das kann man nicht unterbinden. Als wir an der Parkposition angekommen waren hatten alle schon ihre Mäntel an und die Aktenkoffer in der Hand, und als die Türen dann aufgingen, ging die Evakuierung los. Ja es kam mir wirklich vor wie eine Evakuierung, die 400 Japaner sind rausgestürmt wie ich es selten gesehen hab, auch hier nicht ein einziger der durch Trödelei den prozess aufgehalten hat. Keine zwei Minuten später war die Kabine leer, und ich bin in Ruhe aufgestanden und dann auch ausgestiegen.

 

Nach der Ankunft noch auf die Besucherterrasse. In Japan hat wohl jeder Flughafen eine Besucherterrasse, sehr schön:

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Abends ging's dann mit der ANA B747-400D zurück.

 

So kurz der Flug auch war, aber es war schon ein echtes Erlebnis. Auf dieser Strecke wo Nicht-Japaner die absolute Ausnahme sind, konnte man sehr schön das echte innerjapanische Fliegen genießen. Dafür hat sich ein Flug zwischen diesen zwei Inlandsflughäfen geradezu angeboten. JAL war auf diesem kurzen Flug klasse (und ANA zurück übrigens auch), das hat schon alles sehr viel Spaß gemacht. Da waren dann auch die weißnicht, 280 Euro inclusive Steuern für den Return ihr Geld wert. Ich mag es allgemein, in fremden Ländern abseits der Touristenstrecken zu fliegen, und die 100 Details zu entdecken mit denen sich die Flüge von einem innerdeutschen Flug unterscheiden. Auch Japan ansich ist ein tolles Land, sehr zu empfehlen, hab meine Aufenthalte dort sehr genossen. Bemerkungen und Fragen zum Report werden gerne gelesen bzw. beantwortet. Danke schonmal im Voraus, Benny.

Geschrieben

Wirklich sehr schöner Bericht. Jetzt bin ich schon eingestimmt auf meinen anstehenden Japan-Besuch.

 

Haneda macht einen einladenen und modernen Eindruck. Kannst Du mir vielleicht sagen, wie es in Narita aussieht ? Gibt es dort auch ein observation deck ?

 

Gruß.

Geschrieben

Sehr schöner Report!

 

ich liebe Japan, und alles, was Dir positiv aufgefallen ist, finde ich auch immer wieder bemerkenswert.

Die Disziplin, mit der es Japaner schaffen, selbst im grössten Getümmel (was ja keines ist), leise zu sein und alles ohne Körperkontakt, und voller Rücksichtnahme (Zeitung klein falten usw) sich zu verhalten, ist schon bewundernswert.

Für mich ist es immer wieder ein Kulturshock, in unsere westliche Welt zurückzukommen :-)

 

Ich würde mich freuen, wenn Du Lust hättest,Deinen Report auch bei uns in der Crewlounge zu posten.

 

LG

Geschrieben

Ja, ja, da werden Erinnerungen wach :)

Bin selbst die Strecke nach Osaka mit B777-300 geflogen, nur mit ANA. Und zurück mit B747-400D, ebenfalls mit ANA.

Geschrieben
Die Business hat 62 Plätze, in einer 2-3-2 Bestuhlung, während die 410 Economy-Plätze 3-3-3 bestuhlt sind. 21A war die dritte Reihe in Economy.

 

Wie kommen die wenige sitze zu stande??? ich dachte immer, die Japaner sind mit der Corsair, sorry, corsfly WORLD OF TUI die am engsten bestuhlten airlines??? ANA schafft 503 Passagiere in ihre B777-300, in netter 3-4-3 Konfiguration (wie EK!!).

 

PS: toller bericht!!

Geschrieben

Ach, Du bist also der Ndebele? Sehr schöner Bericht, hat mir damals schon in der englischen Originalversion gut gefallen. So gesehen habe ich auch keine neuen Fragen, nutze aber die Gelegenheit, Dir für die Mühe zu danken, den Bericht hier auch noch auf Deutsch reinzustellen. :o)

Geschrieben

Danke für das nette Feedback!

 

@Air:

Hatte in Japan allgemein das Gefühl dass gutes Geld in die Flughäfen investiert wird, eigentlich alles recht modern, sowohl NRT als auch HND. Und ja, beide Tokioter Flughäfen haben mehrere Aussichtesterrassen, auf jedem Terminal mindestens eine.

 

@debonair:

Im Prinzip beantwortest Du Dir die Frage selbst. ANA kriegt in 3-4-3 Bestuhlung mehr Leute unter, während JAL 3-3-3 hat und deswegen "nur" 462 Plätze reinkriegt.

 

Ach, Du bist also der Ndebele?

Pscht, Lockheed! Meine perfekte Tarnung gerät ins Wanken ;)

Geschrieben

Weia, Lockheed, das tat getz aber ganz schoen weh...

 

Aber in der Tat, so langsam komme ich auch durcheinander bei den ganzen Stuttgarter Usern mit aehnlichen a.de und a.net Namen, die dann auch noch aehnliche Reports mit den gleichen Bildern schreiben ;-)

 

 

Noe, schoener Report, fand ich damals bei a.net schon. Vielen Dank. Japan ist definitiv ein Land, das ich gerne mal besuchte, allein, es ist so teuer :-( Naja, es laeuft mir ja nicht weg...

Geschrieben
@debonair:

Im Prinzip beantwortest Du Dir die Frage selbst. ANA kriegt in 3-4-3 Bestuhlung mehr Leute unter, während JAL 3-3-3 hat und deswegen "nur" 462 Plätze reinkriegt.

 

Ja, bloß ich frage mich, warum JAL nicht auch eine 3-4-3 Bestuhlung hat??? Mehr Passagiere bedeuten durchaus auch mehr einnahmen (unter gewissen ökonomischen einflüssen)! also warum?? wegen der reichweite??

Geschrieben

Wirklich toller Bericht mit schönen Bildern.

Habe mir auch vorgenommen, so in zwei-drei Jahren mal nach Japan zu fliegen.

Gerade auch die Riesenstadt Tokyo finde ich faszinierend..

  • 2 Wochen später...

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