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Tripreport: Zur Fußball-WM nach Hamburg


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Geschrieben

Nachdem der WM-Tripreport von Marco und Sascha hier im Forum so viel Anklang gefunden hat, habe ich mich noch aufgerafft, euch von meinem WM-Trip zu berichten. Ich hatte in den letzten 14 Tagen so wenig Zeit, dass mir erst durch Marco und Saschas Bericht einfiel, dass ich auf meiner Kamera auch Fotos von der WM habe, diese aber noch gar nicht auf den PC kopiert und richtig angeschaut habe.

 

Zunächst zur Vorgeschichte: Ich war bei der WM 1974 beim Spiel Polen - Argentinien (3:2) mit meiner Mutter im Stadion in Stuttgart. Das war für mich als Junge ein tolles Erlebnis, an das ich mich noch heute gerne erinnere. Deshalb stand für mich schon seit langem fest, dass ich bei dieser WM mit meinem Sohn auch ein Spiel im Stadion live miterleben wollte. Als ich ihm erzählte, dass ich das Ticket von damals noch habe, wollte er es unbedingt sehen und so möchte ich es auch euch nicht vorenthalten:

 

wmkarte740047qc.jpg

 

Die Tickets sahen aus wie normale Tickets – natürlich nicht personalisiert – und waren ganz normal an den üblichen Vorverkaufsstellen erhältlich.

 

Bei den ersten Phasen der Verlosung von Tickets durch die FIFA ging ich leider immer leer aus. Als dann am 1. Mai 06 die letzte Verkaufsphase startete, begann ich mich näher mit dem Ticketkauf über die FIFA-Homepage zu beschäftigen. Ich stellte fest, dass es besonders nach Mitternacht immer wieder Kartenkontingente gab. Um meine Chancen zu erhöhen, verabschiedete ich mich von dem Gedanken, dass es ein Spiel in Stuttgart sein muss. Trotzdem schieden viele Spiele für mich von vornherein aus, da entweder der Spielbeginn werktags um 21.00 Uhr war (zu spät für einen 7-jährigen, der am nächsten Tag zur Schule muss) oder eine Rückfahrt vom Spielort am selben Tag nicht möglich war (da keine Schulferien). Trotz meiner Vorgaben kamen einige Spiele in Frage – und nach einigen nächtlichen Stunden am PC ergatterte ich dann Mitte Mai bei der FIFA zwei Tickets für das Spiel Ecuador - Costa Rica in Hamburg. Am 15.06. (mein WM-74-Besuch war zufällig auch am 15.06.) war in Baden-Württemberg schulfrei (Fronleichnam); Spielbeginn war bereits um 15.00 Uhr – also ideal für uns.

 

Für den Hin- und Rückflug kamen LH, DI und 4U in Frage. Interessanterweise lagen die drei Konkurrenten preislich max. 10 EUR auseinander. Das Return-Ticket kostete bei allen um 150,- EUR – leider ahnte ich noch nichts von den dba-Aldi(Süd)-Gutscheinen, die es 14 Tage später gab. Für den 4U-Hinflug hätten wir schon ziemlich früh aufstehen müssen, bei DI gab es im Gegensatz zu LH keine Kinderermäßigung, so dass ich die LH-Variante gewählt habe (gebucht über Austrian ohne TSC).

 

Am Abflugtag trafen wir gegen 08:45 Uhr am Flughafen ein, fanden allerdings nicht auf Anhieb einen Parkplatz, da an diesem Morgen bereits mehrere Parkhäuser komplett besetzt waren. Da sich an den Check-In-Schaltern von LH relativ lange Schlangen gebildet hatten, wollte ich am Automaten einchecken. Der Automat fragte, ob ich allein reise und als ich dies verneinte, druckte er mir sofort (ohne sich nach unseren Platzwünschen zu erkundigen) eine Bordkarte für den Hin- und eine für den Rückflug aus – aber leider eben nur jeweils eine. Als ich versuchte für meinen Sohn auch Bordkarten zu drucken, schaltete sich eine sehr freundliche LH-Mitarbeiterin ein. Zunächst versuchte sie es am selben Automaten, was ihr aber, selbst nachdem sie ihn aufgeschlossen hatte, nicht gelang, dann ging sie zu ihrem Schalter und druckte dort die Bordkarten erneut aus. Allerdings fehlten die Bordkarten für meinen Sohn abermals, so dass noch ein dritter Versuch erforderlich war, bis wir dann 4 Bordkarten entgegennehmen konnten. Was die Ursache des Problems war, habe ich nicht erfahren.

 

Flug: LH 141 STR - HAM

Aircraft: B737-330 D-ABED, Taufname: Hagen; seit 12.07.1991 bei LH

sched.: 09.55 – 11.05 Uhr, tatsächlich: 10:25 – 11.35 Uhr

 

lh7378fr.jpg

 

Das Boarding begann pünktlichst um 09:35 Uhr am Gate 144 und innerhalb kürzester Zeit war die Maschine bis auf den letzten Platz gefüllt (Auslastung 100%). Wenige Minuten vor der geplanten Abflugzeit versammelten sich plötzlich mehrere Fahrzeuge von LH-Technik um unsere Maschine und die Techniker begannen die Triebwerksverkleidungen des linken Triebwerks zu öffnen. Da meldete sich auch schon der (offensichtlich gut gelaunte) Kapitän und erklärte, dass eine Ölleitung am linken Triebwerk undicht wäre. Die Techniker würden versuchen das Leck abzudichten, dann müsste das Triebwerk zur Probe gestartet werden und danach schauen die Techniker nach, ob die Ölleitung dicht ist. Voraussichtliche Dauer 20-30 Minuten Verzögerung. Wer will, dürfe in dieser Zeit sein Handy wieder einschalten.

Das war eine perfekte Information für die Passagiere – da habe ich schon ganz anderes erlebt…

 

Während dieser Wartezeit beobachten wir, wie am Gate nebenan die EC-HRC für ihren Start vorbereitet wurde. Welches Ziel der Spanair-Flug (Abflug um 10.20 Uhr) eigentlich hatte, habe ich leider gar nicht geschaut.

 

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Zum Glück war das Leck dann abgedichtet, so dass der Push-Back mit 30 Minuten Verspätung erfolgen konnte. Auf dem Weg zur 07 sahen wir wie gerade die TF-AMC landete. Eine 742 von Saudi Arabian Cargo – in STR ein recht seltener Gast. Leider saß ich so ungünstig, dass ich kein vernünftiges Foto machen konnte. Brauchbare Fotos von dieser Landung findet ihr aber hier oder hier. Auf beiden Bildern müsste unsere Maschine wenige Sekunden später auf dem Taxiway im Hintergrund auftauchen.

 

Nicht nur, dass die D-ABED eine Fußballnase hatte, auch während dem Flug merkte man, dass WM ist: Jeder Passagier bekam eine LH-Anstecknadel in Form eines kleinen Fußballs geschenkt, unser Sohn bekam zusätzlich ein LU-Torwandspiel und außerdem gab es das LH2006-Gewinnspiel auf Postkarten:

 

luutensilien7in.jpg

 

Der Flug selbst verlief völlig normal: Über Heilbronn, Würzburg, Kassel und Hannover wurde Hamburg nach rund 55 Minuten Flugzeit erreicht. Durch eine hochnebelartige Wolkenschicht war dabei fast nichts zu sehen.

 

Obwohl ich schon öfters in Hamburg gelandet bin, war es das erste Mal, dass ich auf einer Aussenposition ankam (wegen der Verspätung?) und so durfte/musste ich erstmals in Hamburg mit dem Bus zum Terminal fahren, wenn auch nur ein relativ kurzes Stück.

Dadurch war noch dieses Foto möglich:

 

marcoinhh7ov.jpg

 

In Hamburg war es mind. 10 Grad kälter, so dass wir froh waren, dass wir Jacken dabei hatten. Während in Stuttgart die Temperaturen schon vormittags zügig auf über 30 Grad kletterten, wurde in Hamburg bei ziemlich bedecktem Himmel die 20 Gradmarke noch nicht erreicht. Nachmittags kam dann zögerlich die Sonne heraus und das Thermometer kletterte auf 25 Grad – also ideales Wetter für unser WM-Spiel.

 

Am Ausgang des Flughafens gab es von der Stadt Hamburg extra ein „Empfangskomitee“ für Besucher. Wir erhielten nochmals eine Anstecknadel geschenkt („FIFA-WM Stadt Hamburg“) und wurden mit Broschüren über die Stadt, das Rahmenprogramm und die WM-Spiele in Hamburg versorgt. Dazu gab es einen Stadtplan und einen HVV-Netzplan. Wirklich ein angenehmer Empfang!

 

Mit dem Bus ging es dann zum S-Bahnhof Ohlsdorf und von dort mit 2maligem Umsteigen nach Stellingen.

 

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Die S-Bahnen und die Bahnhöfe waren bereits voll mit roten (Costa Rica) oder gelben (Ecuador) Fans. Auf den Bahnhöfen ging es zwar teilweise recht laut zu (Trommeln und Gesänge), aber es war überall eine angenehme, friedliche Atmosphäre, die mich mehr an Karneval denn an ein Fußballspiel erinnerte.

 

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Vom Bahnhof Stellingen haben wir anstelle des Shuttle-Busses den Fußweg zum Stadion gewählt. Auch hier herrschte bereits eine tolle Atmosphäre: Wer wollte bekam Bananen aus Costa Rica geschenkt und ein paar hundert Meter weiter gab es kostenlose Panama-Hüte aus Ecuador. Ich denke, die jeweiligen Tourismus-Verbände haben sich da nicht lumpen lassen.

 

Bereits 1 ½ Stunden vor Spielbeginn herrschte rund um das Stadion eine heitere, wirklich friedliche Stimmung mit vielen gelben und roten Fans. Dazwischen auffallend viele Fernseh-Teams aus Mittel- und Südamerika. Wie bereits erwähnt, erinnerte mich die Atmosphäre sehr an den Karneval.

 

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Im Stadion war es dagegen noch vergleichsweise ruhig:

 

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Dann füllte sich das Stadion immer mehr und bald gab es eine „gelbe Ecke“…

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… und eine „rote Ecke“:

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Nach den Hymnen wurde das Spiel pünktlich um 15.00 Uhr angepfiffen.

Schnell kam auch im Stadion Stimmung auf, denn bereits in der 8. Minute ging Ecuador durch einen Kopfball von Tenorio in Führung. Obwohl Costa Rica danach in der Abwehr und im Mittelfeld nicht schlecht spielte, beherrschte Ecuador klar das Spiel.

 

Hier eine der eher seltenen Szenen im Strafraum von Ecuador in der ersten Halbzeit. Für die Stürmer aus Costa Rica war meistens schon vor dem Strafraum Schluss.

1halbzeit1ik.jpg

 

In der 2. Halbzeit machte Ecuador bereits in der 54. Minute durch ein schönes Tor alles klar. Im Unterschied zum ersten Tor saßen wir beim 2:0 viel näher dran und konnten den Torschuss von Delgado prima sehen. Danach hatte man eigentlich nicht mehr das Gefühl, dass Costa Rica das Spiel noch umdrehen könnte. In der roten Ecke wurde es auch deutlich leiser, während in der gelben Ecke bereits lautstark gefeiert wurde. In der 2. Halbzeit wurde es dann teilweise etwas ruppig, so dass Schiedsrichter Coffi Bona Venture Codjia (was für ein Name!) aus Benin insgesamt 5 gelbe Karten zeigte. Für meinen Geschmack war er dabei aber ziemlich kleinlich, denn eigentlich war es ein recht faires Spiel. (vor allem im Vergleich zu manch anderem WM-Match).

 

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Als die ersten Zuschauer bereits aufstanden und gehen wollten, fiel in der 90. Minute noch das 3:0 durch Kaviedes. Damit war endgültig klar, dass für Deutschland ein Unentschieden gegen Ecuador nicht zum Gruppensieg reichen würde.

 

Wir hätten gerne noch etwas die tolle Stimmung im Stadion genossen, aber ich drängte auf einen schnellen Heimweg. Da wir für den Hinweg vom Flughafen zum Stadion rund 2 Stunden benötigten, und unser Rückflug bereits 2 ½ Stunden nach Spielende startete, wollte ich kein Risiko eingehen und beschloss mit dem Taxi zum Flughafen zu fahren. Da unsere Plätze auf der Nordtribüne zufällig in der Nähe des Ausgangs lagen, waren wir bereits rund 10 Minuten nach Spielende als eine der ersten am riesigen Taxistand. Bevor die großen Zuschauermassen die Straßen rund ums Stadion verstopften, erreichten wir trotz zähem, abendlichem Berufsverkehr auf der A7 schon gegen 17:30 Uhr den Flughafen.

 

Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass wir fast 2 Stunden vor dem Rückflug bereits am Flughafen stehen werden. Aber lieber zu früh als zu spät…

 

Eine Bordkarte hatten wir ja schon und so gingen wir relativ früh durch die Sicherheitsschleuse zu den Abfluggates. Ich war erstaunt, wie wenig an diesem Tag im Abflugbereich los war (trotz oder wegen der WM?). Einige Passagiere versammelten sich vor den Fernsehern der Bistros, wo mittlerweile die Partie England – Trinidad & Tobago übertragen wurde. Ansonsten war es relativ leer im Terminal 2.

 

Wir vertrieben uns die Zeit mit den kostenlosen Tischfußballspielen von Lufthansa. Eigentlich eine gute Idee, aber die Kästen haben, obwohl sie noch relativ neu sind (und sicher nicht billig waren), schon erstaunlich viele Schäden: Abgebrochene Spieler, verbogene Stangen, kaputte Bälle usw. Außerdem spiegelt sich die Sonne je nach Tageszeit relativ stark in der Glasabdeckung. Erst der dritte Kasten war einigermaßen gut bespielbar. Da wir zu Hause auch öfters gegeneinander spielen, muss ich mich gegen meinen Sohn mittlerweile ziemlich anstrengen, damit ich gewinne. (Wie lange kann ich gegen ihn noch mithalten?).

 

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Ganz anders als bei den LoCo-Gesellschaften stand unsere Maschine, die D-ABEK bereits 1 ½ Stunden vor dem Abflug am Gate A39 bereit. (unwirtschaftlich?)

 

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Wenige Minuten bevor das Boarding begann, wurden wir von der freundlichen Dame am Gate namentlich ausgerufen: Unsere Bordkarten aus STR mussten umgetauscht werden. Grund: Im Laufe des Tages wurde von einer 733 auf eine 73A gewechselt. Diese hat durch die neue Recaro-Bestuhlung 2 Sitzreihen mehr und so wurden wohl neue Bordkarten gedruckt. Statt Reihe 11 bekamen wir jetzt Reihe 20 – auch nicht schlecht, wenigstens keine Tragfläche vor der Aussicht. Da ich 1,86 m groß bin, fand ich die Beinfreiheit der alten Bestuhlung allerdings etwas komfortabler, aber bei einer solch kurzen Flugzeit spielt das keine große Rolle.

 

Flug: LH 152 HAM - STR

Aircraft: B737-330 D-ABEK, Taufname: Wuppertal; seit 01.11.1991 bei LH

sched.: 19.30 – 20.40 Uhr, tatsächlich: 19.30 – 20.40 Uhr

 

Der eigentliche Rückflug war genauso unspektakulär wie der Hinflug. So zwischen Kassel und Würzburg überflogen wir einige größere Gewitterfronten, die aus der Reiseflughöhe gut zu sehen waren. Im Landeanflug auf Stuttgart wurde es dann etwas unruhiger, was ja am Abend nach so richtig heißen Tagen immer wieder vorkommt. (Bei der Landung in STR hatte es immer noch ca. 30 Grad).

 

Kurz vor der Landung auf der 07 überflogen wir unseren Wohnort (Wer erkennt ihn?)

 

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Gegen 21:15 Uhr waren wir wieder zu Hause und ich denke, dass dies auch für meinen Sohn ein unvergesslicher Tag bleiben wird.

 

Fazit: Das eigentliche Fußballspiel sieht man sicher im Fernsehen genauso gut oder sogar besser (durch die Wiederholungen und Zeitlupen), aber die Stimmung und Atmosphäre im Stadion und in der gesamten Stadt, die bringt das Fernsehen kaum rüber, die muss man einfach live erleben.

Geschrieben

Super Report - klasse Sache, super Stimmung.

Morgen, Deutschland-Argentinien in Stuttgart auf der Königsstraße bzw. Schloßplatz - da ist sicherlich auch ordentlich Stimmung !!!

Geschrieben
Morgen, Deutschland-Argentinien in Stuttgart auf der K�nigsstra�e bzw. Schlo�platz - da ist sicherlich auch ordentlich Stimmung !!!

 

zumindest vor dem Spiel ... :P

 

@taco: schoener Bericht, der die Vorfreude auf mein eigenes WM-Spiel noch steigert ... allerdings kann ich leider nicht mit dem Flieger anreisen, sondern muss die langweilige U-Bahn nehmen ;)

 

Gruesse

Geschrieben

Netter WM Report, und sehr schöne Bilder....

Wir hoffen du hattes genau so viel Spaß wie wir...!

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