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[TRIP REPORT] CGN-LGW-INV-BEB-BRR-BEB-BRR-GLA-LHR/LCY-DUS


Empfohlene Beiträge

Drei Tage - neun Flüge - fünf Airlines - fünf Flugzeugtypen - acht Airports

 

Köln/Bonn (Easyjet A319) London LGW (Easyjet A319) Inverness (Highland Airways Jetstream 31) Benbecula (Loganair DHC6 Twin Otter) Barra (Loganair DHC6 Twin Otter) Benbecula (Loganair DHC6 Twin Otter) Barra (Loganair DHC6 Twin Otter) Glasgow (British Airways A319) London Heathrow / London City (Contactair ATR42) Düsseldorf

 

 

Das dringende Bedürfnis, einige meiner auf meinem Executive Club Konto allmählich ranzig werden Meilen zu verbrauchen, brachte die Vorgabe, auf einem möglichst ausgefallenen Flug mit BA den Meilenberg ein wenig abzuschmelzen. In Billigflieger-Zeiten gar nicht so einfach, ein europäisches Ziel zu finden, wo es überhaupt Sinn macht, seine Meilen zu investieren - bei mir hieß es deshalb nach längerer Suche auf Richtung Schottland.

 

Datum: 10OCT2006

Strecke: CGN-LGW

Flug: EZY5344

Fluggerät: Airbus A319-11 G-EZIL

Pax: ca. 60%

 

Erste Etappe - Anreise zum Schottland-Sprungbrett London. Da ich weiter nach Inverness musste, ist bester Transitpunkt Gatwick, von dort fliegen sowohl BACON als auch Easyjet. Ein wenig Geduld und eine Preisaktion bei Easyjet hatten zudem zu zwei unschlagbar günstigen Flügen CGN-LGW-INV für insgesamt 37,40 EUR all incl. geführt.

 

Details des Fluges CGN-LGGW erspare ich der Community, da es bereits reichlich Berichte dieser Route gibt.

 

 

Datum: 10OCT2006

Strecke: LGW-INV

Flug: EZY761

Fluggerät: Airbus A319-11 G-EZEP

Pax: ca. 70%

 

Der Check-In für den Flug EZY761, der um 1410 abheben soll, ist bereits mehr als 2 Stunden vor Abflug geöffnet. Common-Check-In, bei Easyjet geht es zügig vonstatten. Obwohl ich früh da bin, bereits Sequenznummer 63, es nutzen also viele Leute den Web-Check-In - oder waren noch früher da. Bin gespannt, wie das verschärfte Security-Procedere in LGW vor sich gehen wird: Vor dem Eingang zur Security steht Personal, dass jeden in der Schlange nach Flüssigem im Handgepäck fragt und Entsprechendes dann einsammelt. Prall gefüllte Säcke zeigen, dass es viele unfreiwillige Spenden gibt. Bei der Boarding-Pass-Kontrolle wird man dann fotografiert und erhält einen Barcode-Aufkleber auf den Boardingpass. Die eigentlich Sicherheitskontrolle ist bis auf das neue Schuhe-Ausziehen unverändert - sogar das Notebook kann in der Tasche bleiben - und geht zügig vonstatten - soweit man nicht wie ich einen Deutschen mit Army-Hosen vor sich hat, deren zahllose Taschen minutenlang geleert werden müssen und den Security Officer zum launigen Vorschlag hinreißt, der Pax möge sich doch ein Damen-Handtäschchen zulegen. Airside unglaublicher Andrang bei Boots, wo ich wie immer auf meinen UK-Trips meine Aspirin-Vorräte aufstocke. Verdrücke mich schnell in die Aussichtslounge auf der zweiten Etage. Abflug 1410, Boarding soll um 1325 sein. Pünktlich um diese Zeit wird auch das Gate 14 bekannt gegeben.

 

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Als ich dort ankomme, hat sich eine lange Schlange gebildet. Doppelter Check: Zunächst wird über den Barcode-Aufkleber das an der Security gemacht Foto aufgerufen und mit dem anwesenden Pax verglichen (der tiefere Sinn bleibt mir verborgen), danach erfolgt dann das eigentliche Boarding-Procedere. Eine Viertelstunde vor dem planmäßigen Abflug sitzt alles, die Maschine dürfte zu ca. 70% ausgelastet sein. Hot-Refuelling. Kurz darauf meldet sich der Captain, dem Akzent nach dorther kommend, wo der Flug hinführen wird - aus Schottland. Mr. Andrew Scott kündigt eine Flugzeit von 80 Minuten an. Pünktlich zur STD ist push-back, der Weg von Gate 14 zum line-up der Runway 26L könnte kürzer nicht sein, so dass der Start bereits fünf Minuten später erfolgt. Auch auf diesem Flug wird rasch nach dem Start der Easykiosk zum Leben erweckt, Nachfrage ist wieder eher mäßig. Ein Flight Attendant ist besonders engagiert, die diversen Kosmetik-Sonderangebote anzupreisen, aber ohne Erfolg. Der Flug fährt über Nottingham und Carlisle Richtung Schottland, hinter Glasgow beginnt der Anflug auf Inverness.

 

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Erst kurz vor der Landung ist die Sicht einigermaßen passabel, so dass ich etwas von den Highlands habe. Der Anflug erfolgt von Südwesten auf die Landebahn 06. Dem Touristen wird daher etwas geboten: Schöner Anflug über den Caledonian Canal und Loch Ness, kurz vor der Landung dann direkt über die Stadt Inverness.

 

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Der Flughafen Dalcross liegt rund 15km östlich von Inverness inmitten typisch schottischer Landschaft, touchdown nach 75 Minuten und damit rund 25 Minuten "ahead of schedule". Bei der Ankunft in Inverness erwartet unseren Easyjet-Flug bereits ein weiterer Easyjet-Airbus aus Bristol, ferner eine Jetstream 41 von Eastern Airways, die später nach Birmingham fliegen wird.

 

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Jetbridges oder Busse gibt es in Inverness nicht, daher ein kurzer Weg zu Fuss ins Terminal, wo das Gepäck der Domestic-Flüge wie an anderen britischen Flughäfen im öffentlichen Bereich übers Band läuft. Trotz Ankunft von zwei Easyjet-Flügen zwischen 15 und 16 Uhr fährt der nächste Bus erst in 1½ Stunden nach Inverness - der ÖPNV hat mit dem über Inverness hereingebrochenen LCC-Boom nicht recht mitgehalten (neben Easyjet von LTN, LGW und BRS fliegt seit kurzem auch Ryanair, aktuell von LPL und demnächst auch von EMA). Also Taxi nach Downtown, mit gut 14 GBP ist man dabei. Da es im Vorfeld gar nicht so einfach war, ein akzeptables Hotel zu finden (enorm teuer und alles unter 120 GBP mit grauslichen Kritiken), habe ich mich in einem, wie sich herausstellt, prima B&B für 30 GBP die Nacht eingebucht. Nett am River Ness gelegen, Laufentfernung zur Innenstadt, Top-Zimmer, super Frühstück, was will man mehr für diesen Preis. Der Nachmittag und Abend wird auf die Erkundung von Inverness verwendet, die angeblich am schnellsten wachsende Stadt Großbritanniens. Sehr kompakt und wenig echte Highlights, die Hauptattraktion ist die Lage am River Ness und die Nähe zum Meer.

 

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Eine nette britische Mittelstadt halt. Schade, dass ich keine Zeit habe, die zahlreichenden Attraktionen der Umgegend zu erkunden - Loch Ness liegt ja praktisch vor den Toren der Stadt. Whatever.

 

 

Datum: 11OCT2006

Strecke: INV-BEB

Flug: HWY1102

Fluggerät: BAe Jetstream 31 G-UIST

Pax: 63%

 

Um 9 Uhr schlage ich wieder am Flughafen auf, um für das erste Highlight der Reise einzuchecken, einen Flug mit Highland Airways nach Benbecula auf den Äußeren Hebriden mit einer Jetstream 31. Ich hatte sechs Wochen vorher per Internet gebucht: Highland Airways teilt sich das Booking Engine mit der Schwestergesellschaft Atlantic Express, die von STN nach JER fliegen. Günstige 39.98 GBP all incl. für den Flug wurden seinerzeit aufgerufen, der günstigste Tarif auf der Strecke. Bei der Ankunft am Vortrag hatte ich mich am Flughafen leicht besorgt erkundigt, ob der Flug auch stattfinden würde, immerhin gibt es Nonstop-Flüge von INV nach BEB erst seit rund 5 Wochen. Die Auskunft an der Flughafen-Info - Highland Airways hat keinen Flughafen-Counter: "Of course, Highland Airways is no Easyjet and they are pretty reliable". Offenbar hat der Flughafen bereits unter Easyjet-Streichungen zu leiden gehabt.... Während ich gestern zur "LCC-Rushhour" ankam, steht heute morgen die "Schottland-Rushhour" an: Drei Loganair- und ein Highland-Air-Abflug binnen 30 Minuten. Bei meiner Ankunft startet aber gerade erst einmal ein Astraeus-Charterflug, eine Boeing 737-300 nach Funchal, if memory serves. Am Check-In lasse ich mich erst mal aufklären, wie man Benbecula richtig ausspricht. Kleiner Chat mit dem jugendlichen Check-In-Agenten, der neue Flug ist grundsätzlich wohl überraschend gut gebucht, heute 12 Paxe. Wie in guten alten HLX- und Germanwings-Zeiten gibt es laminierte Boardingpässen, es heißt also auch bei Highland Airways "free seating".

 

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Schnell noch ein paar Zeitungen gekauft, viel mehr als einen Kiosk, ein Café und die üblichen Autovermietungen bietet das hübsch geratene, moderne Terminal nicht. Abflugseitig gibt es eine größere Departure Lounge mit Café und zwei Ausgängen zum Vorfeld, etwas optimistisch als Gate 1 und Gate 2 bezeichnet. Zwei Saab 340B der Loganair kommen kurz hintereinander an und spucken jeweils rund 20 Paxe aus. Sie fliegen nach kurzem Aufenthalt nach Edinburgh und nach Kirkwall und weiter nach Sumburgh auf den Orkneys bzw. Shetlands an der schottischen Nordostküste. Bevor die dritte, komplett weiße Saab 340B der Loganair, die nach Stornoway fliegen wird, leicht verspätet einschwebt, schiebt sich "mein" Flieger, die Jetstream 31 G-UIST der Highland Airways, dazwischen. Sie kommt von ihrem ersten Morgenumlauf auf die Hebriden an der schottischen Nordwestküste. Highland Airways hat drei Jetstream 31, dass ich die G-UIST erwische, ist passend, ist Benbecula doch der Flughafen, der die zweigeteilte Insel Uist bedient (wenngleich BEB genau zwischen North und South Uist auf einer eigenen Insel liegt). Es dauert ein bisschen, bis es los geht, die Lounge füllt sich daher bereits zunehmend mit Ryanair-Paxen, die später nach Liverpool fliegen werden. Die Paxe auf den innerschottischen Flügen sind ersichtlich vor allem Geschäftsreisen - nach Kirkwall fliegt sogar ein Polizist in Uniform. Auf meinem Flug sind zwölf Paxe gebucht - fünf nach Benbecula und sieben nach Stornoway, wohin die Maschine im Dreiecksflug INV-BEB-SYY-INV weiter fliegen wird.

 

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Der recht junge Captain erwartet seine Paxe vor der Maschine und verstaut zu sperriges Handgepäck im Baggage Compartment. Es hat zu regnen angefangen, kein gutes Zeichen für den weiteren Tag und die Möglichkeit, Fotos zu machen. Trotz mehreren Hundert Flügen in meinem Logbuch hat die Jetstream 31 heute Premiere. Im Vergleich zum Metroliner oder der Beech 1900 sicher eine Klasse besser, da geräumiges 2+1 seating und Stehhöhe in der Kabine - auch wenn die G-UIST, die früher in den USA flog, schon ein bisschen abgeschabt ist und fast 20 Jahre auf dem Buckel hat. Kurze Gewissensentscheidung - der Aussicht nach unten wegen in die hinterste Reihe oder der Aussicht ins Cockpit wegen in Reihe 2 - entscheide mich für letzteres, da wegen des Wetters die Bodensicht ohnehin kaum vorhanden sein dürfte. Captain Phil - den Nachnamen verrät er nicht - übernimmt das Security-Briefing, einen F/A gibt es ebenso wenig wie irgendeine Form von In-Flight-Service, Bordmagazin oder sonstiger Zerstreuung. Um 1015 steht die G-UIST auf der Runway und unter heftiger Geräuschkulisse geht es nach einem Turn über der Nordsee relativ bald auf einem ziemlich direkten Kurs Richtung West mit leichtem Südeinschlag. Viel zu sehen ist nicht, bereits bei 3.000 Fuss dichte Wolkendecke nebst ein wenig Geschaukel. Macht nichts, die Aktivitäten im Front-Office, die mangels Cockpit-Tür gut zu sehen sind, entschädigen ein wenig. Wir steigen bis auf 10.800 Fuß. Die Flugzeit nach Benbecula soll nur rund 40 Minuten betragen, so dass kurz nach Erreichen der Reiseflughöhe bereits wieder der Sinkflug beginnt. Erst bei rund 5.000 Fuß gibt es ein wenig zusehen, so dass ich leider nichts mehr von der Isle of Skye mitbekomme. Bodensicht hat es erst, als wir uns schon über North Uist befinden. Direkter Anflug auf die Runway 24 in dichtem Regen, was in einer etwas ruppigen und schlingernden Landung resultiert. Der Flughafen Benbecula ist überraschend groß, was damit zu tun haben mag, dass es früher in der Gegend größere Militärinstallationen gab.

 

http://maps.google.com/maps?ll=57.481626,-...0.1,0.1&t=k

 

Außer einer Shorts 360 der Aerocondor, einer privaten King Air und einem MBB BO105-Heli ist das Vorfeld leer. Die Jetstream 31 parkt direkt vor dem Miniterminal, ich und vier weitere Paxe klettern aus dem Flieger, 15 Meter durch den Regen ins Terminal. Es dient offensichtlich zugleich als gesellschaftliche Anlaufstelle - während meiner Wartezeit kommen immer wieder "locals" auf einen Tee vorbei oder essen eine Kleinigkeit. Den eigentlichen Plan, den Ort Balivanich zu erkunden, in dem der Flughafen liegt, stelle ich angesichts des heftigen Regens erst mal zurück. Hole ich mir also lieber einen warmen Tee und schreibe Euch einen Reisebericht :-)

 

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Datum: 11OCT2006

Strecke: BEB-BRR

Flug: BA8905

Fluggerät: De Havilland DHC6-300 G-BVVK

Pax: 10%

 

Das nächste Leg wäre an sich der erste Kandidat für einen Prämienflug gewesen: BA-Flug von Benbecula nach Barra. Für 25 Minuten Flug allerdings - bei Buchung noch - 6.000 Meilen einsetzen widerstrebte mir ein wenig. Eine Online-Buchung dieses Fluges gestaltete sich jedoch schwierig, da ein Papierticket ausgestellt werden musste: Über ba.com ging dies ebenso wenig wie über www.expedia.co.uk. British Airways kann das Ticket offenbar nur über ein Office in Deutschland mit heftiger TSC verkaufen - vielen Dank. Auf wideroe.no zunächst keine Flüge - bis mir die Idee kam, es als Business-Clas Ticket abzufragen. Und voila, da ging es - und mit 45 EUR das billigste Business -Ticket, das ich jemals gebucht habe. Ein paar Tage später flatterte mir das gute Papierticket im bekannten DIN A5-Umschlag aus Norwegen ins Haus, um heute in Benbecula eingesetzt zu werden. Auch eine Stunde vor dem für 1535 Uhr vorgesehenen Abflug tut sich im Miniterminal noch herzlich wenig, die drei Counter sind noch unbesetzt - und das obwohl nachmittags der große Hebriden-Hub stattfindet - eine Loganair Twin Otter und eine Highland Airways Jetstream 31 treffen sich aus Barra und Inverness kommend und fliegen nach Stornoway und zurück nach Barra. Die relative Ruhe im Terminal klärt sich beim Check-In - auf den Flug nach Barra ist neben mir nur eine weitere Person gebucht, nach Stornoway sind es ebenfalls nur einige wenige Paxe. Für die wenigen Passagiere ist die Sicherheitskontrolle umso ausgefeilter: Benbecula hat seit kurzem eine X-Ray-Maschine, und die Security nimmt es ganz genau: Schuhe aus, Gürtel aus, Uhr aus, Abfummeln, obwohl es nicht gepiept hat. Meine Mitreisende, eine Einheimische, kann sich gar nicht mehr beruhigen, nachdem sie ihren Lippenstift abgeben musste - sie merkt mit einer gewissen Berechtigung, dass Security Sinn mache, aber vielleicht nicht gerade in diesem Umfang für einen Minihüpfer in einem 19-Sitzer. Dessen Captain läuft noch durch das Terminal und gönnt sich einen Kaffee, bevor es im Gänsemarsch über das Vorfeld zur Twin Otter geht. Auch wenn Loganair ihre auf den Orkneys und Shetlands eingesetzten BN Islander mittlerweile aus dem BA-Franchise herausgenommen hat, fliegen die beiden vor allem ex Glasgow die Western Isles bedienenden Twin Otter weiterhin in vollen BA-Farben. Die Twin Otter sind einzig wegen des täglichen Fluges Glasgow - Barra - Benbecula in der Flotte, da die "Twotter" das einzige Fluggerät ist, das sich sinnvoll nach Barra einsetzen lässt - nicht wegen ihrer STOL-Eigenschaften, sondern weil dort bei Ebbe auf dem Strand gelandet wird. Neben Barra bedienen die Twin Otter von Glasgow aus noch Tiree und Campbeltown. Die G-BVVK ist eine ehemalige Maschine der Wideroe, die norwegischen Beschriftungen in der Kabine belegen dies. Das Safety Briefing erledigt der weibliche First Officer. Ich habe es mir in Reihe 4 auf der rechten Seite bequem gemacht, 17 der 19 Sitze bleiben frei, wobei die Reihe 1 hinter dem offenen Cockpit wohl eher eine Ablage ist als belegt wird. Es folgt via Runway 06 eine kleine Spazierfahrt über den Airport, da der Captain von Runway 17 direkt Richtung Barra starten will. RWY17 ist 1.220 Meter lang, so dass ein gemütlicher Take-Off möglich wäre, doch das Cockpit will offensichtlich demonstrieren, was in ihrer Otter steckt. Volle Bremsen, ein Satz nach vorne und enorm schnell ist die Maschine in der Luft. Rasch ist die Reiseflughöhe von 900 Fuss erreicht - höher geht es für die gut 25 Meilen bis Barra nicht. Nach kurzem Flug ist die Maschine bereits über South Uist und folgt dann leicht östlich versetzt der als "spinal road" bezeichneten Hauptstraße, die die Hebriden von Nord nach Süd bis nach Eriskay, dem Sprungbrett nach Barra, durchzieht. Die Flugzeit wurde mit 10 Minuten angekündigt, ein bisschen länger dauert es dann aber doch. Aus nur 300m Höhe kann man die raue, zerklüftete Küstenlandschaft der Hebriden mit zahllosen kleinen "Pools" gut erkennen. Kaum über dem Sound Of Barra, dreht die Maschine zum Endanflug auf Barra ein. Der Flughafen liegt an der Nordspitze der Insel.

 

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Die Landung ist eigentlich unspektakulär - ganz normal bis auf das heftig spritzende Wasser und die Tatsache, dass der Runway 15/33, auf dem wir landen, eigentlich nicht zu erkennen ist. Möglich ist die Landung auf dem Sand, weil der Untergrund durch die Abermillionen Muscheln in der Bucht sehr stabil ist. Die Maschine taxelt bis kurz vor das kleine Terminal. Beim Ausstieg macht es platsch platsch, und man tappt in kleine Pfützen, bis man auf dem Sandstrand ankommt und die wenigen Schritte ins Terminal zurückgelegt hat.

 

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Das Terminal ist erwartungsgemäß winzig, aber mit auf den Rückflug nach Glasgow wartenden Paxen und einigen Einheimischen gut gefüllt. Diverse Feuerwehrleute, Sicherheitspersonal, die Stationsleiterin von Loganair sowie die Cafébetreiberin sind großer Bahnhof für die zwei ankommenden Paxe.

 

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Das auszuladende Gepäck besteht aus meinem kleinen Trolley, das ist also schnell erledigt. Schnell in den kleinen Bus nach Castlebay, dem Hauptort. Er hat 16 Plätze, so dass ich mich frage, was wohl passiert, wenn die Twin Otter mal tatsächlich ausgebucht sein sollte. Die Straßen auf Barra sind einspurig, alle paar Hundert Meter gibt es Haltebuchten zum Vorbeilassen des Gegenverkehrs, der grundsätzlich gegrüßt wird. Eine kleine Rundfahrt über den Inselwesten endet nach gut 20 Minuten in Castlebay, dem Hauptdorf der Insel, wo ich vor dem Post Office am Hafen abgesetzt werde.

 

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Der Besuch im Tourist Office enthüllt, dass sich die Insel bereits auf den Winterschlaf vorbereitet - die wesentlichen Attraktionen (Museum, Castle) haben vor wenigen Tagen bereits geschlossen, ebenso wie die meisten Hotels und Pensionen. Ich habe mich vorab bereits in das führende Hotel am Platz , das Castlebay Hotel, eingebucht, das zugleich das zentrale "watering hole" für die Bevölkerung ist. Dankenswerterweise erhalte ich als Einzelreisender ein Zimmer mit Blick über den Hafen und das Castle. Alles sehr hübsch und beschaulich. Wer allerdings nicht zum Wandern oder Birdwatching nach Barra kommt, dem dürfte bald langweilig werden. Ich erkunde ein wenig den Ort, der über einen Krämerladen, drei kleine Supermärkte, eine Tankstelle, eine Post, einen Arzt, eine Polizeistation, eine Bürgermeisterei und das Büro der schottischen "Nationalreederei" verfügt. Im Haupt-Supermarkt decke ich ein wenig mit dem Notwendigsten ein, bevor ich mir Gedanken über die Gestaltung des morgigen Tages mache.

 

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Datum: 12OCT2006

Strecke: BRR-BEB

Flug: BA8904

Fluggerät: De Havilland DHC6-300 G-BVVK

Pax: 10%

 

Was soll ich sagen - da die Möglichkeiten zum Zeitvertreib auf Barra im Oktober eher begrenzt sind, entschließe ich mich, nach einer kurzen Busrundfahrt über die Insel bis zur Nachbarinsel Vatersay für eine frühzeitige Reise zum Flughafen, um dort vor meinem Abflug nach Glasgow die Sightseer Fare zu buchen und so zwei weitere Twin Otter-Flüge ins Logbuch zu bekommen.

 

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Nur vor Ort am Flughafen Barra kann ein Roundtrip BRR-BEB-BRR für 30 GBP gebucht werden, wenn Plätze frei sind - laut Tourist Info ist dies auf 99% der Benbecula-Flüge der Fall. Schnell am Flughafen den Roundtrip arrangiert und schon mal für Glasgow eingecheckt. Die Station Managerin bietet auch an, meinen Backpag zu verwahren, damit ich die Zeit mit einer kleinen Wanderung über den auf der Atlantikseite liegenden, fantastischen Sandstrand machen kann - 1 Meile purer breiter Sandstrand, keine Menschenseele, Sonnenschein und ein Blick aufs Meer Richtung Westen, das erst wieder in den USA endet. So vergeht die Zeit recht schnell bis zum für 14:55 vorgesehenen Abflug nach Benbecula. Ich gönne mir noch einen kleinen Burger im Flughafencafé und wartet dann draußen auf die Landung der Twin Otter aus Glasgow - es ist auch heute wieder die G-BVVK. Sie schwebt pünktlich aus Richtung Norden aus die Runway 15 ein. Ein auf dem Tower blinkendes Licht signalisiert die unmittelbar bevorstehende Ankunft, das Signal zeigt zugleich den Muschelsammlern in der Bucht an, dass der Flughafenbereich unverzüglich zu räumen ist.

 

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Mittlerweile hat eine ältere Dame ebenfalls die Sightseer-Fare gebucht - wären wir beide nicht kurzfristig mit einer Buchung aufgelaufen, wäre die Twin Otter leer nach Benbecula geflogen. Der weißhaarige, mindestens 60jährige Captain und der First Officer, eine ca. 25jährige junge Dame, die auf den Namen Lynn Sanders hört und gerne und herzlich lacht, genehmigen sich erst mal ein Käffchen, bevor sie mit uns zum Flieger gehen - nicht bevor wir eine akribische Sicherheitskontrolle durch drei Sicherheitsbeamte hinter uns gebracht haben, die mangels Equipment handisch abtasten und durchwühlen, was das Zeug hält. Schließlich geht es aber leicht verspätet los. FO Lynn rät noch, Plätze auf der rechten Seite zu wählen, weil es dort mehr zu sehen gäbe. Die Twin Otter taxelt erst mal ca. einen Kilometer Richtung Norden, bevor sie dann zum Take-Off-Run in südlicher Richtung ansetzt. Mit denkbar leichter Zuladung geht es blitzartig in die Höhe, auf Höhe des Terminals geht es in eine scharfe Rechtskurve, die uns auf Nordkurs Richtung Benbecula bringt. Der Flug dorthin erfolgt etwas westlicher und in niedrigerer Höhe als der gestrige Hinflug. Kurz vor der Landung nach gut 20 Minuten gibt es sogar ein Ansage des Captains mit dem üblichen Inhalt zu Seatbelts, Handluggage. Da es ziemlich windig ist, ist der Anflug ganz schön bumpy, die kleine Otter wird ziemlich hin- und hergeweht - so muss es sein ! Landung auf der Hauptpiste 24 relativ wacklig. Auf dem Vorfeld die üblichen Bekannten von gestern - die Jetstream 31 G-UIST und die französische King Air. Ich und die fidele Rentnerin müssen aus dem Flieger, da die Twin Otter heute in Benbecula aufgetankt wird. Im Terminal checke ich für den Rückflug ein - da es hier anders als in Barra einen gedruckten Boardingpaß gibt, stelle ich fest, dass ich tatsächlich wieder in C gebucht bin und damit meinen persönlichen Rekord gebrochen habe - eine Strecke in C für nur 15 GBP !

 

Datum: 12OCT2006

Strecke: BEB-BRR

Flug: BA8905

Fluggerät: De Havilland DHC6-300 G-BVVK

Pax: 21%

 

Auf dem Rückflug verdoppelt sich die Paxzahl von zwei auf vier. Die weiterhin blendend gelaunte FO Lynn macht wieder ein unterhaltsames Briefing und erklärt der mitreisenden Rentnerin, die sich jetzt an den Notausgang gesetzt hat, dessen Funktionsweise - nicht ohne abschließend zu erklären, dass "it won't happen". Na denn. Take-Off Richtung Barra heute nicht von der RWY17, sondern von der RWY24.

 

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Die resultiert in einer leicht westlicheren Flugroute als gestern, so dass ich ein bisschen was anderes zu sehen bekommen. Da ich diesmal links auf einem Einzelsitz sitze, ist die Action im Cockpit besser zu verfolgen. Leider erfolgt der Anflug in Barra wieder auf die RWY15, na ja, ich will nicht klagen. Nach gut einer Stunde ist der Roundtrip BRR-BEB-BRR wieder beendet, und ich mache mich im Terminal daran, den Rückflug nach Glasgow anzutreten. Es sind noch mal rund 20 Minuten Aufenthalt, wieder kippt sich der Captain einen Kaffee rein, während FO Lynn mit dem knackigsten der Feuerwehrmänner shakert.

 

Datum: 12OCT2006

Strecke: BRR-GLA

Flug: BA8856

Fluggerät: De Havilland DHC6-300 G-BVVK

Pax: 37%

 

Bericht folgt evtl. noch

 

 

Datum: 12OCT2006

Strecke: GLA-LHR

Flug: BA1495

Fluggerät: Airbus A319-132 G-EUPC

Pax: 100%

 

Bericht folgt evtl. noch

 

 

Datum: 13OCT2006

Strecke: LCY-DUS

Flug: LH4827

Fluggerät: ATR42-500 D-BPPP

Pax: 39%

 

Bericht folgt evtl. noch

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Na das nenne ich mal eine interessante Destination. Danke für deine ausführliche Beschreibung.

Ausgefallener Ort und ausgefallene Flugzeugtypen. Nachdem es mich auch mal reizen würde mit J31 und der besagten "Twotter" zu fliegen scheinen die Hebriden das perfekte Ziel zu sein.

 

PS: Vielleicht könntest du die Bilder etwas größer ins Netz stellen damit ich nicht mit meiner Nase direkt am Bildschirm picken muss :-)

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Oops - habe die Bilder jetzt größer reingestellt.

 

Kleiner Tip für alle, die BA Executive Club Meilen haben: Aufgrund der Subventionen habe ich für das Ticket BRR-GLA-LHR nur 16.00 EUR an Steuern & Gebühren bezahlt, das ist also als Award-Ticket unschlagbar günstig. Zudem kann man bei BA ja Award Tickets auf One-Way-Basis buchen, und die benötigten Meilen sind noch mal abgesenkt worden auf 4.500. Allerdings kann man online Award-Tickets nur mit max. 1x Umsteigen buchen (habe es nicht über das Call Center probiert, da ich für das leg LON-DUS ohnehin noch ein "Throw Away-Ticket" hatte).

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