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[Tripreport] Kiew mit Lufthansa und Adria Airways


martin.stahl

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Endlich war es geschafft: 30000 Lufthansa-Meilen in drei Jahren. Knapp die Hälfte davon hatte ich wirklich erfolgen. Vor allem mit den beiden Langstreckenflügen: Mit Condor nach Vancouver und mit Austrian Airlines nach Tokio. Die andere Hälfte der Meilen ergatterte ich durch allerlei kostenlose Werbeaktionen, testete für ein Jahr die Miles and More-Kreditkarte und eröffnete noch ein Sparkonto. Da die ersten Meilen zum Jahresende wieder verfallen würden, suchte ich noch nach einer attraktiven Möglichkeit für einen Freiflug im Sommer. Da ich auch die Steuern und Gebühren mit den Meilen bezahlte, sollte es kein Freiflug nach Paris oder Palma sein, sondern ein exotischeres Ziel, an das an normalerweise nicht günstig hinkommt. Irgendwann war ich bei Kiew gelandet, nachdem ich einige Bilder von dieser Stadt gesehen hatte und davon fasziniert war. Auch war die Einreise ohne Visum recht unkompliziert. Es ergab sich, dass C., ein guter Freund von mir, Anfang September in Kiew zu tun hatte und so beschlossen wir, gemeinsam einen Wochenendausflug dorthin zu machen. C. bezahlte seinen Flug und wählte die günstigste Variante mit Austrian Airlines über Wien. Ich suchte mir eine Strecke heraus, die zeitenmäßig zu seinen Flügen passte und interessant war. Dank der Umsteigeverbindungen gab es dann vier Flüge umsonst. Hin ging es mit der Lufthansa über Düsseldorf, zurück mit Adria Airways über Ljubljana. Wir buchten Ein-Zimmer-Apartements nahe des Stadtzentrums und dann konnte das Abenteuer Ukraine losgehen.

 

03.09.10 LH 802 FRA-DUS

A319 D-AILP “Tübingen”, Gate A19, Sitz 22 F, Startbahn 07 R, Landebahn 05 L

Flugzeit geplant 9:05 - 9:50, tatsächlich 9:07 - 10:06

 

Da ich erst gut eine Stunde später abflog, verabschiedeten wir uns an der Bordkartenkontrolle, und ich frühstückte noch im Panoramarestaurant im Terminal 2 und nahm dann die Skyline direkt bis zum Flugsteig A und ersparte mir so einen langen Weg und vor allem Wartezeit an der Sicherheitskontrolle, denn bei der Kontrolle oben bei der Skyline war ich der einzige Flugpassagier weit und breit. Während ich auf meinen Abflug wartete, bekam ich noch mit, wie die B738 der Austrian Airlines und eine Lufthansa-Maschine kurz hintereinander durchstarteten, bekam den Start von C. nach Wien mit und dann war es Zeit für meinen Flug. Der Bus fuhr uns ans östliche Ende des Flughafens, wo die „Tübingen“ vor dem Terminal 2 auf dem Vorfeld stand. Mein zweiter Flug im A319 der Lufthansa, und es war genau die gleiche Maschine, mit der ich vor sechs Jahren nach Zürich geflogen war.

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Pünktlich ging es in der fast vollen Maschine los, und als wir an den beiden Parallelbahnen vorbeirollten, wurde mir klar, dass sich ein jahrelanger Traum erfüllen sollte: Start auf der Südbahn in östliche Richtung (07 R). Das war die letzte Bahn, die mir in Frankfurt noch gefehlt hatte.

 

Die Route führte uns über den Taunus nach Norden, am Biggesee vorbei ins Sauerland, über Iserlohn und Hattingen an Düsseldorf vorbei, und bei Mönchengladbach ging es in einer Rechtskurve zum Düsseldorfer Flughafen.

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Um 9:23 Uhr hoben wir in den blauen Himmel mit der gleißend strahlenden Sonne ab. Das extreme Licht machte das Fotografieren sehr schwierig, da es in der Scheibe viele Reflexionen gab.

 

Baustelle im Südteil des Flughafens

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Frankfurter Innenstadt - dort unten am Main war ich ein paar Tage vorher mit dem Fahrrad gewesen.

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Kurz hinter dem Taunus tauchte die dichte, geschlossene Wolkendecke auf. Hatte der Wetterbericht nicht einen Mix aus Sonne und Wolken verkündet? Das hier waren Wolken pur. Die Industrieabgase des Ruhrgebiets schafften ihren Weg aber auch durch die Wolken.

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Bordservice gab es auf der kurzen Strecke nicht. Der Flug nach Düsseldorf war meine kürzeste innerdeutsche Strecke, sogar noch kürzer als der nach Nürnberg. Trotzdem benötigten wir 37 Minuten vom Start bis zur Landung (nach Nürnberg 25 - 30 Minuten) und setzten um 10 Uhr auf der nördlichen Parallelbahn auf. Die Wolken waren dicht und hingen sehr tief - richtiges trübes Mistwetter.

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Aufgrund der ungewöhnlich langen Flugdauer kamen wir etwas verspätet in Düsseldorf an, aber ich hatte noch genügend Umsteigezeig.

 

03.09.10 LH 3238 DUS-KBP

B 737-500 D-ABIZ “Kirchheim unter Teck”, Gate A91, Sitz 19 F, Startbahn 05 R, Landebahn 18 L

Flugzeit geplant 10:50 - 14:30, tatsächlich 10:59 - 14:25

 

Das Gate A91 war ganz am hinteren Ende des Flugsteigs A, und zwar eine Etage über den Gates, an denen schon die drei Maschinen für die Transatlantikflüge standen.

Mit dem Bus ging es ans südliche Ende des Vorfelds und ich bekam unterwegs mit, wie mein A319 vom Hinflug vom Gate weggeschoben wurde, um den Rückflug anzutreten.

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Die “Kirchheim unter Teck” war auch ein alter, vertrauter Bekannter, mit dem ich 1998 nach Kattowitz und zurück geflogen bin und 2006 von Warschau nach Frankfurt. Der Flug war gut gebucht, aber bereits wie auf dem ersten Flug war der Mittelsitz neben mir frei.

Nach dem Start ging es erst Richtung Norden bis nach Münster, nach Hildesheim und Magdeburg, das polnische Lodz und nahe der weißrussischen Grenze in die Ukraine bis nach Kiew.

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Die Air Berlin-Hangars nach dem Start

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Die A44 bei Lichenbroich

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Die Kühltürme des Kraftwerks Scholven in Gelsenkirchen

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Da der Flug über zwei Stunden dauerte, gab es sogar eine warme Mahlzeit. Nudeln mit Soßen und einigen Kräutern, um damit auch gleichzeitig den meisten Sondermenüwünschen gerecht zu werden - vegetarisch und ohne Schweinefleisch. Dazu ein Brötchen mit Butter, einen Schokoriegel und eine Flasche Wasser, zusätzlich zum üblichen Getränkeangebot. Zur Feier des Tages gönnte ich mir auch einen Schluck Sekt. Der Lufthansa wird häufig vorgeworfen, dass ihre Flugbegleiter so trocken und unfreundlich wären, was mir bisher noch nie aufgefallen war. Nicht ständig Witze machend, vielleicht etwas distanziert, aber das erweckt bei mir eher das Gefühl von Professionalität und Sicherheit und weniger das Empfinden von Unfreundlichkeit. Auf diesem Flug erlebte ich eine außergewöhnlich herzliche Besatzung, der man den Spaß an ihrer Arbeit ganz besonders anmerkte.

Je näher wir Kiew kamen, desto besser wurde das Wetter, aber das Gegenlicht verhinderte die meiste Aufnahmen.

Ein Seitenarm des Dnepr. Bei uns kennt man den Fluss kaum, aber er war breiter als der Rhein.

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Wohnbezirke von Kiew mit ihrem ganzem sozialistischen Charme

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Brovary, ein Vorort von Kiew

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Um 14:18 Uhr setzten wir am Flughafen, etwa 40 km von der Stadt entfernt, auf. Auf dem Vorfeld standen vor allem einige europäische Airlines, aber auch dieser Geschäftsflieger der Execujet Scandinavia.

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Mit dem Bus ging es das kurze Stück ins Terminal, wo an der Ankunft schon C. auf mich wartete, und wir reisten ohne Probleme in die Ukraine ein. Nicht einmal mehr die Einreisekarte, die wir in den Flugzeugen noch ausfüllten, war mehr nötig. Es fährt zwar ein Linienbus in die Stadt, aber wir hatten uns einen organisierten Transfer durch die Zimmervermietung gegönnt und wurden am Flughafen vom Fahrer abgeholt und zu unseren Appartements in der Stadtmitte gefahren.

Neben dem Bett gab es noch eine Couch, eine Küchenzeile und das abgetrennte Bad. Für ein Wochenende allemal ausreichend.

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Ich hatte mir vorher noch einen Reiseführer besorgt, und da C. schon öfters in der Stadt war, kamen wir problemlos zurecht. Es waren nur ein paar Schritte bis zum Michaelkloster, benannt nach dem Erzengel Michael und erbaut vom Fürsten Svjatopolk im 12. Jahrhundert im ukrainisch-byzantinischen Stil. Unter dem sozialistischen Regime wurde das Kloster fast komplett zerstört und erst vor etwa 15 Jahren wieder neu aufgebaut. Mittlerweile finden hier wieder Gottesdienste der ukrainisch-orthodoxen Kirche statt.

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Die Turmpassage des Klosters

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Auf dem Michaelsplatz vor dem Kloster stehen Denkmäler für Fürstin Olga den Apostel Andreas, sowie Kyrill und Method.

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Wie viele andere große Städte liegt auch Kiew auf mehreren Hügeln. Das Michaelkloster steht auf einem von ihnen, und gleich daneben liegt ein großer Park mit Blick auf die Hafengegend.

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Der Bogen der Völkerfreundschaft im Chre´s´caty-Park hat einen Durchmesser von 60 m und soll an die Vereinigung der Ukraine mit Russland erinnern.

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Der zentrale Platz von Kiew ist der Unabhängigkeitsplatz. Ort vieler Veranstaltungen, Sitz zweier unterirdischer Einkaufszentren und von hier gehen Straßen in alle Richtungen ab. Der Platz wird durch die Prachtstraße Chre´s´catyk in zwei Hälften geteilt.

 

Das Unabhängigkeitsdenkmal

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Blumenuhr auf dem Unabhängigkeitsplatz

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Der Unabhängigkeitsplatz

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Dieses Wohnhaus an der Chre´s´catyk wurde von deutschen Kriegsgefangenen errichtet.

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Die Chre´s´catyk ist die Flaniermeile von Kiew und wird an den Wochenenden für den Autoverkehr teilweise gesperrt, so dass alle Fahrbahnen den Fußgängern zur Verfügung stehen.

 

Die Sophienkathedrale ist nur einige hundert Meter vom Michaelskloster entfernt. Sie ist ein Meisterstück der Weltarchitektur und UNESCO-Weltkulturgut. Erbaut wurde sie im 11. Jahrhundert durch Großfürst Jaroslav. Die goldenen Kuppeln stehen für den strahlenden Glanz der Sonne bzw. Gottes, die grünen Dächer für das Grün der Natur und die blaue Farbe für den blauen Himmel. Diese Farbkombination findet man in Kiew immer wieder.

Die Damen an den Kassenhäuschen verstehen so viel Englisch, dass man sich problemlos Eintrittskarten kaufen kann. „Do you speak English?“ - „One ticket is ten Hryvna.“ (10 Hryvna entsprechen ungefähr einem Euro.) Den Glockenturm der Kathedrale kann man besteigen, was wir später auch getan haben.

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Das Mosaik im Inneren der Kathedrale stammt von einer Künstlerin aus unserer Zeit und besteht aus handemalten Eiern.

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Blicke vom Glockenturm

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Das goldene Tor war das größte und am stärksten befestigte der vier Stadttore. Auch hierbei handelt es sich um eine originalgetreue Rekonstruktion des vor rund 1000 Jahren erbauten Tors.

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Opernhaus

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Ich machte mich dann an das Abenteuer, mit der Metro zu fahren. Die Station selbst war ein riesiger unterirdischer Komplex, wo ich zuerst gar nicht den Eingang zur Metro selbst fand. Prompt war es auch noch ein Umsteigebahnhof und an der Kasse sprach niemand Englisch. Zum Glück hatte ich eine Karte der Metro mit Beschriftung in lateinischen und in kyrillischen Buchstaben dabei, zeigte an der Kasse, wo ich hinwollte, und nach einem ukrainischen Wortschwall und einigen helfenden Gesten war mir ungefähr klar, wo ich hinmusste. Also eine Plastikmarke gekauft, mit der man durch das Drehkreuz kommt und anschließend das gesamte Metronetz benutzen kann. Aus den kyrillischen Wörtern suchte ich die Station am Arsenalsplatz, landete auf Anhieb in der richtigen Bahn und gelangte zur tiefstgelegenen Metrostation der Welt. Auf den Rolltreppen ist man fast fünf Minuten unterwegs, bis man wieder ans Tageslicht kommt.

Auf dem Platz orientierte ich mich an der Sonne, da ich eigentlich nur wusste, dass ich Richtung Süden gehen musste, um zum Höhlenkloster zu gelangen.

Auf dem Weg dorthin kam ich zum Park des Ewigen Ruhms, in dem sich mehrere Hochzeitsgesellschaften aufhielten, um vor den Monumenten und Nationaldenkmälern für Fotos zu posieren. Interessant war, dass generell kaum jemand einfach mal ein Foto machte - ständig setzte man sich für Fotos in Pose.

Das Höhlenkloster mit dem Glockenturm im Hintergrund.

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Die Metrobrücke führt über den Dnepr zur Insel Hidropark und weiter in die östlichen Stadtteile.

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Monumente im Park des Ewigen Ruhms

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Neu ist dieses Denkmal zur Erinnerung an die Hungersnot in den 20ger Jahren. In der Ukraine waren ihr 3,5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen.

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Die Dreifaltigkeits-Torkirche ist einer der Eingänge zum Höhlenkloster.

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Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale im Höhlenkloster, ein weiteres UNESCO-Weltkulturgut. Das Kloster wurde 1051 vom Mönch Antonij gegründet, der aus Griechenland kam, um in der Ukraine das Mönchwesen zu verbreiten. Das Kloster vereint Stile von 900 Jahren in sich.

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In der Kathedrale

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Das Refektorium

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Im Refektorium

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Die nahen und fernen Höhlen sind Katakomben, die die Mönche in den Boden gegraben haben. Man kann beide besichtigen. Ich war in den fernen Höhlen - ein langer, enger, niedriger unterirdischer Gang. Fast schon ein Labyrinth, in dem man sich aber nicht verlaufen kann. In gläsernen Särgen liegen die mumifizierten, zugedeckten Leichen mehrerer Geistlicher, und die orthodoxen Pilger vor mir küssten jeden Sarg oder zumindest das Heiligenbild darüber und bekreuzigten sich. Fotos in den Höhlen waren nicht möglich.

Glockenturm der fernen Höhlen

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Die Gottesmutter-Geburtskirche beim Eingang zu den fernen Höhlen

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Vom Klosterkomplex sind es nur einige hundert Meter, dann steht man auf einem militärisch angehauchten, großen Feld - dem Nationalmuseum der Geschichte des Großen Vaterländischen Kriegs (1941- 1945). Der Kontrast ist schon fast beängstigend.

 

Der Memorialkomplex des Nationalmuseums

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An den Feldgeschützen haben vor allem die Kinder ihren Spaß.

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Heldengalerie mit Skulpturenkompositionen, die die wichtigsten Etappen des Kriegs darstellen. Aus Lautsprechern ertönt dazu ununterbrochen Heldenmusik.

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Skulpturengruppe „Die erzwungene Dnepr-Überquerung von 1943“ mit den Klöstern und Kirchen im Hintergrund.

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Mutter Heimat, das sozialistische Gegenstück zur New Yorker Freiheitsstatue und natürlich ein Stück größer als das westliche Äquivalent.

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Auf dem gesamten Memorialkomplex mit der großen Statue über allem thronend kam ich mir fast vor wie auf einem fremden Planeten in einem Science Fiction-Film.

 

Freundlicher wirkte dann wieder der Landschaftspark unterhalt der Gottesmutter-Geburtskirche.

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Aber Mutter Heimat hat alles im Blick.

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Am Ufer des Dnepr das Denkmal für die Begründer Kiews - und die nächste Hochzeitsgesellschaft.

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Nach dem Abendessen gingen wir wieder zum Unabhängigkeitsplatz. Wir wussten nur, dass dort eine Veranstaltung stattfinden sollte, aber nicht was. Erst später erfuhren wir, dass an dem Abend das Gogolfest begann, ein einwöchiges Kulturfestival zu Ehren von Nikolai Wassiljewitsch Gogol, einem russischen Schriftsteller ukrainischer Herkunft, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte. Auf dem Platz war eine große Bühne aufgebaut, die mit einer Leinwand verhängt war. Laut der Pressemitteilung der Veranstalter wurde rund eine Million Menschen auf dem Platz erwartet - und wir standen in der fünften Reihe. Die Veranstaltung wurde auch im ukrainischen Fernsehen übertragen.

 

Flaniermeile Chre´s´catyk am Abend

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Die Bühne für das Gogolfest

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Die etwa einstündige Veranstaltung begeisterte durch Artistentruppen und die dazu gespielte Musik.

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Sehr beeindruckend war die riesige Marionette, die durch die Straße lief.

 

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Diese Künstler turnten im sich drehenden Rad umher.

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Zum Schluss bildeten diese Künstler ein lebendes Netz, während nebenbei ein Feuerwerk abbrannte.

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Am Sonntag hatten wir noch einige Stunden bis zum Transfer zum Flughafen. Über Michaelsplatz kamen wir zur Andreassteige, auf dem ein Kunstgewerbe- und Souvenirmarkt abgehalten wurde. Bei den unzähligen ausgestellten Bildern sollte für jeden Geschmack (und auch für den, der gar keinen Geschmack hat…) etwas dabei sein.

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Die beiden Verkäufer bauten gerade ihre Stände auf.

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Die Andreaskirche, eine traditionelle ukrainische Barockkirche, die auf dem Andreashügel steht und die untere Stadt überblickt.

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Mit der Metro ging es zum Schluss noch in den Hidropark; das ist eine der Inseln im Dnepr, die als Naherholungsgebiet dient und einige schöne Strände hat. Die zahlreichen Gaststätten und Vergnügungsanlagen im Park selbst wirkten aber weniger einladend.

 

„Beach Club“ laut Schild

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Die Kirchen beim Höhlenkloster und Mutter Heimat vom Hidropark aus

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Einige der Strände des Hidroparks

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Ein kleiner Vergüngungspark

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Canadair Regional Jet 200 S5-AAF, Gate B2, Sitz 5 D, Startbahn 36 R, Landebahn 31

Flugzeit geplant 16:00 - 17:10, tatsächlich 16:25 - 17:40

 

Dann ging es zurück zum Flughafen. Ich hatte vorher schon versucht online einzuchecken und für den Flug nach Ljubljana hatte es auch funktioniert, aber nicht für den Weiterflug nach Frankfurt. Also musste ich an den Schalter, der aber noch nicht geöffnet hatte. Zu den Schaltern durften nur Passagiere, also verabschiedete ich mich hier von C., um ihn später in Frankfurt wieder zu treffen. Noch war nicht angezeigt, wo Adria Airways seinen Schalter hatte. Zwei Stunden vor Abflug war es soweit - Schalter 27 - 45. Also ging ich durch die Kontrolle, die aber gar nicht stattfand, und suchte den Schalter im angegebenen Bereich, aber vergeblich. Nach einer Weile hatte ich ihn hinter einer Säule gut versteckt gefunden, stellte mich brav in die Schlange, und nach einer Weile schloss der Schalter und zog um zu Schalter 30. Also wieder durch das Menschengetümmel gezwängt und erneut in der Schlange standen. Dann kam ich endlich dran, legte meinen Ausweis, die M&M-Karte und die Buchungsbestätigung vor. Ob ich noch ein anderes Ticket hätte. Hatte ich nicht. Der Stationsleiter telefonierte mit seinem Handy herum und versicherte mir die ganze Zeit, alles wäre in Ordnung, nur einige Minuten Geduld. Anscheinend konnten sie meine Buchung nicht zuordnen, auch nicht, nachdem ich hinwies, ich hätte für den ersten Flug schon eingecheckt. Letztlich klappte es aber doch, aber sie könnten mir nur die Bordkarte für den ersten Flug ausdrucken. Ich hatte in Ljubljana aber nur 45 Minuten Umsteigezeit und wenn wir da vielleicht mit Verspätung landen sollten und ich noch nicht einmal die Bordkarte für den Weiterflug hätte, würde es sehr knapp werden. Das Argument zog und ich bekam auch die zweite Bordkarte ausgedruckt.

Im Gatebereich hatte man einen guten Blick auf das Vorfeld, und ich sah, wie die Austrian-Maschine mit C. gerade zur Startbahn rollte, während meine noch abgefertigt wurde.

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Unsere Maschine war etwa zu zwei Dritteln besetzt; wieder ein freier Nachbarsitz für mich. Als wir startbereit im Flieger waren, kam die Durchsage, dass der Luftraum überfüllt wäre und wir deshalb noch 20 Minuten warten müssten. Es waren am Ende noch 10 Minuten mehr, und zusätzlich kündigte der Kapitän an, dass wir sehr starken Gegenwind hätten, daher langsamer als normal fliegen und somit länger brauchen würden. Prima, und das alles bei 45 Minuten Umsteigezeit.

Nach dem Start um 16:31 Uhr in nördliche Richtung ging es in einer Linkskurve nördlich an Kiew vorbei Richtung Westen bis nahe des Dreiländerecks Slowakai/Ukraine/Ungarn. Direkt über Budapest und am Plattensee vorbei nach Slowenien.

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Blick beim Start über abgestellte Flugzeuge

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Der Ort Boryspil, nachdem der Flughafen von Kiew benannt ist.

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Uzhgorod mit eigenem Flughafen - noch Ukraine, aber nahe der ungarischen Grenze

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Die Donau kurz vor Budapest

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Budapest

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Im Anflug auf Ljubljana

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Um 15:35 Uhr setzten wir in Ljubljana auf der Bahn 31 auf.

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In 20 Minuten sollte der Flug nach Frankfurt starten. Ob ich das noch schaffen würde? Die Stewardess machte mir Mut, bisher hätte es immer geklappt und Ljubljana sei ein kleiner Flughafen. Acht Minuten später kam ich mit dem Bus im kleinen Terminal an.

 

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Canadair Regional Jet 900 S5-AAN, Gate 13, Sitz 8 D, Startbahn 13, Landebahn 07 R

Flugzeit geplant 17:55 - 19:20, tatsächlich 18:06 - 19:28

 

Direkt an der Ankunft stand ein Mitarbeiter von Adria Airways, fragte „To Frankfurt?“ und zeigte uns Umsteigern (ich war wohl nicht der einzige) den direkten Weg zum Weiterflug. Zum Glück war an der Passkontrolle kein einziger vor mir und wir bekamen eine eigene Reihe bei der Sicherheitskontrolle, wo ich innerlich zu dampfen anfing, als ich mitbekam, wie umständlich sich einige Passagiere vor mir anstellten und den Ablauf verzögerten. Dann wurden wir auch schon aufgerufen, und zum Glück waren es bis zum Gate nur noch wenige Meter. Das Adrenalin erreichte allmählich wieder normale Werte, als ich mit einigen anderen Passagieren endlich am Gate stand und der zweite Bus kam, der uns zum Flugzeug bringen sollte.

 

Ein Saab 340-Frachter von Bridges (die Maschine gehört eigentlich Solinair).

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Unsere Maschine war startbereit und voll.

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Der Sitzabstand war geringer als im anderen Adria-Flugzeug und insgesamt fühlte sich alles sehr beengt an. Außerdem war das Fenster genau zwischen den Sitzen und auch noch ziemlich dreckig, so dass wirklich gute Fotos nicht mehr möglich waren und einigermaßen passable Bilder nur unter starken Verrenkungen. Andererseits war ich froh, nicht in Ljubljana hängen geblieben zu sein.

 

Um 18:10 Uhr hoben wir in südliche Richtung auf der Bahn 13 ab und waren nach einer Linkskurve auch gleich über Österreich. Die Route führte über Klagenfurt in Kärnten, den Wolfgangsee, östlich an Salzburg vorbei, und über dem Inn kamen wir nach Deutschland. Weiter ging es über Niederbayern, Eichstätt, Ansbach, östlich an Würzburg vorbei, das Mainviereck, südlich am Frankfurter Flughafen vorbei und nach einer Kurve hinter dem Rhein landeten wir um 19:22 Uhr auf der 07 R. Auf beiden Adria-Flügen bestand die Verpflegung aus einem Ciabatta-Brötchen mit Schinken oder Käse sowie dem üblichen Getränkesortiment.

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Kurz nach dem Start. Slowenien wirkt sehr beschaulich.

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Frankenmarkt und Vöcklam (Österreich)

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Würzburg

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Marktheidenfeld - hier habe ich 30 Jahre lang gelebt.

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Aschaffenburg - hier lebe ich jetzt.

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Flughafen Frankfurt

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Ginsheim-Gustavsburg am Rhein

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Letztlich waren wir am Ziel.

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Ich wartete im Terminal noch eine halbe Stunde auf C., der etwas später mit der Lufthansa aus Wien kam. Trotz der knappen Umsteigezeit in Ljubljana hatte es mein Koffer auch geschafft.

Alles in allem war es ein sehr schönes und interessantes Wochenende. Mit Adria Airways hatte ich eine neue Fluggesellschaft und mit Kiew und Ljubljana zwei neue Flughäfen erlebt, und Kiew ist eine faszinierende Stadt, die ihren besonderen Reiz durch die Mischung aus den alten und eindrucksvollen Gebäuden und den sozialistischen Resten bekommt. Am Anfang war ich noch etwas unsicher, aber auch sicherheitstechnisch gab es keinerlei Probleme und ich fühlte mich bald sehr sicher dort, hatte aber meine Wertsachen immer im Auge. Interessant war auch, die Bevölkerung zu beobachten. Einerseits gab es viele alte Frauen, die am Rand des Existenzminimums lebten und bettelten, andererseits zeigten die jüngeren Leute ihren Reichtum und viele Frauen liefen sehr schick gekleidet und mit soooo hohen Absätzen herum. Nach Riga und Prag hatte ich in diesem Jahr mit Kiew die dritte Stadt im ehemaligen Ostblock kennen gelernt und wusste gar nicht, welche schönen Städte es dort gibt.

 

Copyright aller Fotos: Martin Stahl

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