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Reisebericht 3 Kontinente 6 Länder Sommer 1977 (9 und Schluß)


Easyflyer75

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Die Truppe richtete sich zur Nachtruhe in der Wildnis ein. Einige verzogen sich in ihre mitgeführten Ein-Mann-Zelte, andere übernachteten in den Fahrerkabinen. Nur für mich gab es keinen Platz. Obwohl ich gerade von einem Campingurlaub zurück war, hatte ich keinerlei entsprechendes Equipment dabei. Blieb mir nur der Beifahrersitz in einem der zwei Passats, mit zurück gefahrener Rückenlehne, soweit eben möglich. Entsprechend erquickend war die Nacht für ich. Aus offensichtlichen Gründen war ich an nächsten Morgen bei Sonnenaufgang der erste „auf“. Vertrat mir erst mal die Beine und ging vielleicht 200m die Straße weiter bis zu einer einer Biegung. Was ich dort, hinter einem kleinen Hügel erblickte, ließ mich erst mal die Augen reiben, da ich es nicht glauben wollte: ein kleines Gebäude, eher eine Hütte, und eine geschlossene Schranke – der griechische Grenzübergang. Ein paar Soldaten in traditioneller nationaler Tracht, in Strumpfhosen, Röckchen und Pompons auf den Schuhen und Gewehren in den Händen, praktizierten den Wachwechsel und das Hissen der griechischen Flagge. So viel für die Ortskenntnisse des Cowboys. Dieser wurde dann erst mal zum Gelächter des Fahrergremiums. Da ich keinen Sinn darin sah, mit 50 km/h mit dem Konvoi bis Istanbul zu schleichen, schlug ich den beiden Kundenvertretern vor, schon mal nach Istanbul vor zu fahren und dort an einem vereinbarten Treffpunkt auf den Konvoi zu warten. Die Aussicht auf anständige Hotelakkommodation und Essen ließ sie sofort zustimmen. Auch wenn mein primäres Interesse an der Möglichkeit der Kommunikation mit Frankfurt war. Gesagt, getan. Nach der Erledigung der Einreiseformalitäten war ich im 6. Land meiner Reise angekommen, aber noch nicht auf dem 3.Kontinent. Im Zweier-Konvoi ging es dann Richtung Istanbul. Dort dann gleich über die Bosporus-Brücke, auf der asiatischen Seite nach ein paar Kilometern umgekehrt und wieder zurück nach Europa. Nun hatte der 3.Kontinent seine Erwähnungsberechtigung in diesem Reisebericht. Suchten uns ein moderates Hotel, von wo ich einen Statusreport an die Firma kabelte. So nach dem Motto „Houston, tranquility base here. The Eagle has landed“. Oder so ähnlich. Als nächstes war eine anständige Mahlzeit angesagt und anschließend warfen wir uns auf Betreiben meiner beiden Kunden ins Istanbuler Nachtleben. Die Beiden entpuppten sich als recht gesellig und „down-to-earth“ in ihrer Sicht der Dinge. Am nächsten Tag trafen wir den Konvoi auf dem vereinbarten LKW-Rastplatz außerhalb Istanbuls europäischer Seite. Sofort informierte mich Cowboy dass einer der Fahrer absolut keinen Bock mehr auf Weiterfahrt hatte und von dort aus nach Hause fliegen wollte. Ich versuchte, den Fahnenflüchtigen doch noch zur Weiterfahrt zu überreden, aber ohne Erfolg. Zwar stand ein mitfahrender Auswechselfahrer zur Verfügung, aber dafür tat sich ein Problem mit den Zollbehörden auf, da aufzuführen hier zu lange wäre. Um es zu lösen, wäre meine Mitfahrt zumindest bis an die türkisch-iranische Grenze vonnöten gewesen, da Cowboy einen Reisepass brauchte, in den ein Fahrzeug oder Gerätschaften vom Pass des Flüchtlings übertragen werden müßten. Hatte immer mal geliebäugelt, bei ein Tour von Deutschland nach Teheran bei einem LKW aufzusitzen, schon mal aus beruflichen Interesse. Aber nur mit leichten Gepäck, Hatte aber Film- und Fotoausrüstung dabei, und damit hatte in kein Verlangen, durch Ostanatolien zu tingeln, auch nicht mal im Konvoi. Und nun sogar mit Eintrag von Fahrzeug oder Waren im Pass, ich damit bei eventuellen Schwierigkeiten verantwortlich, no f... way. Fuhr mit meinen beiden Kumpels (das waren wir mittlerweile) zum Hotel zurück, die Zimmer hatten wir in weiser Voraussicht noch nicht aufgegeben, Setzte weiteren Status Report ab, mit klarer Ansage dass für mich Istanbul das Ende der Fahnenstange und bat um Lösungsansätze. Zwei Stunden später wurde mir an der Hotelbar die Antwort eingehändigt: Man habe den Verursacher der Misere aus dem Urlaub in Österreich zurück beordert, von Frankfurt aus hätte er den Flieger nach Istanbul zu besteigen. Geplante Ankunftsdaten folgen asap. Also noch eine Übernachtung in Istanbul. Am nächsten Vormittag holten wir meinen kurzzeitigen Ex-Chef am Flughafen Yesilköy ab, kutschierten ihn zum LKW-Rastplatz, machten ihn mit Cowboy bekannt und tschüß ….

Im lokalen PANAM-Büro präsentierte ich mein Flugbillet NUE-FRA-THR mit den unbenutzten Coupon FRA-THR und ließ es zur Verwunderung der netten Reservierungsdame auf IST-THR ändern. Am frühen Abend gab es einen PANAM-Flug, aus JFK via FCO kommend und nach THR weiter fliegend. Meine Kumpels hatten die Freundlichkeit, am Flughafen abzusetzen. Mit einem „bis bald in Teheran“ trennten wir uns. In der Boeing Sibbe-Null-Sibbe hatte ich das Vergnügen, neben einer sehr netten Amerikanerin zu sitzen. Schnell kamen wir ins Gespräch, stießen mit dem zu Essen servierten Wein an und orderten danach je einen Whisky, und dann noch einen. Irgendwann kam die Ankündigung des Verlassens der Reiseflughöhe und bevorstehender Ladung in Mehrabad, mit der Aufforderung, die Sitzgurte fest zu schließen. Diese Aufforderung wurde mehrfach und immer eindrücklicher wiederholt, maßen dem aber keine große Bedeutung bei, so tief waren wir im Gespräch vertieft. Dann kam eine stämmige Stewardeß durch die Kabine und überprüfte bei jedem Passagier den festen Sitz der Gurte. Der Flieger sank und sank, dann ein gefühlter langer Level Flight, dann sahen wir beim Blick durch das Fenster rechts und links der Runway Feuerwehrfahrzeuge wie auf einer Perlenkette aufgereiht mit blinkenden Blaulichtern. Dann eine super weiche Landung, hatte den Eindruck, die Piloten wollten erst mal das Fahrtgestell testen. Nach dem Aufsetzen gingen die Piloten bremsmässig in die Vollen. Auch die 4000m-Runways in Mehrabad hatten mal ein Ende.

Die Geschichte mit dem Konvoi hatte noch einer zweiwöchiges Nachspiel in Teheran, aber das soll nicht mehr Gegenstand einer Schilderung hier sein.

Ich lasse den etwas umfangreichen Reisebericht mit der erfolgten Landung in Mehrabad enden.

Dank an alle Leser für das Interesse !

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