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Swiss: Warten auf den Kahlschlag


TobiBER

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«Beim Personal hat es keine Reserven mehr», sagt Benedikt Gschwind, Leiter

Luftverkehr beim KV Schweiz.

 

 

Die Gewerkschaften befürchten das Schlimmste für die Angestellten der

Airline: Demnächst soll eine neue Sparrunde angekündigt werden.

 

Neue Turbulenzen für Swiss

 

Von Marcel Odermatt

 

Bei ersten Treffen mit den Gewerkschaften hat Christoph Franz gepunktet. Er

wird als «netter Kerl» beschrieben, der «das Fluggeschäft verstehe».

Gleichzeitig hat der neue Swiss-Chef die Arbeitnehmervertreter alarmiert:

Der deutsche Manager hätte das Wort «schrumpfen» mehrmals verwendet. «Wir

haben ein ungutes Gefühl», bringt Philipp Hadorn die Stimmung auf den Punkt.

Der Präsident der Bodenpersonal-Gewerkschaft Gata rechnet bereits fest

damit, «dass Franz in den nächsten Tagen ein neues Sparprogramm präsentieren

wird». Auch Richard Dunkel, Präsident der Gewerkschaft Push, bestätigt

diesen Eindruck nach einer Sitzung mit Franz: «Es ist nicht auszuschliessen,

dass Swiss in den nächsten ein bis zwei Wochen eine weitere Sparrunde oder

Anpassungen im Streckennetz ankündigt.»

 

 

 

 

 

Der Grund für diese Vorahnungen ist klar; am 21. Juni liess die

Fluggesellschaft mit einer Gewinnwarnung aufhorchen. Das Ziel, in diesem

Jahr wenigstens ein ausgeglichenes Ergebnis zu präsentieren, hat Swiss

endgültig verpasst. Laut dem Analysten der Zürcher Kantonalbank, Patrick

Schwendimann, könnte der Jahresverlust bis Ende 2004 auf 120 Millionen

Franken steigen. «Es muss jetzt rasch gehen. Franz hatte jetzt Zeit, über

die zukünftige Strategie nachzudenken», sagt Martin Gutknecht,

Vorstandsmitglied der Swiss Pilots. Für die Gewerkschaften müssen nun

endlich die Karten auf den Tisch. Sie wollen wissen, was die Führung in

nächster Zeit mit der Fluggesellschaft anstellen will. «Wir vermissen noch

immer eine glaubwürdige Strategie», erklärt Hadorn. Es könne nicht sein,

dass das Management innert weniger Monate bereits den dritten Abbau mit

Massenentlassungen plane. Und gleichzeitig sei weiter unklar, wie das

Unternehmen den Turnaround schaffen könne.

 

Europanetz stärker gefährdet

Wie viele Angestellten um ihren Job bangen müssen, ist ungewiss. Die

Schätzungen der Gewerkschaften klaffen stark auseinander. Bei der

Fluggesellschaft selber will man von Abbauplänen überhaupt nichts wissen:

«Es gibt kein solches Szenario», sagt Sprecherin Priska Spörri. Bei Swiss

laufe das von Franz bereits angekündigte Kostensenkungsprogramm «Continuous

Improvement Swiss» (CIS). Der Inhalt und die Ziele des CIS würden erst

kommuniziert, wenn die Arbeitsgruppe so weit sei. Der Swiss-Chef hat ihr bis

Ende Monat Zeit gegeben.

 

Einig sind sich die Beobachter, dass das Europanetzwerk stärker gefährdet

ist als die Langstreckenverbindungen. Werden die

Interkontinentalverbindungen weiter ausgedünnt, ist auch das Konzept der

Swiss als eigenständiger Netzwerkcarrier gefährdet. «Kurzfristig glaube ich

nicht, dass Swiss diese Strategie ändert», sagt Benedikt Gschwind, Leiter

Luftverkehr beim KV Schweiz. Das hat Auswirkungen für die Angestellten:

«Wenn Swiss selbstständig bleiben will, gibt es keinen Spielraum für einen

weiteren Abbau beim Flugpersonal», sagt er. Wenn die Führung jedoch

entscheide, sich einer anderen Airline anzuschliessen, werde das

Sparpotenzial gross.

 

In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob die Befürchtungen der

Gewerkschaften berechtigt sind. Sicher ist, dass die Swiss-Angestellten

bereits grosse Opfer bringen mussten. Seit der Sparrunde im letzten Sommer

ist das Bodenpersonal bereits von 3000 auf 2000 Angestellte reduziert

worden. «Beim Personal hat es keine Reserven mehr. Wir würden uns deshalb

gegen einen weiteren Kahlschlag wehren», sagt Gschwind.

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