TobiBER Geschrieben 28. Juli 2004 Melden Geschrieben 28. Juli 2004 Im TA gefunden: «Beim Personal hat es keine Reserven mehr», sagt Benedikt Gschwind, Leiter Luftverkehr beim KV Schweiz. Die Gewerkschaften befürchten das Schlimmste für die Angestellten der Airline: Demnächst soll eine neue Sparrunde angekündigt werden. Neue Turbulenzen für Swiss Von Marcel Odermatt Bei ersten Treffen mit den Gewerkschaften hat Christoph Franz gepunktet. Er wird als «netter Kerl» beschrieben, der «das Fluggeschäft verstehe». Gleichzeitig hat der neue Swiss-Chef die Arbeitnehmervertreter alarmiert: Der deutsche Manager hätte das Wort «schrumpfen» mehrmals verwendet. «Wir haben ein ungutes Gefühl», bringt Philipp Hadorn die Stimmung auf den Punkt. Der Präsident der Bodenpersonal-Gewerkschaft Gata rechnet bereits fest damit, «dass Franz in den nächsten Tagen ein neues Sparprogramm präsentieren wird». Auch Richard Dunkel, Präsident der Gewerkschaft Push, bestätigt diesen Eindruck nach einer Sitzung mit Franz: «Es ist nicht auszuschliessen, dass Swiss in den nächsten ein bis zwei Wochen eine weitere Sparrunde oder Anpassungen im Streckennetz ankündigt.» Der Grund für diese Vorahnungen ist klar; am 21. Juni liess die Fluggesellschaft mit einer Gewinnwarnung aufhorchen. Das Ziel, in diesem Jahr wenigstens ein ausgeglichenes Ergebnis zu präsentieren, hat Swiss endgültig verpasst. Laut dem Analysten der Zürcher Kantonalbank, Patrick Schwendimann, könnte der Jahresverlust bis Ende 2004 auf 120 Millionen Franken steigen. «Es muss jetzt rasch gehen. Franz hatte jetzt Zeit, über die zukünftige Strategie nachzudenken», sagt Martin Gutknecht, Vorstandsmitglied der Swiss Pilots. Für die Gewerkschaften müssen nun endlich die Karten auf den Tisch. Sie wollen wissen, was die Führung in nächster Zeit mit der Fluggesellschaft anstellen will. «Wir vermissen noch immer eine glaubwürdige Strategie», erklärt Hadorn. Es könne nicht sein, dass das Management innert weniger Monate bereits den dritten Abbau mit Massenentlassungen plane. Und gleichzeitig sei weiter unklar, wie das Unternehmen den Turnaround schaffen könne. Europanetz stärker gefährdet Wie viele Angestellten um ihren Job bangen müssen, ist ungewiss. Die Schätzungen der Gewerkschaften klaffen stark auseinander. Bei der Fluggesellschaft selber will man von Abbauplänen überhaupt nichts wissen: «Es gibt kein solches Szenario», sagt Sprecherin Priska Spörri. Bei Swiss laufe das von Franz bereits angekündigte Kostensenkungsprogramm «Continuous Improvement Swiss» (CIS). Der Inhalt und die Ziele des CIS würden erst kommuniziert, wenn die Arbeitsgruppe so weit sei. Der Swiss-Chef hat ihr bis Ende Monat Zeit gegeben. Einig sind sich die Beobachter, dass das Europanetzwerk stärker gefährdet ist als die Langstreckenverbindungen. Werden die Interkontinentalverbindungen weiter ausgedünnt, ist auch das Konzept der Swiss als eigenständiger Netzwerkcarrier gefährdet. «Kurzfristig glaube ich nicht, dass Swiss diese Strategie ändert», sagt Benedikt Gschwind, Leiter Luftverkehr beim KV Schweiz. Das hat Auswirkungen für die Angestellten: «Wenn Swiss selbstständig bleiben will, gibt es keinen Spielraum für einen weiteren Abbau beim Flugpersonal», sagt er. Wenn die Führung jedoch entscheide, sich einer anderen Airline anzuschliessen, werde das Sparpotenzial gross. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob die Befürchtungen der Gewerkschaften berechtigt sind. Sicher ist, dass die Swiss-Angestellten bereits grosse Opfer bringen mussten. Seit der Sparrunde im letzten Sommer ist das Bodenpersonal bereits von 3000 auf 2000 Angestellte reduziert worden. «Beim Personal hat es keine Reserven mehr. Wir würden uns deshalb gegen einen weiteren Kahlschlag wehren», sagt Gschwind.
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