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Alitalia: Flirt mit Lufthansa ?


Fjaell

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Geschrieben

Die italienische Fluggesellschaft Alitalia überdenkt ihre Partnerschaft mit Air France und ist für andere internationale und nationale Partner offen. Konzernchef Giancarlo Cimoli befürchtet, dass eine weitere Zusammenarbeit mit den bisherigen Alliierten, Air France und KLM, auch dem Mailänder Flughafen Malpensa schaden könnte, da die internationalen Weitstreckenflüge von Paris, Lyon und Amsterdam und nicht von Mailand aus erfolgen.

 

Die Lufthansa wird in Rom als attraktiver Partner gesehen, da ihre Beteiligungsgesellschaft Air One am italienischen Binnenmarkt wichtige Anteile innehat. Alitalia musste ihren Inlandsmarktanteil seit 2002 um 20 Punkte auf 45 Prozent herunterfahren.

 

Einseitiger Flirt

 

"Es handelt sich um einen einseitigen Flirt", heißt es in unternehmensnahen Kreisen. Bei den Verhandlungen zwischen Alitalia und den Gewerkschaften über die Konzernsanierung und den Abbau von 5000 Stellen kam es am Wochenende zu einem leichten Hoffnungsschimmer: Sowohl die Vertreter der Piloten wie der Flugbegleiter zeigen sich kompromissbereit.

 

Ein Drittel der 450 zu kündigenden Piloten hat Möglichkeiten, beim Billigflieger Ryanair unterzukommen. Auf Konfrontationskurs befinden sich noch die Vertreter des Bodenpersonals, da hier die meisten Arbeitsplätze (3500) in Gefahr sind.

 

Arbeitsminister Roberto Maroni hat inzwischen soziale Unterstützung nicht ausgeschlossen. Die Gewerkschaften sehen dies als Erfolg an. Möglicherweise wird die von Konzernchef Cimoli gesetzte Deadline des 15. September verschoben. Bis dahin sollte es zu einer Einigung kommen.

 

Quelle: DER STANDARD, 13.09.2004

 

In der NZZ am Sonntag war heute ein Vorabruck von André Dosé´s Buch "Sturmflug" zu lesen, indem er sich (nach dem Scheitern der BA-Liason) für ein Zusammengehen mit der Lufthansa ausspricht. Wenn überhaupt, dann kann es für mich nur ein entweder oder geben. Mein Tipp: Swiss, gerade weil LH mit Air Dolomiti und Air One schon recht gut im italienischen Markt positioniert ist. Warten wir´s mal ab, was sich da noch so tut ...

 

Fjaell

Geschrieben

Air One ist ein wichtiger Kooperationspartner der LH, aber keine Beteligungsgesellschaft. Letzteres hatte man mal überlegt und tut es auch wieder, um AZ den Todesstoß zu versetzen. In der Tat, es ist der Flirt einer sterbenden Airline.

Geschrieben

Ja, da träumen in Rom wohl welche. Wozu sollte sich LH AZ ans Bein binden, wenn man denen mitttels einer hochprofitablen AirDolomiti ab Norditalien von deren wichtigste Destination (Malpens, Linate)die Paxe reihenweise abspenstig macht.

Fliegt mal ab München Langstrecke... ein italienisch Wörterbuch kann da nicht schaden.

Und zur Not schenkt man Air One noch ein Paar 767 und schickt diese auf die High Density Routes ab Mailand oder Rom....

... sich bei AZ auch noch die Gewerkschaften ans Bein zu binden, kann ich mir wirklich nicht vorstellen.

Geschrieben

Flirten kann AZ ja ... werden aber einen Korb bekommen.

 

Lufthansa arbeitet viel zu eng mit AirOne zusammen. Denke, die LH-Führung schaut sich die Sache noch ein paar Wochen an. Wenn sich ein Ende bei der AZ definitv abzeichnet, dann wird in die gutgefüllte Kriegskasse gegriffen und die AirOne zum Flagcarrier in Italien gemacht. Wenige Tage, nachdem die AZ gegroundet ist, fliegen LH-Airliner mit AirOne-Flugnummern... Wartet es ab.

 

Übrigens: eine LH-Maschine hat in wenigen Stunden AirOne c/s! Den Kranich im Leitwerk durch den gelben Vogel ersetzt und den Schriftzug "Lufthansa" durch "AirOne" ersetzt - fertig!

 

Meines Wissens hat die AirOne schon sechs Flugzeuge ex. LH, meine ein Teil der 737-400er sind damals zu AirOne gegangen.

 

Einziges Problem: LH hat - glaube ich - keine Kurzstreckenflugzeuge mehr gestored, die man beim Zusammenbruch der AZ schnell nach Italien überführen könnte...

Geschrieben

Gestored sind sicherlich keine Langstreckenflieger mehr, die haben ja jetzt schon zu wenig davon.

Aber das alle gestoredten B737-300/500 wieder fliegen ist mir neu.

Auf jeden Fall wird im Falle des Grounding von AZ der ein oder andere A330 bzw. A340-300 nach MXP und FCO geschickt, wie damals nach ZRH und BRU.

Geschrieben

Ja, das mit den 450h Block stimmt. Und bis vor zwei Jahren gab es noch den persönlichen Chauffeurdienst für die Piloten von zu Hause zum Flughafen und wieder zurück.... und wenn man jetzt bedenkt, dass es solche traumhaften Arbeitsbedingungen in allen AZ-Bereichen gibt/gegeben hat, wundert auch den Laien wohl kaum, warum die de facto pleite sind.

 

Das mit den 850h plus Gehaltskürzungen ist neu. Kann mir nicht vorstellen, dass das die Gewerkschaften akzeptiert haben. Denke mal, dass es der Wunsch der Geschäftsführung ist.

Aber, die Gewerkschaften haben sich eh schon ins Knie geschossen. In einem Zeitungsinterview (im meine es war Corr. della Sera) hat ein Gewerkschaftsfuzzi damit getönt, dass wennn die AZ-Chefs nicht auf die Gewerkschaften eingehen würden, dann würde ca. 25% der Piloten Angebote von Ryanair annehmen. Da habe ich mich halbtot gelacht. MOL akzeptiert mit Sicherheit 450h Block... allerings im halben Jahr. Soviel zur Qualität der Auseinandersetzung in Italien.

Geschrieben

Angebote von FR?

 

Dachte immer bei Major-Carriers soll es den Jungs besser gehen als bei LCC's.

 

Na dann viel Spass, aus der ferne ist die Diskussion richig amüsant und wie Asterix sagte QUALITATIV icon_wink.gif

 

Hoffe dass die AZ-Geschäftsführung die Gewerkschaften umstimmt.

Eine AZ gehört halt doch an den europ. Himmel!

 

BTW: Offenbar ist die Situation mit Gwerkschaften in ITA noch schlimmer als in D.

Ein Grund sich zu freuen?!?!?!

 

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: ATN340 am 2004-09-15 10:17 ]

Geschrieben

Verhandlungen über Rettung von Alitalia erfolgreich

 

Mailand (AFP) - Bei den Verhandlungen über die Rettung der italienischen Fluggesellschaft Alitalia haben Unternehmensführung und Gewerkschaften einen wichtigen Durchbruch erzielt. Alle sechs beteiligten Gewerkschaften stimmten einer Übereinkunft zu, die für die Piloten Gehaltskürzungen und eine annähernde Verdoppelung ihrer Flugzeiten vorsieht.

 

Nun steht noch eine Einigung mit den Flugbegleitern und dem Bodenpersonal auf den Sanierungsplan aus, der die Streichung von 5000 Stellen und die Aufspaltung von Alitalia in zwei Teilunternehmen vorsieht. Konzernchef Giancarlo Cimoli hatte für eine Zustimmung eine Frist bis zum Mittwoch gesetzt. Die Gewerkschaften fordern einige Tage mehr Zeit.

 

Die Einigung biete eine "echte Grundlage für eine Übereinkunft" mit dem übrigen Personal, erklärten die sechs Gewerkschaften. Die Arbeitnehmervertreter seien fest entschlossen, dieses Ziel zu erreichen, "um eine solide Zukunft für Italiens wichtigste Airline zu sichern". Ohne eine Einigung mit den Beschäftigten droht Alitalia laut Cimoli im Oktober die Pleite. Die Regierung in Rom hatte die Zustimmung der Gewerkschaften zur Bedingung für einen Überbrückungskredit von 400 Millionen Euro gemacht.

 

Am Dienstagabend hatten zunächst nur fünf Gewerkschaften zugestimmt. Die Vereinigung der Piloten wollte das Verhandlungsergebnis zunächst noch prüfen lassen. Die nun getroffene Vereinbarungen basiert auf einem Modell der Deutschen Lufthansa, das variable Zahlungen für Überstunden vorsieht. Allerdings liegen die dabei vereinbarten Beträge um 40 Prozent unter dem Niveau der deutschen Piloten. Alitalia soll der Deal mit den Flugzeugführern Einsparungen von 52 Millionen Euro pro Jahr ermöglichen.

 

Anmerkung: Auch in Italien können Gewerkschaften ab und an vernünftig sein...

Geschrieben

14.09.2004 - 20:23 Uhr Alitalia-Piloten unterzeichnen Abmachung für Mehrarbeit

 

ROM (Dow Jones-VWD)--Die Piloten der Alitalia Linee Aeree Italiane SpA, Rom, haben Kreisen zufolge am Dienstag unterschrieben, für weniger Geld mehr zu arbeiten. Die Übereinkunft sehe vor, dass die Piloten ihre Flugstunden von derzeit 450 im Jahr nahezu verdoppeln, hieß es am Dienstagabend aus Kreisen der Gewerkschaft Anpac. Zudem werde ein größerer Teil des Piloten-Gehalts von der geleisteten Arbeitszeit abhängig gemacht.

 

Unternehmensführung und Gewerkschaften müssen bis Mittwoch zu einer Einigung kommen, damit die Fluggesellschaft einen Überbrückungskredit von der italienischen Regierung erhält.

-Von Luca Di Leo, Dow Jones Newswires; + (0) 49 6196 405 224, unternehmen.de@dowjones.com

(ENDE) Dow Jones Newswires/14.9.2004/chr/ros

 

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Fjaell am 2004-09-15 14:21 ]

Geschrieben

Es geschehen manchmal wirklich noch Zeichen und Wunder. Da ist den Gewerkschaften wohl der heilige Geist erschienen, der ihnen deutlich gemacht hat, dass ihnen bei Uneinsicht die Bedeutungslosigkeit droht.

Ja, ja, manchmal hilft nur staunen.

Geschrieben

850 statt 450 Stunden und weniger Gehalt...... wenn man es nicht besser wüßte müßte mam meinen, das nun FR gegen AZ Kostenprobleme bekommen wird icon_smile.gif

 

Eine Einigung mit den Piloten macht weitere Einigungen mit dem fliegenden Personal wahrscheinlich. Das fliegende Personal versucht halt lles sich zu retten und die EInsarungen auf den Bodenbereich und die nicht-fliegenden Beteiligungen der Az abzuwälzen. Mal sehen was bei AZ Technik so passieren wird.

 

Über den Berg sehe ich AZ aber bei weitem nicht, denn schon leichte Erholungen könnnten zu Streiks und Forderungen beim fliegenden Personal führen......

 

AZ hat neben AF/KL nur BA/IB als potentielle Partner. LH wird sich dort nicht engagieren, solange sie mit Air One und EN weiter erfolgreich wachsen können. Mit BA/IB hätte AZ sogar eine Niesche im Verkehr mit Afrika, denn erst nach Nord (UK) fliegen und dann nach Afrika macht nicht ganz den Sinn, während MXP/FCO von fast allen europäischen Regionen aus ja gewissermaßen auf dem Weg liegt.

Geschrieben

Um die Privilegien der Alitalia-Belegschaft näher zu betrachten, lohnt es, morgens um 7.45 Uhr den Flug 1022 von Rom Fiumicino nach Mailand Malpensa zu buchen. Von den rund 80 Plätzen des Airbus A320 sind in der Regel mehr als die Hälfte mit Alitalia-Mitarbeitern in ihren schicken blau-grünen Uniformen besetzt.

 

HB MAILAND. Obwohl sie in Mailand stationiert sind, ziehen die Crewmitglieder das Dolce Vita in der Ewigen Stadt dem Leben in der nebeligen Lombardenmetropole vor. Alitalia macht's möglich und fliegt die Herrschaften jeden Tag gen Norden, damit sie ihren Arbeitstag in Mailand pünktlich um 9 Uhr beginnen können. Nach Feierabend geht es zurück, mit Alitalia natürlich und kostenlos. Die Rechnung ist gesalzen: 58 000 Stunden bezahlte Pendlerstunden plus den Preis für die Tickets, die die Gesellschaft im Jahr rund 13 Millionen Euro kosten.

 

Der enorme Aufwand für den Mitarbeiter-Shuttle ist nur ein Grund unter vielen, warum in diesen Tagen in der Alitalia-Konzernzentrale nahe des Römer Flughafens Fiumicino mal wieder um das Schicksal des mehrheitlich staatlichen Unternehmens gerungen wird. Die Alitalia, die wie Pizza und Pasta zum italienischen Selbstverständnis gehört, befindet sich in der tiefsten Krise ihrer 57-jährigen Geschichte. Ähnlich wie der Autohersteller Fiat hat sie als einstiger Stolz der Nation einen steilen Niedergang hinter sich: Lange her sind die Zeiten, als die Fluggesellschaft 1964 mit Papst Paul VI. das erste katholische Kirchenoberhaupt durch die Lüfte flog.

 

Trotz zweier Kapitalerhöhungen in den letzten sieben Jahren sind die Kassen leer – so leer, dass der Konzern ohne den Einschuss frischer Gelder ab Oktober keine Löhne und Gehälter, geschweige denn das Kerosin bezahlen kann. Tag für Tag verbrennt Alitalia zwei Millionen Euro. Zwar hat die EU bereits einen vom Staat garantierten Überbrückungskredit genehmigt. Den aber wird Konzernpräsident Giancarlo Cimoli nur dann anfordern, wenn die Gewerkschaften dem lebensnotwendigen Abbau von 25 Prozent der Arbeitsplätze, Mehrarbeit und Lohnkürzungen zustimmen.

 

Genau über diese Themen diskutieren also jene 20 Männer in der Konzernzentrale, die schon seit vielen Tagen fast pausenlos an einem langen, rechteckigen Tisch sitzen: Auf der einen Seite die Vertreter der insgesamt neun Gewerkschaften, die die 20 700 Mitarbeiter vertreten, auf der anderen Seite der erfahrene Alitalia-Personalchef Massimo Chieli mit seinem Team. Der seit Mai amtierende Präsident Cimoli ist physisch nicht dabei, zieht aber im Hintergrund die Fäden. Zeichen der Ermüdung und der Anspannung sind sichtbar: Ränder unter den Augen, raue Stimmen, volle Aschenbecher. Jetzt aber neigen sich die Verhandlungen dem Ende zu. Das Eis haben die Piloten gebrochen. Sie haben am Dienstagabend die Forderungen des Konzerns akzeptiert und werden künftig mehr fliegen und weniger verdienen. Statt knapp 500 Stunden im Jahr werden die 2 400 "Capitani di volo" künftig bis zu 670 Stunden im Cockpit verbringen.

 

Der Abschluss hat Symbolkraft. Bei Konflikten in der Luftfahrtbranche fällt den Piloten meist eine Schlüsselrolle zu. Roberto Panella, der Generalsekretär der Transportgewerkschaft meint: "Die Einigung mit den Piloten ist ein Katalysator für den gütlichen Ausgang der Verhandlungen mit den Flugbegleitern und dem Bodenpersonal."

 

An dieser Äußerung lässt sich erkennen, welch Geist Alitalia seit der Ankunft des neuen Präsidenten Giancarlo Cimoli durchdringt. "Er ist im Gegensatz zu diversen Vorgängern keine Marionette der Regierung. Ihn nehmen auch die Gewerkschaften ernst", sagt ein Manager der Airline. Bislang hatten die Gewerkschaften sich stets stur gestellt, wenn es um Lohnzurückhaltung oder gar Arbeitsplatzabbau ging. Zuletzt hatten die Arbeitnehmer im Winter und Frühling aus Protest gegen die damals vorgesehenen 2 700 Kündigungen mit einem Streik den Flughafen Fiumicino ins Chaos gestürzt: 1 400 Flüge mussten gestrichen werden. Vorstand Francesco Mengozzi musste gehen. "Alitalia ist als mehrheitlich vom Staat kontrollierte Airline stets mit politischen und nicht mit betriebswirtschaftlichen Kriterien geführt worden," analysiert der Mailänder Ökonomieprofessor Carlo Maria Guerci. "Sobald es mal anders versucht worden ist, haben die Gewerkschaften den Kopf des Chefs verlangt." Und wie im Fall Mengozzi auch erhalten.

 

Der wurde durch den blassen, politisch aber opportunen Maurizio Zanichelli ersetzt, der mit dem Präsidenten Giuseppe Bonomi eine Doppelspitze bildete. Speziell Bonomi symbolisierte seinerzeit perfekt die unselige Verquickung von Management und Politik: "Seine einzige Qualifikation war die Nähe zur Regierungspartei Lega Nord. Vom Fliegen hat er nichts verstanden, und wir stellten uns oft die Frage, ob er das kleine Einmaleins beherrscht", sagt ein Alitalia-Manager.

 

Dramatischer also hätte sich die Lage nicht darstellen können, als die Regierung den als Bahnsanierer bekannten Cimoli bat, die "mission impossible" zu übernehmen. Der sagte zu, aber nur unter der Bedingung, aufräumen zu dürfen, wie er es bei den Staatsbahnen getan hatte. Er darf. Die Regierung gibt ihm bislang den nötigen Rückhalt.

 

Was Cimoli vorfand, stank indes zum Himmel, Resultate jahrzehntelanger Miss- und Vetternwirtschaft, Verschwendung und Privilegierung Einzelner. Auf einer Betriebsversammlung im August sagte Cimoli: "Viele unserer Arbeitsverträge sind so weit weg vom Markt, dass eine Erneuerung genauso schwierig ist, wie das Kolosseum in den Eiffelturm zu verwandeln." Und dachte dabei wohl auch an den allmorgendlichen Shuttle von Rom nach Mailand.

 

Doch das sind beileibe nicht die einzigen Probleme, die Alitalia hat. Seit Jahren schon steht die Airline unter immensem Druck von Ryanair, Easy Jet und Co. "Alitalia hat das Swissair Problem: Sie ist zu klein, um mit den Großen mithalten zu können, und zu groß, um sich als Nischenanbieter aufzustellen," sagt der Frankfurter Luftverkehrsexperte Georg Sahnen. Nach Ansicht des Wirtschaftsprofessors Patrizio Bianchi muss sich Alitalia als regionaler Allianzpartner im Sky Team, dem sie seit zwei Jahren angehört, einbringen und die mit elf verschiedenen Flugzeugtypen äußerst komplexe Flotte vereinfachen.

 

Während die Luft am langen Tisch in Rom dicker wird, fallen Sonnenstrahlen in das Mailänder Büro des Brokers Maurizio vom Handelshaus Eptasim. Er hat auf steigende Kurse der Alitalia gewettet. Und in der Tat legen die Aktien nach der Einigung mit den Piloten um 7,5 Prozent zu. "Die Märkte sind jetzt optimistisch, dass Alitalia gerettet wird," sagt Maurizio, während er auf seinen Monitor stiert. Am Mittag aber steigt er schon wieder aus. "Selbst wenn sich alle einigen, steht die Rettung langfristig doch in den Sternen."

 

 

Quelle: http://de.biz.yahoo.com/040916/299/47jgg.html

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Marobo am 2004-09-16 11:51 ]

Geschrieben

Da kommen Sachen zutage, das glaubt man nicht...

 

 

Quelle: http://www.zeit.de/2004/39/Alitalia

 

»Sollen wir bald alle Pizza backen?«

 

Italiens staatlich kontrollierte Fluglinie Alitalia steckt in der Krise. Massive Entlassungen sollen das Aus verhindern

 

Von Birgit Schönau

 

 

Foto: [M] Jean-Marc Bojour/AP

Das Alitalia-Hauptquartier wird gerade verschönert. Baugerüste vom Erdgeschoss bis unters Dach. Arbeiter, die mauern, sägen, streichen. »Lavori in corso« steht auf großen Schildern längs der Viale Alessandro Marchetti im Südwesten von Rom: Vorsicht, Baustelle. Einige hundert Meter weiter wachsen außerdem riesige neue Gebäude in die Höhe. Die Belegschaft ist aber erst einmal ins Zelt gezogen.

 

Demnächst werden sie womöglich zu Hause bleiben können. Das jedenfalls befürchtet der Statistiker Anselmo Macrillo, der seit 15 Jahren im Alitalia-Rechenzentrum arbeitet. Nun sieht er seinen Job in Gefahr. »600 Arbeitsplätze sollen in der Zentrale weggespart werden, die Hälfte davon könnte meine Abteilung betreffen.«

 

Krise bei Alitalia – das ist an sich nichts Neues für Italiens größte Fluggesellschaft, die noch immer mehrheitlich dem Staat gehört. Schon seit elf Jahren schreibt Alitalia rote Zahlen. Doch jetzt befindet sie sich in einem rasanten Sturzflug, und die Notlandung wird schmerzhaft sein. Das Geld in der Kasse reicht nicht einmal mehr, um die September-Gehälter zu zahlen.

 

Alitalia braucht dringend einen Staatskredit über 400 Millionen Euro. Die Europäische Union hat ihn bereits bewilligt, ausgezahlt wird er aber erst nach Verabschiedung des Sanierungsplans von Alitalia-Chef Giancarlo Cimoli. Fieberhaft verhandelt das Management deshalb in diesen Wochen mit den neun in der Fluggesellschaft vertretenen Gewerkschaften. Über 5000 Arbeitsplätze, ein Viertel der Belegschaft, will Cimoli streichen, damit Alitalia den Kredit bis März zurückzahlen kann.

 

Immer neue Ultimaten werden für die Einigung gesetzt – das Management bemüht die Kriegssprache, dabei haben die Arbeitnehmervertreter längst die weiße Fahne gehisst. Sie trauen sich nicht zu streiken, aus Angst, das Unternehmen endgültig in die Pleite zu treiben.

 

Auch Anselmo Macrillo streikt nicht. Er verteilt nach Feierabend ein paar Flugblätter an die Kollegen. Darauf steht, der Staat solle noch einmal eingreifen. »Es gibt da im EU-Recht ein paar Lücken«, beteuert Macrillo. Aber besonders überzeugt sieht er dabei nicht aus. Aus Brüssel verlautet inzwischen, dass die EU nichts dagegen hätte, wenn die Exangestellten der Alitalia in anderen Staatsbetrieben untergebracht würden.

 

Sogar nach dem 11. September stellte Alitalia noch 2000 Leute ein

 

Und was sagt die Politik? Einst fungierte Alitalia als eine Art Versorgungspark für die Klientel der Christdemokraten, jetzt ist die Fluglinie zum politischen Zankapfel der Mitte-Rechts-Koalition geworden. Die populistische Lega Nord würde Alitalia am liebsten fallen lassen – als ein Symbol der »Roma ladrona«, des räuberischen Roms, als einen Unmengen von Staatsgeldern verschlingenden Parasiten. Die Rechtskonservativen von der Nationalen Allianz hingegen haben sich den Arbeitskampf der Alitalia-Beschäftigten auf ihre Fahnen geschrieben. Sie reden immer noch von der »compagnia di bandiera«, der Vorzeigegesellschaft der italienischen Trikolore, die Italien in der Welt repräsentiert.

 

Silvio Berlusconis Politbewegung Forza Italia könnte in dem Koalitionsstreit den Ausschlag geben, doch sie hält sich bisher fein heraus. Berlusconi tut, als sei nichts geschehen. Kein Wort vom Regierungschef. Kein Gipfeltreffen der Beteiligten mit Regierungsvertretern.

 

Viele Beschäftigte sehen darin eine Flucht aus der Verantwortung. »Das Unternehmen wurde über Jahrzehnte geführt wie ein Ministerium«, schimpft ein Flugkapitän der Alitalia, der anonym bleiben will. »Ohne Parteibuch kam keiner in die Chefetage, und ständig wurden neue Arbeitsplätze geschaffen, weil man die Wähler zufrieden stellen musste.«

 

Sogar nach dem 11. September 2001, als die Fluggesellschaften weltweit in die Krise rutschten und die ersten großen Pleiten für Schlagzeilen sorgten (Sabena, Swissair), stellte Alitalia über 2000 neue Leute ein.

 

Vorbei. Der im Mai als neuer Chef angetretene Cimoli will jetzt vor allem Arbeitskosten sparen. 1570 Stellen will er beim Flugpersonal streichen. Dabei stimmt der Flugkapitän sogar mit Cimolis Analyse überein: »Seit über einem Jahrzehnt hat Alitalia nur Ressourcen gefressen und sich mit gigantischen Kapitalerhöhungen über die Runden gerettet. Heute reden wir nicht mehr über eine normale Sanierung. Wir stehen vor dem Aus.« Nur bei der Therapie sind die Piloten anderer Meinung: Das Management habe die Krise allein zu verantworten. Deshalb sei es falsch, nun das Personal dafür zahlen zu lassen.

 

Wenn sie über Fehlentscheidungen ihrer Chefs reden, geraten die Alitalia-Piloten richtig in Fahrt. Es sei ein Fehler gewesen, die Strecken in den wirtschaftlich prosperierenden fernen Osten abzuschaffen. Eine Dummheit, den Mailänder Flughafen Malpensa zu vergrößern, der wie eine Kathedrale in der Wüste liege, ohne Anschluss an das Hinterland. Eine falsche Entscheidung, den Pakt mit KLM zu kündigen und keinen vollwertigen Ersatz für die Holländer zu suchen.

 

Nur zehn Prozent der verbliebenen Alitalia-Langstrecken bringen Gewinn. Nach Ansicht des Flugkapitäns ist das kein Wunder. »Vor kurzem mussten wir wegen einer Fehlbuchung 50 Passagiere in Ghana zurücklassen. Diese Herrschaften mussten zwei Tage und zwei Nächte auf den nächsten Alitalia-Flieger warten, auf Kosten der Firma natürlich. Die Kleinigkeit hat uns 20000 Euro gekostet. Der nächste Flug war natürlich overbooked.«

 

Kurz vor dem Sommer seien im vergangenen Jahr aus den Flugzeugen für Mittelstrecken Sitze ausgebaut worden. »In der Hauptsaison! Manchmal haben wir das Gefühl, die wollen überhaupt nichts verdienen. Anstatt gegenüber diesen Luftpiraten von Billigfliegern eine aggressive Geschäftspolitik zu machen, hat Alitalia ihnen den Markt einfach überlassen. Anstatt, wie alle anderen großen Fluggesellschaften, eine Versicherung für den Flugbenzinpreis abzuschließen, hat das Management ausgerechnet diese 150 Millionen sparen wollen. Prompt zogen die Spritpreise an wie noch nie.«

 

Ryanair pinselte schon auf ein Flugzeug: »Arrivederci Alitalia«

 

Wie als Antwort auf diese Vorwürfe stellt das Management die eigenen Piloten an den Pranger. Tatsache ist, dass diese deutlich weniger arbeiten als ihre europäischen Kollegen.

 

Als viel größeres Problem aber könnte sich erweisen, dass Alitalia in ihrem Überlebenskampf wenig Unterstützung von den Kunden erhält. Und daran sind nicht nur die teuren Tickets schuld. In den Augen vieler Italiener verhielten sich die Angestellten der Fluglinie »wie verwöhnte Kinder« – so formuliert es etwa eine junge Frau am Check-in des römischen Flughafens Leonardo da Vinci.

 

Die Billig-Konkurrenz von Ryanair hatte kürzlich gar ein Flugzeug mit dem Schriftzug »Arrivederci Alitalia« bemalt. Noch nie habe sie so viel Hohn und Spott einstecken müssen, klagt eine Stewardess. »Wenn wir die Passagiere verabschieden, rufen die: von wegen auf Wiedersehen. Euch gibt es bald nicht mehr. Als ich einen Kunden aufgefordert habe, sein Handgepäck zu verstauen, hat der mir ins Gesicht gesagt: Hoffentlich werden Sie bald entlassen.«

 

Natürlich weisen die Alitalia-Mitarbeiter das Bild der verhätschelten Angestellten weit von sich. Sicher, es habe den »Menstruationsurlaub« für die Flugbegleiterinnen gegeben, sagt die Stewardess. »Zwölf Tage im Jahr. Aber nicht bei vollem Gehalt.« Und die Aktienpakete? »Das waren Geschenke für einige, nicht alle. Heute sind sie so viel wert wie Klopapier.« Tatsächlich haben die Alitalia-Angestellten seit 1996 keine Gehaltserhöhung mehr bekommen.

 

Doch die Diskussionen über die Vergangenheit werden an der Zukunft wenig ändern. Selbst wenn das Unternehmen überlebt: Alitalia wird kein global carrier, keine weltweit agierende Fluglinie mehr sein, sondern nur noch den großen Partnern zuarbeiten. Das jedenfalls planen die Sanierer um Giancarlo Cimoli. Der kennt sich mit der Beherrschung des Mangels eigentlich aus. Cimoli hat schon die staatliche Eisenbahn gesundgekürzt, nun soll die Fluglinie folgen. Dafür wird alles umgekrempelt, vom Boden bis zum Dach.

 

»Wir werden Alitalia retten«, sagt Cimoli. »Denn Italien braucht eine große Fluggesellschaft. Wenn wir so weitermachen, haben wir keine Chemie-Industrie mehr, kein Metall und keine Autos. Ja, sollen wir denn alle Pizzabäcker werden?«

 

© DIE ZEIT 16.09.2004 Nr.39

Geschrieben

Aus der FTD vom 21.9.2004 http://www.ftd.de/alitalia

Gewerkschaft blockiert Sanierung der Alitalia

Von Thomas Fromm, Mailand

 

Die Arbeitnehmervertreter lehnen die Vorstandspläne zur Teilung der Fluggesellschaft Alitalia ab. Die Lufthansa dementiert das Interesse, eine Partnerschaft mit der italienischen Fluggesellschaft einzugehen.

 

Alitalia-Chef Giancarlo Cimoli

 

Dem Sanierungsplan von Alitalia-Vorstandschef Giancarlo Cimoli zur Rettung der vom Konkurs bedrohten Fluggesellschaft drohen in letzter Minute schwere Rückschläge: Kurz vor einem Treffen des Alitalia-Verwaltungsrates am Montag in Rom kündigten Vertreter der Gewerkschaften an, sie lehnten die geplante Aufteilung der Airline in zwei neue Unternehmen unter einem gemeinsamen Holding-Dach ab.

 

 

"Große Probleme" mit Teilungskonzept

 

 

Cimoli will die lukrativeren Flugaktivitäten der Alitalia in einer Teilgesellschaft separat weiterführen und sämtliche Boden- und Dienstleistungsarbeiten in eine Servicegesellschaft ausgliedern. Das Kalkül des Alitalia-Chefs: Die die Fluggeschäfte bündelnde AZ Fly soll für private Investoren attraktiver sein als die Dienstleistungen am Boden - daher ist hier im kommenden Jahr eine Kapitalerhöhung von bis zu 2 Mrd. Euro geplant. Außerdem will der italienische Staat seinen Alitalia-Anteil von zurzeit 62 Prozent auf unter 50 Prozent senken, indem er AZ Fly teilprivatisiert. AZ Service würde unter die Kontrolle der Staatsholding Fintecna gestellt. Die Gewerkschaften fürchten, dass es dort dann zum Abbau und zur Auslagerung von Arbeitsplätzen kommen würde. "Es ist klar, dass wir keinen Abschluss finden, solange sich diese Position nicht ändert", sagte ein Gewerkschaftssprecher. Halte die Alitalia an ihrem Teilungskonzept fest, gebe es noch "große Probleme".

 

 

Erst in den vergangenen Tagen hatte sich die Alitalia-Spitze nach einem tage- und nächtelangen Verhandlungsmarathon mit den Gewerkschaften auf Stellenstreichungen, längere Arbeitszeiten und Gehaltsverzicht geeinigt. So sieht die Einigung vor, statt der geplanten 5000 Alitalia-Mitarbeiter 3700 Beschäftigte zu entlassen. Damit würde der Weg für einen Überbrückungskredit von 400 Mio. Euro frei.

 

Allianz ohne spürbare Vorteile

 

Geplante Aufspaltung der Fluggesellschaft Alitalia

 

 

Für Aufsehen sorgten am Montag zudem Berichte der Tageszeitung "Corriere della Sera", wonach die Lufthansa Interesse an einer Partnerschaft mit der Alitalia bekundet habe - was die deutsche Airline dementierte. Die italienischen Gerüchte über ein Zusammengehen mit der Lufthansa sind politisch höchst brisant. Bislang ist nämlich Air France Partner der Italiener. Doch schon seit Wochen stellt Alitalia-Chef Cimoli diese Allianz in Frage. Die vor mehr als drei Jahren geschlossene Partnerschaft hat den Italienern zuletzt kaum mehr spürbare Vorteile gebracht. "Wir warten noch zwei bis drei Monate, bis der Sanierungsplan greift. Entweder finden wir dann eine Lösung, oder es gibt keine - dann kommt es zum Bruch. Nichts ist unumkehrbar", sagte Cimoli jetzt.

 

 

Neben einer Überkreuzbeteiligung von zwei Prozent haben Air France und Alitalia unter anderem eine Code-Sharing-Vereinbarung für den Flugverkehr zwischen ihren Ländern beschlossen. Alitalia verbindet das norditalienische Drehkreuz Mailand-Malpensa exklusiv mit Frankreich, die Air France dagegen deckt den Frankreich-Verkehr zu lukrativen italienischen Provinzflughäfen wie Bologna, Turin und Venedig ab.

 

 

Längst hat Cimoli jedoch verstanden, dass sein Partner den lohnenderen Teil des Abkommens übernommen hat. Seit Wochen denkt er daher laut über eine Allianz mit der Lufthansa nach - vor allem, um seine französischen Partner unter Druck zu setzen. Doch aus Deutschland heißt es immer wieder: kein Interesse an der Alitalia. Die Lufthansa ist nach eigenen Angaben bereits ausreichend mit Italien verbunden.

Geschrieben

>>> In den Augen vieler Italiener verhielten sich die Angestellten der Fluglinie »wie verwöhnte Kinder <<<

 

Tjaja, das ist wohl das entscheidende Problem. Die AZ hat sicherlich auch ein Kostenproblem, aber ich persönlich glaube ja, dass grössere Problem ist die Tatsache, dass kein normaler Mensch mit der AZ fliegt, wenn es eine einigermassen brauchbare Alternative gibt.

Dementsprechend sind denen ja auch die Kunden scharenweise weggelaufen, als es Alternativen gibt und jeder, der es sich leisten kann, fliegt Langstrecke mit LH, AUA, LX, etc.

 

Das gilt auch für die Iberia und Olympic, aber die IB hat sich so erfolgreich auf dem Südamerika-Link etabliert, dass es dort kaum Alternativen gibt. Aber OA und AZ werden früher oder später verschwinden, das ist nur eine Frage der Zeit, selbst wenn die ihre Kosten in den Griff kriegen sollten.

Geschrieben

Ich weiche zwar vom eigentlichen Thema ab, aber es interssiert mich zu sehr.

 

Staatliche Subventionen an Airlines sind ja in der EU nun untersagt.

 

Wie schaut es für Subventionen in anderen Sparten wie Bauunternehmen, Dienstleistungsbetrieben und dem Transportwesen Bahn aus? Sind dort auch Subventionen untersagt?

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