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U4-Basis in SXF kommt zum Sonner


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Handelsblatt Nr. 038 vom 23.02.05 Seite 11

 

Germanwings fliegt auf Berlin

 

Der Billigflieger wagt sich in Schönefeld an die Basis des großen Konkurrenten Easyjet

 

MATTHIAS EBERLE HANDELSBLATT, 23.2.2005 DÜSSELDORF. Die Billigfluggesellschaft Germanwings will im Sommer 2005 ihre dritte Basis nach Köln/Bonn und Stuttgart am Berliner Flughafen Schönefeld einrichten. Entsprechende Pläne bestätigte Germanwings-Geschäftsführer Joachim Klein im Gespräch mit dem Handelsblatt. Um die Entscheidung wurde monatelang gerungen, weil sich in Schönefeld bereits der Rivale Easyjet breit gemacht hat. Die Briten dominieren den europäischen Billigflugmarkt gemeinsam mit dem irischen Preisbrecher Ryanair.

 

Germanwings wagt sich dennoch in die Hauptstadt, sofern der Aufsichtsrat der Muttergesellschaft Eurowings den Schritt absegnet. "Nachdem Volare, Air Polonia und V-Bird in Berlin ausgestiegen sind, bietet sich für uns dort ein Fenster", sagte Klein. Die drei Billigfluggesellschaften aus Italien, Polen und den Niederlanden hatten Ende 2004 kurz nacheinander Konkurs anmelden und ihren Flugbetrieb einstellen müssen.

 

Dass der Aufsichtsrat des Lufthansa-Ablegers der Entscheidung zustimmt, gilt in Branchenkreisen als sicher. Weil nach Air Berlin im Vorjahr auch Easyjet kräftig in der Hauptstadt expandierte, plädiere die Lufthansa nun für ein stärkeres Engagement in Berlin, hieß es. Der Konzern ist zu 49 Prozent an Eurowings beteiligt und stellt zwei Aufsichtsratsposten, darunter Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber. Über eine Vereinbarung mit der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) sind Germanwings-Piloten inzwischen auch in den Konzerntarifvertrag der Lufthansa eingebunden. Branchenexperten werten diese Einigung mit VC als "Freifahrtschein" für die weitere Expansion des Billigfliegers.

 

Die 2003 gegründete Airline spürt zwar den harten Preiswettbewerb, der im Durchschnitt kaum mehr als 70 Euro Umsatz je Passagier und Flugstrecke bringt. Dennoch legte das Unternehmen für 2004 erstmals schwarze Zahlen bei 245 Mill. Euro Umsatz vor. Germanwings will im Sommer 2005 von derzeit 15 Flugzeugen auf 17 bis 20 Jets wachsen und damit eine kritische Unternehmensgröße allmählich überschreiten: "In diesem Jahr wird sich entscheiden, ob wir ein stabiler Player sind, der auf Dauer nicht mehr zu verdrängen ist", sagte Klein. Einer direkten Konfrontation mit Easyjet in Schönefeld will der deutsche Billigflieger allerdings aus dem Weg gehen. "Unsere Strategie ist auf Koexistenz ausgelegt", betonte Klein. Das Unternehmen wolle vor allem Strecken anbieten, die derzeit noch nicht im Programm von Easyjet stehen. Wie es in Branchenkreisen heißt, sollen zunächst verstärkt innerdeutsche Strecken bedient werden - etwa nach München, Stuttgart, Köln oder Düsseldorf.

 

Easyjet hat seit April 2004 eine deutsche Basis am Flughafen Schönefeld und steuert von dort aus täglich 20 Städte in Europa an. Air Berlin bietet ab Berlin-Tegel etwa doppelt so viele Flugziele an.

 

Wie die Flughafengesellschaft Berlin gestern mitteilte, wurde an den drei Flughäfen Tegel, Schönefeld und Tempelhof im Januar rund eine Million Passagiere abgefertigt - 20 Prozent mehr als 2004. Das Verkehrsaufkommen in Schönefeld habe sich durch den Boom der Billigflieger mehr als verdoppelt, hieß es.

 

Trotz absehbarer Pleiten wird sich der Marktanteil der Low-Cost- Carrier von heute rund 20 Prozent auf mindestens 33 Prozent im Jahr 2010 steigern, heißt es in einer Studie von Mercer Management: Die Unternehmensberater sehen in Ryanair und Easyjet die Gewinner einer fälligen Konsolidierung: "Sie werden den Markt künftig noch stärker dominieren", heißt es in der Studie.

 

Doch auch Germanwings hat große Pläne: Nach Berlin-Schönefeld plant das Unternehmen die nächste Basis am Flughafen Hamburg, allerdings erst für 2006.

 

Lufthansa im Boot.

 

Strategie: Germanwings gilt als strategische Waffe des Lufthansa-Konzerns, der den boomenden Billig-Verkehr nicht allein Konkurrenten wie Easyjet oder Air Berlin überlassen will. Über die Muttergesellschaft Eurowings hält Lufthansa eine Beteiligung von 49 Prozent.

 

Sparzwang: Die Lufthansa selbst ist mit ihren aktuellen Kostenstrukturen auf Europa-Strecken kaum mehr wettbewerbsfähig. Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber hat deshalb vorgegeben, die Kosten im Europaverkehr um 30 Prozent zu senken.

 

Eberle, Matthias

 

23. Februar 2005

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: KeepTHF am 2005-02-23 10:41 ]

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