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Geräusche während des Fluges


Sarah

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo,

 

ihr Flugzeugexperten werdet meine Fragen wahrscheinlich langweilig finden, aber ich weiß nicht an wen ich mich sonst wenden soll.

Während meinem letzten Flug bekam ich plötzlich Flugangst. Der Flug dauerte nur 1 1/4 h, aber für mich waren diese sehr lange.

Jedes noch so kleine Geräusch, jeder Wackler beunruhigte mich.

Vielleicht könnt ihr mich mit euren Antworten etwas beruhigen.

Hier nun meine Fragen:

Das Signal, das ertönt, wenn man sich anschnallen soll, was bedeutet es, wenn es nicht um das Anschnallen geht?

Fühlt sich die Landung immer etwas seltsam an. Schlimmer als der Start.

Ich hatte das Gefühl wir sacken mal langsam mal schneller ab.

Dazu all die Geräusche. Räderrausfahren ist noch klar.

Außerdem hatte ich das Gefühl, dass der Pilot kurz vor dem Aufsetzen noch einmal Gas gab. So als hätte er sonst die Landebahn nicht erwischt oder so.

 

Würde mich über Antworten freuen.

 

Sarah

Geschrieben

Also dieses "Ping", das Du beim Anschnallsignal hörst, erklingt bspw. auch wenn die Stewardess-Ruftaste (wie immer das Ding heisst) von einem Gast gedrückt wird (vielleicht klingt es auch etwas anders, und die FAs können den Unterschied hören). Jedenfalls geht gleichzeitig mit dem "Ping" eine Lampe über dem Sitz des "Drückers" an. Es gibt wohl auch Töne mit denen die FAs an den Hörer gerufen werden können (bspw. wenn das Cockpit Kaffee will); also alles recht harmlos!

 

Zum Thema Geräusche der Aggregate: vielleicht können ja die Airbus-Leute hier im Forum was zum Thema "Sound-Design" beitragen. Ich finde es bei einigen Flugzeugtypen bspw. auch sehr unglücklich, welche Geräusche manche Hydraulikpumpen etc. von sich geben. Da Flugangst ja ein recht verbreitetes Phänomen ist, könnte ich mir schon vorstellen, das man daran arbeitet unnötige Geräusche aus der Kabine fernzuhalten.

 

Das "Gas-geben" kurz vor der Landung ist übrigens genauso wie das Gefühl des Fallens im Sinkflug recht normal. Ersteres stabilisiert die Maschine vor dem Aufsetzen während der Anflug "relativ" langsam erfolgt (was Dein Bauchgefühl dann als unkontrolliertes Fallen fehl-interpretiert).

 

Falls Du Angst vor der Flugangst haben solltest (häufig ist die Angst vor der Angst das eigentliche Problem), dann ziehe ein Flugangstseminar (bspw. über LH) in Erwägung. Dort wird u.a. von einem erfahrenen Piloten das System Flugzeug sehr genau erläutert und Du bekommst Techniken gezeigt, mit denen Du evtl. Stress auf Reisen abbauen kannst. Einige Firmen zahlen sowas auch ihren Mitarbeitern - wenn sie regelmässig fliegen müssen. Ebenso ist (Finanzamt fragen) ein Steuerabzug bei berufsbedingter Vielfliegerei denkbar.

Geschrieben
Das "Gas-geben" kurz vor der Landung ist übrigens genauso wie das Gefühl des Fallens im Sinkflug recht normal. Ersteres stabilisiert die Maschine vor dem Aufsetzen während der Anflug "relativ" langsam erfolgt (was Dein Bauchgefühl dann als unkontrolliertes Fallen fehl-interpretiert).

 

Als einfacher Pax kann ich das auch bestätigen und finde das "Gas-geben" noch einmal richtig "cool", bevor es dann auf "idle" geht. Ich hoffe, man nennt es "idle", bitte sonst um Korrektur.

 

Beim erstenmal spotten auf Höhe des Touchdowns hatte ich aber zu Beginn etwas "Angst" bekommen, da es für mich so aussah, als ob die Flugzeuge beinahe auf die Runway aufklatschen würden. Die jeweiligen Flieger hatten doch noch eine ordentliche vertikale Geschwindigkeit (Fallen) und direkt auf den letzten Metern (schwer zu schätzen) reduzierte sich diese gut sichtbar, um dann jeweils ganz sanft aufzusetzen. Für mich sah das fast so aus, wie wenn diese Flugzeuge (hier 737 und 319) auf einem Luftkissen aufsetzen und dann dadurch in der vertikalen Geschw. abgebremst werden.

Jedenfalls an dieser Stelle meine Bewunderung und Respekt an die Piloten für das richtige Timing :-)

Geschrieben

Hallo Sarah!

 

Hepo und auch Keeny haben Dir ja bereits informativ geantwortet, vielleicht kann ich auch noch etwas beitragen.

 

Es gibt wirklich viele Geräusche, die man vor, während und nach dem Flug hört, ich beschränke mich auf den Airbus, mit den anderen Mustern kenne ich mich nicht direkt aus. ZB hört man ein höherfrequentiertes "Summen" innerhalb des Flugzeuges, bevor die Triebwerke gestartet werden. Hierbei handelt es sich um die Hydraulikmotoren, mit denen das Bodenpersonal die Ladeklappen schließt. Auch ertönt noch einmal eine Art Summen während des Triebwerkstarts, hierbei handelt es sich um die Hydrauliksysteme, welche einen sogenannten Selbsttest durchführen.

 

Auch während des Fluges verändert sich die Geräuschkulisse innerhalb der Kabine, so kann man zB ziemlich deutlich hören, wenn die Landelichter ausgefahren werden, meistens geschieht dies etwa in Flugfläche 100, ca 3000 Meter Höhe, aber es ist firmen- und anwenderabhängig. Ausgefahrene Landing Lights stellen einen Widerstand im Luftstrom dar, somit hört man das Rauschen der umströmenden Luft sowie eine evt ganz leichte Vibration, stärker oder schwächer je nach der momentanen Fluggeschwindigkeit. Die Dinger sind aber recht robust, abreissen werden sie nicht, sie machen nur Krach, wenn sie bei hoher Geschwindigkeit ausgefahren werden.

 

Natürlich hört man das Ausfahren des Fahrwerks sehr deutlich, auch das Fahren der Landeklappen ist von Flugzeug zu Flugzeug unterschiedlich laut, manchmal ist auch dies mit einem lauten Summen verbunden.

 

Das von Dir beschriebene unterschiedlich starke "Absacken" während des Sinkfluges kann mehrere Gründe haben. Zum einen kann es sich um in der Tat unterschiedlich starke Sinkmanöver handeln. Es kann sein, daß die Cockpit Crew während des Sinkfluges dazu angehalten wurde, stärker zu sinken bzw über einem bestimmten Punkt eine bestimmte Höhe erreicht zu haben, so daß die Crew plötzlich einen stärkeren Sinkflug einleitet. Das fühlt sich sicher manchmal für die Fluggäste nicht so komfortabel an.

Meistens allerdings dürfte das "Absacken" an den unterschiedlichen Luftschichten liegen, denn wenn man durch zB Bewölkung fliegt, gibt es oft einen "balloon-Effekt", auch wenn man näher an den Boden herankommt im Landeanflug, dann bemerkt man oft unterschiedlich starke Auf- und Abtriebe, vor allem über sehr warmen Boden oder wenn man von Wasser über Land oder anderherum fliegt. Vielleicht auch zu Vergleichen mit den Wellenbewegungen, die das Wasser manchmal für ein Boot darstellen, so kann man die Luftströmungen für ein Flugzeug beschreiben, nur daß man die Luftströmungen nun mal nicht so sehen kann. Das Flugzeug "schwimmt" in der Luft und nimmt leichtere und schwerere Turbulenzen auf. Das ist alles Routine für das Flugzeug, ist meistens nur unangenehm für den Passagier. Der Flieger ist meistens härter im Nehmen als der Fluggast ;-)

 

Daß der Pilot kurz vor der Landung noch einmal kurz Gas gibt, ist ebenfalls völlig normal. Allermeistens fliegt der Pilot zu diesem Zeitpunkt mit der Hand (ist ja auch das Handwerk des Piloten, automatische Landungen gibts allermeist nur bei sehr schlechten Sichtverhältnissen), d.h. er variiert den nötigen Schub mit der momentan anliegenden Fluglage. So muß er zB etwas Schub nachliefern, wenn er die Sinkrate verringert (standardgemäß liegt die durchschnittliche Sinkrate während des Landeanflugs bei etwa 700 Fuß/Min), um die nötige Anfluggeschwindigkeit zu halten. Die Witterungsbedingungen liefern auch nochmal ihren Beitrag dazu, so verlangen unter Umständen sich verändernde Winde schnelle Schubänderungen, ebenfalls zugunsten einer stabilen Geschwindigkeit. Auch dies kann evt für einen lauschenden Passagier so wirken wie "Was macht der denn da? Hat der vergessen Gas zu geben?"

 

Falls der Pilot auf die untere Seite des Geschwindigkeitprofils gerät, dann gibt es oft eine eher härtere Landung, da der Pilot das Flugzeug beim sogenannten Flare (Keeny hat es gut beschrieben) nicht mehr optimal abfangen und sanft aufsetzen kann, das geschieht dann eben etwas ruppiger. Allerdings sei hier ausdrücklich erwähnt, daß im Grunde eine härtere Landung eine sichere ist, vor allem bei nassen Landebahnverhältnissen. Ein butterweiches Dahinschmieren ist für den Passagier sicherlich das angenehmste, ist aber nicht bei allen Trainingskapitänen gerne gesehen und kann den Piloten mit überhöhter Aufsetzgeschwindigkeit verbunden mit einer evt kurzen Landebahn schwer in die Ecke treiben. Im Allgemeinen ist der Pilot schon danach bestrebt, so weich wie möglich zu landen und hinterher von hinten die Lorbeeren zu kassieren... ;-)

 

So, für meinen ersten Beitrag ganz schön lang geworden... sorry...

Geschrieben

Hallo,

 

Danke für eure schnellen und auch beruhigenden Antworten.

Leider fühle ich mich jedoch aufgrund des dritten schweren Absturzes einer Passagiermaschine nicht wirklich wohl, wenn ich daran denke, dass ich in ein paar Wochen wieder in so ein Ding einsteigen muss.

Ich versuche immer mit gesundem Menschenverstand an die Sache ranzugehen, aber bei so einer Angst bringt das glaube ich nicht viel.

Ein Seminar kann ich mir als Studentin leider nicht leisten und an Autogenes Training oder ähnliches glaube ich nicht wirklich.

Hoffe das legt sich bis in ein paar Wochen wieder und ich schaffe es ins Flugzeug einzusteigen und den Flug ohne Panikattacken zu überstehen.

 

Sarah

Geschrieben
Das Signal, das ertönt, wenn man sich anschnallen soll, was bedeutet es, wenn es nicht um das Anschnallen geht?

Sarah

 

Das "Doppel-Ping" hab ich auf fast jedem innerdeutschen Flug vor der Landung - so richtig bemerke ich es nicht mal mehr. Genaues können Dir die F/A im Forum sagen aber, es ist wohl ähnlich wie die Ansage an die Crew vom Cokpit, das noch 10 Minuten zur Landung sind. Die Crew muß ja ihre Arbeit rechtzeitig erledigt kriegen und zur Landng sitzen.

 

Das mit der plötzlichen Flugangst ist nichts ungewöhnliches. Ich habe erstmals richtig Flugangst in meinem leben bekommen da war ich 29 und hatte schon über 100 Flüge als Passagier hinter mir (o.k, zugegeben, an die als ich 2 oder 3 war erinnere ich mich nicht :-( ). Es war über dem Atlantik und wir hatten praktisch permanent Turbulenzen (außer in den rund 45 Minuten in denen es dann exakt getimt das Essen gab). Es war für mich so schlimm, daß ich den Klassik-Kanal im Bordradio zur Beruhigung angedeht habe.... noch nie in meinem Leben habe ich so viel Klassik am Stück gehört :-)

 

Dabei war das nicht einmal mein schlimmster Flug - den hatte ich so mit 16 im Berliner Luftkorridor, als ich in 3000 Metern Höhe von einem Dan Air Piloten in einer B727-200 nach über 4 Studen von LPA kommend durch einen Gewittersturm nach TXL kutschiert wurde.....

 

Flugangst kann also auch dann kommen, wenn Du schon ewig oft geflogen bist. meist hängt es dann auch mit Belastungen zusammen, die Du im sonstigen Leben hast. Oder eben Geräusche, die man nicht kennt:

 

So z.B. ist die Fokker 100 vielen Passagieren der dba noch nicht so geläufig gewesen. Da habe ich dann erlebt, wie die Passagiere von THF kommend im Landeanflug auf CGN unruhig wurden, weill plötzlich so ein lautes, komisches Zischen in der Luft lag (Klimaanlage) - sehr laut und die Crew hat das leider auch nicht erklärt :-( Habe inzwischen festgestellt, daß das bei der F100 nicht unüblich ist. Ich glaube das wird wegen des Druckausgleichs gemacht, aber genau weiß ich es nicht. Panik hatte ich jedenfalls nicht- die Flugangst von damals ist auch nicht mehr da - die war schon beim viel ruhigeren Rückflug weg :-)

 

Ein Tipp: Klammere Dich niemals an den Armlehnen fest. Dann nimmt das subjektive Unwohlsein noch mehr zu. Wenns geht, Unterhalte Dich mit Deinem Nachbarn. Wenn dem auch mulmig ist, wird der sich über das nette Gespräch bestimmt freuen! :-)

Geschrieben

Wenn Dir die Kosten eines Seminars zu groß sind gibt es vielleicht auch die Möglichkeit, bei einem Privatpiloten mitzufliegen und sich von dem alles in Ruhe erklären zu lassen. Das ist zwar nicht ganz das gleiche von den Geräuschen her aber gibt einen guten Einblick.

 

Wenn Du keinen Privaten kennst (wo wohnst Du - vielleicht kann man hier etwas vermitteln?) gibt es auch die www.mitflugzentrale.de wo Du höchstwahrscheinlich einen Piloten finden kannst, der ein solches "Erklär-Fliegen" gerne mit Dir macht.

Geschrieben

Also Studentin legste dich doch bestimmt in Deiner Freizeit öfter mal in die Sonne, oder? Schau doch mal nach oben, wieviele Flugzeuge Du mit oder auch ohne Kondenzstreifen endecken tust. Und die kommen alle an. Dann schau mal in die Nachrichten, wieviele Autounfälle so passieren! Es sind zwar unheimlich viele Geräusche in so einem Flugzeug, aber da achtest Du nur drauf, weil es ungewohnt ist! Fahr mal nen Jahr kein Auto nicht, ich wette Du hörst Geräusche die Du vorher nicht beachtet hast. Es ist alles nur ne Sache der gewohnheit. Andere empfinden vielleicht Eisenbahn als schrecklicher, weil sie mehr fliegen.

 

Keine angst runter kommen sie immer! Es ist noch niemand oben geblieben. Statistisch gesehen passiert Dir eher nen Unfall in der Küche als mit dem Flugzeug. Das sollte jetzt keine anspielung sein, dass Du ne Frau bist, aber es ist belegt, dass allgemein im Haushalt die meisten Unfälle passieren.

Geschrieben

Thema Flugangst.

 

Ich habe selber große Flugangst gehabt, gepaart mit großem Spaß am Fliegen. Betrachte mich als geheilt, wobei ich natürlich nicht mit letzter Sicherheit sagen kann, dass dieser Zustand auch in einer sehr ungewöhnlichen Situation anhält.

 

Immerhin bin ich soweit, dass ich mich heute freue, wenn ich es z.B. mit einer 737-200 oder einem Modell russischer Bauart zu tun haben, was vor einiger Zeit noch anders gewesen wäre.

 

Meine "Therapie":

 

1. Teilnahme an diesem schönen Forum.

2. Ein wenig Spielen mit dem MS-FLugsimulator.

 

Zu 1.): Gut informiert zu sein, hilft in jedem Fall. Allerdings hat die "verwissenschaftlichung" seiner Angst auch seine Tücken: Man lernt schließlich nicht nur, warum meist alles gut geht, sondern auch, was theoretisch alles schiefgehen kann. Aber insgesamt ist die statistische Herangehensweise ganz sinnvoll. Wobei ich den Vergleich mit den Küchen-Unfällen nicht so hilfreich finde, da es ja gerade das Spezifikum des Fliegens ist, dass man für die Zeit des Fluges praktisch keinen Einfluss auf sein Schicksal nehmen kann. In der Küche ist dies sicherlich anders.

 

Zu 2.): Nicht zuletzt dank dem MS-Flugsimulator bilde ich mir während des Fluges ein, einzelne Mannöver besser einschätzen zu können. Man fragt sich jetzt einfach nicht mehr: Warum macht der Pilot jetzt dieses oder jenes?

 

Nur zur Klarstellung, weil ich letztes Mal, als ich das mit dem MS-Simulator hier geschrieben habe, einiges auf die Finger bekommen habe: Ich glaube jetzt, einige Mannöver NACHVOLLZIEHEN, NICHT ein reales Flugzeug FLIEGEN zu können!!!

Geschrieben
Außerdem hatte ich das Gefühl, dass der Pilot kurz vor dem Aufsetzen noch einmal Gas gab. So als hätte er sonst die Landebahn nicht erwischt oder so.
Das "Gas-geben" kurz vor der Landung ist übrigens genauso wie das Gefühl des Fallens im Sinkflug recht normal. Ersteres stabilisiert die Maschine vor dem Aufsetzen während der Anflug "relativ" langsam erfolgt (was Dein Bauchgefühl dann als unkontrolliertes Fallen fehl-interpretiert).

Vor dem Aufsetzen dient es wohl dazu den richtig Aufsetzpunkt zutreffen, wenn es nach dem Aufsetzen war, wird es der Umkehrschub sein. Dann hat der Pilot die Landebahn getroffen, denn im Gras neben der Bahn braucht der Pilot keinen Umkehrschub, da knickt meist das Fahrwerk ein und die Triebwerksbolzen brechen an den Sollbruchstellen. Oder der Rollwiderstand reicht aus um das Flugzeug auch so abzubremsen......

 

Gruß

Geschrieben

@ Sarah:

 

Ich litt vor einigen Jahren an einer massiven Angststörung unter anderem auch an Flugangst.

 

Ich bin dann mit einer Therapeutin mit FR von Lübeck nach Stansted und zurück geflogen.

 

Regeln:

 

keine Ablenkung (lesen, essen, unterhalten, Gameboy....)!

 

Stattdessen:

 

fest, aber nicht verkrampft sitzen, die Beine leicht gegen den Boden drücken, den Gegendruck wahrnehmen.

 

Den Flug erleben, nicht verdrängen! Aus dem Fenster schauen, die Landschaft wahrnehmen, wie sie vorbeigleitet.

 

Sich bewusst werden: ob Du Angst hast oder nicht, Du kannst an der Situation eh nichts ändern!

 

Es hilft! Und: Übung macht den Meister, so oft wie möglich fliegen.

 

Angst an sich ist rational nicht steuerbar, sie muss trainiert werden! Das Bewusstsein muss durch das mehrfache Erfahren der gleichen Situation erkennen, dass diese eigentlich gar nicht, wie bisher erlebt, gefährlich und Angst somit unnötig ist.

 

Übrigens: Die "klassischen" Flugangstseminare sind in Fachkreisen höchst umstritten.

Geschrieben

@Nachtflug: Schöner Beitrag! Fliegste 320?

 

@Sarah: Mit der Flugangst bist Du nicht alleine: Wir gehen davon aus, daß ca. 70% aller Gäste Flugangst haben - in allen Variationen: Angefangen beim leichten Unwohlsein bis hin zu massiven Angstzuständen etc.

 

Wenn Du Dich mit dem Thema ein wenig befassen magst, aber nicht dauerhaft tief in die Mateire einsteigen willst und auf Diagramme und viel Technik eh wenig Lust hast, empfehle ich Dir das tolle Buch von meinem Ex-Kollegen Jürgen Heermann "Warum Sie oben bleiben". Aus züge aus seinem Buch sind auch auf seiner Homepage zu finden: http://www.flugingenieur.de/.

 

Ansonsten: Einfach Fragen!

 

Gruß,

 

Nabla

Geschrieben

Das Buch von Jürgen Heermann "Warum sie oben bleiben" kann ich auch wärmstens empfehlen.

 

Da werden viele technische dinge rund ums fliegen leicht verständlich erklärt. Gibts jetzt auch als taschenbuch, studentenfreundlicher preis ;-)

Geschrieben
...Übrigens: Die "klassischen" Flugangstseminare sind in Fachkreisen höchst umstritten.
Nette Behauptung. Hast du netterweise Links parat?

 

So, jetzt oute ich mich auch mal vorab... also auch ich hatte vor ca. 10 Jahren mal Flugangst. Allerdings resultierend aus Höhenangst, die ich schon seit Kindestagen mit mir rumschleppe.

Die Höhenangst hatte ich damals schon ziemlich gut im Griff - durch selbst durchgeführte Expositionstrainings. D.h. langsames Herantasten an die Höhe. Bspw. hohe Hotelzimmer, Brücken und Kirchtürme (teilweise auch nur zur Hälfte ;-).

Dann musste ich aber regelmässig (innerdeutsch >1x/Woche) fliegen, und bin (weil man ja im Flieger nicht einfach wieder die Treppe nach unten nehmen kann) in eine Vermeidungshaltung gerutscht. D.h. wochenlang alle Termine so gelegt, dass sie auch üer Bahn/Auto möglich waren.

Habe aber dann -in Absprache mit meinem Chef- via LH das Flugangstseminar gemacht, und seitdem die Angst im Griff.

 

Was das "Umstritten" angeht, erinnere ich mich an die Erläuterungen der Seminarleiterin (Psychologin).

Man kann Ängsten auf den Grund gehen, d.h. den Auslöser finden und die (damals) auslösende Situation bearbeiten. D.h. mehrere Sitzungen, ggf. Hypnose etc.

Expositionstrainings, Autogenes Training... Flugangstseminare aber zeigen Dir nur den Weg mit der Angst umzugehen.

Wenn jetzt der Auslöser für die Flugangst meinetwegen in einem gestörten Vater-Sohn Verhältnis liegt, das von Deiner Psyche irgendwie mit Flugreisen in der Kindheit verknüpft wird, dann hilft das Seminar natürlich nicht den Ursprungs-Konflikt zu lösen... (alles laienhaft und auf die Äusserungen der Seminarleiterin bezogen).

 

Für mich war jedenfalls mein eigenes Expositionstraining (bzgl. Höhenangst) und das Überwinden der Vermeidungsstrategien (durch das Flugangstseminar) ein voller Erfolg.

Sollte irgendwelcher Stress oder ein verschütteter Konflikt in meiner Kindheit zu der Angst geführt haben... gut, aber es belastet mich jetzt (jedenfalls nicht mit Phobien verbunden) nicht mehr ;-)

Ein guter Psychologe wird aber wohl in jeder Seele ein paar sehr dunkle Flecken finden, auch wenn keine Angststörungen resultieren...

Geschrieben

Ist zwar zumindest halb off-topic aber wenn wir hier schon bei der Beichte sind: Manchmal ist es gar nicht so gut, viel zu wissen und zu verstehen. Wenn man dann tatsächlich mal in eine (auch objektiv) Schrottmühle einsteigen muß (Uganda 99 oder Vladivostok 04) macht man sich um so mehr Gedanken und ich gebe zu, daß ich auf diesen Flügen tatsächlich Angst hatte (undmit "Angst" meine ich hier tatsächlich den Glauben, nicht mehr heil rauszukommen - nicht nur "unwohl" oder "kein gutes Gefühl")

Geschrieben

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass so viele Leute an Flugangst leiden.

Aber irgendwie ist es ja verständlich. Ich fühle mich in ca. 10 000 m Höhe ehrlich gesagt nicht mehr so sicher. Vor allem ist man dem Piloten und dem Flugzeug voll und ganz ausgeliefert. Man fühlt sich hilflos.

Auf einem Schiff z.B., denke ich: falls was passiert, ich kann ja schwimmen. Das ist natürlich auch naiv.

Aber diese Ängste haben ja meist nichts mit logischem Denken zu tun.

Ich habe übrigens versucht mich so gut wie möglich über das Fliegen zu informieren, aber bei mir hat das meine Angst nur bestärkt.

Es war glaube ich gerade kein guter Zeitpunkt dafür, weil es in allen Medien nur noch Schlagzeilen gibt wie: Schon wieder ein Flugzeug abgestürzt... oder Wie sicher sind unsere Flugzeuge wirklich...

Habe mir den Arte- Themenabend angeschaut. Im ersten Beitrag ging es fast nur um Abstürze. Sie wurden nachgespielt und erläutert.

Jetzt befürchte ich, dass ich diese Bilder bei meinem Flug vor den Augen haben werde.

Ich fliege mit easyjet von Basel nach Alicante. In den Berichten über Peru stand, dass die Anden ein unruhiger Luftraum sind.

Ich habe auch schon gehört, dass Flüge über die Alpen oft unruhig sind. Stimmt das?

Weiß außerdem jemand wie alt die Flugzeuge von easyjet sind?

 

So jetzt habe ich wohl auch genug off-topic geschrieben...

 

Gruß Sarah

Geschrieben

Hallo Sarah,

 

hier kam ja schon der Vorschlag mit einem Hobbypiloten an Deiner Angst zu arbeiten.

Vielleicht hilft auch ein Besuch in einem Technikmuseum (Sinsheim etc.), wenn in Deiner Nähe sowas ist.

Wenn Du Dir ein Flugzeug mal genauer anschaust, vielleicht sogar im Cockpit platznehmen kannst, dann wirst Du feststellen, dass alles sehr sehr robust ist. Wirklich dicke Nieten halten die Teile zusammen, dicke Gläser als Fenster oder auch vor den Instrumenten.

Egal was man sonst so von Aluminiumblech, Gewichtsersparnis oder auch Cockpitdigitalisierung hört... in einem Flugzeug ist alles unglaublich Industrie-Standard. Da gibt es kein dünnes Plastik oder Bleche die sich irgendwie eindrücken lassen.

Sieh Dir Dein nächstes Flugzeug ohne Scheu an und lasse Dich überraschen von seiner Robustheit!

Geschrieben

Hallo Sarah,

 

Natürlich können Dir das die echten Profis hier (und davon wir hier ja einige richtig nette und gut erklärende!) besser erklären. Ich selber sitze "nur" ca. 120-150 Flüge im Jahr in einer Pax-Maschine und bin zudem jahrelang selber privat geflogen. Trotzdem möchte ich Dir einiges sagen:

 

a) In Maschinen westeuropäischer Airlines kannst Du unbesorgt einsteigen, darunter natürlich auch in die EZY. Das Duschschnittsalter der Maschinen liegt bei wenigen Jahren, EZY hat eine durchgehend vergleichsweise junge und gut gewartete Flotte. Die Maschinen werden regelmäßig auch von unabhängigen Prüfern kontrolliert.

 

B) "Unruhige" Flüge - dies ist sehr subjektiv. Einige Personen empfinden es als unrihig, wenn im Wasserglas kleine Ringe auftauchen, andere sagen "ging doch" wenn der Rest des Fliegers die berühmten Tüten benutzt. Eine normale Bewegung in der Luft (ich schreibe ausdrücklich NICHT Turbulenz) hast Du immer. Klimatisch bedingt ist es in Europa aber selten so unruhig wie über heißen Erdteilen wie Südamerika, Asien oder Afrika. "Turbulenz" heißt, daß die Flugbegleiter ihren Service einstellen müssen, womöglich starke Schläge die Maschine rütteln und in seltenen Fächern sogar Gegenstände fliegen und die Gepäckfächer aufgehen. So etwas wirst Du in Mitteleuropa so gut wie niemals finden (der Vergleich zwischen Anden und Alpen ist aus klimatischer Sicht nicht möglich). Nur, weil die "fasten seat belt" Zeichen angehen, heißt es noch lange nicht, daß es jetzt richtig ruckelt, also keine voreilige Besorgnis.

 

Ich empfehle Dir noch mal weiter oben meinen Tipp mit dem Mitfliegen in einem Provatflugzeug - das hat bei manchen meiner Freunde SEHR geholfen und strapaziert den Geldbeutel nicht sehr. Danach wirst Du vieles anders sehen.

Geschrieben

Hallo Sarah!

 

Bei den nachgespielten Abstürzen auf Arte wurde selbst mir als Flugfan ein bisschen komisch. Naja, manche Menschen habe einen recht seltsamen Humor und sehen sich sowas als Theateraufführung an...

 

Easyjet hat jetzt jede Menge nagelneue Airbus A319 bekommen. Das sind super Flugzeuge, kein Grund zur Sorge. Manchmal gibt es bei dem A319 ein jaulendes Geräusch vor dem Start oder nach der Landung. Das ist nur eine Hydraulikpumpe. Es hilft übrigens, die Vielflieger und Flugbegleiter an Bord zu beobachten. Wenn die bei seltsamen Geräuschen und Turbulenzen ganz gelassen bleiben ist alles normal.

 

In 10000m Höhe kann übrigens kaum etwas passieren. Dort ist noch jede Menge Zeit, auf die Reservesysteme umzuschalten, wenn irgendetwas ausfallen sollte.

 

Viele Grüße,

 

Martin

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