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Tomatensaft - Rotes Rätsel über den Wolken


D-AIRX

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Aus der Welt vom 19.10.

http://www.welt.de/data/2005/10/19/790820.html

 

Rotes Rätsel über den Wolken

Auf Flügen wird immer sehr viel Tomatensaft getrunken - warum, weiß allerdings niemand

von Wolfgang Duveneck

 

Hamburg - Ein ganz besonderes Rätsel der Luftfahrt wartet noch immer auf eine Erklärung: Warum wird im Flugzeug immer so gern Tomatensaft getrunken? Außergewöhnlich viele Passagiere verlangen nämlich über den Wolken nach dem würzigen roten Saft, selbst wenn sie am Boden niemals auf die Idee kämen, Tomatensaft zu ordern. Flugbegleiter wissen von dieser besonderen Vorliebe der Reisenden. Immerhin hat ein Flugzeug beispielsweise auf dem Weg von Deutschland nach Mallorca rund 50 Kilo Tomatensaft in Tetra-Packungen an Bord - das reicht meist aber nur für eine Strecke.

 

 

Tomatensaft an Bord ist auf allen Flügen begehrt. Das bestätigt neben der Fluggesellschaft Air Berlin auch Marktführer Lufthansa. Im vergangenen Jahr wurden auf Lufthansa-Flügen weit über eine Million Liter Tomatensaft getrunken, berichtet Sprecherin Amelie Lorenz.

 

 

Allerdings hat auch die Linienfluggesellschaft keine Marktforschung darüber angestellt, warum Tomatensaft an Bord so gefragt ist. "Eine Erklärung könnte sein: Da auf vielen unserer Flüge nur kleine Snacks serviert werden, ist Tomatensaft beliebt, weil er nahrhaft und ein Sattmacher ist", meint Sprecherin Lorenz. Chefstewardeß Carolin Lenz von Air Berlin sieht bei dem Phänomen des erhöhten Tomatensaft-Konsums den Nachahmungstrieb der Passagiere an Bord. "Wenn ein Fluggast nach Tomatensaft fragt, will ihn der nächste auch."

 

 

Oder ist der beliebte Saft etwa ein Tranquilizer? "Ich habe immer etwas Flugangst", gibt Urlauberin Kerstin Tiedke aus Ludwigslust zu. "Tomatensaft beruhigt mich."

 

 

Rätsel gibt die Tomatensaft-Frage selbst Ernährungsexperten auf. So muß auch Wissenschaftlerin Claudia Thienel vom Aid-Informationsdienst in Bonn passen: "Physiologische Gründe sind uns nicht bekannt. Allerdings sollte auf Grund der trockenen Luft im Flugzeug viel getrunken werden. Vielleicht lockt da ja auch der würzige, erfrischende Geschmack des Tomatensaftes besonders."

 

 

Selbst der Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie kann das Geheimnis der Lüfte nicht erklären. Sicher ist: "In Deutschland werden pro Jahr ungefähr 40 Millionen Liter Tomatensaft getrunken, davon drei Prozent in der Luft. Beim Orangensaft macht der Anteil über den Wolken nur etwa 0,4 Prozent aus", sagt Geschäftsführer Klaus Sondhauß.

 

Artikel erschienen am Mi, 19. Oktober 2005

Geschrieben

Als ich mit meiner Oma das letzte Mal geflogen bin, hat sie sich auch einen Tomatensaft geordert, obwohl ich sie sonst nie Tomatensaft trinken sehe. Natürlich habe ich sie dann gleich darauf angesprochen, warum sie denn ausgerechnet Tomatensaft trinke? Sie antwortete, dass sie gern mal einen Tomatensaft trinke, aber ihr auch nicht so oft nach Tomatensaft ist, dass sie sich den kaufen müsste. Da komme es gerade recht, dass es im Flugzeug Tomatensaft gibt.

 

Das ist auch eine Variante ;-)

Geschrieben

ich habe früher auch immer tomatensaft bei der LH getrunken (frag jetzt aber nicht, warum). jedenfalls tue ich dieses seit dem 1.3.2003 nicht mehr, nach dem wir in der DAIQM auf dem Weg von FRA nach TXL so kräftig durchgeschüttelt wurden, dass ich ein paar Tropfen Tomatensaft auf meinem weißen Hemd hatte und es nach "Reinigungsversuchen" durch die vielen Erfrischungstücher und Taschentücher nur noch schlimmer wurde und dann definitiv erst recht nicht mehr zu übersehen war :-(

Geschrieben

Leider gibt es bei der LH kein Tabasco mehr. Und Tomatensaft ohne Tabasco ist wie Butter ohne Brot.

 

Auf meine Frage warum es denn bei Air New Zealand noch Tabasco gibt, fiel ihr auch nicht mehr ein, als dass die ja auch weniger Gewinn machen würden.

 

Danke LH für die ehrliche Antwort, dass ihr auf meine Kosten spart.

Geschrieben

Ein Erklaerungsversuch ist auch, dass in der Luft (erhoehter Druck, Trockenheit, Reisestress) die Papillen unempfindlicher werden, sprich der Geschmackssinn leicht abstumpft und daher etwas kraeftigeres geordert wird, das am Boden gar nicht schmeckte.

 

(Deshalb sind die an Bord gereichten Weine auch eher markantere geschmacksintensive, nicht so nuancenreiche.)

Geschrieben
Rätsel gibt die Tomatensaft-Frage selbst Ernährungsexperten auf. So muß auch Wissenschaftlerin Claudia Thienel vom Aid-Informationsdienst in Bonn passen: "Physiologische Gründe sind uns nicht bekannt..."

 

Das muß ja eine tolle "Expertin" sein. Eine Bekannte von mir ist Oekotrophologin (Ernährungswissenschaftlerin) und hat ihre Diplomarbeit über "verminderte Geschmackswahrnehmung im Flugzeug" (vereinfacht ausgedrückt) geschrieben und ist zu einem sehr deutlichen physiologischen Grund gekommen:

 

Egal ob im Flugzeug (Kabinendruck entspricht im Reiseflug ca. 2000 m über N/N) oder im Hochgebirge, bei größeren Höhen läßt die Geschmackssensitivtät deutlich nach. Feinere Geschmäcker bzw. Aromen sind dann kaum noch wahrnehmbar.

 

Es gab (ich weiß nicht, ob im Rahmen der Serie "Frankfurt Airport" oder in einem anderen großen TV-Bericht) auch einen Teil über die Entwicklung von Menüs fürs on-board Catering. Hier ging es neben Essen auch um den Wein. Auch hier wurde deutlich gesagt, daß ein entwickeltes Menü dann für den Bordgebrauch umgewandelt werden muß, deutlich stärker gewürzt als am Boden, weil die pax sonst nichts schmecken würden.

 

Gleiches galt für den Wein und Champagner, deutlich kräftiger ausgelegt als am Boden. Habt Ihr mal versucht, einen Wein, der EUch im Flieger besonders gut schmeckt, in der Ringeltaube zu kaufen? Schmeckt am Boden meist null! Gleiches gilt andersherum: Einer meiner Lieblingsweine ist ein Riesling, den es eine Zeit auch an Bord der LH in der C gab. Schmeckt an Bord nach nix, am Boden klasse aber fein und das ist der Unterschied, man schmeckt an Bord nicht so viel.

 

Ein Fazit Ihrer Diplomarbeit: Aus diesem Grunde trinken an Bord auch viele Leute T-Saft, den sie am Boden als viel zu stark und umschmackhaft finden würden. Der kräftige T-Saft ist an Bord viel milder!

 

(die anderen Gründe wie Sättigung etc. mögen auch sein aber dies ist ein wissenschaftlich begründerter Grund)

Geschrieben

Persönlich zweifele ich immer ein bißchen bei diesen ganzen physiologischen Erklärungsversuchen... meint Ihr wirklich, dass die Leute es sich überhaupt bewusst machen, dass Tomatensaft im Flugzeug eine winzige Nuance anders schmecken oder eine minimal andere Wirkung auf den Körper haben könnte als sonst?

 

Ich würde eher vermuten, dass da einfach ein Me-too-Effekt wirksam ist: jemand, der sonst nur selten Gemüsesaft kauft oder bestellt, sieht, dass dem Nachbarn Tomatensaft eingeschenkt wird und denkt sich, oh, lecker, den gibt's hier auch, lange nicht mehr getrunken. Jedenfalls war das bei mir immer wieder das Motiv - meistens denkt man zunächst gar nicht an Tomatensaft, sondern nur an Tee und Kaffee, wenn das Servieren anfängt, und dann sieht man diesen nahrhaften, leuchtend roten Saft, und bei der geringen Distanz der Passagiere zueinander wirken solche Gruppeneffekt ja noch stärker.

Besonders schön wiedergegeben ist der Nachahmungsdrang bei Loriots "Essen im Flugzeug": "Tee oder Kaffee?" - "Tomatensaft, bitte" - "Für mich auch Tomatensaft"... vielleicht hat das den Kult sogar gefördert.

 

Ich würde auch vermuten, dass der Tomatensaft so ziemlich das höchstwertige kostenlose Getränk im Bordservice ist -vielleicht auch ein Mitnahmeeffekt. Ob bei LCC mit Bezahlservice auch so viel Tomatensaft abgesetzt wird?

 

BTW: Hier im Norden ist es üblich, auf den Weserfähren Bockwurst zu essen. Für die Imbissbuden auf den Fähren ist das der "Blockbuster". Da wird auch immer wieder erzählt, die Wurst soll auf der Fähre ganz besonders gut schmecken und es soll auch Leute geben, die eigens deshalb mitfahren. Als letztes Jahr eine der Weserfähren wegen des neuen Tunnels eingestellt wurde haben die Lokalzeitungen einen Riesenhype daraus gemacht, erst da ist mir klar geworden, dass ich auch schon öfter mal eine Wurst auf der Fähre gegessen habe. Wahrscheinlich gibt es dazu auch bald eine ernährungsphysiologische Diplomarbeit an der Uni Oldenburg (wirkt der hohe Eiweißgehalt nicht stärkend auf das Gleichgewichtsorgan und somit gegen die Seekrankheit?) :-)

Geschrieben
meint Ihr wirklich, dass ... Tomatensaft im Flugzeug eine winzige Nuance anders schmecken ... könnte als sonst?

 

Hi HB-IDF! Ich selbr wundere mich auch wieder, was so alles erforscht wird und schlimmer noch, für was für "wichtige" Forschungen Gelder bereit stehen... :-)

 

Wie auch immer, DU solltest mal anhand von Wein oder auch T-Saft den Selbstversuch machen. Von "Winziger Nuance" kann bei den Geschmacksnerven nun wahrlich keine Rede sein!

Geschrieben

Ich habe neulich auch mal einen Radiobeitrag zu dem Thema gehört. Offenbar ändert sich die Geschmackswahrnehmung auch durch "Stress" beim Fliegen: Der Körper "wittert" anhand ungewöhnlicher Sinneseindrücke unterbewußt (Luftdruck, Bewegungen), dass "etwas nicht stimmt." Dann schaltet der Körper in eine Art Notmodus und verlangt nach erhöhtem Zucker, was sich wiederum in Apettit auf andere Lebensmittel ausdrückt. Angeblich berücksichtigen das die Großküchen beim Abschmecken des Caterings.

Ich hoffe, ich habe das richtig verstanden...

Geschrieben

Also ich finde das auch unpassend mit dem unterschiedlichen Geschmacksempfinden an Bord und Boden. Ich trinke generell Apfelschorle und die schmeckt mir sowohl unten als auch oben.

Geschrieben

@Kingair9:

 

Das mit dem Selbstversuch würde ich gerne etwas wissenschaftlicher angehen, wenn du dafür deine King Air zur Verfügung stellst.

Dann können wir mit 4 oder 6 Testpersonen (m/w, unterschiedliche Altersstufen) Tomatensaft in unterschiedlichen Reiseflughöhen verkosten - bei zugezogenen Kabinenfenstern. Die subjektive Geschmacksbewertung wird jeweils in Testbögen eingetragen und hinterher von mir statistisch unter Einsatz der SPSS-Software ausgewertet.

 

Vielleicht finanziert uns die Deutsche Forschungsgemeinschaft (www.dfg.de) ja auch eine größere Serie von Verkostungsflügen. Wenn nicht, dann haben vielleicht Fruchtsafthersteller wie Granini und Becker ein Interesse, das Vorhaben zu unterstützen, weil sie auf der Grundlage unserer Daten ihre Rezeptur noch besser auf dieses wichtige Marktsegment abstimmen können.

Oder Radio Bremen reaktiviert Herrn von Bülow und Frau Hamann und wir machen das als Aktion für Buten & Binnen...

Geschrieben

Aber es ist schon sehr schlau, jemanden von LH zu fragen, warum es bei Air NZ Tabasco gibt. Die Antwort darauf kannst du doch wohl nicht ernst nehmen. Ein LH CA kennst sich genausowenig bei den Neuseeländern aus wie ein Schuhverkäufer von Leiser.

Geschrieben
@Kingair9:

 

Das mit dem Selbstversuch würde ich gerne etwas wissenschaftlicher angehen, wenn du dafür deine King Air zur Verfügung stellst.

 

Da ich seit einiger Zeit nicht mehr selber fliege, kommt das leider nicht mehr in Frage... :-(

 

Oder Radio Bremen reaktiviert Herrn von Bülow und Frau Hamann und wir machen das als Aktion für Buten & Binnen...

 

Für Buten & Binnen könnten wir doch einfach Ulla Hamann nehmen, dann brauchen wir Loriot nicht zu reaktivieren... :-)

 

Ulla ist doch eh für die kulinarischen Reports bei B&B zuständig

Geschrieben

Es ist schon ein phänomen.. ich trinke auch schon immer t-saft im flieger, und ich kann mich beim besten willen nicht erinnern warum... wie und wo ich das erste mal dazu gekommen bin... am besten schmeckt der von V-8, finde ich ;-) ....man muss nur bei den US-airlines immer dran denken rechtzeitig zu sagen "without ice", sonst kriegt man kiloweise eiswürfel reingeschaufelt und die verwässern den geschmack...

Geschrieben
Aber es ist schon sehr schlau, jemanden von LH zu fragen, warum es bei Air NZ Tabasco gibt. Die Antwort darauf kannst du doch wohl nicht ernst nehmen. Ein LH CA kennst sich genausowenig bei den Neuseeländern aus wie ein Schuhverkäufer von Leiser.

 

Du missverstehts das etwas. Ich will nicht von LH wissen warum NZ dieses oder jenes so oder so macht.

 

Aber ss zeugt schon von einer guten Portion Banausentum Tomatensaft ohne Tabasco zu servieren. Die Details machen die Klasse einer Airline aus. Und das können die Mitarbeiter ruhig auch auf höfliche Weise zu spüren bekommen, dass ihre Airline eben keine Klasse hat. Im Gegensatz zu einer Air NZ.

Geschrieben
...Aber ss zeugt schon von einer guten Portion Banausentum Tomatensaft ohne Tabasco zu servieren. ...

 

Also mir reicht mein Pfeffer, den ich bislang auch immer zum Tomatensaft bekommen habe.

Nur bei Air China, da gibt es immer so einen fertig gemixten alkoholfreien Bloody Mary aus der Dose, der zwar auch auf Tomatensaft basiert... aber wohl (mit Tabasco?) schon reichlich vorgewürzt ist.

Bei Thai oder Bangkok-Air (auf jedem Fall irgendwo innerhalb Thailands) habe ich mal statt Pfeffer ein Spezial-Würzmix aus Pfeffer, Kräutern und Salz dazubekommen... auch nicht schlecht.

Geschrieben

Tomatensaft enthält den Pflanzenfarbstoff Lycopin. Der hindert den Körper die Nitrate aus der Nahrung in krebseregende Nitrate umzuwandeln. Allerdings nimmt der Körper das Lycopin nur auf, wenn der Saft nicht zu kalt ist. Aber dann schmerkt er ja schrecklich. Dann hat er noch viel Vitamin A (für die Körperzellenerneuerung gut), Kalium ( Achtung: harntreibend !!!!! ) und auch Folsäure (gut für Schwangere). Eigentlich nicht so verkehrt.

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