Manxxx Geschrieben 3. Dezember 2006 Melden Geschrieben 3. Dezember 2006 [Tripreport] (2) HAM-OSL-TRD-OSL-HAM Was macht man, wenn einem der Hamburger Herbst zu warm wird? – Die Restaurantpreise zu niedrig erscheinen? – Der Alkohol zu billig ist und die Fischauswahl des Frühstücksbüffets zu mickrig wirkt? Genau ! Man veranstaltet ein Escape-Weekend Richtung Norwegen. Nach dem Motto: Lieber Norway als No-way boten Hansens neulich RTF-mäßig Oslo an und ich hatte Lust, noch weiter nördlich vorzustoßen und diesen Flug mit einem Zusatztrip ins 154 000 kalte Nasen zählende Trondheim zu ergänzen. Dankenswerterweise hatte ich ausnahmsweise weibliche Begleitung mit an Bord (selbst erst halbwegs dem Reich der kränkelnd Hustenden entstiegen) auf diesem Nordkurs, so daß ich nicht allein starten musste. Am Freitag, den 27.10. ging’s also los in HAM : LH 3152 HAM-OSL D-ACPC (“Espelkamp”) Cityline CRJ-700 Boarding ab: 17:50 Startzeit gemäß Flugplan: 18:10 Abgehoben um: 18:14 Mitgeteilte Flug zeit: 1:05 Landung: 19:16 Zu diesem professionell und ereignisarm durchgeführten Segment fällt es mir schwer, erwähnenswerte Besonderheiten auszuzählen, deshalb mache ich gleich weiter mit Oslo und dem nächsten Abschnitt: Zwar war bis zum nächsten Einsteigen noch übermäßig viel Zeit, dennoch organisierten wir uns gleich die Norwegian-Air-Shuttle-Bordkarten. Zur Wahl standen drei Counter ohne jede Warteschlange und so waren wir in kürzester Zeit glückliche Einsteigekartenbesitzer mit freier Sitzplatzwahl. Das Gardermoen-Terminal wirkte sehr friedlich und frei von Hektik und Lärm. Die Atmosphäre möchte ich fast als andächtig bezeichnen. Leuchtender Bodenglasbaustein: Die Wartezeit verbrachten wir mit dem Kauf von Trünken und Nahrung (das knusprige Eco-Teigstück der Luftbrötchenhansa sättigt ja nur sehr „kurzfrißtig“) und dem Erkunden des Terminals. Nach Passage des Sicherheitschecks schlenderten wir zu Flugsteig 23 und bemerkten eine Verschiebung der Abflugzeit um 15 Minuten. Deboarding Das ganze Flugschweinchen hatte sich von der Bemalung her der Werbung verschrieben DY 788 OSL-TRD LN-KKZ 737-300 Boarding ab: 21:35 Startzeit gemäß Flugplan: 21:30 Abgehoben um: 22:07 Mitgeteilte Flugzeit: 0:50 Landung: 22:49 Die Auslastung schätzte ich auf bummelige 85% Service gab es weder mit noch ohne Entgeld. Im Landeanflug durchquerten wir einige Schneeschauer – das war gnadenbringend schön ! Das folgende Photo ist sehr unscharf, vermittelt aber evtl. einen Eindruck darüber, wie wir mit hochgekrempelten Kragen und steifer Seitenbrise zum Terminal drifteten. Nach der Gepäckausgabe standen warme Busse Richtung Innenstadt bereit. Gezahlt wurde auch im Bus. Nach einem guten halben Stündchen (vielleicht auch etwas mehr, ich weiß es nicht) hielt der Bussi in der Nähe unseres Hotels, dem Scandic Prinsen. Das korrekte Aussteigen war eine Mischung aus Intuition und Busfahrer-Fragen, da alle Durchsagen von ihm nur auf norwegisch erklangen. Flugs eingerichtet und schnell eingeschlummert… Der nächste Tag begann regnerisch aber mit einem zünftig-deftig-herzhaften Frühstück in rustikalem Holzbalkenambiente. Danach mittels gläsernem Aufzug ins Freie herabgelassen und der Stadtrundgang konnte beginnen Für Schwerstorientierte wie mich ist die Olav Tryggvaso-Statue ein willkommen-markanter Punkt im eher geduckten Trondheim Am westlichen Kanalhafen ließen sich ein paar schöne Stimmungen einfangen: Die alten Fassaden der Speicherhäuser am Ufer des Nidelva beherbigen z.T. Ateliers oder Büros: Weiter spazierten wir über die hölzerne rote Stadtbrücke von 1861 in den Stadtteil Bakklandet (fast mutet sie etwas fernöstlich an) und bogen dann in die Straße Brubakken ein. Hier gibt es etwas lustig-originelles: den weltweit ersten Fahrradlift namens Trampe. Wer Lust hat, kann sich im folgenden Video die Funktionsweise ansehen: http://www.trampe.no/media/trampehigh.mpg (die Datei ist über 8 MB groß, wer einen gemächlicheren Internetzugang hat, gibt einfach http://www.trampe.no/media/trampelow.mpg für eine geringere Auflösung ein) In Ermangelung eines Fahrrades erklommen wir füßisch die Brubacke und anschließend die Kristiansteensbacke hinan und lenkten uns von der Anstrengung durch Inhalation der frischen gesunden Luft ab. Die Aussicht auf Trondheim wurde immer besser: Schließlich erreichten wir die Kristiansten Festning. Als der luxemburgische General Caspar de Cicignon nach einem Großbrand im Jahr 1681 die Stadt neu aufbaute, errichtete er auch diese weiß gekalkte Festung (1676-1682). Kalkarbeiten ! Meine Herren !! Wäre nicht meine Traumtätigkeit. Die Anlage ist geöffnet, sobald die Flagge gehisst ist. Nun, die Flagge war gehisst, aber wir beließen es bei einer äußerlichen Anwendung Aus dieser Perspektive erscheint die Stadt unter aller Kanone Nachdem wir uns, vollgestopft und gesättigt mit virtuellen Augenschmäusen, dem Abstieg widmeten (wieder ohne den Fahrradtrampe), wandten wir uns nach links gen Nidarosdom. Ich als in jeglicher Hinsicht banausig Veranlagter, war aber durchaus nicht negativ überrascht von der Pr8 dieser schönen Domkirche. Zunächst schlichen wir uns von der Seite an Herbstliche Kirchhof-Stimmung mit sehr sehenswerten, alten Gräbern aus dem vorletzten Jahrhundert. Die blond gelockte Damenwelt fügt sich ebenfalls pr8voll in dieses Feuerwerk der Farben ein – wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf…räusper und das glänzende Katzenkopfpflaster Nun aber endlich der Nidarosdom – eines der prächtigsten gotischen Bauwerke Nordeuropas. Ursprünglich schon im Jahr 1070 über dem Grab Olavs des Heiligen errichtet, pilgerten die Menschen mehrere Jahrhunderte lang hierher. Die bis zur Reformation größte Wallfahrtskirchre Europas ist auch Krönungskirche, und mehrere Könige wurden hier beerdigt. Seit 1814, als Norwegen sich von Dänemark löste, schreibt die Verfassung die Krönung im Dom vor. Die Krönungsinsignien können besichtigt werden. Fazit: War auch mal kurz drin - manierlich bis apart Auf dem Weg zurück Richtung innerem Zentrum (Kern) eine dann wieder sehr weltliche Insignie: Wie gut, dass wir autolos angereist waren ! Trondheim scheint ja verrufener als Palermo zu sein, wenn man den Schildern trauen darf. Auf der Suche nach ein paar neuen Beinkleidern für mich frequentierten wir noch ein Einkaufszentrum. Dort kaum angekommen, wurde Brandalarm ausgelöst – gesittet und gemächlich ließen wir uns über die Fahrtreppen hinauskomplimentieren. Alter Schwede ! Die Norweger beunruhigt so leicht nichts. (Zu ein wenig Bekleidung kam ich dann doch noch…beraten von einem sehr kompetent auftretenden Typ-Berater, der sich dann am Ende ebenfalls als Kunde entpuppte – sein eigenes altes Hemd gleich im Laden ließ und die Situation nutzte, uns das gemeinsam mit seinem Bruder betriebene Steakhaus zu empfehlen – ach, ich mag die Trondheimer wegen ihrer netten, natürlichen Art). Am Abend schmausten wir dann allerdings bei einem Griechen, der uns Weißwein in Sektkelchen kredenzte, ansonsten aber schmackige Speisen auffuhr. Zwei Photos mit längerer Belichtungszeit gelangen mir dann auch noch aus dem Hotelzimmer Nach dem zünftig-deftig-herzhaften Frühstück (dem zweiten) brachen wir ohne ausufernde Umschweife bussig gen Fliegehafen auf. Mit Wehmut (wenn auch nur einem bißchen) ein Blick zurück: In TRD reger Eincheckbetrieb bei Norwegian Wie man sieht, eher naturorientierte Wanderer als popelige Städteurlauber wie wir Ein wenig finde ich die Norwegianbemalung ja süß..immer mit hochrotem Kopf, als sei ihr das Fliegen fast peinlich. Egal, die 737 sollte ihre Pflicht tun müssen: WY 749 TRD-OSL LN-KKY 737-300 Boarding ab: 10:07 Startzeit gemäß Flugplan: 10:30 Abgehoben um: 10:45 Mitgeteilte Flugzeit: 0:45 Landung: 11:27 Unscharfer Kabinenblick Wie schon in Bezug auf die Hunderttausend kalte Nasen zu Beginn genannt: Es war rechtschaffen kühl und die Flügelchen mussten enteist werden Also, liebe Leser, bitte keine Diskussion jetzt zum Thema „Was läuft denn da aus den Tragflächen?“ – Hatten wir zu sehr allgemeinen Erheiterung schon…soviel sei verraten: es war kein Jetleck Abschied aus der Luft. Dankeschön, Trondheimer, war schön bei Euch! Zum Glück saß ich am Fenster während des Fluges – die arme Stefanie durfte beobachten, wie sich der Ganggast bis zum Erbrechen das hinter dem Vordersitz bevorratete Tütchen unter die Nase hielt. Das war auch olfaktorisch eine Bereicherung und die Deckendüsenbelüftung kann so ein Erlebnis auch nur zärtlich mildern. In Oslo verbrachten wir noch ein paar gelangweilte und als kalt empfundene Stunden. Nebst einem Innenstadtrundgang und etwas Nahrungsaufnahme war nicht viel drin. Zur Vervollständigung die Daten für das Beinchen nach HAM LH 3153 OSL-HAM D-ACPG CRJ-700 Boarding ab: 20:08 Startzeit gemäß Flugplan: 20:05 Abgehoben um: 20:35 Mitgeteilte Flugzeit: 1:00 Landung: 21:35 Die nächsten Flüge sind gebucht –aber ich belästige Euch erst wieder mit einem exotischeren Ziel – Danke fürs Lesen
Karsten* Geschrieben 4. Dezember 2006 Melden Geschrieben 4. Dezember 2006 Wow, hätte ich ja nicht gedacht, das so hoch im Norden ein so hübsches Städtchen versteckt ist. Vielen Dank für das "schmackhaftmachen" - ein neuer Punkt für meine Planungen.
ChrisMHG Geschrieben 4. Dezember 2006 Melden Geschrieben 4. Dezember 2006 Respekt - Ein ganz toller Tripreport, du hast eine einmalige Art das erlebte zu beschreiben! Bitte mehr davon ;-)
Reifel Geschrieben 4. Dezember 2006 Melden Geschrieben 4. Dezember 2006 Sehr lustiger Tripreport! Vielen Dank! Mit DY bin ich ja noch aufs Kriegsfuss wegen einseitig kurzfristig storniertem Flug... Viele Grüße Frederic
Manxxx Geschrieben 4. Dezember 2006 Autor Melden Geschrieben 4. Dezember 2006 @Reifel Ja, das hatte ich hier (glaube ich) gelesen. Vom Service her (null) haben die mich auch nicht vom Schlitten gehauen. Preislich war es auch eher Mittelmaß - okay, relativ kurzfristig gebucht - aber ich war total unvoreigenommen und von O nach T und retour hamse uns ja gebracht
joBER Geschrieben 4. Dezember 2006 Melden Geschrieben 4. Dezember 2006 Netter Tripreport. Das Ziel würde ich nach dem 300. LAS/PMI/AGP-Report übrigens durchaus als exotisch werten ;) Bei DY gibts erst auf längeren Routen (Bezahl)-Service. Wärst du Sas-Braathens geflogen, hättest du allerdings auch nur nen Kaffee/Tee bekommen (und ebenso keine Meilen). Innernorwegisch gibt es de facto nur noch teure (SK) und etwas günstigere (DY) Viehtransporter.
Fjaell Geschrieben 6. Dezember 2006 Melden Geschrieben 6. Dezember 2006 Toller Bericht! Bei Oslo stimme ich mit Dir überein. Für mich der 4. Platz nach Stockholm, Helsinki und Kopenhagen auf der Rangliste der nordischen Hauptstädte. Fjaell
touchdown99 Geschrieben 6. Dezember 2006 Melden Geschrieben 6. Dezember 2006 Ooch, was habt ihr nur gegen das nette kleine Oslo ? Reicht natürlich nicht an Stockholm heran, aber Kopenhagen und Helsinki sind da m.E. auch nicht besser als Oslo. Netter Tripreport, hat Erinnerungen an Reisen nach Trondheim per Schiff und Flieger geweckt. Wer angereizt ist, so etwas auch mal zu machen, der kann auch gut in Kombi mit Norwegian via OSL Bodö oder Tromsö erwägen. Sind allerdings deutlich kleiner als Trondheim. Kleiner Tipp: Hin nach Trondheim, zurück von Bodö und zwischendrin einen günstigen Wideroe-Multileg (fliegen zwischen Trondheim und Bodö mit zwei Zwischenstops auf STOL-Ports - bin mal via Namsos und - dem hier auf a.de legendären - Mosjoen geflogen).
Gardermoen Geschrieben 6. Dezember 2006 Melden Geschrieben 6. Dezember 2006 Kleiner Tipp: Hin nach Trondheim, zurück von Bodö und zwischendrin einen günstigen Wideroe-Multileg (fliegen zwischen Trondheim und Bodö mit zwei Zwischenstops auf STOL-Ports - bin mal via Namsos und - dem hier auf a.de legendären - Mosjoen geflogen). Auch zu empfehlen sind die WF-Multilegs OSL-BGO (mit Stops in der Fjordregion und tollem Sightseeing) und TOS-KKN (mit bis zu fünf (!!!) Stops in Finnmark).
CarstenS Geschrieben 6. Dezember 2006 Melden Geschrieben 6. Dezember 2006 Hallo, schön geschrieben und wunderbar zu lesen. Und die Bilder sehen auch wunderbar aus. Wunderbar herbstliche Farben. Vielen Dank! Und Skandinavien ist einfach schön. Grüße, Carsten
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