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Beschleunigte Landung?


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Hallo zusammen,

 

ich hoffe, dass das hier an richtiger Stelle gepostet wird.

 

Ich saß gestern im Lufthansa Flug LH045 von HAM nach MUC und hatte das spannende Erlebnis, einer beschleunigten Landung beizuwohnen. Und zwar hatte ein Steward wohl Rauchgeruch o.ä. in der Küche wahrgenommen; als Folge wurde unser A319 so schnell wie möglich auf den Boden gebracht. Wir Passagiere - außer mir als aufmerksamer Beobachter, der vorher schon einiges davon gemerkt hatte - haben bis zur Vollbremsung auf dem Abbieger neben der Landebahn davon nichts mitbekommen. Erst nachdem direkt neben der Landebahn die Triebwerke ausgeschaltet wurden und ungefähr 20 Feuerwehrwagen um unsere Maschine herumstanden, wurden wir darauf aufmerksam, dass da etwas nicht stimmen kann. Und auch erst dann informierte uns die Cockpitcrew spärlich über den Zwischenfall. Nachdem sich aber der Verdacht nicht bestätigt hatte und nichts gebrannt hatte, durften wir die Maschine über Gangways der Feuerwehr verlassen. Auch den Grund mit dem Rauch habe ich nur von einem LH-Kapitän erhalten, der wohl zu Transferzwecken mit in der Maschine saß.

 

Meine Frage dazu nun, weil ich mich sehr für Abläufe und sowieso für die Fliegerei interessiere: Kann mir jemand erklären, was da hinter den Kulissen anders bzw. zusätzlich abläuft als bei einer normalen Landung? Ich saß am Fenster und hatte mich schon kurz nach Verlassen der Reisehöhe gewundert, dass wir so schnell sinken und Speedbrakes da oben schon genutzt wurden - das hatte ich vorher noch nie gesehen. Wird für einen kurzen Zeitraum auch der Flugverkehr gesperrt auf dem Airport? Ich habe bei Google leider wenig zum Thema finden können, auch weil der "Fachbegriff beschleunigte Landung", den der Pilot benutzte, Google irgendwie unbekannt ist :) Hat dies in Parallelen etwas mit der sog. Sarajevo-Landung zutun bzw. wie heisst das Verfahren denn im Englischen?

Ach ja, letzte Frage noch, gibt's hier jemanden von der Lufthansa, der mir den Namen der netten Flugbegleiterin nennen könnte? (per PM) :-) Keine Angst, kein stalken, ich will mich nur für das professionelle Auftreten in diesem aufregenden Zwischenfall bedanken.

 

Vielen Dank schon mal im Voraus!

 

Grüße,

Harry

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Man könnte auch von einer "Notlandung" sprechen, denn bei Rauch gilt: In kürzestmöglicher Zeit runter, denn hier kann jede Minute entscheidend sein. Dichter Rauch im Cockpit oder Beschädigungen durch Feuer können die Maschine unkontrollierbar machen. Somit wird man vom Cockpit aus einen Emergency gemeldet haben und die Flugsicherung darauf die schnellste Strecke zum nächsten Airport (München?) "freigeräumt" haben. In solch einem Fall hat man Vorrang wie mit Blaulicht. Regulärer Verkehr wird ausgebremst (Holding, geringere Speed) oder sogar umgeleitet.

 

Nun wird nicht so steil wie möglich gesunken, sondern mit möglichst hoher Geschwindigkeit. Dass heißt: Landeklappen kommen erst sehr spät zum Einsatz, hohe Geschwindigkeit kann nicht durch Gleiten sondern mittels Speedbrakes abgebaut werden (in begrenztem Umfang), möglichst direkter Weg aufs ILS.

 

Am Boden wurde wahrscheinlich ohne Gegenschub gebremst und die Triebwerke bzw. Treibstoffzufuhr so rasch wie möglich abgeschaltet (ist ja auch geschehen).

 

Sollte es so gewesen sein, werden wir es hier bestimmt bald lesen: http://www.bfu-web.de/cln_010/nn_41542/DE/...param=2008.html

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Hinz: Schade, das mit dem Datenschutz... naja, kann man nichts machen, hätte ich mir nur den Namen auf ihrem Namensschild gemerkt... verdammt! :)

 

niceguy: Alles klar, sowas hätte ich wohl wirklich bemerkt und die meisten schwachen Mägen der Passagiere dies wohl mit "Schubumkehr" quittiert ;) Aber echt nette Bilder.

 

Bueno vista: Danke für die Infos! Es war halt so, dass der Steward in der Küche "wohl leichten Rauchgeruch wahrgenommen hat", laut Aussage des mitgereisten Kapitäns. Der meinte dann aber, dass dies recht schnell mal passieren kann, wenn irgendwo ein wenig Öl heiss wird oder was auch immer. Nach dem Aufsetzen habe ich in der Tat nichts von Schubumkehr mitbekommen, wir sind einfach gelandet, schnell gerollt, mit viel Speed links abgebogen und dann per Radbremse abrupt angehalten und sofort die Triebwerke heruntergefahren. Da standen wir dann direkt neben der Runway und die kurz danach startenden Flugzeuge zogen alle dicht an uns vorbei :)

 

Die Flugzeugkennung ist übrigens D-AILI "Ingolstadt".

 

Gibt es da eigentlich verfahrenstechnisch nochmals Unterscheidungen, ob man vorsorglich schnell runter geht oder ob man schon direkt Rauch bemerkt? Oder geht man in "meinem" Fall gleich vom worst-case aus? Schaut man sich hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_M%C...C3%9F#Feuerwehr die Statistiken der Feuerwehr an, und klassifiziert man vorliegenden Fall nun als Fehlalarm, scheint das ja durchaus häufig vorzukommen.

 

Der Pilot hatte durch die Kabinensprechanlage auch vorher "Landung in 6 bis 7 Minuten" und später dann, als sich am Boden alle gewundert haben was los ist, "cancel alert" oder so ähnlich gesagt. Wenn er sowas schon durchgibt, hätte man die Passagiere nicht vorher schon auf ein eventuell notwendiges schnelles Aussteigen vorbereiten müssen, für den Fall, dass wirklich etwas schmort?

 

Sorry, ich frage so viel, weil ich die Fliegerei extrem spannend finde, ich lange Zeit zwischen Jurastudium und Pilotenausbildung bei der LH geschwankt habe und mich dann doch für die Juristerei entschieden habe... daher empfinde ich diesen Zwischenfall auch eher als spannendes Erlebnis als angsteinflößendes Alptraumszenario. :)

 

Danke und viele Grüße,

Harry

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Der Pilot hatte durch die Kabinensprechanlage auch vorher "Landung in 6 bis 7 Minuten" und später dann, als sich am Boden alle gewundert haben was los ist, "cancel alert" oder so ähnlich gesagt. Wenn er sowas schon durchgibt, hätte man die Passagiere nicht vorher schon auf ein eventuell notwendiges schnelles Aussteigen vorbereiten müssen, für den Fall, dass wirklich etwas schmort?

 

Ich bin zwar nicht vom Fach (nur einfacher Pax), aber versuche es mal über einen psychologischen Ansatz:

Wenn ich als gelegentlich meine Mitpaxe ansehe und dabei in die Gesichter blicke, selbst schon vor dem Flug, oder deren Reaktion schon akustisch wahrnehme (Aufschreien, ect.), bei absolut harmlosen und alltäglichen Flugsituationen (z.B. wenn es plötzlich rüttelt oder je nach Flugzeugtyp verschiedene Geräusche zu hören sind), dann möchte ich nicht wissen, wie solche Leute bei einer angekündigten möglichen Gefahr reagieren würden. Erst recht nicht bei solche Ansagen (ich übertreibe jetzt): "Wir haben Rauch/Brandgeruch wahrgenommen und werden zu unserer Sicherheit möglichst schnell landen..." Ich denke eine Panik/Hysterie/Todesängste wäre vorprogrammiert und der Adrenalinspiegel am Anschlag"

 

Eine recht kurzfristige Ansage oder gar der Hinweis auf einen bevorstehenden schnellen "Ausstieg" über die Rutschen täte es ja auch noch. Ich vermute, daß die Paxe in diesem Fall sogar besser und konzentrierter reagieren würden, als nach minutenlangen (Todes)-Ängsten."

 

Ok, das waren nur meine 10 Cent :-)

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Die Sarajevo-Landung hättest du sehr wahrscheinlich bemerkt ;-) :

 

sarajevoiiwx7.jpg

 

dahhhhhhkh6.jpg

 

(Paris Air Show - Le Bourget 2007 - Bilder von mir, sorry für die Qualität)

 

Hallo!

 

Diese Art eines Anflugs wird zu Demonstrationszwecken auch gerne von einigen Piloten eines am Dortmunder Flughafen angesiedelten Luftfahrtunternehmens angewandt.

 

:-P

 

Happy landings!

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