AvroRJX Geschrieben 14. Oktober 2002 Melden Geschrieben 14. Oktober 2002 Boeing hat sich gerade on zahlreichen Mitarbeitern getrennt - als Reaktion auf die verringerte Nachfrage und hat bereits angekündigt die verminderte Produktion bis ins Jahr 2004 fortsetzen zu wollen. Nun haben sie den Auftrag von U2 offensichtlich verloren - der Aktienkurs hat es bei leichtem vorbörslichen Handel schon zur Kenntnis genommen. Für die B757 gibt es kaum noch Aufträge, die B767 lahmt ebenfalls im Verkauf. Wie diese ist auch die B747 ein altes Modell, sogar noch viel älter. Aufträge für die B777 (dem einzigen neuen Muster bei Boeing) kommen auch nicht am laufenden Band, bzw. verschiebt man neue Varianten mangels Interesse. Von den publizierten Problemen im Projekt der B777 (wurde auch schon im Forum diskutiert) mal ganz abgesehen. Ein Vertrag mit U2 hätte Boeing m.E. sehr geholfen. 120 Maschinen zu verkaufen in einer Zeit, wo sole-supplier-customer AA Verschiebungen bei der Lieferung von 170(!) B737 verhandelt (AA wird angeblich außer den anstehenden B777 verorst keine weiteren Maschinen des Typs beziehen) ist selbst bei Rabatten noch von Wert - wenn auch nur als Zeichen an den Markt. Vor Jahren, als MDD Schwierigkeiten hatte wurde viel diskutiert, ob es richtig war statt neuer Entwicklungen nur Weiterentwicklungen in den Markt zu bringen. Bei MDD mit ihrer schmaleren Produktlinie war es sicherlich auch gefährlicher. Aber auch bei Boeing sehe ich die Entwicklung mit Skepsis. Nicht daß ich denke, Boeing tritt aus dem Markt aus - nein!!! Aber meine These ist es, daß Boeings "konventionelle Meßlatte" für den Stratocruiser ein Erfolg werden muß (glaube nicht an den Stratocruiser), will Boeing nicht weiter Boden gegenüber Airbus verlieren. Idealerweise sollte die Maschine m.E. CCC mit der B777 besitzen und neben dem Ersatz der B767 auch die Lücke schließen, die Airbus mit dem fehlenden A300/310 Nachfolger hinterlassen hat. Wenn daß mit den 30% Kraftstoffeinsparung gegenüber der B767 stimmt, dann hätte Boeing m.E. wieder den Weg nach oben gefunden. Würde mich interessieren, wie andere im Forum die Situation von Boeing einschätzen!
laudaair Geschrieben 14. Oktober 2002 Melden Geschrieben 14. Oktober 2002 Irgendwie habe ich das Gefühl, dass uns Boeing irgendetwas verheimlicht. Entweder sie haben ein revolutionäres Flugzeug in ihren Computern (damit meine ich jetzt nicht den Sonic Cruiser) oder Boeing zieht sich aus der Zivilluftfahrt zurück und steckt seine ganze Kraft in die militärische Abteilung in der Boeing Company. Natürlich ist das nur eine wage Vermutung von mir...
Gast Geschrieben 14. Oktober 2002 Melden Geschrieben 14. Oktober 2002 Eines ist jedoch wahr: bei Boeing sind "Verluste" oder Auftragseingänge für Verkehrsflugzeuge weniger dramatisch als bei Airbus. In den Firmensparten Integrated Defense Systems (Military Aircraft => Fighters and Bombers, Airlift and Tankers oder Missile Systems and Tatical Weapons) sowie Phantom Works macht die Boeing Company so hohen Gewinn, dass derzeit die "Commercial Airplanes"-Sparte zur Zeit so neben bei geführt wird. Die grossen Auftragseingänge für die militärischen Sparten sind die Auswirkungen des "Anti-Terror-Kampfes" von G. Bush und dessen Ankündigungen eines Irak-Schlages. Bei EADS hingegen, ist die kommerzielle Sparte umsowichtiger, da man bei der militärischen Sparte keine grossen neue Aufträge erwarten kann (Abbau von Flotten der Streitkräfte einzelner europäischer Länder, Auswirkung auf EF-2000-Programm). Fakt ist: die USA kaufen patriotisch in Sachen Militär
D-AIGA Geschrieben 14. Oktober 2002 Melden Geschrieben 14. Oktober 2002 Ich bin der gleichen Meinung wie Ihr. Zusätzliche denke ich, dass Boeing den Fehler macht, die amerikanischen Verhältnisse auf den Rest der Welt zu übertragen. Siehe z.B. das Thema "Fragmentation". In den USA ist es seit der Deregulierung tatsächlich schon zu mehr Point 2 point Verbindungen gekommen, und das wird wohl auch so weitergehen. Allerdings hängt das auch mit den regionalen gegebenheiten zusammen. In Europa und Asien wird es auf Grund der Slot Restriktionen und den verstopften Jetroutes nicht dazu kommen können. Ausserdem ist Energie in den USA noch sehr billig und das Umweltbewustsein entwickelt sich gerade erst (jedes Dorf mit Müll-Recycling brüstet sich gleich am Ortseingang damit, Riesen-Geländewagen vom Schlag eines Lincoln Navigator oder Chevy Suburban sind populärer denn je). Da mag es für die Amerikaner erträglich erscheinen, für 20% mehr Speed einen Mehrverbrauch von ca. 30% in kauf zu nehmen (vgl. SC vs. 767). In Europa wird es in den nächsten Jahren eine Kerosinsteuer geben, das ist ziemlich wahrscheinlich. Dann kann jeder sich ausrechnen, ob es sinnvoller ist, z.B. eine 747-400 nach Phoenix zu fliegen oder zwei 767 oder SC's nach Phoenix und Tucscon. Oder einen A380 nach Newark und JFK statt vier SC's usw. Zur Ehrenrettung von Boeing muss man aber sagen, dass sich die 737NG ziemlich gut verkauft und auch einen Vergleich mit dem 320er nicht scheuen muss. Der Markt für mittelgroße Widebodies ist insgesamt eng, der A300 verkauft sich auch nicht gerade gut. Die 757 ist ohnehin ein Nischenprodukt, für den US Markt attraktiv (der hat aber momentan andere Probleme), viele Chartercarrier kommen mit dem A321 besser hin. Und die 777(-200ER) ist nun wirklich eine Cash-Cow
Alex330 Geschrieben 14. Oktober 2002 Melden Geschrieben 14. Oktober 2002 Dennoch lief es für die Boeing-Commercial-Sparte in den letzten Jahren eher schlecht. Airbus hat - über einen Zeitraum von mehreren Jahren gesehen - kontinuierlich Marktanteile gewonnen. Der Boom im Luftverkehr ist erstmal zu Ende, Airbus hat bei Neubestellungen die Nase vorn. Boeing hat sich in diesem Jahr vor allem durch Nachfolgebestellungen über Wasser halten können. Dass jetzt nach ANZ EZY als Kunde wegfällt, ist ein weiterer Schlag für Boeing. Kein Wunder, dass sie Mitarbeiter entlassen, denn auch die letzte sicher geglaubte Bastion - die der großen LCCs - ist nun von Airbus durchbrochen worden. Boeing steht in der Defensive - und das hätte ich auch bei dem enormen Erfolgen von Airbus in den letzten Jahrn nicht für möglich gehalten. Was Boeing in den letzten zwei Jahrzehnten zum Marktführer machte war auch der riesige Heimatmarkt, den Boeing immer wieder zu großen Teilen für sich gewinnen konnte. Aber seit dem 11.9.2001 ist dieser Markt beinahe weggebrochen. Ich hoffe aber - und dies als Airbus-Fan - dass sich Boeing wieder erholt und neue Flugzeuge auf den Markt bringt, denn eine zu starke Position für einen einzigen Hersteller ist für den Markt nicht gut - und für den Spotter obendrein auch nicht. Gruß Alex
sk Geschrieben 15. Oktober 2002 Melden Geschrieben 15. Oktober 2002 Ich denke auch, dass man bei Boeing weniger Aufwand in Neuentwicklungen setzt und mehr die militärische Sparte fördert. Siehe auch das erfolgreiche Modell Lockhead. Boeing hat ein Problem. Die Flugzeuge sind allesamt nicht schlecht. Aber Airbus hat Flugzeuge die für alle Teile der Welt mehr oder weniger gut einsetzbar sind. Deshalb halten sich die Verkaufserfolge außerhalb der USA auch sehr in Grenzen. Und die früheren inner-amerikanischen Konkurrenten Douglas/MD und Lockhead sind auch nicht mehr existent, so dass sich in vielen Fällen durch ein stärkeres Europa und ein insgesamt an Einfluß verlorenes Amerika auch nicht der Zwang ergibt, bei Boeing einzukaufen. Airbus hat es verstanden ein Konkurrenzprodukt auf den Markt zu bringen und somit in dem Segment ein ernstzunehmender Konkurrent zu werden, bis hin zu massivern Bestellungsrückgängen bei Boeing.
Gast Geschrieben 15. Oktober 2002 Melden Geschrieben 15. Oktober 2002 Ich denke, ein große Problem bei Boeing ist, dass es immer noch viele verschiedene Cockpits gibt. Bereits in den 80er Jahren gab es einen guten Ansatz mit dem gemeinsamen Cockpit der 757/767, warum wurde diese Linie nicht konsequent fortgeführt? Warum konnta nicht bereits ab der 737-300 (die jetzt auch immerhin schon fast 20 Jahre alt bist) ein einheitliches, moderns Cockpitdesign, dem der 757/767 entpsrechend eingeführt werden, sodass für die Muster B 757, 767, 737-300/400/500/600/700/800/900 und 747-400 ein einheitliches Typrating möglich ist. Sicherlich, Boeing hat von Haus aus mehr Cockpittypen (dadurch, dass sie auch schon länger produzieren), jedoch bin ich der Ansicht, dass, hätte man den bei der 757/767 begonnen Weg konsequent fortgesetzt, hätte man ein kräftiges Argument für die Airlines, Boeing zu kaufen, denn ein Hauptargument von Airbus ist ja, dass gem. Typrating für die A 320 Familie.
L1011Tristar Geschrieben 15. Oktober 2002 Melden Geschrieben 15. Oktober 2002 Um mal wieder weg vom Militär zu kommen... Ich glaube, Boeing´s Strategie endet in einer Sackgasse. An neuen Flugzeugen hat man nur noch 777! Aber sonst nichts!!! Die 737 ist immer nur fortentwickelt worden, wie bei MDD damals! Die 757/767 sind veraltet, ein Nachfolgemodell lange nicht in Sicht! Die 747 ist auch alt und ausgelutscht, verliert eh gegen A380. Da bleibt Boeing in Zukunft nur noch 777-200 und -300 sowie wohl noch die 737er Reihe, wenn man nichts Neues entwickelt. Jedoch muss man fairerweise sagen, daß Airbus den A320 auch schon in den 80ern entwickelt hat und der auch nimmer frisch ist, oder? Weiter fehlt ja dringend ein A300/A310 Nachfolger!
Gerry Geschrieben 15. Oktober 2002 Melden Geschrieben 15. Oktober 2002 Der A 300/310 Nachfolger soll angeblich bis ca. 2010 kommen. Dieses Projekt wird von Airbus als das nächste große Projekt nach der A 380 bezeichnet!
sk Geschrieben 15. Oktober 2002 Melden Geschrieben 15. Oktober 2002 Boeing bietet übrigens die 777 und auch die noch relativ "neuen" 757-300 und 767-400 mit dem gleichen Cockpit an, wie es auch die "alten" 757/767er haben.
D-AIGA Geschrieben 15. Oktober 2002 Melden Geschrieben 15. Oktober 2002 @B747_121: Du hast recht mit den Cockpits. Aber es ist das selbe Problem: Boeing sieht nur den amerikanischen Markt (ein typisches Problem amerikanischer Firmen, ich weiss wovon ich spreche ). In den USA ist es nämlich relativ egal, wenn man wie z.B. bei Delta X verschiedene Typeratings aufgrund X verschiedener Cockpits (737/757+767/777/MD8X...) braucht. Dort gibt es nämlich strenge Senioritätsregeln, d.h. ein "junger" FO, z.B. bei US Airways, wird nicht einfach kurzfristig von A319 auf A330 wechseln können. Da käme nämlich erst der deutlich ältere dran, der vorher seinen Weg von 737 über 757 auf 767 gegangen ist. Das ist bei afaik allen amerikanischen Airlines so, gilt z.T. auch in der Kabine. Achte mal bei deinem nächsten USA Flug auf das Durchschnittsalter (Faltentiefe )auf der Transatlantik-Strecke
V8-RBJ Geschrieben 15. Oktober 2002 Melden Geschrieben 15. Oktober 2002 Wer bitte ist U2? Ist damit die Pop Band gemeint?
AvroRJX Geschrieben 17. Oktober 2002 Autor Melden Geschrieben 17. Oktober 2002 Zur Vervollständigung hier noch die aktuellen backlogs von Boeing zu den betroffenen Modellen: 757 32 unfilled orders; 767 49 unfilled orders; 747 45 unfilled orders (a/c increasingly sold as a freighter) Das hält (ausgenommen Produktionskürzungen) keine 2 Jahre (grob) und in 2003 ist von US Airlines nicht mit vielen Orders zu rechnen....... Boeing hat ja außerdem zugegeben auch nach Auslieferungen hinter Airbus zurückzufallen (hatten ja immer behauptet, sie lägen vor Airbus dad die Auslieferungen, nicht die Verkäufe zählen). Sie behaupten nach wie vor aber Airbus verkaufe mit Verlust (insbesondere an EZY) und ihre Produktion sein genauso effizient (preiswert) wie die von Airbus. Mal sehen, wann sich Boeing auch von diesen Aussagen verabschiedet / verabschieden muß.
touchdown99 Geschrieben 17. Oktober 2002 Melden Geschrieben 17. Oktober 2002 Delta und Ameircan haben beide diese Woche alle Auslieferungen für 2003/2004 bis 2005 nach hinten verschoben, American 34, Delta 28 Auslieferungen. Zudem ist Boeing der Easyjet-Auftrag, der mehr oder weniger sicher eingeplant war und für den selben Zeitraum 48 Maschinen (24 p.a.) wert gewesen wäre, durch die Lappen gegangen. Da wird es schon ungemütlich in Seattle - das ist binnen einer Woche ein "Verlust" von schon sicher geglaubten Lieferpositionen über 100 Maschinen für 2003/2004....
Gast Swissfighter Geschrieben 17. Oktober 2002 Melden Geschrieben 17. Oktober 2002 @V8-RBJ: U2= EasyJet
Gerry Geschrieben 17. Oktober 2002 Melden Geschrieben 17. Oktober 2002 Wie viele offene B 777 Lieferpositionen der SIA hat Boeing noch und wann sollen die abgeliefert werden?
Tu204 Geschrieben 17. Oktober 2002 Melden Geschrieben 17. Oktober 2002 Auch wenn ich massive Probleme mit fehlenden Neuentwicklungen im zivilen Bereich sehe, muss man doch anerkennen, dass Boeing derzeit vor allem in andere Bereiche der Wertschöpfungskette im Luftfahrtbereich wächst (mit z.T. erfolgreichen Joint Ventures)...
Nosig Geschrieben 17. Oktober 2002 Melden Geschrieben 17. Oktober 2002 @touchdown Guter Punkt. Boeings Hauptproblem ist m.E. zur Zeit das Wegbrechen bestehender Aufträge in großer Zahl. Ist allerdings "Schuld" der Airlines.
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