Marobo Geschrieben 25. März 2004 Melden Geschrieben 25. März 2004 Hier ist ja immer wieder von sogenannten "Slots" die Rede. Grob ist sicher allen Mitlesenden hier klar, was ein solcher Slot ist. Mich würde jetzt mal ein paar Details zu Slots interessieren. Wovon hängt es ab, ob eine Airline einen gewünschten Slot bekommt? Gibt es neben der notwendigen Kapazität am Start- und Zielflughafen weitere Kriterien, die erfüllt sein müssen? Spielt der überflogene Luftraum eine Rolle, obwohl dieser je nach vorherrschender Windrichtung beim Ab- und Anflug variieren kann? Was passiert, wenn eine Airline einen Slot aufgrund beispielsweise einer vorherigen Verspätung oder Verzögerungen beim Boarding verpasst? Bekommt sie in jedem Fall umgehend einen neuen zugewiesen oder kann es theoretisch auch sein, dass der nächste Slot erst 2 oder 3 Stunden später frei ist? Bei FR liest man als Verspätungsgrund häufiger "ATC (Air Traffic Control) delay". Kann es also sein, dass eine Airline trotz vorhandenen Slots erst verspätet abfliegen darf, weil z. B. der Luftraum überfüllt ist? Dass es natürlich zu Verzögerungen beim Ab- und Anflug wegen vorheriger Maschinen kommen kann ist klar. Wie oft kommt es vor, dass nicht nach der Reihenfolge gestartet wird, in der die Maschinen auf dem Taxiway stehen, sondern eine Maschine aufgrund des Slots bevorzugt wird? Was ist in einem Slot alles wie präzise festgelegt? Wie genau sind die Abflugzeit spezifiziert (-5/+10 Minuten beispielweise oder großzügiger?) Wie flexibel sind Airlines bei der Gestaltung der planmäßigen Flugdauer einer Strecke? Beispielsweise veranschlagt AB für die 725 Meilen lange Strecke DUS-BCN 1:55 Std., während 4U für die nur 704 Meilen lange Strecke CGN-BCN laut Flugplan 2:10 Std. braucht, obwohl die Geschwindigkeit der B734 und eines A319/A320 vergleichbar sein sollten. Wer vergibt Slots und wonach entscheidet sich, wie freie Slots an knappen Flughäfen wie DUS bei mehreren "Bewerbern" vergeben werden - jedenfalls wenn alle den Slot zum ersten Mal nutzen wollen? Wird gelost? Wie konnte ST beispielweise in DUS kurzfristig an Slots kommen, obwohl andere Airlines meines Wissens nach schon lange darauf warten? Welche Möglichkeiten gibt es in der Vergangenheit genutzte Slots an andere Airlines zu vererben? Dürfen diese zumindestens inoffiziell verkauft werden? Inwiefern findet das vorgesehene Fluggerät Berücksichtigung bei Slots? Ein A320 fliegt eine andere Geschwindigkeit als eine Turboprop-Maschine, eine B747 eine andere als ein A340, was gerade bei längeren Strecken schnell mal eine Stunde Flugzeitunterschied ausmachen kann. Fragen über Fragen. Ich würde mich über Antworten freuen
nabla Geschrieben 25. März 2004 Melden Geschrieben 25. März 2004 Moin, generell muß man nach meinem empfinden zwischen Slot und Slot unterscheiden. Der eine Slot bedingt, daß ich nur eine gewisse Anzahl von Flugbewegungen an einem Airport zu einer Zeit zulasse. Sind alle diese Slots voll, dürfen keine weiteren Strecken aufgenommen werden - es werden keine Slots vergeben. Die Slots, von denen sonst häufig die Rede ist, sind konkrete Zuweisungen von Zeitfenstern. Ein Beispiel: Wenn ich normal morgens von TXL nach FRA fliege hat dieser Flug einen Slot in Frankfurt, der ihn berechtigt in FRA zu der Zeit zu landen. Sollte sich eine Abweichung einstellen macht das nix - zumindest in der Praxis nicht, evtl. gibt es auf dem Papier andere mir nicht bekannte Regeln. Wenn ich aber einen "Slot bekomme", ist das tatsächlich ein definierter Zeitraum, an den ich fest gebunden bin! Zur Unterscheidung nenne ich die beiden mal (1) und (2) Wovon hängt es ab, ob eine Airline einen gewünschten Slot (1) bekommt? Gibt es neben der notwendigen Kapazität am Start- und Zielflughafen weitere Kriterien, die erfüllt sein müssen? Spielt der überflogene Luftraum eine Rolle, obwohl dieser je nach vorherrschender Windrichtung beim Ab- und Anflug variieren kann? ---> Soweit mir bekannt, sind zur Zeit für die generelle Slotvergabe (1) an der Airports nur die Airportkapazitäten verantwortlich. Was passiert, wenn eine Airline einen Slot (2) aufgrund beispielsweise einer vorherigen Verspätung oder Verzögerungen beim Boarding verpasst? Bekommt sie in jedem Fall umgehend einen neuen zugewiesen oder kann es theoretisch auch sein, dass der nächste Slot (2) erst 2 oder 3 Stunden später frei ist? ---> Das kommt sehr stark auf den Airport und die Verkehrssteuerungszentrale in Brüssel an! Teilweise kann es mehrere Stunden dauern, teilweise klappt es einfach so. In der Regel kann man 10 min extension heraushandeln - aber halt nie mit Sicherheit... Bei FR liest man als Verspätungsgrund häufiger "ATC (Air Traffic Control) delay". Kann es also sein, dass eine Airline trotz vorhandenen Slots (2) erst verspätet abfliegen darf, weil z. B. der Luftraum überfüllt ist? Dass es natürlich zu Verzögerungen beim Ab- und Anflug wegen vorheriger Maschinen kommen kann ist klar. --> Ja, kann passieren, wenn z.B. aus Personalproblemen Sektoren zusammengelegt werden müssen und damit die Kapazität nicht mehr dem normalen Stand entspricht. Wie oft kommt es vor, dass nicht nach der Reihenfolge gestartet wird, in der die Maschinen auf dem Taxiway stehen, sondern eine Maschine aufgrund des Slots bevorzugt wird? --> Es kommt so gut wie immer dann vor, wenn eine Maschine einen engen Slot hat Was ist in einem Slot (2) alles wie präzise festgelegt? Wie genau sind die Abflugzeit spezifiziert (-5/+10 Minuten beispielweise oder großzügiger?) ---> Bei einem Slot(2) sind es immer die besagten -5/+10 Minuten. In der Regel werden diese Zeiten schon recht genau eingehalten. Wie flexibel sind Airlines bei der Gestaltung der planmäßigen Flugdauer einer Strecke? Beispielsweise veranschlagt AB für die 725 Meilen lange Strecke DUS-BCN 1:55 Std., während 4U für die nur 704 Meilen lange Strecke CGN-BCN laut Flugplan 2:10 Std. braucht, obwohl die Geschwindigkeit der B734 und eines A319/A320 vergleichbar sein sollten. --> In den Zeiten im Flugplan stecken häufig Erfahrungswerte drin, aber auch politische Dinge. Die Flugzeit outbound FRA ist immer kürzer als die Zeit inbound FRA. Der Flug nach TXL ist immer "zu kurz" gerechnet (Du kannst nur mit Tricks pünktlich sein), um ihn im Flugplan attraktiver zu machen. Wer vergibt Slots und wonach entscheidet sich, wie freie Slots (1) an knappen Flughäfen wie DUS bei mehreren "Bewerbern" vergeben werden - jedenfalls wenn alle den Slot (1) zum ersten Mal nutzen wollen? Wird gelost? Wie konnte ST beispielweise in DUS kurzfristig an Slots kommen, obwohl andere Airlines meines Wissens nach schon lange darauf warten? --> Die Slotvergabe in D geht über den Slotkoordinator Die Regeln dabei sind außerordneltlich komplex - und es gibt von Zeit zu Zeit eine Slotkonferenz, auf der Slots getauscht und gehandelt werden (echt wahr!). Welche Möglichkeiten gibt es in der Vergangenheit genutzte Slots (1) an andere Airlines zu vererben? Dürfen diese zumindestens inoffiziell verkauft werden? --> Es gibt die sog. Grandfatherrights, die besagen, daß ein wahrgenommener Slot auch im nächsten Jahr der Airline zufällt. Inwiefern die vererbt werden können an Dritte weiß ich nicht. Gruß, Nabla
Gast Geschrieben 25. März 2004 Melden Geschrieben 25. März 2004 Ein Slot ist dafür da, daß man erst warten muß um dann dauernd Directs zu bekommen! Ganz einfach. [ Diese Nachricht wurde geändert von: Ursus am 2004-03-25 22:41 ]
Saigor Geschrieben 25. März 2004 Melden Geschrieben 25. März 2004 directs und slots hängen nicht zusammen, aber wir können gerne auf alle directs verzichten, wenn das von euch gewünscht wird! wenn auf der strecke EDDF nach LIRF EIN Sector liegt, der an der kapazitätsgrenze ist (sei es LIRF-APP) dann ist der FLug halt geslottet, auch wenn man bei Rhein, München oder Padua einen direct bekommt. zu kompliziert? dann kann ich auch nicht helfen. was ATC-Delay angeht gibts unter folgendem Link eine schöne genaue auflistung. Wenn Wetter unter ATC läuft (ich dachte immer des kommt vom Petrus), dann gut. ich habe auch schon erlebt das ein Pilot in der Ansage behauptet hat es gäbe ATC-Delay, dabei haben sie beim loaden ein paar Koffer verbaselt, den Slot nicht geschafft und haben einen neuen 1 h später bekommen. ATC-Delay??? hmm. hier der Link: http://www.dfs.de/_scripts/frame_generator...fm_delay_report hoffe er tut. Saigor
APTSLOT Geschrieben 25. März 2004 Melden Geschrieben 25. März 2004 Ich lese den Beirag im Hotel in Washington D.C. und da es mein ureigenstes Thema ist ( rd. 17 Jahre mit slots gekämpft ... ) werde ich ab Sonntag wieder von zu Hause Stellung nehmen, wenn noch aktuell ..... Im Übrigen sind die Aussagen von NABLA korrekt ( für einen Piloten erstaunlich ... die denken immer nur an die ATC-Slots ... ) Grüsse aus DCA APTSLOT
SvenFRA Geschrieben 26. März 2004 Melden Geschrieben 26. März 2004 Hey Nabla, erklärst das ja alles sehr ausführlich und auch gut, nur warum nennst Du die Dinge nicht beim Namen? Das eine ist ein Airportslot, der ist zwingend erforderlich, wenn man einen Flug anmeldet, ohne den geht gar nix. Der zweite nennt sich Airwaysslot und wird durch Eurocontrol vergeben, oft auch erst unvorhergesehen kurz vor einem Flug. Um diesen Slot handelt es sich, wenn es durch die Lautsprecher heisst: Meine Damen und Herren, aufgrund einer durch ATC festgelegten Abflugszeit (Slot)...bla..bla...bla...
nabla Geschrieben 26. März 2004 Melden Geschrieben 26. März 2004 @SvenFRA: ....weil ich auch nicht sooo sattelfest in der Materie bin. Ich kenne halt nur die Anwendung aus der Praxis und weiß nicht, ob es eigentlich noch Vorschriften zu dem Thema gibt, die das alles verschmelzen lassen - die nur in der Praxis nicht angewandt werden. Insofern habe ich mir also mit dem (1)-(2) Konstrukt geholfen. Gruß, Nabla
Gast Geschrieben 26. März 2004 Melden Geschrieben 26. März 2004 Da habe ich auch mal einige Fragen zu: Wenn ein Airwayslot aufgrund von verspäteten Abflugs verfällt, so kann man mich ja ein Flugzeug nicht 2 Stunden in der Luft kreisen lassen. Wie kommen die dann schnellstmöglich zu ihrem ErsatzAirwayslot? Wie kommt es, dass die Airportslots in den USA anders als wie in Europa auf die Minute vergeben werden? In Europa ist ja immer 9:00, 9:05, 9:10, 9:15...... also immer im 5 Minutentakt. In den USA stehen Abflugszeiten(Slotzeiten) wie 10:23, 12:41 und solche Dinger Wovon hängt es ab, wieviel Slots ein Airport angenommen um 1015 vergeben kann? -> Runwayanzahl, Taxiwayanzahl, Vorfeldfassungsvermögen ....? Wie bekommen Sonderflüge für zb. Fußballspiele kurzfristig bei Flughgäfen mit wenig freien Slots wie FRA einen Slot? Danker für Antworten! Und noch eine etwas andere Frage: Ist es wahr, dass eine 747 bei der landung einer kleineren Maschine bevorzugt wird, sprich eher landen darf? Ich bin mir ganz sicher, dass dies nicht der fall ist, aber wie so oft verunsichern die absoluten Laien einen mit solchen Geschichten. Wie gesagt, ich bin mir ganz sicher, dass dies nicht wahr ist, da jedes Flugzeug ja einen Slot hat den es bzw die ATC beachten muss.
Saigor Geschrieben 26. März 2004 Melden Geschrieben 26. März 2004 a) verspäteter Abflug: wenn Slot verpasst, dann kein Abflug (sprich nicht mal triebwerke an). So einfach sollte es sein (ist es nicht immer). wenn mal in der Luft, dann werden die Flieger nur megaselten mal abgelehnt (von den Schlaumeiern die low filen und dann hoch fliegen wollen mal abgesehen, aber die werden nicht 'abgelehnt', sondern in den 'gewünschten' level gebracht, öfters jedenfalls. B) brüssel (die 'machen' die Slots) hat sich halt auf 5 min Schritte versteift, die amis machen das halt nach belieben (ist auch ein unterschied bei den slots, jedenfalls nach aussage unseres fachpersonals, hab's mir nicht gemerkt) c) anzahl der slots? du schreibst es selbst. dazu kommt noch wetter, facilities, ATC-Staffing. das nur für die ATC-Slots. Für die koordinierten Airport-Slots (sprich vor einer Flugsaison) gilt die sache mit den grandfather-rights wie nabla sie beschrieben hat. ich sprech nur von ATC-Slots (sprich nabla's Slot 2) d) Sonderflüge bekommen halt erlaubnisse nach bedarf, am besten am tagesrand. e) nein, eine 747 kommt auch nicht eher rein, nur weils ein jumbo ist. es gilt noch immer 'first come, first serve' f) nein, nicht jedes flugzeug hat einen ATC-Slot, auch hat nicht jeder FLieger einen Airport-Slot. nur bei flughäfen bei denen das nötig ist. und ATC-Slots gibt's nur, wenn irgendwo auf der geplanten strecke ein ATC-Sektor liegt, der in überlast kommt/ist/wäre. manchmal (bzw häufig) wird eine überlast akzeptiert, wenn diese gering und nur kurz ist. wegen traffic slottet man normalerweise nur wenn es über einen 20 min peak raus geht. Saigor
fliegmax Geschrieben 27. März 2004 Melden Geschrieben 27. März 2004 @ nabla Was sind das denn für Tricks, um einen Flug nach TXL pünktlich zu gestalten? mfg fliegmax
HAJ-09L Geschrieben 27. März 2004 Melden Geschrieben 27. März 2004 Zur Slotvergabe: Bei vollkoordinierten Flughafen können die Airlines nur Slots erhalten, wenn diese vorher beim Flugplankoordinator beantragt wurden. Dabei wird jeweils in einen Sommer- und Winterflugplan unterschieden. Jetzt wird's interessant: Wenn eine Airline in einer Saison die ihr zugeteilten Airport-Slots auch zu mindestens 80% (glaube ich) in Anspruch genommen hat, dann erhält sie für die folgende Saison die "Grandfather-rights". Fällt der Wert unter 80%, so muss der Slot zurückgegeben werden und wird in der nächsten Saison neu vergeben. Maßgeblich ist allerdings die jeweils gleiche Saison: Die Slotausnutzung eines Winterflugplans wird für den nächsten Winterflugplan herangezogen und nicht für die folgende Sommerperiode. Bei der Vergabe der Slots werden neben den "Grandfather-rights" noch weitere Regeln herangezogen. So wird zum Beispiel eine im Flugplan neue Destination einer Frequenzerhöhung auf einer bereits existierenden Strecke vorgezogen. Außerdem wird ein regelmäßig durchgeführter Flug (meinetwegen jeden Montag oder gar täglich) höher eingeschätzt als zum Beispiel eine unregelmäßige Charterkette, die nur in den Sommerferien durchgeführt wird und nicht während des ganzen Sommerflugplans. By the way: Militärische oder humanitäre Flüge brauchen keine Slots... Gerade bei großen und begehrten Flughäfen kann nicht jede Airline mit den zuteilten Airport-Slots zufrieden sein; wenn sie überhaupt welche bekommen hat. Daher gibt es zweimal im Jahr eine Slot-Conference. Dort versuchen die Airlines untereinander Slots zu tauschen. Soweit ich weiß, ist es nicht erlaubt, einen direkten Handel mit Airport-Slots zu betreiben. Doch manchmal zeigen Meldungen à la "Airline xy verkauft Slots in LHR für mehrere Millionen", dass unter der Hand anscheinend! einige Absprachen getroffen werden. Ich hoffe, dass ich jetzt nichts falsches erzählt habe, aber es sollte so einigermaßen richtig sein.
nabla Geschrieben 28. März 2004 Melden Geschrieben 28. März 2004 @fliegmax: z.B.: Intersection T/Os rechnen, akzeptieren und machen, schneller fliegen (nah an dem max. Geschwindigkeit), tiefer fliegen (um eine höhere TAS zu bekommen), alle Shortcuts akzeptieren bzw. aktiv danach fragen, im Descend die Speed so lange es geht hoch halten, kurz Rollen (ordentlich bremsen, um z.B. einen Abrollweg zu bekommen)...
Takeoff Geschrieben 30. März 2004 Melden Geschrieben 30. März 2004 Viele Fragen und auch viele richtige Antworten. Ich versuch jetzt einfach mal teils zusammenfassend und ergänzend zu den einzelnen gestellten zu geben. "Wovon hängt es ab, ob eine Airline einen gewünschten Slot bekommt? Gibt es neben der notwendigen Kapazität am Start- und Zielflughafen weitere Kriterien, die erfüllt sein müssen? Spielt der überflogene Luftraum eine Rolle, obwohl dieser je nach vorherrschender Windrichtung beim Ab- und Anflug variieren kann? " Hier gilt wie schon erwähnt die Unterscheidung zwischen Airportslot und Airwayslot. Also der Unterschied zwischen einem Slot abhängig vom Start-/Zielflughafen und dem Slot bedingt durch die überflogenen Flugsicherungssektoren auf der Strecke. Die Airportslots werden meist lange vorher eben durch die betreffenden Airports aufgrund deren Kapazität festgelegt. Mal als Beispiel Frankfurt: Gerne würden so viele Airlines Flüge zu Tagesrandbedingungen zu innereuropäischen Zielen durchführen, die für Geschäftsleute interessant sind, also etwa 07:00Uhr morgens starten und 20:00Uhr zurückkehren. Das geht nun einfach mal nicht, also werden hier diese Slots zur Planung bereits vorher festgelegt. Diese Airportslots können! dann tageszeitaktuell auch von den Airwayslots geschlagen und auch nach hinten gerückt werden. Airwayslots werden von Brüssel zentral abhängig von der Flugroute vergeben. Sollte ein Flugsicherungssektor über seine Kapazitäten hinaus (oder durch die zuständige Flight-Management-Position sektorbezogen an Brüssel gemeldet werden) überlastet sein, wird eine neue Startzeit berechnet, um dies zu entschärfen. Miteinbezogen wird hierzu auch, ob sowohl am Startflughafen UND am Zielflughafen ein Slot besteht. Sollte dies der Fall sein, wird so ein Flug bevorzugt, um auch beide Airportslots einhalten zu können. Somit kann es also sein, dass ein Flug, der eigentlich keinerlei Airportslot hat einen Airwayslot aufs Auge gedrückt bekommt. Klingt jetzt ziemlich kompliziert, die Berechnung oder Vergabe der Slots ist es aber auch. Mal als Beispiel: Es gab/gibt bedingt durch Militärs ganz genaue Slots für den Einflug/Landung im Kosovo. Von Brüssel wird die entsprechende zu dem Flug gehörige Abflugzeit vorgegeben und deshalb wird evtl. irgend ein anderer Flug, der eben zufällig durch den gleichen überlasteten Sektor irgendwo auf dieser Strecke fliegen will mit einem Slot versehen. Dabei will ich auch gleich mal ein angesprochenes Thema ausräumen: Die Airportslots werden langfristig im 5-Minuten-Takt vergeben. Die tatsächlichen Slots sind dann jedoch im Minutentakt (jeweils -5/+10 Minuten). "Was passiert, wenn eine Airline einen Slot aufgrund beispielsweise einer vorherigen Verspätung oder Verzögerungen beim Boarding verpasst? Bekommt sie in jedem Fall umgehend einen neuen zugewiesen oder kann es theoretisch auch sein, dass der nächste Slot erst 2 oder 3 Stunden später frei ist? " Eine "Slot-extension" bis zu 10 Minuten ist je nach Art des Slots und auch abhängig davon, inwiefern die betreffende "Flight-Management-Position, kurz FMP" darauf einwirken kann/darf möglich. Wenn nicht, kann es durchaus passieren dass die neue Abflugzeit erst Stunden später ist. Anmerkung hierzu: Es kann vorkommen, dass ein Zielflughafen aufgrund sehr dichten Nebels oder anderen Wetters, natürlich auch aufgrund Schliessung einer Bahn, kurzfristig "slotten" muss. Dann macht es auch keinen Sinn einen Flieger erst starten zu lassen, dass er dann noch stundenlang über dem Zielflughafen kreisen muss. "Bei FR liest man als Verspätungsgrund häufiger "ATC (Air Traffic Control) delay". Kann es also sein, dass eine Airline trotz vorhandenen Slots erst verspätet abfliegen darf, weil z. B. der Luftraum überfüllt ist? Dass es natürlich zu Verzögerungen beim Ab- und Anflug wegen vorheriger Maschinen kommen kann ist klar. Wie oft kommt es vor, dass nicht nach der Reihenfolge gestartet wird, in der die Maschinen auf dem Taxiway stehen, sondern eine Maschine aufgrund des Slots bevorzugt wird?" Generell wird bereits bei der Anlass-/Rollfreigabe darauf geachtet, dass die Maschinen entsprechend ihrem Slot starten können. Ein ganz kleiner Handlungsspielraum wird hierbei den Fluglotsen eingeräumt (2 min). So kann es natürlich trotzdem vorkommen, dass eine Maschine, die weiter hinten steht aufgrund des aktuellen Slots bevorzugt wird, um diesen einzuhalten. ATC-delay lässt sich nicht nur im Falle FR natürlich immer gerne verwenden. Sollte es handlingsbedingt, zu späte Ankunftszeit (so dass sich ein Abflugslot gar nicht mehr einhälten lässt) oder -wie oben erwähnt- sonst irgendwelchen Gründen ergeben, dass ein Flug einen miesen Slot erhält, ist die Flugsicherung gerne ein Hauptgrund dafür. Die können sich ja durch Vorgaben oder eben weil sie nicht wissen, dass sie als "Grund" gegeben werden nicht wehren. Ich sass selber schon oft genug in einem Flieger und über die Ansage kam "...bedingt durch die Flugsicherung bla bla..." und wusste genau, dass es eigenes Verschulden oder sonst einen Grund hatte. "Was ist in einem Slot alles wie präzise festgelegt? Wie genau sind die Abflugzeit spezifiziert (-5/+10 Minuten beispielweise oder großzügiger?) " Du hast es genau erfasst. Wie bereits erwähnt lässt sich verkehrsbedingt mit wenigen Minuten oder genehmigten Extensions spielen. "Wie flexibel sind Airlines bei der Gestaltung der planmäßigen Flugdauer einer Strecke? Beispielsweise veranschlagt AB für die 725 Meilen lange Strecke DUS-BCN 1:55 Std., während 4U für die nur 704 Meilen lange Strecke CGN-BCN laut Flugplan 2:10 Std. braucht, obwohl die Geschwindigkeit der B734 und eines A319/A320 vergleichbar sein sollten." Sind wie bereits erwähnt Erfahrungswerte oder eben "Spielraum" für die jeweiligen Airlines zur Slotvergabe "Wer vergibt Slots und wonach entscheidet sich, wie freie Slots an knappen Flughäfen wie DUS bei mehreren "Bewerbern" vergeben werden - jedenfalls wenn alle den Slot zum ersten Mal nutzen wollen? Wird gelost? Wie konnte ST beispielweise in DUS kurzfristig an Slots kommen, obwohl andere Airlines meines Wissens nach schon lange darauf warten? " Diese Frage wurde wohl schon ausreichend beantwortet. "Welche Möglichkeiten gibt es in der Vergangenheit genutzte Slots an andere Airlines zu vererben? Dürfen diese zumindestens inoffiziell verkauft werden? " Diese Frage wurde wohl auch schon treffend beantwortet, wie begehrte "Airport"-Slots dann weiterverkauft werden weiss ich nicht. Aktuell zugewiesene Slots lassen sich aber wohl kaum auf die Schnelle verkaufen und sind Airline-unabhängig (hoffe ich jedenfalls) "Inwiefern findet das vorgesehene Fluggerät Berücksichtigung bei Slots? Ein A320 fliegt eine andere Geschwindigkeit als eine Turboprop-Maschine, eine B747 eine andere als ein A340, was gerade bei längeren Strecken schnell mal eine Stunde Flugzeitunterschied ausmachen kann." Das findet widerum Berücksichtigung in der Berechnung der angegebenen Flugzeit aufgrund des Flugplans/Flugstrecke wie schon oben erwähnt. Massgeblich ist auch hier für Airwayslots z.B. die Flughöhe in einem bestimmten Sektor. Oft können hier schon 2000ft unterschiedliche gewünschte Flughöhe einen Sektor zusätzlich belasten bzw. einen anderen Sektor, der nicht aktuell von Restriktionen betroffen ist treffen. Ich kenne auch die Spielerei von Airlines für ein und denselben Flug 5 verschiedene Flugpläne mit 5 verschiedenen Routen/Höhen aufzugeben um dann abzuwarten, welcher den besten Slot ergibt. Dass die anderen "unbrauchbaren" 4 dann erst mal zu Beschränkungen ganz anderer Flüge führen können wird dabei allzu oft gerne in Kauf genommen. Das ganze hat sich allerdings Brüssel durch ihr Slotsystem selber zuzuschreiben. Wie heisst es so schön frei nach Asterix: Mundo vult decipi - decipitur! Weiss nicht ob das jetzt lateinisch ganz korrekt war, übersetzt heisst es jedenfalls: Die Welt will betrogen sein, also sei sie betrogen! War jetzt recht ausführlich die Antwort, Leute wie APTslot etc. dürfen mich auch gerne noch ergänzen oder korrigieren, aber so allgemeinverständlich hoffe ich einigermassen beigetragen zu haben.
Gast Geschrieben 30. März 2004 Melden Geschrieben 30. März 2004 Ja ja, die Slots sind immer noch für einen gemütliche Cafe am Boden gut. Wer da immer an einen Sinn und Notwendigkeit glaubt kann auch an die Junfrauenempfängnis glauben.
Chris99 Geschrieben 30. März 2004 Melden Geschrieben 30. März 2004 Und wer dann noch glaubt, Ursus sei ein seriöser Flieger.... Ich möchte nicht wissen, was es für ein Chaos am Himmel und am Boden gäbe ohne die Slotvergabe.... wenn z.B. in FRA zur Rush Hour in 1 Stunde vielleicht 150 Flieger starten und landen wollen....... Das das derzeitige System zur Slot-Vergabe nicht optimal ist, steht auf einen anderen Blatt. Zu reorganisieren gibt es da sicherlich was. Aber wer kennt sich da wirklich im innersten aus?? [ Diese Nachricht wurde geändert von: Chris99 am 2004-03-30 09:26 ]
touchdown99 Geschrieben 7. April 2004 Melden Geschrieben 7. April 2004 Die reformierte "Slot-Verordnung" der EU ist übrigens am 1.4.2004 vom Europäischen Parlament verabschiedet worden. Es bleibt beim erwähnten "use-it-or-lose-it" und der 80%-Grenze; die gilt jetzt aber auch für Charterflüge. Das Beispiel DUS ist im übrigen ein bisschen irreführend. Es werden zwar oftmals Monate im voraus bis zu 40% über der Kapazität beantragt, dann aber, wenn es ernst wird, wesentlich weniger aufrechterhalten. Es gab Flugplanperioden, in denen über 130.000 Anträge vorlagen, aber dann tatsächlich die 91.000 möglichen Bewegungen überhaupt nicht erreicht wurden, weil die Airlines an den Anträgen nicht festhielten.
Air Geschrieben 7. April 2004 Melden Geschrieben 7. April 2004 Frage: In wie weit ist üblich Slots auch für den Konkurrenzkampf zu "missbrauchen". In DUS soll dieses Phänomen ja besonders schlimm sein. Weiss jemand Genaueres ?
D-ABZI Geschrieben 8. April 2004 Melden Geschrieben 8. April 2004 @fliegmax und alle anderen es geht hier nur um einen Airwayslot !!! als Ramp Agent kann ich ein bisschen aus der Realität berichten. Zuerst liste ich mal einen Slot auf, der so an die Airlines resp Handling Agents verschickt werden. ( via Telex ) -TITLE SAM -ARCID AEF1665 -ADEP LOWW -ADES EDDF -EOBD 040408 -EOBT 1800 -CTOT 1842 -REGUL EDDFA06N -TAXITIME 0013 -REGCAUSE WA 84 so schaut nun so ein Telex aus und was heisst es: -ARCID ist der Callsign - in unserem Fall eine Aero Lloyd ( in Errinnerung ) 1665 -ADEP ist der Abflughafen - hier Wien -ADES Zielflughafen - Frankfurt -EOBD Datum - 2004 April 8. -EOBT Estimate Offblock Time in UTC - hier wäre unser Flug um 20.00 lokal geplant gewesen -CTOT und hier der eigentliche Air Way Slot. Minus 5 und Plus 10 als der Zeitraum ist von 1837 bis 1852. -REGUL die Regulation - hier irgendwo in FRA - da gibt es elend lange Liste wo ich genau weiss was da los ist - schaut aber keiner nach ! -TAXITIME - die Zeit um durchschnittlich vom Parkplatz zum Lineup resp Startposition; in VIE 13 Minuten, in FRA sind es soviel ich weiss 20. -REGCAUSE der IATA Delaycode - hier 84 was standardmässig ( ATFM due to Weather at Destination ) jetzt gibt es einige Tricks so einen Slot zu verbessern. Ich kann die EOBT jederzeit verändern. Nehmen wir an unser Flug ist ein Ferry Flug, die Crew ist um 1715z an Bord. Dann lege ich die EOBT auf 1730 - vielleicht wird der Slot besser und landet irgendwo bei 1810 - der Flug wird pünktlich. ( hoffentlich zumindest ). Es ist aber Standard dass die Zeit die der Fluggast hat oft nicht die EOBT ist. Dispatcher spielen sich solange ( gilt hauptsächlich für kritische Routen wie FRA, CDG, LHR als Bsp. ) bis sie einen "guten Slot" haben. Letztes Jahr war mal Streik in Frankreich. Da war ein Flug nach LPA ab VIE. Abflug um 1300z und der erste Slot für 1533z also sehr sehr böse. Der Dispatcher hat die EOBT auf 1100 vorgelegt ( also eine Zeit wo noch nicht mal die Crew da war ) und der Slot war nun irgendwo bei 1230 - jetzt viel zu früh. Also wird die Zeit nun auf 1200 geändert - Slot nun 1330 - damit können wir leben. Ich persönlich mache so eine Spielerei sehr gerne - vor allem wenn man als Ramper persönlich am Flieger ist und man für die Slotkoordination auch zuständig ist. Wenn der Slot besser wird haben schon ein paar Besatzungen mal ein C-Class Essen in mein Auto gelegt. Ich hoffe ich habe mal ein bisschen Licht ins Dunkel gebracht [ Diese Nachricht wurde geändert von: D-ABZI am 2004-04-08 21:31 ]
Gast delta777 Geschrieben 8. April 2004 Melden Geschrieben 8. April 2004 Jetzt hab ich mal ne Frage: Wenn eine Airline einen Slot für eine Strecke z.B. von DUS-SKP erhält, kann diese dann beantragen den Slot an eine andere Airline zu übertragen, weil sich z.B. der Reiseveranstalter oder so für ne andere Airline entschieden hat ? Wäre mal eine interessante Frage, weil letztes Jahr im Sommer war immer ne MAT geplant und einen Monat vorher gleiche Zeiten ich glaube Cirrus oder so !!
HAJ-09L Geschrieben 8. April 2004 Melden Geschrieben 8. April 2004 @ AIR: Ich denke schon, dass so manche Airline Slots weit über dem eigentlichen Bedraf anmeldet und die überschüssigen nicht rechtzeitig retourniert. Einerseits ist das eine recht wirksame Methode, potentielle Konkurrenten aus dem "Hinterhof" zu halten und den Markteintritt zu erschweren. Andererseits ist es für die Flughäfen sehr schmerzhaft, wenn großes Interesse an Slots besteht, aber in der Saison die maximale Zahl von Flugbewegungen nicht erreicht wird. Für neue Airlines, die herzlich willkommen wären ist das dann nur das (falsche) Zeichen, dass es so gut wie keinen Sinn hat, sich um Slots in xy zu bemühen. DUS hat - soweit ich informiert bin - eine Art Kaution eingeführt. Nutzt die Airline die angemeldeten Slots, so wird die Kaution mit den Entgelten verrechnet. Verfällt der Slot, dann bekommt DUS wenigstens die Kaution als Kompensation für das entgangene Geschäft. Das wiederum gefällt den Airlines nicht...
Empfohlene Beiträge
Archiviert
Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.