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Was haltet Ihr vom Boykott bestimmter Länder?


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Hi, Leute,

 

in manchen Ländern sind Touristen ja ziemlich unerwünscht

(Saudi-Arabien z.B.), in andere sollte man als aufgeklärter

Mitteleuropäer wohl besser nicht reisen, weil die dortigen

Verhältnisse jedem Menschenrecht widersprechen (das ist ja

wohl etwa in Moldawien bzw. Transnistrien der Fall). Über die

genannten Länder gab's hier schon Diskussionen, die dann als

OT eingestuft und daher nicht weitergeführt wurden.

 

Mich würde sehr interessieren, welche Länder denn für Euch

sozusagen "unzumutbar" wären - und welche Länder Ihr (aus

welchen Gründen?) sogar "aus Überzeugung" boykottiert.

 

Was ist mit Myanmar (= Birma / Burma, das Nachbarland von

Thailand, in der eine Militär-Diktatur die Menschen unterdrückt)?

 

Der einst erhobene "Mindest-Umtausch" von 200 USD pro Nase

(in heimische Währung, mit der man dann gerade mal 2 Dosen

Cola oder 4 Flaschen Wasser kaufen konnte) ist ja nicht mehr

aktuell. Aber unsere "LADY" steht immer noch unter Hausarrest.

 

Darf man also in ein solches Land reisen (wofür die Tempel und

Pagoden sprechen würden)? Oder soll man weiterhin einen

unbefristeten Boykott durchziehen?

 

Welche Länder haben sich Eurer Meinung nach ebenfalls selbst

disqualifiziert? Welche Länder würdet Ihr aus grundsätzlichen

Überlegungen heraus zur Zeit nicht bereisen?

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USA

Weil mir die Datensammelwut der amerikanischen Grenzbehörden ziemlich gegen den Strich geht. Datenschutz und Privatspäre scheinen da ein Fremdwort zu sein nach dem, was man so hört... Die einzige Möglichkeit mich von der Boykotteinstellung abzubringen wäre ein extrem Günstiges Angebot mit vielen Umsteigeflügen (siehe 18 Flüge / 8 Tage Thread). Aber so was gibts zum Glück selten genug ;-)

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Hi,

das geht mir schon seit einigen Jahren so mit dem Bush-Land (wobei es ja bei Herrn Clinton auch nicht anders oder besser geworden ist).

Mich wurmt dabei nur, daß es anscheinend keine Möglichkeit gibt, "unten rum" mit der *A "Round the World" zu machen... Bei meiner Planung via Indien/Thailand/Australien/Neuseeland komme ich immer nur bis Papeete, aber nicht 'rüber nach Südamerika. Aber vielleicht gibt es ja mal eine Non-USA-Streckenführung, die nicht über Canada (!!!) geht.

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@OS

 

natürlich gibt es "weitaus schlimmere Länder als die USA" - drei habe ich ja schon genannt: Saudi-Arabien, Moldawien und eben Myanmar.

 

Welche gehören denn Deiner Meinung nach noch in diese Reihe?

 

Und daß in so vielen Diskussionen die USA so schlecht wegkommen, zeugt ja eigentlich nicht unbedingt davon, daß diese Staatengemeinschaft ein Ausbund an Demokratie ist, oder? Zumindest scheint sie sich wirklich sehr schlecht zu "verkaufen", sonst würde sie nicht so wahnsinnig viele Menschen gegen sich haben. Aber das ist - da hast Du sicherlich auch Recht - ein ganz anderes Thema.

 

Also noch einmal:

welche Länder boykottierst Du (und warum)? Welche Länder stehen aus welchen Gründen auf Deiner ganz persönlichen Liste von Staaten, deren Besuch Du ablehnen würdest?

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Beim Reisen sind mir eigentlich politische Gegebenheiten und Systeme egal, sofern sie nicht meine eigene Sicherheit gefährden. Ich sehe mich als politischen Menschen, der aber Grenzen gezogen hat. Politik ist nicht alles im Leben.

Ich lehne Regierungssysteme wie in China, Rußland und vielen anderen Staaten weitestgehend ab, würde mich aber nicht von einer Reise dorthin abhalten lassen. Wer so wie ich aus und mit Leidenschaft verreist, läßt sich die schönste Zeit des Jahres nicht von Politik versalzen.

Ich denke, daß Reisen eher verbindet, und Barrieren langsam aber doch verschwinden läßt.

 

Ich persönlich ärgere mich über Menschen, die sich über die USA brüskieren, aber dann gemütlich in die Türkei fliegen, als wäre es das Paradies auf Erden. Ich wünsche mir Kritik, aber bitte möglichst objektiv und gerecht.

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Simbabwe bedenklich - warum?

 

Ein Diktator, Robert Mugabe, ist selten dienlich für Harmonie und Gastfreundschaft. Hätte eher vor den Schlägertrupps der Regierung Angst!

 

Was haltet Ihr von Ghaddafis Libyen?

 

Ghaddafi ist und bleibt ein Terrorist.

 

Bekommt man für diese Länder überhaupt ein Visum?

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Naja,

für diese "technischen Probleme" würde es ja den zweiten Reisepaß geben (in Deutschland jedenfalls).

 

Die Frage ist ja nur (in Sachen Ghaddafi/Libyen):

in letzter Zeit wird verstärkt Reklame gemacht, den "exotischen Wüstenstaat" zu besuchen; es gibt spezielle Reisebüros, die sich auf Pauschal-Angebote (etwa Rundreisen in Libyen) spezialisiert haben, immer mehr Airlines bieten Flüge nach Tripolis TIP an -

"darf" man aus moralischen/politischen Erwägungen heraus dennoch nicht dahin reisen? Wo doch selbst die Bundesregierung die Öffnung des Landes (und die Hilfe bei Verhandlungen nach Geiselnahmen lobt)?

 

Ganz davon abgesehen, daß es ja wohl unschlagbar billige LH-First-Class-Tickets nach Asien ex-TIP gibt... Aber soll/darf man sich den Schneid im wahrsten Sinne des Wortes "abkaufen" lassen?

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Ich glaube nicht, dass es wirkliche "moralische Gründe" gibt, aus denen man in ein Land nicht reisen kann. Und das eben nicht, weil ich wie OS-A330 beim Reisen nichts mit Politik zu tun haben will, sondern aus genau dem entgegengesetzten Grund:

 

Auch in Staaten wie z.B. dem Iran gibt es soziale Bewegungen und eine Zivilgesellschaft - im Iran sogar eine aktive Frauenbewegung. Ich kenne Leute, die dort hingereist sind, und mit ihrem Besuch auch praktische Solidarität mit progressiven Gruppen üben konnten, ohne sich selbst in die Gefahr zu begeben, die man sich gemeinhin vorstellt. Dazu gehört natürlich die entsprechende Vorbereitung, und auch die richtigen Kontakte und das entsprechende Auftreten sind wichtig.

 

Es ist bezeichnend, dass in diesem Thread als erstes die USA genannt worden sind. Ich verweise diesbezüglich auch auf meinen Beitrag in diesem Thread: http://www.airliners.de/community/forum/vi...65&start=27.

 

Natürlich gibt es andere Staaten, deren Politik noch wesentlich kritikwürdiger ist als die der USA oder der Europäischen Union, aber auch dort gilt: Es sind die jeweils Herrschenden, die die Illusion vertreten, dass sie die gesamte Bevölkerung vertreten. Das ist in Wirklichkeit niemals der Fall.

 

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn ich reise, dann versuche ich überall, mich mit progressiven Leuten zu treffen, lerne dabei sehr viel kennen, vor allem andere Perspektiven. Gleichzeitig unterwirft man sich überall staatlicher Souveränität, aber das ist kein Grund, nicht dorthin zu reisen. Auch Reisen in Länder, in denen man sich nicht frei bewegen kann und in denen es nicht möglich ist, irgendwelche nicht-staatlichen Leute zu treffen (z.B. Nordkorea) würde ich nicht von vorne herein ausschließen.

 

Für mich kann niemals ein Kriterium für eine Reise sein, ob ich mit der Regierung einverstanden bin, dann dürfte ich nirgendwohin reisen und auch nicht nach Deutschland zurück kommen. Ein Kriterium ist vielmehr, ob ich halbwegs gefahrlos dort etwas sinnvolles machen kann - entweder sinnvoll für mich (z.B. Erholung, Konktakte, Horizont-Erweiterung, Erfahrung) oder hilfreich für andere (z.B. journalistische Arbeit, praktische Solidarität etc.) Im Idealfall trifft beides zu.

 

Abgesehen davon: Wer aus "moralischen Gründen" selbst die USA boykottiert, der müsste sich sofort für staatenlos erklären und dürfte sich in keinem Land der Welt aufhalten, auch nicht in Deutschland. Wer solche Postitionen vertritt, hat sich in den USA wahrscheinlich noch nie mit amerikanischen BürgerrechtlerInnen, Aniti-Kriegs-AktivistInnen oder Menschen in den sozialen Bewegungen auseinandergestezt. Ich habe in den USA eben auch das andere, oppositionelle Amerika kennengelernt und mich gerade in Städten wie New York diesbezüglich sehr, sehr wohl gefühlt.

 

Und wer das mitmacht, bekommt eben auch einen anderen Blick auf bundestdeutsche Zustände, was z.B. typisch deutschen Alltagsrassismus und andere deutsche Hässlichkeiten angeht, die in den USA so nicht denkbar wären (z.B. die sog. "national befreiten Zonen" in einigen Städten Ostdeutschlands).

 

Also: Ich bin sehr dankbar, dass ich zufällig in eine Situation hineingeboren wurde, die mir eine gewisse Resiefreiheit ermöglicht. Dadurch gehöre ich zu einer sehr kleinen Minderheit, denn für den überwiegenden Teil der Weltbevölkerung gibt es diese Freiheit aus ökonomischen, sozialen oder politischen Gründen nicht. Gerade weil ich mir dieses Privilegs bewusst bin, nutze ich es gerne und so viel wie möglich.

 

Viele Grüße,

 

PvD

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Moooment. Bevor wir uns hier mißverstehen. Ich reise nicht in die USA, weil mir die Nase von irgendwem nicht passt. Gut, die von dem Halbgott im weißen Haus, passt mir tatsächlich nicht, aber das is ein anderes Thema. Ich vermeide die USA, weil es mich schlicht stört, daß jemand seine Nase so tief in mein Privatleben stecken will, was ihm im Endeffekt gar nix angeht und mich unnötig durchleuchtet.

Außerdem finde ich es entwürdigend an der Einreise quasi einen Eintrag von mir in der Verbrecherkartei anlegen zu lassen.

Mir gehts nicht um die Politik, nicht um die Leute, es geht mir schlicht und einfach um das Einreiseprocedere...!

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Danke für Deine sehr bedenkenswerte Meinung.

 

Du würdest also - trotz des Boykott-Aufrufes eines großen Teils der dortigen Opposition - eine Reise nach Myanmar antreten?

 

Es gibt ja nicht wenige VertreterInnen der Meinung, daß nur durch Reisende aus anderen Kulturkreisen (und deren direkte Kontakte mit der Bevölkerung) das Regime ins Wanken gebracht werden kann.

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Auch in Staaten wie z.B. dem Iran gibt es soziale Bewegungen und eine Zivilgesellschaft - im Iran sogar eine aktive Frauenbewegung. Ich kenne Leute, die dort hingereist sind, und mit ihrem Besuch auch praktische Solidarität mit progressiven Gruppen üben konnten, ohne sich selbst in die Gefahr zu begeben, die man sich gemeinhin vorstellt. Dazu gehört natürlich die entsprechende Vorbereitung, und auch die richtigen Kontakte und das entsprechende Auftreten sind wichtig.

 

Sehr zu empfehlen ist das Buch "Mögen deine Hände niemals schmerzen", welches über eine (blonde) deutsche Frau erzählt, die auf eigene Faust den Iran bereist, und sogar ein Visum dafür bekam!

 

 

Es ist bezeichnend, dass in diesem Thread als erstes die USA genannt worden sind. Ich verweise diesbezüglich auch auf meinen Beitrag in diesem Thread:

 

Für mich ist es nicht bezeichnend, sondern eher ein Ausdruck der gegenwärtigen Hysterie. Jemand der die USA (ja, so heißen die) Bush-Land nennt, beweist damit die emotionale Überreaktion. Die wenigsten kennen die USA wirklich, angefangen bei theoretischen Grundlagen deren Systems bis zu den Menschen selber.

Europäische Medien berichten über die Anschaffung eines IPods durch GWB, und das seine Ehefrau sich abends 'Desperate Housewives' ansieht. Sind das die Dinge, die uns Europäer interessieren sollten? Eher die verhungernden Kinder in Afrika...Jeden Tag bekommen wir eine Portion Amerika aufgetischt, ob wir wollen oder nicht. Was sieht sich eigentlich Putin am Abend im TV an?

 

 

Natürlich gibt es andere Staaten, deren Politik noch wesentlich kritikwürdiger ist als die der USA oder der Europäischen Union, aber auch dort gilt: Es sind die jeweils Herrschenden, die die Illusion vertreten, dass sie die gesamte Bevölkerung vertreten. Das ist in Wirklichkeit niemals der Fall.

 

Das ist das richtige Wort: kritikwürdig ist die Politik der USA auf jeden Fall.

George W. Bush ist ein demokratisch legitimierter Präsident. Menschen haben gewählt, um ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen! Das haben wir Europäer zu akzeptieren. Oder wollen wir gar keine Demokratie?

 

Wir sollten auch wissen, daß sich Amerikaner bei weitem nicht so für Europa interessieren wie umgekehrt. Diese erzwungene tägliche Nachricht aus Übersee gibt es 'drüben' nicht!

Ich ärgere mich eher über diese europäische Überheblichkeit, als wären wir die friedfertigeren und besseren Menschen. Man brauche nur das Geschichtsbuch aufschlagen, und wird eines besseren belehrt.

 

 

Horizont-Erweiterung

 

Manchen frönen auch der horizontalen Erweiterung :-)

 

Also: Ich bin sehr dankbar, dass ich zufällig in eine Situation hineingeboren wurde, die mir eine gewisse Resiefreiheit ermöglicht. Dadurch gehöre ich zu einer sehr kleinen Minderheit, denn für den überwiegenden Teil der Weltbevölkerung gibt es diese Freiheit aus ökonomischen, sozialen oder politischen Gründen nicht. Gerade weil ich mir dieses Privilegs bewusst bin, nutze ich es gerne und so viel wie möglich.

 

Ich fühle mich privilegiert, weil ich wie Du durch die Welt reisen kann, und überlebe! Manche meiner Verwandten würden Europa nie verlassen! Ich habe bis jetzt in jedem Land liebenswerte Menschen getroffen. Aber ich habe noch sehr viele Länder nicht gesehen....

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Hi,

auch ich bin sehr dankbar für den glücklichen Umstand, daß ich erstens in ein Land hineingeboren wurde, in dem man nun wirklich ziemlich "frei" sein und sich fühlen darf - und zweitens, daß ich meine Lebensliebe ausgerechnet in einem Land gefunden habe, das man bis vor kurzem ja ebenfalls als eine Art "Traum" bezeichnen konnte.

Aber was jetzt hier und gleichzeitig in Thailand abgeht (und in der nächsten Zeit wohl noch abgehen wird), das ist ja nur noch schwer zu ertragen: Schily und Thaksin versuchen derzeit ja echt, sich gegenseitig zu übertrumpfen in "Big Brother"-Gesetzen (hat in diesem Fall nichts mit dieser furchtbaren Fernseh-Serie zu tun).

Total-Überwachung allüberall, wie ich es bisher allenfalls von chinesischen "Sicherheits"-Behörden kannte.

Aber was soll man machen, wenn die familiären Bande einen hier- und dorthin ziehen...

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Ich vermeide die USA, weil es mich schlicht stört, daß jemand seine Nase so tief in mein Privatleben stecken will, was ihm im Endeffekt gar nix angeht und mich unnötig durchleuchtet.

Außerdem finde ich es entwürdigend an der Einreise quasi einen Eintrag von mir in der Verbrecherkartei anlegen zu lassen.

 

Aber gerade diesbezüglich frage ich mich: Welche Staatsbürgerschaft wirst du annehemen, wenn in ein paar Jahren die biometrische Erfassung der gesamten Bundesbevölkerung durch den biometrischen Ausweis abgeschlossen ist? Protestierst du gegen diese in meinen Augen sehr fragwürdigen Vorhaben genauso aktiv wie gegen das Procedere an den USA-Grenzen? Und was hast du in den vergangenen Jahren gemacht, in denen sich in Deutschland die Überwachung von Telefonanschlüssen durch staatliche Institutionen verdreifacht hat? Wie gehst du gegen die mannigfaltigen Einschränkungen deiner Privatsphäre hier in Deutschland vor? Hast du gegen die Einführung des Ausländerzentralregisters protestiert, mit dem die BRD erstmals eine solche Datensammelwut für große Teile der Bevölkerung erprobt hat und bei dem klar war, dass sich ähnliche Praktiken über kurz oder lang auf die gesamte Bevölkerung ausdehnen werden?

 

Wenn du all dies gleichmütig hinnehmen solltest und es kein Grund für dich ist, dich nicht in Deutschland aufzuhalten, dann kann ich nur sagen: Für mich hört sich deine Ablehnung einer USA-Reise nach Stammtisch-Ideologie an. Ich bin mir sowohl der Datenschnüffelei in den USA als auch hier bewusst, kritisiere beides, nehme aber dennoch sowohl das Recht in Anspruch in Deutschland zu leben als auch in die USA zu reisen. Und vor allem: Gegen diese Dinge, die ich für falsch halte, kämpfe ich in erster Linie in dem Land an, in dem ich wohne. Natürlich unterstütze ich auch die Leute, die das in den USA tun. Aber von Deutschland aus mit dem Finger gen Westen zu zeigen und sich dabei in den deutschen Verhältnissen bequem einrichten, das ist mir persönlich zu unehrlich.

 

Du würdest also - trotz des Boykott-Aufrufes eines großen Teils der dortigen Opposition - eine Reise nach Myanmar antreten? Es gibt ja nicht wenige VertreterInnen der Meinung, daß nur durch Reisende aus anderen Kulturkreisen (und deren direkte Kontakte mit der Bevölkerung) das Regime ins Wanken gebracht werden kann.

 

Naja, ich glaube nicht, dass Militärdiktaturen ein Problem bestimmter "Kulturkreise" sind, und dass westliche "Kulturkreise" durch ihren Einfluss per se positive Auswirkungen haben. Das hast du bestimmt auch nicht so gemeint, denn gerade in unseren "Kulturkreisen" sind ziemlich barbarische Diktaturen noch nicht mal ein ganzes Menschenalter her. Ansonsten können Reisen sicherlich sowohl durch die Devisen als stabilisierend wirken als auch subversiv.

 

Was Burma äh Myanmar angeht, kenne ich mich für eine konkrete Entscheidung zu wenig aus. Ich weiss allerdings, dass die dortige Militär-Junta den Fremdenverkehr offensiv ausbauen will, eben um das Land zu stabilisieren. Daher ist vielleicht auch der Boykott-Aufruf der örtlichen Opposition zu erklären, von dem du berichtest. Für eine konkrete Entscheidung wären folgende Faktoren für mich wichtig:

 

1.) Gibt es einen wirklichen Grund, dort hin zu fahren? Kann ich meine touristische Reise vielleicht sogar so organisieren, dass ich mit reiner Präsenz an bestimmten Orten oder bei bestimmten Organisationen irgendwen schützen kann? Das ist gerade in Staaten, die den Tourismus ausbauen wollen, nicht völlig ausgeschlossen.

 

2.) Kann ich die Finanzen, die ich im Land lasse, so lenken, dass davon nicht in erster Linie das Regime profitiert? Ist es z.B. möglich, in privaten Zimmern/Herbergen zu übernachten oder bin ich in der Tat gezwungen, Zimmer in staatlich kontrollierten Hotels zu mieten? Gibt es darüber hinaus noch andere vielleicht (unspektakuläre, aber sinnvolle) Möglichkeiten, die Zivilgesellschaft zu unterstützen?

 

3.) Was würden jene Oppositionsgruppen, deren Positionen ich politisch teilen würde oder zumindest akzeptieren könnte von einer Reise unter diesen Vorraussetzungen halten? Würden sie sich immer noch für einen Boykott aussprechen? (Hintergrund der Frage: Nicht alle Oppositionsgruppen halte ich automatisch für unterstützenswert - Gegen die autokratischen Regime in der arabischen Welt gibt es eine starke islamistische Opposition, an deren Forderungen ich mich nicht orientieren möchte. Und auch wenn Cuba mit Sicherheit kein blühend-idialer Karibik-Sozialismus ist, würde ich mich niemals mit den rechten, USA-abhängigen exilcubanischen Organisationen gemein machen, die sich zum Teil nach der Batista-Diktatur zurück sehnen.)

 

Jemand der die USA (ja, so heißen die) Bush-Land nennt, beweist damit die emotionale Überreaktion. Die wenigsten kennen die USA wirklich, angefangen bei theoretischen Grundlagen deren Systems bis zu den Menschen selber.

 

Und ich habe das Gefühl, dass der psychologische Mechanismus dahinter der ist, dass man sich im eigenen Land eben wohler fühlen kann, wenn man ein anderes in dieser Form kritisiert. Bestes Beispiel ist der Unterschied der deutschen Reaktionen auf den Kosovo- und auf den letzten Irakkrieg. Beide kann man mit einigem Recht als völkerrechtswidrige Angriffskriege bezeichnen. (Man kann dem auch widersprechen.) Beim Kosovokrieg war die Bundeswehr an forderster Front dabei und deutsche Tornados haben auf Jugoslavien geschossen, während Verteidigungsminister Scharping im Fernsehen von angeblichen Konzentrationslagern im Kosovo fabuliert hat. Der Protest der deutschen Bevölkerung war sehr verhalten, kaum wahrnehmbar.

 

Als sich ein deutscher Bundeskanzler aus wahltaktischen Gründen gegen den Irakkrieg ausspricht und die Scharping-Rolle von der US-Administration übernommen wird, da bildet sich plötzlich eine breite deutsche Friedensbewegung mit antiamerikanischer Prägung, die sich darüber freut, dass "wir Deutschen" endlich auch mal die Guten, die Moralischen sein dürfen. Und an meiner Wohnungstür zieht eine Anti-Kriegsdemo vorbei, auf der eine Rednerin erklärt, das "deutsche Volk" würde jetzt zeigen, dass es gegen Krieg ist. Mit einer solchen Moral kann ich nichts anfangen, die ist mir suspekt. Und das erst recht, weil ich den Irak-Krieg (und den Kosovo-Krieg) für grundsätzlich falsch gehalten habe.

 

Und mit einem ähnlichen kritischen Bewusstsein mache ich auch meine Reiseplanungen. Und manchmal siegt auch der Opportunismus, wenn ich auf Grund eines super-günstigen Last-Minute-Angebotes auch in einen Hotelbunker nach Tunesien fahre - obwohl ich weiss, dass dort Leute allein wegen öffentlicher Internet-Kritik am Präsidenten ins Gefängnis geworfen werden, dass Präsident Ben Ali die Verfassung aushöhlt und dass das Land von einer "gelenkten Demokratie" im Putinschen Sinn in eine echte Diktatur zu kippen droht. Ein solcher Strandurlaub kann auch mal nett und erholsam sein, erfüllender finde ich jedoch Reisen, bei denen ich es schaffe, auch soziale oder politische Kontakte einzubinden. Trotzdem geht's ende September erstmal wieder nach Florida, wo ich mich fast nur mit der Natur (Fotografieren) und auch dem Strand beschäftigen werde.

 

Viele Grüße,

 

PvD

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@vanDusen

 

Dein Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf!

 

In unseren Breiten wird mit zweierlei Maß bewertet. Man würde sich bei sehr ähnlichen Situationen auch ebensolche Reaktionen erhoffen.

Ich kann mich an viele Anti-Bush Demos erinnern, aber an keine Anti-Putin respektive Anti-Hussein Kundgebungen. Spricht doch eigentlich für sich, und die politische Szene, die dahinter steht.

 

PS: Wie schaffst Du es spätabends solche Kommentare zu verfassen? :-)

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zur nervigen Datensammelwut:

 

was soll man denn bitteschön von diesem Nürnberger Typen namens Dr. Beckstein, Günther, CSU, und im sog. "Kompetenz-Team" der Frau Merkel für Inneres (!!!) zuständig, halten?

 

Was wird uns da noch so alles erwarten?

Der steht ja noch einige Kilometer weiter "rechts" als Schily...

 

Und er fordert öffentlich den "Fingerabdruck des 21. Jahrhunderts" - die genetische Datenbank aller Bürger. Und heute wird allen Ernstes über einen "Gentest bei Einstellungsgesprächen" geredet. Von "gläsernen Menschen" kann dann ja wohl nicht mehr die Rede sein in Deutschland.

 

Was wird da vorbereitet?

 

Soll man "Gnade uns Gott!" (oder wer auch immer) seufzen oder anfangen, sich jetzt schon gegen diese kommende Gesinnungs-"Tyrannei" zur Wehr zu setzen?

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Beim Reisen sind mir eigentlich politische Gegebenheiten und Systeme egal, sofern sie nicht meine eigene Sicherheit gefährden. Ich sehe mich als politischen Menschen, der aber Grenzen gezogen hat. Politik ist nicht alles im Leben.

Ich lehne Regierungssysteme wie in China, Rußland und vielen anderen Staaten weitestgehend ab, würde mich aber nicht von einer Reise dorthin abhalten lassen. Wer so wie ich aus und mit Leidenschaft verreist, läßt sich die schönste Zeit des Jahres nicht von Politik versalzen.

Ich denke, daß Reisen eher verbindet, und Barrieren langsam aber doch verschwinden läßt.

 

Ich persönlich ärgere mich über Menschen, die sich über die USA brüskieren, aber dann gemütlich in die Türkei fliegen, als wäre es das Paradies auf Erden. Ich wünsche mir Kritik, aber bitte möglichst objektiv und gerecht.

 

Ganz meine Meinung!

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Ich bin stolz Ami zu sein ;) (dual nationality AUS/ USA).

 

Nach Myanmar möchte ich unbedingt mal, auch nach Cambodia, weil wie schon in einem anderen Thread gesagt habe, meine Denkweise sich in buddhistische Richtung tendiert und die Tempel wirklich sehenswert sind.

Vor allem solche Nationen, die man boykottieren würde, würde ich gerne kennen lernen, auch Nordkorea oder Saudi Arabien, wobei letzteres doch etwas extrem ist (öffentliche Hinrichtungen etc). Grundsetzlich würde ich überall hinreisen, außer vielleicht Palestina.

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Hi, QF!

 

In Sachen Angkor Wat / Siem Reap in Cambodia muß ich Dir unbedingt recht geben - es ist einfach unglaublich, was die (alten, nicht die "roten"!) Khmer da geschafft haben. Einfach überwältigend, wenn Du die Treppen hinaufgeklettert bist und die gesamte Tempelanlage von oben siehst.

 

Außerdem müssen die mehr als 2.000 Pagoden auf der burmesischen Seite der Westgrenze Thailands (vor allem aus dem Ballon betrachtet) einfach umwerfend sein. Aber ich bin mir eben noch nicht sicher, ob man das Land wirklich bereisen soll, solange die Militärs die "Lady" weiterhin "unter Hausarrest" (= gefangen) halten.

 

Und dann stehen bei mir auf der Wunschliste noch ganz oben die Tempelanlagen von Borobodur / Yokjakarta (Indonesia), die Maya-Tempel und das Taj Mahal in Indien (wobei die beiden letzteren wohl inzwischen nicht mehr "schön" sind, weil viel zu überlaufen).

 

Andererseits: wer weiß denn schon, wielange man überhaupt noch die Möglichkeit hat, diese Bauten anzusehen? Mir blutet jetzt noch das Herz, daß ich die grandiosen Buddha-Statuen vor ihrer Sprengung durch die Taliban-Barbaren nicht gesehen habe.

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Naja,

dann könnte man ja auch sagen:

das ganze Wählen nützt nichts, weil:

was macht schon eine/meine Stimme aus.

 

Ich sehe mich da schon in der privilegierten Situation

eines Multiplikators; es kümmert die Machthaber dort

vielleicht nicht, ob ich komme. Aber wenn die 100 oder

200 Leutchen, die ich erreichen und von einem Boykott

überzeugen kann, nun ihrerseits wieder ihre Freunde

und Bekannten davon überzeugen, nicht in dieses Land

zu reisen (und so weiter und so fort), dann wird's u.U.

auch für solche Militärs mal nicht mehr lustig.

 

Und das ist ja der Gedanke, der hinter jedem Boykott-

Aufruf steckt. Das war in Sachen Shell (Brent Spar) oder

vielen vielen anderen so. Denk' doch mal an den langen

"Kampf", den die Leute wegen des inhaftierten Nelson

Mandela seinerzeit durchgehalten haben. Viele Hundert-

Tausende haben Südafrika damals weder besucht noch

Produkte aus dem Apartheid-Land gekauft (obwohl sie

doch um einiges süßer waren als andere...).

 

Ich bin fest davon überzeugt, daß die jetzige Haltung der

Militär-Regierung der Union Myanmar zu einem nicht

allzu kleinen Teil dadurch zu erklären ist, daß unser

Boykott bis jetzt fast lückenlos gewesen ist. Anscheinend

ist es doch so, daß die Summe der Einzelnen selbst ein

solches starres Unrechts-Regime langsam "weichkochen"

kann. Die Frage für mich ist eben nur: ist jetzt schon der

Zeitpunkt gekommen, den bisher fast vollständigen

Boykott aufzugeben (außer Lauda Air gab es zeitweise

nicht eine einzige europäische Airline, die Yangoon anflog).

 

Wenn die Qatar-Pläne, zusätzlich auch von Berlin aus zu

starten (und vielleicht sogar zum echten *A-Mitglied zu

mutieren), Wirklichkeit werden, könnten wir mit nur einmal

Umsteigen nach Rangun düsen (das war der Ausgangs-

Punkt dieser Frage).

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