taco Geschrieben 30. April 2006 Melden Geschrieben 30. April 2006 Ich habe gesehen, dass es schon diverse Tripreports über das Reiseziel Paris gibt. Alle bisherigen Berichterstatter sind jedoch via CDG in Paris angekommen. Seit Anfang April gibt es die Möglichkeit mit HLX von HAJ oder STR nach Orly zu fliegen. Da diese Strecken im doppelten Tagesrand bedient werden, habe ich im Januar einen Daytrip STR-ORY-STR für 39,98 € pro Person gebucht. Ein Tagesausflug nach Paris – endlich mal ein Ziel für das ich auch meine Frau spontan begeistern konnte. Ich möchte euch hier nicht mit dem x.ten Foto vom Eiffelturm oder Arc de Triomphe langweilen, sondern versuche, die An- und Abreise über ORY etwas in den Vordergrund zu stellen. Für mich war es endlich mal wieder ein LoCo-Trip, bei dem die Flugzeiten am Tag des Fluges mit denen am Tag der Buchung tatsächlich (fast) übereinstimmten. Ich habe den (subjektiven) Eindruck, im vergangenen Winter wurden besonders viele Flüge verändert, verlegt oder gestrichen – vielleicht hatte ich auch nur besonderes Pech? Die Fahrt zum Flughafen und Parkplatzsuche gingen erstaunlich schnell, so dass wir kurz vor 6.00 Uhr am HLX-Check-In –Schalter eintrafen und ohne große Wartezeit mit den Nummern 45 und 46 einchecken konnten (die Nummern interessieren in STR sowieso niemanden). Ein HLX-Online-Check-In ist beim Reisziel Paris derzeit nicht möglich. Die Sicherheitskontrolle war in wenigen Minuten passiert. Da in Baden-Württemberg Schulferien waren, hatte ich an diesem Morgen eigentlich einen etwas größeren Andrang am Flughafen erwartet. So waren wir schnell an unserem Gate. Ein Blick auf die Mitreisenden zeigte dann doch, dass Schulferien waren: Die Schlipsträger mit Aktentasche und Notebook waren an diesem Mittwoch nur eine kleine Minderheit (höchstens 15). Den großen Rest trieb wohl eindeutig touristisches Interesse nach Paris. Es war ein bunt gemischtes Grüppchen, das da am Gate 361 wartete: Familien und Alleinreisende mit kleinen Kindern, Grüppchen von jungen Mädchen, Rentnerehepaare, farbige Franzosen, junge Paare – alles war vertreten. An solchen Tagen finde ich es meist viel interessanter meine Mitreisenden zu studieren, als mich in eine Zeitung zu vertiefen. Pünktlich um 07:05 Uhr begann das Boarding und wir wurden mit dem Bus zur D-AGPP gefahren. Das ist die Fokker-100, die HLX in den letzten Wochen in STR stationiert hat. Im Unterschied zu den anderen LoCo-Flügen, wird bei der Fokker nur ein Bus eingesetzt. Die Maschine war fast hundertprozentig voll besetzt. Ich habe nur einen leeren Platz ausmachen können, aber vielleicht habe ich auch noch einen übersehen. Um 07:30 hieß es „Boarding completed“, doch dann meldete sich das Cockpit und teilte uns mit, dass sie aufgrund des Traffics in ORY einen etwas späteren Slot bekommen hätten und daher noch 10 Minuten warten werden bis sie die Triebwerke starten. Durch die miese Tonqualität der F-100 Lautsprecher sind solche Ansagen allerdings relativ schwer verständlich. So machte ich mir es auf Platz 5A gemütlich und war mal wieder fasziniert von der Beinfreiheit in der F-100. Flug: X3 5252 STR–ORY Aircraft: Fokker 100 D-AGPP op. by Germania sched.: 07:35 – 09:00 Uhr, tatsächlich: 07:45 – 09:00 Uhr Auslastung fast 100 % Nach dieser kurzen Verzögerung ging es dann zur Rwy 25, von wo wir kurz vor 8:00 Uhr in den wolkenlosen Frühlingshimmel starteten. 10 Minuten nach dem Start tauchten bereits die ersten Wolken auf und die Bewölkung wurde schnell so dicht, dass bis zum Landeanflug auf Orly keine Bodensicht mehr bestand. Im Unterschied zu den anderen HLX-Maschinen hat die Fokker leider keine Airshow zur Orientierung, aber bei solch einem kurzen „Hüpfer“ ist das sicher zu „verschmerzen“. Die reine Flugzeit war mit 55 Min. berechnet. Wenige Minuten vor der Landung tauchten wir durch die Wolkendecke: Final Approach ORY Um 8:56 setzten wir dann auf der 25 in ORY auf und nach wenigen Metern auf dem Taxiway sah ich bereits, wer hier zu Hause ist: Corsair (und natürlich Air France). Auf unserem erstaunlich kurzen Weg zur Parkposition (max. 5 Min.) kamen wir an sechs 747 vorbei. (4 Corsair, 2 Air France). Hier die F-HJAC (z.Zt. gestored), die F-GTUI und die F-HSEX, links nicht mit auf dem Bild: F-HSEA Diese 747 gehören zur Air France Dom-Flotte für die Karibik-Verbindungen Über eine Fluggastbrücke konnten wir rasch ins Terminal Sud aussteigen. Vom Terminal aus sah ich noch eine fliegerische Rarität: Eine B727-200 mit Winglets (6V-AEF) der senegalesischen Regierung Im Terminal Orly-Sud sind die Fußwege relativ weit. Ansonsten wirkt das Terminal, obwohl es bereits aus dem Jahr 1961 stammt, immer noch ansprechend. Besondere Architektur kommt eben nicht so schnell aus der Mode. Die Einzel-Fahrt von Orly in die Innenstadt kostet 9,05 €; wer am selben Tag wieder zurück zum Flughafen möchte, fährt daher mit einem Tagesticket (Paris Visite) für 16,75 € günstiger. Das Tagesticket wird allerdings nur am Automaten verkauft. Da ich nur einen 50-€-Schein hatte, der Automat aber nur Münzgeld zurück gibt, könnt ihr euch vorstellen, wie mein Geldbeutel danach aussah… Vor dem Terminal Sud hält der OrlyVAL (Véhicule automatique léger). Es handelt sich um einen führerlosen Zug bei dem die Bahnsteige durch Glaswände von den Gleisen getrennt sind. Die Bahnsteigtüren in den Glaswänden öffnen sich synchron zu den Zugtüren. Dieser Zug fährt zunächst zum Terminal Orly Ouest (2 Minuten Fahrzeit) und dann zum Bahnhof Antony (weitere 6 Minuten Fahrzeit). Von Antony geht es weiter mit den RER-Zügen der Linie B, die im 10 Minuten-Takt verkehren und ca. 20 Minuten bis ins Zentrum von Paris (z.B. les Halles) benötigen. So beträgt die Transferzeit von Orly bis in die Innenstadt insgesamt ca. 30-45 Minuten. Da ich noch nie im Hochhausviertel „La Défense“ war, begann hier unsere heutige Besichtigungstour. Ich war wirklich beeindruckt von der Architektur dieses Geschäftsviertels mit der „Grande Arche“ im Mittelpunkt. Hier wurde wirklich geklotzt und nicht gekleckert, dagegen wirkt der Potsdamer Platz fast schon provinziell ;-) Mit der Metro ging es dann zurück zum Arche de Triomphe und von dort weiter zu Fuß zum Eiffelturm. Leider waren die Schlangen doch beträchtlich lang, aber meine Frau meinte, wer wie sie zum ersten Mal in Paris ist, muss da auf jeden Fall hoch. Also haben wir uns in die Schlangen eingereiht und nach einer guten Stunde Wartezeit durften wir dann auch auf den Turm steigen. Wir zogen die Treppe dem Fahrstuhl vor, was immerhin weniger als die Hälfte kostete und auch noch ziemlich Spaß machte. Wer nicht gerade gehbehindert ist, dem sei die Treppe wirklich empfohlen. Runter kann man dann ja den Aufzug benutzen. Solch eine Schlange gab es an jedem der 4 Pfeiler des Eiffelturms. Von der 2. Plattform bis zur Spitze geht es dann nur noch mit dem Aufzug weiter, aber da die Wartezeit vor diesem Aufzug nochmals 30 Minuten betrug, fiel es uns nicht schwer darauf zu verzichten. Immerhin ist die Aussicht auch von der 2. Plattform nicht schlecht: Unser Weg führte uns weiter über die École Militaire, ein kurzes Stück mit der Metro zum Place de la Concorde und von dort durch die Tuillerien zum Louvre. Hier haben wir uns auf die Aussenansicht beschränkt, denn für einen Besuch des Louvres sollte man wohl einen ganzen Tag einplanen. Weiter ging´s zum Hôtel de Ville und zur Notre Dame. Abschließend bummelten wir durch die Fußgängerzone rund um das Centre Pompidou, wo wir uns noch in einem Restaurant für den Rückflug stärkten. Solche Cafés tragen mit zum besonderen Charme von Paris bei. Fast vor dem Restaurant befand sich ein Eingang in die Metrostation „les Halles“ und ich dachte, wir könnten uns nach dem Essen bequem in den Zug Richtung Orly setzen. Doch da hatte ich mich etwas getäuscht, da die Unterwelt der Metro eine riesige Ausdehnung hat und wir von unserem Treppenabgang bis zu dem Gleis an dem die RER-Linie B abfährt, fast eine Viertelstunde zu Fuß unterwegs waren. Meine Frau meinte, wir unterqueren die halbe Innenstadt von Paris: Treppen rauf und runter, lange Tunnels, links abbiegen, rechts abbiegen usw.. Jedenfalls bin ich mir sicher, dass wir nicht im Kreis gelaufen sind. (In London gibt´s auch so eine U-Bahn-Station mit ewig langen Wegen, weiß aber gerade nicht mehr, wie die heißt). Die Rückfahrt zum Flughafen erfolgte dann in umgekehrter Reihenfolge wie am Morgen: Zuerst RER bis nach Antony, dann mit dem OrlyVAL wieder zum Terminal Sud. Mit Umsteigen dauerte die Fahrt ca. 30 Minuten, so dass wir gegen 19:20 Uhr am Terminal eintrafen. Durch unseren langen „U-Bahn Fußmarsch“ waren wir mind. 15 Min. später im Terminal als ich geplant hatte, dann stellte ich auch noch fest, dass die planmäßige Abflugzeit bereits um 20:35 Uhr ist und nicht um 20:40 Uhr, wie es auf meiner Buchungsbestätigung stand – aber wir lagen zeitlich ja noch im grünen Bereich. Für die beiden HLX-Flüge nach STR und HAJ waren 2 Schalter von Corsair geöffnet. Wir waren in diesem Moment die einzigen Passagiere und daher war das Einchecken bei den überaus freundlichen Corsair-Damen in 2 Min. erledigt. Obwohl es noch 1:15 Stunden bis zum planmäßigen Abflug waren, bekamen wir bereits die Bordkartennummern 91 und 92 (und waren damit schon unter den letzten 15) - aber die Boarding-Nummer spielt bei HLX in ORY überhaupt keine Rolle. An der Sicherheitskontrolle war genauso wenig los wie beim Check-In, so dass auch dies in 2 Min. erledigt war. Nach einem längeren Fußweg kamen wir in den bereits gut gefüllten Wartebereich unseres Gates. Im hinteren Teil des Wartebereichs ging es südländisch lebhaft zu, da hier gerade das Boarding des Air-Europa Fluges nach Alicante begann. Die meisten Paxe waren wohl Spanier. Als Maschine war die EC-IYI (eine der beiden Disneyland-Logojets) im Einsatz. Leider gelang mir durch die Terminal-Scheiben kein vernünftiges Foto von dieser 738. Kaum hatten wir uns im Wartebereich niedergelassen, rollte zu meiner Überraschung bereits unsere HLX-Maschine auf ihre Parkpositon – 50 Minuten vor der geplanten Abflugzeit! Erstaunlich, wenn man sieht, wie knapp die Zeiten sonst bei den LoCos kalkuliert sind. So konnten wir bereits gegen 20:00 Uhr über die Fluggastbrücke die D-AHLD (T-Mobile Logojet) betreten. Die Maschine stammt aus dem Jahr 1990 und war von 1998-2004 bei Malev im Einsatz. Auch wenn die Außenlackierung (über deren Schönheit man sicher streiten kann) recht neu ist (Feb. 2006), sieht man der Maschine im Inneren ihre 15 Jahre schon an. Die grauen Ledersitze sind nicht schlecht, aber die meisten Kunststoffteile (z.B. Lampeneinfassungen, Seitenverkleidungen) wirken schon etwas vergilbt und z.T. rissig. Hier und da sind Eckchen abgebrochen und es fehlen auffallend viele der Sonnenschutzjalousien. Wirklich gestört hat mich das allerdings nicht, denn funktioniert hat alles bestens (einschließlich der Airshow). Die fast gleich alte Fokker auf dem Hinflug machte ungefähr denselben vergilbten Eindruck bezgl. ihres Interieurs. Hier wirken die HLX-73G und die meisten 4U-Maschinen doch deutlich „frischer“. Flug: X3 5352 ORY - STR Aircraft: Boeing 737-5K5 D-AHLD (Spirit of T-Mobile) sched.: 20:35 – 22:05 Uhr, tatsächlich: 20:23 – 21:40 Uhr Auslastung 105 von 128 (82 %) Um 20:15 hieß es dann bereits „Boarding completed“ und wenige Minuten später wurden wir vom Gate geschoben. So erfolgte der Abflug bereits eine Viertelstunde früher als im Plan vorgesehen und da die Flugzeit laut der Crew auch nur mit 50 Minuten berechnet war, setzten wir nach ruhigem Flug bereits kurz nach 21:30 Uhr wieder auf der 25 in STR auf. Ein letzter Blick auf Paris… Da die HLX-Maschinen in STR oft auf den hintersten Parkpositionen übernachten (neben DaimlerChrysler Aviation), benötigten wir noch rund 10 Minuten auf dem Taxiway, dennoch standen wir bereits 25 Minuten vor der geplanten Zeit auf unserer Parkposition. So viel zu früh war ich bei LoCo-Flügen eigentlich noch nie zu Hause – auch angenehm. Ein wirklich schöner Daytrip bei dem alles passte: Flugzeiten, Preis, Reiseziel, Wetter - zur Nachahmung jederzeit empfehlenswert! Sicher wäre es auch kein Fehler, ein, zwei oder mehr Tage anzuhängen, da Paris wirklich viel zu bieten hat.
FLIEGER6 Geschrieben 30. April 2006 Melden Geschrieben 30. April 2006 Hallo, Taco, danke für diesen informativen Bericht. Insbesondere der Transfer Orly-Innenstadt war für mich relevant, da ich im September auch mit HLX Stuttgart-Orly und nachmittags dann mit EZY nach Madrid fliege. Bei max. 30 Minuten Transfer sollte noch ein Paris Besuch möglich sein. Mit der D-AHLD bin ich auch erst vor kurzem geflogen, war für mich ganz ok. Gruß, Markus (FLIEGER6)
taco Geschrieben 30. April 2006 Autor Melden Geschrieben 30. April 2006 @FLIEGER6: Danke, es freut mich natürlich, wenn mein Bericht für dich informativ war. Nur Vorsicht: Ich habe nicht geschrieben, dass die Transferdauer max. 30 Minuten beträgt, sondern 30-45 Minuten. Das kommt darauf an, ob man auf den OrlyVAL erst warten muss, oder ob er schon abfahrtsbereit dasteht. Auch das Umsteigen in Antony kann unterschiedlich lange dauern. Daher sind 30 Minuten zwar durchaus realistisch, aber kalkulieren sollte man wohl lieber mit 45 Min. oder noch sicherer mit 60 Min. einschließlich Orientierungsphase und Fahrkartenkauf.
FLIEGER6 Geschrieben 30. April 2006 Melden Geschrieben 30. April 2006 Hallo, Taco, danke nochmal und kein Problem. Ich war bereits mehrmals in Paris und habe dann ca. 5 Stunden zwischen den geplanten Flügen. Sollte dann auch bei einer Stunde möglich sein. Mal sehen ob ich die dann in Orly verbringe oder doch in die Stadt fahre. Gruß, Markus (FLIEGER6)
taco Geschrieben 30. April 2006 Autor Melden Geschrieben 30. April 2006 Für 5 Stunden Aufenthalt in ORY wäre vielleicht auch das Flugzeugmuseum Delta am Rande des Flughafens interessant. http://museedelta.free.fr Dort stehen u.a. eine Concorde, eine Caravelle und eine Mercure. Etwas eingeschränkt sind allerdings die Öffnungszeiten: Nur mittwochs bis samstags 14.30 - 17.30 Uhr. Ich war noch nicht dort. Vielleicht kann jemand anderes darüber berichten? Man sieht die Concorde zwar vom Terminal Sud aus, aber ich weiß nicht genau, wie man dort hinkommt.
Lockheed Geschrieben 1. Mai 2006 Melden Geschrieben 1. Mai 2006 Sehr schöner Bericht! Vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, ihn hier zu publizieren. ORY ist mein absoluter Lieblingsflughafen in Paris - er ist relativ kompakt, nicht allzusehr überlaufen und hat den seltenen Charme gelungener 60er-Jahre-Architektur. Darüber hinaus hat man aufgrund des Airline-Mix vom ersten Moment an den Eindruck, in Frankreich zu sein, was in CDG aufgrund der größeren Internationalität des dortigen Angebotes schwerer fällt.
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