herby44 Geschrieben 17. Juni 2008 Melden Geschrieben 17. Juni 2008 Hallo, ich möchte gerne wissen, ob es in der internationalen Verkehrsfliegerei eine einheitliche Sprachregelung gibt und wenn ja, ob es Mindesstandards gibt, die einzuhalten sind. Durch Zufall stieß ich auf ein Video, das mich etwas irritiert hat. Es soll niemand diskriminiert werden, aber liegt in dieser Problematik nicht eine große Gefahr? Vielleicht ist dies ja auch nur einer der ganz wenigen Fälle, die halt in anderen Ländern auch passieren können? Was sagen die Experten? mfg h
nochda1 Geschrieben 17. Juni 2008 Melden Geschrieben 17. Juni 2008 Wenn ich Arbeitsbedingt in den Flugfunk höre, dann habe ich schon oft gegrübelt, was sie da so erzählen. Lustig ist es, wenn Chinesen, Franzosen, oder Russen Englisch sprechen :-)! Okay, dass was sie da im Fernsehen gezeigt hatten, ist Panikmacherei. Für das Fachenglisch müssen Piloten eine Prüfung anlegen und selten wir über den Wolken Längere Allgemeine Konversation betrieben. Trotzdem sollte es für mehr als die Standart Sätze reichen :-)!
Ronaldinho Geschrieben 17. Juni 2008 Melden Geschrieben 17. Juni 2008 @nochda1 so dermaßen auf der leichten Schulter nehmen sollte man das nicht, denn letztendlich ist bei Menschenleben absolut jedes Missverständnis fehl am Platze. Dazu auch das folgende ... http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,559548,00.html Wenn man desöfteren den Funk von JFK abhört (via liveatc.net) gewinnt man den Eindruck dass solche Probleme wie im o.g. Video mindestens einmal am Tag auftauchen..
fleckenmann Geschrieben 17. Juni 2008 Melden Geschrieben 17. Juni 2008 Zumal Sprachdifferenzen schon diverse Male zu Todesopfern geführt haben. Allerdings wehren sich die Länder in denen eine der offiziellen ICAO Sprachen gesprochen wird weiterhin erfolgreich gegen die Pflicht engluisch sprechen zu müssen. Ein Feldversuch in Frankreich hat sogar dazu geführt, daß französische Controller und französische Piloten sich kaum noch vernünftig verständigen konnten, wodurch der versuch wieder aufgegeben wurde.
herby44 Geschrieben 17. Juni 2008 Autor Melden Geschrieben 17. Juni 2008 @Ronaldinho Wenn das wirklich stimmt, daß wie im Spiegel zu lesen war, von 800 polnischen Piloten nur 15 (!!) ein gutes Englisch sprechen, ist das ja fast wie "Russisches Roulette" über den Wolken. Dann noch eine Ausnahmeregelung bis zum Jahr 2011... Und was @fleckenmann schrieb, ist auch nicht unbedingt beruhigend. Nebenfrage: Leiten Kollisionswarngeräte im Autopilot-Modus automatisch Ausweichmaneuver ein? --- mfg h
FrankSasse Geschrieben 17. Juni 2008 Melden Geschrieben 17. Juni 2008 Nebenfrage: Leiten Kollisionswarngeräte im Autopilot-Modusautomatisch Ausweichmaneuver ein? --- Nein! Nur optische und akkustische Warnung und Ausweichempfehlung!
herby44 Geschrieben 17. Juni 2008 Autor Melden Geschrieben 17. Juni 2008 ...die dann hoffentlich immer richtig interpretiert werden. Danke! mfg h
ilam Geschrieben 17. Juni 2008 Melden Geschrieben 17. Juni 2008 ...die dann hoffentlich immer richtig interpretiert werden. Danke! Leider nicht immer: http://de.wikipedia.org/wiki/Bashkirian-Ai...sionswarnsystem
Capt.Tom Geschrieben 17. Juni 2008 Melden Geschrieben 17. Juni 2008 ...die dann hoffentlich immer richtig interpretiert werden. Danke! Es gibt hier keinen Interpretationsspielraum! Entweder man folgt der TCAS-Empfehlung oder nicht. Leider nicht immer: Die Überlingen-Kollision ist ein denkbar schlechtes Beispiel zum Thema. Zum Thema: ich möchte gerne wissen, ob es in der internationalen Verkehrsfliegereieine einheitliche Sprachregelung gibt Ja. und wenn ja, ob es Mindesstandards gibt, die einzuhalten sind. Ja. Es soll niemand diskriminiert werden, aber liegt in dieser Problematik nicht eine große Gefahr? Ja. Vielleicht ist dies ja auch nur einer der ganz wenigen Fälle, die halt in anderen Ländern auch passieren können? Was sagen die Experten? Es passiert deshalb nicht mehr (wegen schlechten Englischs), weil das System bis zu einem gewissen Grade fehlertolerant ist.
bueno vista Geschrieben 17. Juni 2008 Melden Geschrieben 17. Juni 2008 Dazu kommen absurde Patriotenregelungen wie bspw. in Frankreich, wo Piloten auch auf Französisch mit der Flugsicherung kommunizieren dürfen. Dumm nur wenn Dritte dabei außen vorbleiben und Anweisungen anderer nicht interpretieren können.
Capt.Tom Geschrieben 18. Juni 2008 Melden Geschrieben 18. Juni 2008 Dazu kommen absurde Patriotenregelungen wie bspw. in Frankreich, wo Piloten auch auf Französisch mit der Flugsicherung kommunizieren dürfen… Soviel ich weiß, darf in jedem Land, in dem eine ICAO-Sprache (neben Englisch auch Spanisch, Französisch, Arabisch, Russisch und Chinesisch) Nationalsprache ist, auch in dieser Sprache Flugfunk abgewickelt werden – stellt also verbrieftes Recht dar. Daß dies wenig hilfreich ist, ist wiederum eine andere Sache…
karstenf Geschrieben 18. Juni 2008 Melden Geschrieben 18. Juni 2008 In Deutschland ist bis FL100 Funkverkehr in Deutsch auch üblich. Es ist sogar kein Problem in die Kontrollzonen von Verkehrsflughäfen mit deutschem Funk einzufliegen. Dass das nicht nur geduldet, sondern auch verbrieftes Recht ist, bestätigt die Tatsache, dass es in Deutschland noch immer das BZFII gibt. Das Funkzeugnis für Privatpiloten in Deutsch. Und damit fangen noch heute (so auch ich seiner Zeit) 90% der Anfänger an. Meiner Ansicht gehört das abgeschafft. Ein BZF in leichter Form für Privatpiloten (das heutige BZFI) und für den komerziellen/IR-Verkehr das AZF sollten ausreichen und würden von Beginn an trainieren nur englisch zu sprechen. Es dauert dann zwar noch ein paar Jahre, bis der letzte dann auch nur noch englisch spricht, wäre aber immerhin ein Anfang. Ich gebe zu: Wenn ich auf einem kleinen Platz in Deutschland lande/starte spreche ich auch deutsch. Weil damit einfach sicher gestellt ist, dass mich alle Teilnehmer im Verkehr verstehen. Spricht aber auch nur ein anderer auf der Frequenz englisch ziehe ich gleich mit. Sobald man jedoch auf der FIS-Frequenz ist, sprechen schon mehr als die Hälfte englisch.
herby44 Geschrieben 18. Juni 2008 Autor Melden Geschrieben 18. Juni 2008 Danke erst mal für all diese Informationen. Wenn ich noch einmal auf die chinesischen Piloten zurück kommen darf. Dort gibt es doch wegen der Größe des Landes sicher einen ausgeprägten Inlandsflugverkehr. Werden denn hier schon die Piloten mit mehr Englisch-Erfahrung für die Intercont-Strecken herausgesucht? Wenn man an das rasante Wirtschaftswachstum und natürlich auch an die Olympiade denkt, zeigt sich doch ein großer sprachlicher Nachholbedarf, der nachdenklich macht. Wie ich schon mal las, müssen die Bezahlung und die Arbeitsverträge dieser Piloten auch nicht unbedingt motivierend sein. Hoffentlich geht das auf Dauer gut. mfg h
Capt.Tom Geschrieben 18. Juni 2008 Melden Geschrieben 18. Juni 2008 Werden denn hier schon die Pilotenmit mehr Englisch-Erfahrung für die Intercont-Strecken herausgesucht? Darüber wird man kaum gesicherte Informationen bekommen.
fleckenmann Geschrieben 18. Juni 2008 Melden Geschrieben 18. Juni 2008 Die Aussage das in Deutschland bis FL100 deutsch gesprochen werden kann, ist falsch. IFR verkehr wird in Deutschland immer in Englisch abgewickelt. Und nur um den geht es !
herby44 Geschrieben 21. Juni 2008 Autor Melden Geschrieben 21. Juni 2008 @Capt.Tom "Truble in the Air" Video: Ist die hier geschilderte Personalsituation übertrieben dargestellt, oder ist das eine Realität, die neben den Sprachdefiziten ein ernstes Sicherheitsrisiko bedeutet? mfg h
karstenf Geschrieben 21. Juni 2008 Melden Geschrieben 21. Juni 2008 Die Aussage das in Deutschland bis FL100 deutsch gesprochen werden kann, ist falsch. IFR verkehr wird in Deutschland immer in Englisch abgewickelt. Und nur um den geht es ! AIP GEN 3.4-8
Capt.Tom Geschrieben 21. Juni 2008 Melden Geschrieben 21. Juni 2008 Ist die hier geschilderte Personalsituation übertrieben dargestellt Schwer zu sagen, ich kenne die Zahlen aus den USA nicht – wundern würd’s mich nicht. …oder ist das eine Realität, die neben den Sprachdefiziten ein ernstes Sicherheitsrisiko bedeutet? Personalmangel bei ATC ist auch in vielen Ländern Europas Realität (ich vermute auch in den USA). Allerdings: in „zivilisierten“ Ländern mit effektiven Personalvertretungen stellt dies kein Sicherheitsrisiko dar, da als Gegenmaßnahme ganz einfach die Kapazitäten runtergefahren werden, um ein gleiches Maß an Belastung (=Sicherheit) zu gewährleisten. Die CFMU (Central Flow Management Unit) der Eurocontrol in Brüssel informiert über diesbezügliche Restriktionen in Europa. Hier ein LINK, der auch über die Gründe für Regulations (=Restriktionen, =Verspätungen) Auskunft gibt. Das ganze ist etwas kryptisch. Wichtig ist der Begriff „ATC Staffing“ bei Reason. Dies bedeutet schlichtweg Personalmangel. Hin und wieder wird dieser jedoch auch in der Phrase „ATC Capacity“ versteckt. Eine typische Situation: 120 Regulations: 10 Staffing, 80 Capacity, 30 Rest. Da kann man sich schon ein Bild machen. P.S. Falls der Link nicht funktioniert: 1. http://www.eurocontrol.int/index1.html 2. Enter the Website, 3. rechts oben bei „Quick Access“ CFMU wählen, 4. rechts unter „Quick Links“ Public Applications wählen 5. im neuen Fenster links ANM (=Air Traffic Flow Management Notification Message) wählen fertig.
herby44 Geschrieben 22. Juni 2008 Autor Melden Geschrieben 22. Juni 2008 Capt.Tom; präzise wie immer. Danke! mfg h
brushpower Geschrieben 23. Juni 2008 Melden Geschrieben 23. Juni 2008 Die CFMU (Central Flow Management Unit) der Eurocontrol in Brüssel informiert über diesbezügliche Restriktionen in Europa. Hier ein LINK, der auch über die Gründe für Regulations (=Restriktionen, =Verspätungen) Auskunft gibt. Das ganze ist etwas kryptisch. Wichtig ist der Begriff „ATC Staffing“ bei Reason. Dies bedeutet schlichtweg Personalmangel. Hin und wieder wird dieser jedoch auch in der Phrase „ATC Capacity“ versteckt. Verbergen sich hinter den Einträgen einzelne Flüge oder kann man irgendwo genauere Infos über die Einträge aufrufen? Habe da nämlich ein kleines Interpretationsproblem bei den Einträgen...
Capt.Tom Geschrieben 23. Juni 2008 Melden Geschrieben 23. Juni 2008 Verbergen sich hinter den Einträgen einzelne Flüge Nein. oder kann man irgendwo genauere Infos über die Einträge aufrufen? Nein. Allgemein bezeichnet der Begriff “Traffic Volume Description” das – mehr oder weniger großräumige – Gebiet / den Sektor, das/der von den Restriktionen betroffen ist. Die „FMP“ (Flow Management Position) ist diejenige Stelle, die die Restriktion heraus- und der Eurocontrol bekanntgibt. Beispiel: Seq No: 80 FMP: EDMMFMPA Published: 2008-06-23 06:26 State: CHANGE WEF: 2008-06-23 05:00 Regulation Id: EDDMA23E UNT: 2008-06-23 13:00 Reason: Weather Flight Level: ALL Traffic Volume Description: EDDM ARRIVALS WEATHER IMPROVING Hier sind alle Arrivals München (bis 1300UTC) betroffen aus Wettergründen, d.h. im genannten Zeitraum ist für Flüge mit Destination München mit Verzögerungen zu rechnen bzw. schon vor Abflug dorthin mit Slots.
brushpower Geschrieben 23. Juni 2008 Melden Geschrieben 23. Juni 2008 So mag ich das! Merci für die Erläuterungen!
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