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airliners.de

Bald deutsche Arbeitsverträge für Easyjet?


wolfbln

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Geschrieben

Der SPIEGEL hat eine Vorabmeldung rausgegeben, wonach die Easyjet-Mitarbeiter, die in Deutschland gebased sind, über ver.di einen Betriebsrat gegründet haben.

Der soll in England endlich Arbeitsbedingungen nach deutschem Recht für die deutschen Mitarbeiter durchsetzen.

 

Die Vorabmeldung habe ich im Netz noch nicht gefunden, lief aber über die Agenturen.

Hier eine Zusammenfassung der "Berliner Morgenpost":

 

Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vorab berichtete, wollen die rund 350 Piloten und Kabinenbeschäftigten Vertreter in eine gemeinsame Tarifkommission mit ihren britischen Kollegen entsenden, um Dienst- und Tarifverträge nach deutschem Recht durchzusetzen. Auslöser für den Wunsch nach mehr Mitbestimmung sei eine weit verbreitete Unzufriedenheit unter den deutschen Easyjet-Mitarbeitern. Während ihre Kollegen etwa in Frankreich oder Italien längst lokale Arbeitsverträge hätten, unterlägen die Berliner noch immer britischem Recht - mit teilweise bizarren Folgen. Die Sozialabgaben müssten in Großbritannien abgeführt werden. Weil der Kurs des britischen Pfunds in den vergangenen Monaten deutlich fiel, sei das in Euro ausbezahlte Gehalt drastisch geschrumpft. Wie ein Easyjet-Sprecher dem Magazin erklärte, sollen die deutschen Beschäftigten bald einheimische Arbeitsverträge erhalten.

 

Wenn Easy das schafft: Respekt und ein Blick nach Irland.

Geschrieben

zumal die arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen sich auch ziemlich aehneln in UK (und ich weiss hier, wovon ich rede, immerhin arbeite ich seit 10 Jahren in London)

EASY JET zeigt nicht nur vom Business model, dass man als LCC durchaus ein ansprechendes Unternehmen sein kann.

Geschrieben

Das Thema kommt seit einigen Jahren immer wieder auf. Ursprünglich war man in Deutschland recht zufrieden mit dem englischen Verdienst, das Pfund war viel wert und es gab eine Steuerlücke die dazu führte dass man durchschnittlich nur ca. 10% Steuern zahlte (jedes Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland erlaubt die Besteuerung für fliegendes Personal am Sitz der Firma anstatt am Wohnsitz, die Briten besteuern aber nur den Teil der Flüge in britischem Luftraum). Diese Lücke wurde zwischenzeitlich geschlossen und das Pfund hat massiv an Wert verloren. Nun schaut man halt etwas neidisch auf die anderen europäischen Kollegen die damals gegen viel Widerstand sogenannte local contracts bekommen haben als das Pfund hoch im Kurs stand und damit immer noch gut verdienen während der eigene Verdienst stark gefallen ist.

 

Dass Easyjet nun die schon mal vor längerer Zeit angedachten und zwischenzeitlich wieder verworfenen deutschen Arbeitsverträge einführen will ist erstaunlich und überrascht mich positiv. Nun bleibt nur noch abzuwarten ob sie auf dem Niveau der anderen europäischen Kollegen sind.

Geschrieben

Toll, toll, toll. Als es noch ausgesprochen vorteilhaft war, Arbeitsverträge nach britischem Recht zu haben, incl. Bezahlung in Pfund, war das alles in Ordnung. Jetzt, wo das nicht mehr so vorteilhaft ist, betritt verd.i die Szene und "kämpft wieder gegen alle Ungerechtigkeiten dieser Welt", und, Entschuldigung, dieses blöde Volk fällt darauf auch noch herein. Und beim nächsten Mal, wenn es wieder von Vorteil sein sollte, das Gehalt in Pfund zu bekommen, dann geht es wieder zurück?

Ich fass es nicht. Das sind doch alles keine Sonderschüler, die hier agieren.

So, nun darf jeder, der es sich zutraut, versuchen mich zu schlachten.

Geschrieben

Sicher hat das Thema durch die Entwicklung des GBP neue Brisanz bekommen.

Einen Wertverlust von ca. 30% innerhalb der letzten 3 Jahre heißt halt für die Angestellten, 10% Lohnverlust jährlich. Ich werfe Easyjet nichts illegales vor, dennoch haben sie und FR ihre Marktposition in Deutschland auch durch die Unterlaufung deutscher Sozialstandards erreichen können.

Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass ein Mitarbeiter nach den Regeln des Landes bezahlt werden sollte, wo er seinen Arbeitsplatz hat. Toyota bezahlt in Köln auch nicht nach japanischen Recht und die Angestellten von T-Mobile in den USA wissen gar nicht, dass sie für ein deutsches Unternehmen arbeiten.

Nur die Luftfahrtbranche bleibt eine der wenigen Ausnahmen. In Frankreich kommt man an den Gewerkschaften nicht vorbei. Dort haben Easyjet-Mitarbeiter französische Verträge (und FR flog lange einen Bogen drumrum) und das versuchen sie auch hier. Dies halte ich für legitim. Viel bedenklicher halte ich die Praxis, wonach die gesamten Ausbildungskosten vom Mitarbeiter zu zahlen sind und er/sie sich damit ggü. dem Unternehmen verschuldet, die Arbeitsuniform selbst gekauft werden muss und die abgerechnete Arbeitszeit für die Flugbegleiter nur die reine Flugzeit ist, wie bei einem anderen Unternehmen. Dies wäre nach deutschem Recht so nicht zulässig.

 

Nochmal: Wie bei den Discountern im Lebensmittelbereich hierzulande halte ich deren Geschäftsmodell für legitim. Doch sollten zumindest Interessierte in der Öffentlichkeit aufgeklärt werden, wie das Unternehmen arbeitet und ggf. auf wessen Kosten. Nicht nur Discounter und Billigfluggesellschaften versuchen gerne das zu vertuschen. Nur dann kann ich als Konsument entscheiden, welches Produkt ich kaufe und welches nicht. Da gibt es manchmal kein richtig und kein falsch, aber den Regeln, wo man lebt und arbeitet, sollte man sich schon unterwerfen und das gilt auch für die Unternehmen. Sonst hieße Globalsierung, dass wir uns auf den niedrigsten Niveau von allen wiedertreffen.....

Geschrieben

@wolfbln

Siehst Du, Du gehst den Leuten auch schon auf den Leim. Ich sage das ohne Polemik, nur ein wenig vorwurfsvoll. Unsere 100%-Versorgungsmentalität verstellt uns den Blick auf die Realitäten. Wir leben aber nicht mehr im 20. Jahrhundert. Die Globalisierung bringt uns viele Vorteile, aber eben auch in besonderen Fällen ein paar Nachteile. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen. Und Arbeitsverträge nach englischem oder irischem Recht sind eben auch eine Konsequenz der EU oder, wenn Du willst der Globalisierung. Es ist deshalb auch nicht "eine Unterlaufung deutscher Sozialstandards" Arbeitsverträge zu präsentieren, die anderen Sozialstandards entsprechen. Wir in Deutschland sind nicht der Nabel Europas und nicht der Welt. Das sollte man sich immer vor Augen halten. Und unethisch sind die Standards in keinem einzigen Land Europas, nur eben verschieden. Und das begrüße ich. Vielleicht sollte man auch berücksichtigen, daß es zwar eine Toyota Deutschland GmbH gibt, eine in Deutschland als Rechtsperson eingetragene Firma, aber keine Easyjet Deutschland GmbH oder Ryanair Deutschland GmbH gibt. Deshalb gelten auch bei Toyota die deutschen Regelungen, nicht aber bei Easyjet oder Ryanair. Die Verhältnisse in Frankreich bezüglich Easyjet kenne ich nicht, kann mich deshalb dazu nicht äußern.

Ich weiß auch worauf Du noch anspielst. da gab es mal vor zwei oder drei jahren eine ehemalige FR-Mitarbeiterin (FB), die monatelang von verd.i durch die Ganze Republik geschickt wurde, um auf angebliche unhaltbare Zustäne bei FR hinzuweisen und diese anzuprangern. Sogar leibhaftige Landesminister (z.B. die Sozialsenatorin Rosenkötter in Bremen) ließ sich vor den verd.i-Karren spannen und erlebten eine glatte Bauchlandung, weil selbst die Presse sehr schnell die Lust an dieser Schmierenkomödie verlor.

Schlußendlich wissen alle, die bei Easyjet oder Ryanair, oder deren zwischengeschalteten Personalagenturen, einen Arbeitsvertrag unterschreiben, worauf sie sich einlassen. Niemand ist verpflichtet bei Easyjet oder Ryanair zu arbeiten, und, wie schon gesagt, unethisch ist das alles nicht.

Und jetzt fragst Du Dich, woher ich das alles so klar erkennen und formulieren kann. Ich bin in meinem Brotberuf Unternehmens- und Personalberater. Daher sehe ich das anders als Du. Wenn einer meiner Klienten sich bei Arbeitsverträgen unethisch verhalten würde, wäre er kein Klient mehr von mir.

Geschrieben

Arbeitnehmer lassen sich seit jeher gerne vom Berufsstand des Unternehmens- und Personalberaters über ihr Gerechtigkeitsempfinden und allgemeine Ethik aufklären.

 

Ich wünschte mir mehr von solch offenherziger Beflissenheit, die glaubt zu schlichten und zu besänftigen, während sie tatsächlich Wut schürt.

Geschrieben

@ aaspere

Ihr Neoliberalen seid echt nicht todzukriegen, bei Dir kommt dann noch die huendische Ryanair Verehrung hinzu, kein Wunder ansonsten wuerde ja auch nur die Strassenbahn den Airport in Bremen regelmaessig ansteuern.

Wenn ein Arbeitnehmer seinen Wohnsitz und seinen Arbeitsmittelpunkt in einem bestimmten Land in Europa hat (mit Globalisierung hat der fogende Fall nur bedingt zu tun - die EU soll ja gerade fuer einen annaehernd gleichen Standard sorgen) - , dann ist es nur recht und billig, wenn er nach den Gesetzen des entsprechenden Landes eingeordnet wird und das ist nicht "populistisch". Bei fliegenden Personal waere es im Zweifel Aufgabe des Gesetzgebers, entsprechende Regularien zu schaffen, die dann eine eindeutige Qualifizierung ermoeglichen.

Und zum Rahmen:

Nehmen wir mal Ryanair: Wenn ein FA, na sagen wir mal 35 K EURO im Jahr verdient, dann waeren das nach irischen Recht 2950 EURO netto und nach deutschen Recht 1.691,82 EURO (single ohne Freibetragpro Monat, (googled mal nach Tax Calculator Irland und Deutschland), Im Falle der Arbeitslosikgeit gaebe es in Deutschland 60% pro Monat und in Irland 100 EURO + Wohnkosten pro Woche.

Urlaubstechnisch sind beide Laender gesetzlich etwa gleich gestellt und liegen bei 20 Tagen Mindesturlaub (wobei ich nicht weiss, ob in Irleand immer noch gegen Feiertage verechnet werden kann)

Bei Kuendigungen aus betrieblichen Gruenden ist dies in Ireland einfacher, da Fragen der sozialen Situation keine Rolle spielen. Die Gruendung von Betriebsraten in Irland ist, meine ich, nicht moeglich, da es keine gesetzliche Grundlage gibt und in Deutschland unterfallen FLuggesellschaften dem Zustimmungsvorbehalt des Unternehmens (was im Ergebnis auf dasselbe hinauslaeuft.)

 

Steuerrechtlich ist auch Ryanair in Deutschland steuerpflichtig, wenn es sich bei den Standorten in Deutschland um mehr als um "Warenhoefe" handelt und wenn zb.Rechnungen ueber eine Deutsche Adresse beglichen werden.

Geschrieben

Und ich wünsche dem Herrn aaspere, dass man ihm künftig nur noch Jobs mit indischem Gehalt anbieten wird mit der Begründung, dass man die Arbeiten sonst auch in Indien verrichten lassen kann. Globalisierung halt. Und ihn zwingt ja niemand dafür zu arbeiten, nicht wahr?

 

Mit vollen Backen kann man immer dick spucken. Widerlich so etwas!

 

Dass ein Großteil der hiesigen Unternehmensberater mehr Unheil als Positves anrichtet und dafür viel Geld kassiert, ist ja ohnehin jedem bekannt, der damit schon einmal Kontakt hatte. Das kommt in der Regel daher, dass diesen "Experten" der Blick etwas verstellt ist.

 

Das fängt bei Herrn aaspere damit an, dass er schreibt:

So, nun darf jeder, der es sich zutraut, versuchen mich zu schlachten.

-> Selbstüberschätzung, Bodenhaftung verloren

 

Dann kennen wir ja seine Vorliebe zu FR. Das hat allein mit seinem Bezug zum Flughafen Bremen zu tun. Wenn dort Easyjet seine Basis hätte, würde er für Easyjet schwärmen und gegen FR wettern. Oder wenn LH dort dick einsteigen würde, wäre LH toll und er würde über die ungerechten Subventionen wettern, die Billigflieger an Kleinflughäfen kassieren.

-> verstellter Blick, einseitige Realität

 

Dann schreibt er:

Schlußendlich wissen alle, die bei Easyjet oder Ryanair, oder deren zwischengeschalteten Personalagenturen, einen Arbeitsvertrag unterschreiben, worauf sie sich einlassen.

Bei aller Liebe zur Fliegerei, leider ist der Job als Flugbegleiter nicht ausschließlich etwas für hochqualifizierte Menschen. Bei mindestens vier Millionen Arbeitslosen stellt sich also die Frage, welche Alternativen der ein oder andere gehabt hätte. Es ist ja nicht so, dass die Leute sich unter einer Vielzahl an Angeboten entscheiden können. Das sollte gerade ein Personal- und Unternehmensberater wissen.

-> Zynismus, Verlust jeglicher Sozialkompetenz.

 

Das alles mal unterm Strich betrachtet: Gruselig, dass Unternehmen von solchen Menschen beraten werden und kein Wunder, was da am Ende heraus kommt. Auch aus der aktuellen Krise, für die wir alle zahlen, wurde hier an entscheidender Position nichts gelernt.

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