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Ryanair-Vize im Interview


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Quelle: http://www.spiegel.de

 

RYANAIR-VIZE CAWLEY IM INTERVIEW

 

 

SPIEGEL ONLINE: Herr Cawley, fangen wir mit einer Quizfrage an: Wie viele Billig-Airlines gibt es in Europa?

 

Michael Cawley: Es gibt nur eine einzige echte Billiglinie. Das sind wir. Dann gibt es andere, die sich billig nennen - ungefähr 15.

 

SPIEGEL ONLINE: Sind Sie sicher? Nach den meisten Zählungen gibt es inzwischen 50 Billigflieger, wenn nicht 70. Vielleicht haben Sie den Überblick über Ihre Konkurrenz verloren?

 

Cawley: 50? Wirklich? Es gibt sicher eine Menge Pressemitteilungen. Die rauszugeben ist einfach. Es ist aber höllisch schwer, eine Billig-Airline mit Gewinn zu führen. Sehen Sie sich Deutschland an - Hapag-Lloyd Express, Germania und Germanwings haben ein paar günstige Angebote. Die dba würde ich schon nicht mehr als Billigflieger durchgehen lassen. Und aus unserer Sicht verdient keine dieser Fluglinien Geld - sie verlieren es eimerweise.

 

SPIEGEL ONLINE: Das klingt nach gewohnter Selbstsicherheit à la Ryanair. Aber kürzlich mussten Sie zu Kreuze kriechen und eine Gewinnwarnung herausgeben - Ihre allererste. Darin haben ausgerechnet Sie den "intensiven Preisdruck" in Ihrer Branche beklagt.

 

Cawley: Wir haben den Druck nicht beklagt, sondern nur konstatiert. Im Moment sind billige, geleaste Flugzeuge im Überfluss zu haben. Deswegen ist es weder schwer noch teuer, neu in unser Geschäft einzudringen. Aber: Wir begegnen erst jetzt der Art von Konkurrenz, die Firmen wie Microsoft und Dell schon seit Jahren erleben. Die sind noch immer führend in ihrer Branche - genau wie wir.

 

SPIEGEL ONLINE: Noch im Januar haben Sie die Finanzmärkte glauben lassen, dass Ihre Profite im Geschäftsjahr um zehn Prozent steigen würden. Jetzt sprechen Sie von einem Rückgang um zehn Prozent. Wie konnte diese Panne passieren?

 

Cawley: Wir können nicht in die Zukunft sehen. Die Hälfte unserer 160 Strecken sind weniger als ein Jahr alt. Wir sind auf ihnen im Januar, Februar und März noch nie geflogen. Wir wissen nicht, wie Preise und Nachfrage sich auf diesen Routen im Winter verhalten. Wir haben da ein paar plausible Annahmen getroffen, aber die waren fehlerhaft. Deshalb sieht es nun so aus, als könnten wir im laufenden Quartal zum ersten Mal in unserer Geschichte als Aktiengesellschaft einen kleinen Verlust machen. Aber keine andere Airline macht in jedem Quartal des Jahres Gewinn. Auch easyJet verliert im Winter Geld ...

 

SPIEGEL ONLINE: Es gab noch andere Rückschläge. Die EU-Kommission hat befunden, dass Sie am Flughafen Charleroi in Belgien unzulässige Staatshilfen kassiert haben. Wahrscheinlich müssen Sie nun vier Millionen Euro zurückzahlen. Haben Sie schon Erfolge gehabt bei Ihrer Kampagne gegen diesen Entscheid?

 

Cawley: Wir haben zwei Monate Zeit für unsere Stellungnahme und werden Einspruch einlegen. Ryanair hat keine Subventionen bekommen - wir haben nur Nachlässe auf Listenpreise ausgehandelt, die sowieso keiner bezahlt hat. Außerdem werden wir die Kommission auf die anderen Verstöße hinweisen, die an Flughäfen vorkommen.

 

SPIEGEL ONLINE: Verstöße auch in Deutschland?

 

Cawley: Der Vertrag, den easyJet mit Berlin-Schönefeld abgeschlossen hat, ist meiner Meinung klar illegitim. Die erhalten nach unseren Informationen für 15 Jahre Beihilfen - nach der EU-Entscheidung wären maximal fünf zulässig. Außerdem bekommt Cirrus Airlines, ein Ableger von Lufthansa, öffentliche Zuschüsse in Leipzig, damit sie zweimal täglich nach London fliegen. Nach unserer Rechnung ist dieser Deal pro Passagier 25 Mal lukrativer als unser Abkommen in Charleroi.

 

SPIEGEL ONLINE: Sie wollen gegen den EU-Beschluss vorgehen, indem Sie die Konkurrenz anschwärzen? Damit werden Sie kaum Freunde gewinnen.

 

Cawley: Wir wollen nur gleiche Spielregeln für alle durchsetzen. Wenn die EU das bezweckt - dann wird sie es auch bekommen. Das wird aber ein paar unerwartete Folgen haben. Die Kommission hat eine erschreckende Unkenntnis des Marktes an den Tag gelegt. Jetzt wird sie die Konsequenzen sehr schnell spüren. Das wird leider sehr schmerzhaft sein für viele Regionen und ihre staatlichen Flughäfen.

 

SPIEGEL ONLINE: Wenn Ihr Einspruch nicht durchkommt - welchen Einfluss wird das auf Ihre Ticketpreise haben?

 

Cawley: Die EU sagt, dass jedes Ticket sechs bis acht Euro teurer würde. Wir glauben, dass es doppelt so viel sein könnte. Vielleicht verreisen Leute, die jetzt fünf, sechs Mal im Jahr fliegen, dann nicht mehr so oft - vielleicht nur noch drei, vier Mal.

 

SPIEGEL ONLINE: Werden Sie sich von allen oder einigen der staatlichen Flughäfen zurückziehen, die Sie anfliegen? Momentan wickeln die noch 20 Prozent Ihres Verkehrs ab.

 

Cawley: Es ist wahrscheinlich, dass wir uns von einigen trennen werden, ja.

 

SPIEGEL ONLINE: Betrifft das auch deutsche Flughäfen?

 

Cawley: Ich glaube nicht. Aber die EU-Entscheidung ist unklar und lässt mehrere Deutungen zu. Unsere gegenwärtige Lesart ist, dass die betroffenen Flughäfen vor allem in Frankreich liegen.

 

SPIEGEL ONLINE: Wie steht es um die Zukunft von Hahn, Ihrer wichtigsten Basis in Deutschland? Ihr Wettbewerber Air Berlin behauptet, dass Sie auch in Hahn Subventionen kassieren.

 

Cawley: Tun wir aber nicht. Wir haben Konditionen, die nach unserem Verständnis jeder anderen Airline offen stünden, die Hahn anfliegt. Wenn Air Berlin damit ein Problem hat - dann sollten sie aufkreuzen und mit uns in Hahn konkurrieren. Dieser Flughafen hat eine strahlende Zukunft. Er ist der zehntgrößte in Deutschland, gleich nach Nürnberg, und den werden wir in den nächsten 12, 18 Monaten überholen. Nicht schlecht für einen Flughafen, der 1998 keine zivilen Passagiere hatte.

 

SPIEGEL ONLINE: Glauben Sie, dass Ihre jüngsten Probleme Ihrem Image bei den Kunden geschadet haben? Vielleicht hat Ryanair den Gipfel seiner Popularität überschritten.

 

Cawley: Wir haben unsere Umsätze in den vergangenen zwei Jahren je um mehr als 40 Prozent gesteigert. Das ist unser einziges Erfolgsbarometer. Wir werden unsere Einnahmen auch im kommenden Jahr um 20, 22 Prozent erhöhen und 180 Strecken bedienen, 20 mehr als jetzt.

 

SPIEGEL ONLINE: Aber jetzt planen Sie, Ihre Flugzeuge noch unbequemer zu machen. Der Lichtschutz am Fenster wird abgeschafft, es gibt keine Taschen am Sitz mehr, Sitze lassen sich nicht mehr zurückstellen. Das könnte manchem zu viel sein.

 

Cawley: Dass sie die Lehne nicht kippen können, ist ja kein großes Problem, wenn Sie nur 50 Minuten lang fliegen. Ich bin zwei Meter groß, mich müsste es also mehr stören als die meisten. Und ich finde es wirklich nicht schlimm. Wenn wir Kosten sparen können, ohne die Passagiere ernsthaft zu beeinträchtigen - dann ist das der richtige Weg.

 

SPIEGEL ONLINE: Es hat in der britischen Presse einige Spekulationen gegeben, dass Ihr Chef, Michael O'Leary, sein Amt vielleicht besser abgeben sollte. Einige Analysten finden sein Auftreten zu exzentrisch und würden einen nüchternen Manager-Typ vorziehen.

 

Cawley: Ich finde das töricht, ehrlich gesagt. Michael ist nicht jedermanns Fall, er bringt seine Ideen auf recht drastische Weise rüber. Er kann sehr undiplomatisch sein. Aber die Substanz seiner Aussagen ist wichtiger als sein Stil. Und ich glaube noch immer, dass seine Argumente unwiderleglich sind.

 

SPIEGEL ONLINE: Wie wahrscheinlich ist es, dass Mr. O'Leary demnächst ein Buch schreibt? Er hat selbst mal gesagt, es sei ein Warnzeichen, wenn Firmenchefs das tun - sie haben ihr Gespür und ihr Interesse am Geschäft verloren.

 

Cawley: Michael schreibt kein Buch, bestimmt nicht. Er kann ja nicht mal lesen.

Geschrieben

"Wie läuft das denn mit C9 in LEJ?"

 

Leipzig. Der Flughafen Leipzig/Halle ist auf der Suche nach einem neuen Betreiber für die Verbindung nach London. "Bis September wollen wir ein Ergebnis haben", sagte gestern Volkmar Stein, Vorstandschef der Airport-Muttergesellschaft Mitteldeutsche Flughafen AG......

 

Die Realität sieht aber anders aus: 2003 waren die Maschinen nach Angaben des Flughafens nur zu 40 Prozent ausgebucht

...........

 

Die massive Subventionierung der Verbindung - nach Flughafen-Angaben flossen 2003 allein zwei Millionen des insgesamt gut 4,8 Millionen Euro großen "Starthilfe-Etats" in den London-Flieger - sei nicht länger sinnvoll. "Wir hatten das zwar für drei Jahre vereinbart, aber wenn es nicht läuft, muss man das nicht ausreizen", sagte Stein.

 

Im übrigen harmonierten diese Starthilfe-Zuschüsse mit dem geltenden EU-Recht, betonte Stein....

 

http://www.lvz-online.de/lvz-heute/97917.html

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: LoCo am 2004-02-28 10:39 ]

Geschrieben

@ JoBER

 

Zum einen hat Cirrus Airlines nichts mit Lufthansa zu tun - außer dass man code-shared, wie dies Lufthansa mit Dutzenden Airline macht.

 

Zum anderen wird wieder Mal der Eindruck erweckt, dass es sich bei Cirrus um eben solche Beihilfen handelt wie sie Ryanair z.B. in Charleroi erhalten hat. Der entscheidende Unterschied ist und bleibt aber beihilferechtlich,ob es sich um allgemein zugängliche Beihilfen handelt oder solche, die nur für einen besitmmten Anbieter bereit gestellt werden. Wie LoCo zitiert hat, gibt es in LEJ (wie an jedem Airport) einen allgemein zugänglichen Subventionstzopf für Anschubfinanzierungen. Solche Anschubfinanzierungen bekommt auch Ryanair, z.B. in Shannon, ohne dass Ryanair auf die Idee, käme dass diese rechtswidrig seien (mit dem Unterschied, dass sich Ryanair von den Streckendort zurückgezogen hat, nachdem die Anschubfinanzierung ausgelaufen war und der Airport - beihilferechtlich zu recht - die Vergünstigungen nicht weiter nur für Ryanair leisten wollte).

Geschrieben

Danke für die Infos.

Die LEJ-LON Linie rentiert sich m.M. nach auch deshalb nicht, da ein nicht geringer Teil der Leute, die nördlich von Leipzig wohnen, auch ex SXF fliegen können und die im Süden wohl eher AOC oder ERF bevorzugen...

Nebenbei halte ich die C9-Tarife nicht für konkurrenzfähig - da kann man daqnn auch günstiger mit LH via FRA nach LCY fliegen...

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