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[Trip Report] Rundreise Westkanada 08. - 30.08.07


martin.stahl

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Schon lange stand fest, dass wir unseren diesjährigen Urlaub in Kanada verbringen wollen. Auch das genauere Ziel: Westkanada bzw. Vancouver. Also Reisekataloge gewälzt, Flüge verglichen, und schließlich buchten wir eine dreiwöchige Rundreise mit dem Mietwagen und vorgebuchten Hotels, um uns die Hotelsuche vor Ort zu ersparen. Die Flüge buchten wir separat mit der Condor.

 

08.08.07

DE 3070 FRA-YVR, Boeing 767-300, D-ABUA, Gate B44, Sitzplatz 32 K, Auslastung: 100 % (Economy)

Planmäßige Flugzeit: 14:50 – 16:15, tatsächlich: 14:56 – 16:34

Eine Kollegin brachte meine Nachbarin und mich zum Frankfurter Flughafen. Sauwetter. Den ganzen Tag über tief hängende Wolken und strömender Regen. Fast 3 Stunden vor dem Abflug checkten wir ein und da am Schalter nicht viel los war, bekamen wir auch schnell die Bordkarten und verbrachten die restliche Zeit an den großen Panoramafenstern im Terminal 2 um Burger und pommes kauend zu sehen, wie ein Flugzeug nach dem anderen in den dichten Wolken Richtung Osten verschwand.

Am Tag vor dem Abflug checkte ich noch die Preise und unser Flug wurde für unter 300 Euro angeboten. Wir hatten für die einzelne Strecke pro Person noch 100 Euro mehr bezahlt. Daher rechnete ich mit einer nicht so starken Auslastung und war überrascht, dass die Maschine doch bis auf den letzten Platz besetzt war.

Als wir unser Gate B44 erreichten, hatte der Wind gedreht und die B767 verließ recht pünktlich die Parkposition und gesellt sich in die Reihe der Maschinen, die auf den Start auf der 25 R warteten. Vor uns startete eine Lufthansa-B747, der Sibir-A319 nach Moskau und der A330 von China Eastern. Dann waren wir um 15:10 Uhr an der Reihe und mittlerweile hatte sich das Wetter insoweit gebessert, dass man noch die erste Rechtskurve mitbekam, bevor wir in den Wolken verschwanden.

 

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Mir war klar, dass es weit nach Norden geht, aber die Flugstrecke überraschte mich dann trotzdem. Statt hinauf auf die Nordsee und Richtung Island ging es erst einmal über Hamburg hinweg und die dänische Westküste entlang Richtung Norwegen.

 

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Flughafen von Esbjerg (Dänemark)

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Erst auf der Höhe von Bergen verließen wir die norwegische Küste und nahmen Kurs auf Grönland. Erste Hinweise darauf lieferten uns die Eisschollen im Wasser, bevor wir dann Grönland erreichten.

 

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Wählen konnte man beim Essen zwischen Pasta und Gulasch, wobei ich die Nudeln bevorzugte. Zur Begrüßung gab es für alle Gäste einen Cocktail und auch sonst zwischendurch immer wieder Getränkerunden während des zehnstündigen Flugs. Kurz vor der Landung bekamen wir noch ein kaltes Abendessen.

Kanada erreichten wir nördlich der Hudson Bay, überflogen die von Wolken bedeckten Northwest Territories und näherten uns über den Rocky Mountains und dem Wintersportort Whistler aus nördlicher Richtung Vancouver.

 

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Küste bei Vancouver:

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Der Anflug auf Vancouver war einer der schönsten, die ich bisher erlebt habe. Wohl wegen des Gebirges konnten wir den Flughafen nicht direkt anfliegen, sondern flogen von der Küste aus in das Tal das Fraser Rivers hinein, vorbei am Flughafen.

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Auf der Höhe des Vororts New Westminster schließlich eine 180°-Kurve, die uns in den Endanflug brachte. Hinten ganz links, sieht man die Hochhäuser von Vancouver Downtown und daneben den Stanley Park, eine Halbinsel, die fast komplett von einem nördlichen Regenwald bewachsen ist.

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Um 16:27 Uhr setzten wir auf der Bahn 26 R auf und rollten zum Gate D53. Der Ankunftsbereich – wie der ganze Flughafen – war sehr sympathisch mit vielen Pflanzen, Teichen und kleinen Wasserfällen. Die Einreise war kein Problem und wir schleppten unser Gepäck zur Mietwagenstation von Alamo, um unseren knallig roten Chevrolet in Empfang zu nehmen.

Die ersten beiden Tage verbrachten wir in Vancouver. Obwohl wir vom 10 Stunden-Flug ziemlich geschlaucht waren, trieben wir uns am ersten Abend bis Mitternacht in Vancouver Downtown herum, wachten am nächsten Morgen um 6 Uhr auf und hatten damit die 9 Stunden Zeitumstellung weitgehend geschafft. Unser Hotel war das Holiday Inn Downtown, nur einen Block neben der Granville Street, die eine der Haupteinkaufsstraßen von Vancouver Downtown ist und am Abend Schauplatz vieler Pubs, Bars, Nachtclubs und auch diverser Sexshops ist. Vor allem fielen uns die vielen Bettler auf, die ab Sonnenuntergang die Straßen bevölkerten und die Passanten ständig um Kleingeld baten. So auffällig hatte ich es bisher in keiner Stadt aus dem westlichen Kulturkreis erlebt.

Wir mieteten uns Fahrräder und erkundeten den Stanley Park und trafen uns am Nachmittag mit Bekannten meiner Eltern, wo wir uns bei Kaffee und selbstgebackenen Kuchen in West Vancouver mit schönem Blick über die ganze Stadt stundenlang verquatschten.

Gastown, die historische Altstadt von Vancouver, die als besondere Attraktion eine mit Dampf betriebene Uhr (nicht auf dem Foto) bietet:

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Nach San Francisco das größte Chinatown in Nordamerika. In einige Geschäfte musste ich hinein und mich umsehen und auch einige Lebensmittel einkaufen.

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Nach zwei Tagen ging es mit der Autofähre weiter nach Vancouver Island, auf der sich die Hauptstadt von British Columbia, Victoria, befindet. Wir machten Zwischenstopp in den Butchart Gardens, die Gartenlandschaften im japanischen, mediterranen und noch einigen anderen Stilen boten. Hier ein Blick auf den versunkenen Garten, der in einer ehemaligen Tagebergbaugrube entstanden ist:

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Wir hatten eine Wale Whatching-Tour in einem Zodiac-Boot gebucht, eine Art großes Schlauchboot. Da es bei der hohen Geschwindigkeit draußen auf dem Meer recht kalt werden konnte, mussten wir uns Thermoanzüge überziehen

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und fuhren erst zu einigen Inseln, die Robben, verschiedene Vögel und Seelöwen beherbergten.

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Der Höhepunkt war dann ein Buckelwal, von dem wir aber verständlicherweise nur einzelne Teile zu Gesicht bekamen.

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Es ging auf Vancouver Island mit dem Auto weiter Richtung Norden nach Parksville, wo wir teilweise bei Regen zwei Tage verbrachten und ich das erste und einzige Bad im Pazifik nahm. Jetzt habe ich in allen drei Ozeanen dieser Welt gebadet. :-)

Nur nicht nass werden!

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Da das Wetter nicht wirklich zum Baden einlud, besuchten wir einige kleine Parks in der Nähe, in denen wir entlang der Flüsse wanderten und viele schöne Wasserfälle im nördlichen Regenwald zu Gesicht bekamen.

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Bei schönerem Wetter ging es mit der Fähre zurück aufs Festland. Nördlich von Vancouver erreichten wir die Horseshoe Bay und fuhren von dort den Küstenhighway entlang Richtung Whistler, dem Wintersportort, in dem 2008 ein Teil der Olympischen Spiele ausgetragen wird. In ganz Kanada waren die Highways jeweils ein Zwischending zwischen Landstraße und Autobahn. Mal zweispurig, mal vierspurig. Mal Kreuzung mit Ampel, alles je nach Bedarf. Bei den Shannon Falls und dem daneben gelegenen Granitmonolithen Stawamus Chief machten wir Zwischenstation.

 

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Laut Reiseführer gab es einen 2,5 km langen Wanderweg auf den Gipfel des Monolithen, der 500 Höhenmeter überwand. Der steile Weg führt teilweise über Treppen, Leitern und manchmal musste man sich auch an einer in den Felsen geschlagenen Eisenkette hinaufhangeln. Nach zweistündigem Aufstieg wurden wir mit einer wunderbaren Aussicht belohnt. Das Blaue ist kein See, sondern noch der Pazifik, der sich über viele Kilometer weit ins Landesinnere schlängelt.

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In Whistler gönnten wir uns einen faulen Tag am Alta Lake, fuhren dort eine Runde mit dem Kanu, legten uns in die Sonne und ich unterschätzte die Sonneneinstrahlung (bzw. die Höhe über dem Meeresspiegel) und holte mir den größten Sonnenbrand der letzten Jahre.

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Die Lifts und Skihänge in Whistler werden auch im Sommer für den Tourismus genutzt, denn in dieser Zeit werden Unmengen von Mountainbiker und ihre Räder auf den Berg transportiert, die die Hänge bzw. Skipisten für ihre Abfahrten nutzen.

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Whistler selbst kam mir vor wir ein amerikanisches Kitzbühl. Der Ortskern war eine Fußgängerzone, in der man für teures Geld verschiedenste Lokale aufsuchen bzw. sich mit neuer Mode eindecken konnte.

Von Whistler aus fuhren wir auf den Spuren des Goldrausches auf dem Cariboo Highway Richtung Norden. Es ging immer brav die Landstraße entlang und die Orte wurden immer kleiner und immer ärmlicher. Schließlich standen wir in D’Arcy vor einem Bahnübergang, hinter dem es nicht weiter ging. Hatten wir uns verfahren? Noch mal einige Kilometer zurückgefahren, in denen wir aber keinerlei Abzweigung fanden, die wir hätten übersehen können. Also zurück nach D’Arcy und ich erkundigte mich dort in einer Tankstelle. Die Verkäuferin lächelte mich freundlich an, holte ein Heft unter dem Tresen hervor und bat mich, mich auch in das Gästebuch der verfahrenen Autofahrer einzutragen. Vor mir waren schon einige Seiten gefüllt. Dann klärte sie mich auf, dass wir vor 45 km eine Abbiegung übersehen hätten und die ganze Strecke zurückfahren müssten. Die Situation war so absurd, dass wir noch Tage später darüber lachen mussten.

Laut Reiseführer gab es in der Nähe einen Wanderweg zu drei türkisfarbenen Seen, die wir besuchen wollten. Da wir noch eine längere Fahrtstrecke vor uns hatten, besuchten wir nur zwei der drei Joffr Lakes, nämlich den unteren direkt am Parkplatz und den mittleren, den wir nach zweistündiger Wanderung erreichten. Der Ausblick dort war jeden Schritt wert: Ein kleiner See umrundet von Nadelbäumen und im Hintergrund der Gletscher, der die Seen mit Wasser speist.

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Einige Wanderer schleppten ihre gesamte Campingausrüstung nach oben, um in dieser schönen Gegend zu übernachten.

Wir mussten aber weiter und es ging aus der Gebirgslandschaft in ein trockenes und karges Tal des Fraser Rivers weiter Richtung Norden.

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Durch Lillooet und Cache Creek ging es weiter nach 100 Miles House zur nächsten Zwischenübernachtung. Mehr bot dieser Ort auch nicht und wir fuhren über Williams Lake weiter nach Quesnel und machten von dort aus einen Abstecher nach Barkerville. Dieser Ort ist ein Freilandmuseum und eine restaurierte Stadt aus der Goldgräberzeit.

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In der Kirche konnte man einer Gerichtsverhandlung der damaligen Zeit bewohnen, eine Schulstunde miterleben und im Saloon zu zivilen Preisen Kaffee und Kuchen verzehren. Alkohol wurde aber nicht ausgeschenkt.

Durch heftige Unwetter fuhren wir über Prince George und den Trans Canadian Highway zu den Rocky Mountains. Vorher mussten wir eine Nacht im gebuchten Hotel in McBride ausharren. Das 250 Seelen-Dorf ist in keinem Reiseführer erwähnt und verfügt über den Koeneman-Provincial Park (eine Wiese mit Blockhütte und Picknicktisch) und einen ziemlich zugewachsenen hufeisenförmigen See, der vielen Vogelarten als Brutrevier dient. Ansonsten war dieser Ort im Tal zwischen den Cariboo Mountains und den Rocky Mountains ziemlich trostlos.

Cariboo Mountains im Regen (McBride):

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Über den Yellowhead Highway ging es in den Jasper Nationalpark. Auf dem Weg dorthin verließen wir B.C. und kamen nach Alberta und mussten auch die Uhren um eine Stunde vorstellen.

Mount Robson, höchster Berg der kanadischen Rockies, hinter Wolken:

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Leider bekamen wir während der ganzen Reise keine Bären oder Elche zu sehen, dafür wurden wir auf dem Weg nach Jasper von diesen beiden Wapiti-Hirschen am Straßenrand überrascht.

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Jasper war der erste Nationalpark meines Lebens und besticht durch seine Naturschönheiten. Da unser Hotelzimmer noch nicht bezugsfertig war, erkundeten wir gleich nach der Ankunft die Gegend und landeten am Maligne Canyon, der im Laufe von Jahrmillionen von einem Fluss in den Kalkstein gegraben wurde und heute viele schöne Wasserfälle, tiefe Schluchten und herrliches Wasser bietet.

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Der Maligne Lake bietet Standardmotive für viele Kanada-Reisekataloge, aber wir verzichteten auf die zweistündige Schifffahrt und liefen lieber durch den Wald am Seeufer entlang und wurden eine Weile von einem Reh begleitet.

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Ganz in der Nähe gab es noch einen kurzen Wanderweg zum Mt. Edith Cavell-Gletscher, der sehr schön sein sollte. Also fuhren wir die Serpentinen auf 2000 m Höhe zum Gletscher und kamen uns vor wie in einer anderen Welt. Direkt am Gletscherrand ein kleiner See mit Eisschollen darin und man konnte am abgebrochenen blauen Gletschereis gut die unterschiedlichen Schichten erkennen. Dieser Gletscher war für mich einer der Höhepunkte der Reise und die Bilder können die Schönheit nur ansatzweise wiedergeben.

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Leider wurde das Wetter immer schlechter und wir fuhren bei strömendem Dauerregen und tief hängenden Wolken den Icefield Parkway von Jasper nach Banff.

 

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Einen Zwischenstopp bei nur leichtem Regen gab es am Athabasca-Gletscher, wobei wir uns das Geld für die Fahrt mit den monströsen Bussen auf den Gletscher sparten und zu Fuß an den Gletscherrand wanderten. Auf einem kleinen, abgesperrten Stück konnte man auch den Gletscher betreten. Bei beiden besuchten Gletschern sah man deutlich den Rückgang des Eises im Lauf der letzten 100 Jahre und wie in der einstmals von Eis bedeckten Ebene mittlerweile schon wieder kleine Bäumchen wachsen. In 100 Jahren wird das alles dichter Wald sein. Der Athabasca-Gletscher ist nur einer von mehreren, die sich von einem Eisfeld aus ins Tal schlängeln. Dieses Eisfeld ist ein wichtiger Süßwasservorrat in Kanada und je nach Gletscher fließt das Wasser von dort in den Atlantik oder den Pazifik.

 

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Als das Wetter etwas besser wurde, machten wir kurz vor Banff noch eine Wanderung entlang des Johnston Canyons und bewunderten wieder den Flusslauf im Canyon und die vielen schönen Wasserfälle.

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Der Lake Louise ist einer der bekanntesten Seen in Kanada und ein beliebtes Postkartenmotiv. Zumindest bei schönem Wetter…

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Wir wanderten vom See aus einen 6 km langen Wanderweg zum Eisfeld der sechs Gletscher, die bei den tief hängenden Wolken und dem Regen nicht ganz so imposant wirkten wie erhofft.

Kurz vor dem Eisfeld fanden wir auf 2000m Höhe noch ein Teehaus, in dem wir Rast machten. Obwohl es in den Parks verboten ist, wurden die Streifenhörnchen dort anscheinend von vielen Wanderern gefüttert. Anders ist ihre Zutraulichkeit nicht zu erklären.

Wir fütterten sie nicht, aber alleine beim Anblick meiner Keksschachtel kletterten sie auf mir und auf der Schachtel herum und versuchten diese zu öffnen. Eines biss mich dann auch in den Finger, aber es war nur ein Zwicken, das nicht durch die Haut ging. Anschließend untersuchte es die Kameralinse.

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Im Regen vor dem Eisfeld der sechs Gletscher:

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Der Lake Louise vom Eisfeld aus. Unten, am anderen Ende des Sees, parkte unser Auto.

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Bevor wir Banff wieder verließen, erholten wir uns in den heißen Schwefelquellen der Upper Hot Springs.

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Und fuhren mit der Seilbahn auf den Sulphur Mountain (daher kommt der Schwefel der Quellen), von dessen Gipfel aus man einen tollen Ausblick auf das gesamte Tal hatte.

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Da unser Ticket für den Banff-Nationalpark nur bis 16 Uhr gültig war, fuhren wir dann los und wollten im weiteren Verlauf der Strecke tanken. Zu einem Viertel war der Tank ja noch gefüllt. Doch als wir 50 km hinter Banff den Highway verließen, kam dort das Schild „105 km bis zur nächsten Tankstelle“. Zuerst fuhren wir mit mulmigem Gefühl weiter, kehrten dann aber doch um und tankten den Wagen voll.

Durch den Kootenay National Park…

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…ging es nach Invermere, wo wir zwei Übernachtungen im Hotel Panorama Mountain Village hatten. Netter Name, aber es ging 20 km ins Hinterland in den tiefsten Wald. Und dort sollten wir die nächsten 2 Tage verbringen? Im absoluten Nichts? Als wir eincheckten erkannten wir, dass das Hotel eine größere Anlage ist und die Zimmer auf mehrere Häuser verteilt waren. So erschien es uns jedenfalls. Dann endlich kapierten wir, dass Panorama Mountain Village ein komplettes Feriendorf ist. Einige Hotels und viele Ferienhäuser direkt am Skihang, dazu noch diverse Restaurants und kleine Geschäfte. Wir waren platt, denn so etwas hatten wir noch nicht gesehen. Wir machten mit dem Sessellift einen Ausflug auf den Hausberg, planschten im Warmwasserpool, spielten Minigolf, besuchten Wölfe im Gehege und machten eine Wildwasserfahrt mit dem Schlauchboot, wobei der Fluss zum Glück nicht zu wild für mich Anfänger war.

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Nach zwei Tagen Erholung ging es wieder auf die Spuren des Goldrausches entlang der amerikanischen Grenze.

Die längste Tagesstrecke lag vor uns, aber dank diverser Zwischenstopps kam sie uns gar nicht so lange vor.

Cranbrook bietet als einzige Attraktion einige als Museum ausgebaute Wagen der transkanadischen Eisenbahn, die als Luxuszug in den 20-er Jahren unterwegs war. Während alle Erläuterungen vom Tonband kamen, machte der Führer die entsprechenden Bewegungen und wirkte dabei wie die Stewardessen, wenn sie die Notausgänge zeigen. Sah umwerfend komisch aus, besonders, da der Führer nicht über den Charme der Stewardessen verfügte.

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Nachdem alle Süßwarengeschäfte, die ich in den Einkaufszentren entdeckt hatte, sich bei näherem Hinsehen als Luxus-Seifengeschäfte entpuppten (Weia!), stießen wir auf dem Highway auf einen Candy Shop und ich schlug zu.

Im nahe gelegenen Creston besichtigten wir eine als Naturschutzgebiet ausgebaute Sumpflandschaft und wir waren umgeben von Unmengen von Libellen.

Hier zwei im Paarungsrad (Libellensex):

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Die Tagesetappe endete spät am Abend in Rossland. Ganz in der Nähe vom Hotel sollte es auch eine alte Goldmine zu Besichtigung geben und wir stiegen am nächsten Morgen ins Auto und machten uns auf die Suche. Die Autofahrt war peinlich kurz, denn die Mine war direkt gegenüber vom Hotel. Es war uns vorher partout nicht aufgefallen. Wir machten eine Führung durch die Mine mit und als Chemiker war ich vor allem von den Steinen fasziniert, die im Schwarzlicht Fluoreszenz zeigen:

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Da wir nur wenige Kilometer von der US-Grenze entfernt waren, wollten wir einen kleinen Abstecher in die USA machen. Wir wussten nicht, ob wir mit unseren alten, nicht-biometrischen Reisepässen einreisen durften und versuchten einfach unser Glück. Da sich in den Pässen aber noch die Stempel der Einreise nach New York befanden, wäre dies kein Problem gewesen. Unsere Einreise scheiterte an 6 US-Dollar Einreiseformulargebühr, die wir nicht bar dabei hatten. Also gab der US-Beamte unsere Pässe seinem viel freundlicheren kanadischen Kollegen und wir fuhren einmal um das Grenzhäuschen herum (kamen also 10 m weit in den US-Bundesstaat Washington hinein), nahmen vom kanadischen Grenzbeamten unsere Pässe wieder in Empfang und kehrten zurück nach Kanada.

Nach einer Strecke, die sich ewig hinzog, kamen wir in Osoyoos an. Die südkanadische Grenzstadt wirkt wie ein mexikanischer Ort und hat als besondere Attraktion eine holländische Windmühle. Wir machten dort Station und legten uns auf der Landzunge, die links im Bild in den See ragt, ein wenig in die Sonne und kühlten uns im See ab. Der linke Bildrand des Sees ist bereits US-amerikanisch.

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Es ging noch ein ganzes Stück durch das Okanagan-Valley, das locker Temperaturen um 30 Grad erreicht und daher ein beliebtes Urlaubsgebiet ist und in dem Obst und Wein angebaut werden. Ich habe noch nie so viele und so große Obstplantagen gesehen wie hier. Momentan war gerade Kirschensaison. Die Tagesetappe endete in Kelowna, seit gut 2 Wochen die erste größere Stadt mit ca. 100000 Einwohnern.

Wir verbrachten dort einen halben Tag in einem Einkaufszentrum, wo ich vor allem in einer Buchhandlung zuschlug, und machten es uns dann am See bequem.

Tiere scheinen Geschmack an mir zu finden, denn nach dem bissigen Streifenhörnchen lutschte diese Stockente an meinem Zeh:

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Lange hielten wir es am See aber nicht aus, da ein Unwetter heraufzog, der Regen aber noch gnädigerweise wartete, bis wir unseren Bummel durch die Innenstadt beendet hatten.

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Allmählich ging es zurück Richtung Vancouver. In einem kleinen Provinzial Park entdeckten wir noch einige Seen, die man schön zu Fuß umrunden konnte.

Lightening Lake mit vielen Wasserläufern auf der Oberfläche:

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Wir hatten den See fast umrundet und konnten schon den Parkplatz sehen, als es vor uns noch in eine Bucht hineinging. Wir hatten keine andere Möglichkeit als sie zu umrunden und das bedeutete noch einmal zwei Kilometer extra Weg.

Eine letzte Zwischenübernachtung in dem Städtchen Hope und auf dem Weg nach Vancouver machten wir einen Abstecher nach Harrison Hot Springs. Im Thermalbad dort ruinierte ich meine zweite Badehose und kaufte mir später in Vancouver zwei neue. Am Seeufer lief gerade der Wettbewerb der Sandskulpturen:

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Je näher wir Vancouver kamen, desto dichter wurden das Straßennetz und vor allem der Verkehr, und die letzte Stunde ging es nur noch stop-and-go durch die Vororte, bis wir zum Ausgangspunkt der Rundreise zurückgekehrt waren. Wir fuhren gleich weiter zum Lynn Canyon in North Vancouver, um dort noch die Hängebrücke über der 50 m tiefen Schlucht zu begehen.

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Und weil wir schon im Norden der Stadt waren, ging es gleich weiter auf einen Berg im Cypress Provincial Park, von dem man einen letzten schönen Blick auf die Stadt hatte:

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Mount Baker (USA) hinter der Dunstglocke von Vancouver:

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Eineinhalb Tage hatten wir noch, um weiter Vancouver zu erkunden. Mehr per Zufall landeten wir in der Science World, die außer dem IMAX-Kino viele Experimente zum Anfassen hatte und auch sehr kindgerecht und didaktisch gut gemacht u.a. eine Kotz- und eine Rülpsmaschine hatte, die die entsprechenden Körpervorgänge simulierte. Laut Simulation werde ich mit 70 etwa so aussehen:

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Den letzten Abend beschlossen wir mit einem leckeren und teuren Essen im Drehrestaurant des Harbour Tower.

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Immerhin sparten wir so den Eintritt für die Beobachtungsplattform und bekamen noch einen schönen Rundumblick um Vancouver in der Abenddämmerung und in der Nacht.

Kugel der Science World im Hintergrund:

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Vancouver Downtown bei Nacht:

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Was macht man am Tag der Abreise? Logo, zum Flughafen fahren und sich dort am Zaun die

Nase plattdrücken. Drei Stunden lang fotografierte und filmte ich kanadische Flugzeuge, wobei viele Fotos wegen der flimmernden Luft dank der starken Sonneneinstrahlung nicht gut wurden. Vor lauter Spotten bekam ich weder die patrouillierende Polizei hinter mir, noch das Pärchen, das sich auf der Wiese der körperlichen Liebe hingab, mit.

Stellvertretend für alle anderen langen, schmalen, eleganten, bunten, dem Auge schmeichelnden Flugzeuge eine B727 der Kelowna Flightcraft Air Chater, die für Purolaoer als Frachtflieger unterwegs ist:

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Und wenn mir noch jemand sagen kann, welche Airline hier für DHL unterwegs ist und welcher Flugzeugtyp (Fokker 28?) es ist, würde ich mich sehr freuen. Leider konnte ich in der flimmernden Luft die Registrierung nicht erkennen.

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29.08.07DE 3071 YVR-FRA, Boeing 767-300, D-ABUB, Gate D53, Sitzplatz 37 A, Auslastung: 100 % (Economy)

Planmäßige Flugzeit: 18:00 – 13:00, tatsächlich: 20:39 – 15:11

 

Laut Condor-Flugbestätigung ist Meldeschlusszeit in Vancouver 3 Stunden vor Abflug. Also gaben wir den Mietwagen zurück und waren kurz nach 15 Uhr im Terminal. Abflug sollte um 18 Uhr sein. Im Terminal vor den fünf Condor-Schaltern eine lange, lange Schlange und das Schild, dass die Schalter um 15:30 Uhr öffnen würden. Mittlerweile habe ich eine Email an Condor geschickt und nachgefragt, wieso bitteschön 3 Stunden vor Abflug in Vancouver Meldeschluss ist, wenn die Schalter erst 2 ½ Stunden vor Abflug öffnen. Antwort habe ich bisher nicht bekommen. Aber das war noch die kleinste Sorge. Mehr Bauchschmerzen bereitete die Anzeige, dass unser Flug 2 ½ Stunden Verspätung hatte und erst um 20:30 Uhr starten sollte. Immerhin gab es später am Gate Sandwichs, Obst, Süßigkeiten und Wasser und Säfte. Die Maschine, die nach Vancouver fliegen sollte, hatte einen Defekt und es mussten erst in Frankfurt die Maschinen getauscht werden, was zu der dreistündigen Verspätung auf dem Hinflug führte. Die Condor scheint diesen Sommer wirklich ein Problem mit ihrer Langstreckenflotte zu haben. Wir machten es uns an einem benachbarten Gate mit Sicht auf die Landebahn gemütlich und ich fotografierte, bis das Objektiv glühte bzw. es zu dunkel wurde. Als ich einen Blick auf unser Gate warf, stand da zur Einsteigezeit immer noch die Menschenmenge herum, also machte ich mich nicht verrückt. 10 Minuten später wurden wir plötzlich ausgerufen und rannten schnell rüber zum Gate, um als letzte die Maschine zu betreten. Keine 5 Minuten später ging es los und wir rollten in der Dunkelheit zur Startbahn 26 L und hoben dort ohne weitere Verzögerung um 21:00 Uhr ab. Es ging raus auf den Pazifik und nach einer Rechtskurve Richtung Nordosten nach Whistler, die Rocky Mountains und quer über Kanada. Wir waren noch über den Northwest Territories, als der Morgen schon wieder dämmerte. Die Route war genau die gleiche wie beim Hinflug. Meine Versuche, während der 10 Stunden zu schlafen, ergaben bestenfalls ein Dösen und ich hatte den toten Punkt auf der Höhe von Grönland bis zum Landeanflug in Frankfurt wieder überwunden.

Wir kamen über Kassel aus nordöstlicher Richtung herein und flogen nördlich am Flughafen vorbei, um über dem Rhein in den Landeanflug auf die 07 rechts zu gehen, wo wir um 15:03 Uhr aufsetzten.

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Theodor-Heuss-Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden:

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Wir waren eine der letzten Maschinen, die auf der 07 landete, bevor dann die Anflugrichtung gewechselt wurde. Nach 22 Tagen kamen wir am Gate B43 an und sahen draußen schon die Passagiere sitzen, die mit 2 Stunden Verspätung auf ihren Condor-Flug nach Halifax warteten.

Es war eine schöne Zeit mit vielen neuen Eindrücken und den Jetlag habe ich mittlerweile auch überwunden, nachdem ich nach der zweiten Nacht mittags um 15 Uhr aufgewacht bin.

Ich hoffe, ich konnte die Schönheit des Landes einigermaßen rüberbringen und vielleicht den einen oder anderen auch dafür begeistern.

 

Martin

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Sehr schöner Bericht Martin, da kommen Erinnerungen an eine ähnliche Tor in 2002 hoch! Auch bei uns war das Wetter damals so besch.... teilweise (waren im Juni) und nach einem Wintereinbruch war der Lake Louise sogar noch vereist und zum Peyto Lake lag ein halber Meter Schnee...

 

Die DC-9 dürfte von ABX (ehemals Airborne Express, dann von der Post gekauft) sein. Die haben eine beträchtliche Flotte an 9ern, schau mal hier:

 

http://www.ch-aviation.ch/aircraft.php?sea...=GB&al_op=1

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Schöner Tripreport, ich war im Sommer auch fast 4 Wochen zeitweise in der Ecke, habe manchmal EXAKT die gleichen Fotos gemacht ;) Mein Report kommt noch, Problem ist nur, dass ich über 3.000 Fotos gemacht habe *g* Du warst aber nicht am Peyto Lake, oder? Wenn nein, haste was verpasst! :x

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Schöner Tripreport, ich war im Sommer auch fast 4 Wochen zeitweise in der Ecke, habe manchmal EXAKT die gleichen Fotos gemacht ;) Mein Report kommt noch, Problem ist nur, dass ich über 3.000 Fotos gemacht habe *g* Du warst aber nicht am Peyto Lake, oder? Wenn nein, haste was verpasst! :x

 

Doch, wir haben den Rundwanderweg auf dem Bow Summit gemacht und hatten von dort einen schönen Blick auf den Peyto Lake. Leider bei strömendem Regen.

 

Martin

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  • 6 Monate später...

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