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Aktuelles zum Flughafen Mailand-Linate


Super-80

Empfohlene Beiträge

Hallo,

 

ich lese seit geraumer Zeit gerne die interessanten Diskussionen dieses Forums und moechte nun selbst auch mal dazu beitragen.

 

Ich wohne in Mailand und wir haben hier ein Flughafensystem, bestehend aus 2+1 Flughaefen:

 

1. Flughafen Mailand (LIN): 7km vom Domplatz (geographischer Stadtmittelpunkt) entfernt und von dort in 15 Minuten mit einem normalen Stadtbus leicht erreichbar, zwei parallele Bahnen - 2442m fuer die kommerzielle Luftfart und 600m fuer die allgemeine Luftfahrt mit jeweils ideal plazierten dazugehoerigen Terminals. Basis von Alitalia und Skyteam-Airlines (Air France/KLM) Etwas mehr als 9 Mio. Passagiere jaehrlich, Tendenz steigend, der ideale City-Airport, geliebt von allen Mailaendern, da extrem zentrumsnah und nicht stoerend (Bahnen liegen parallel zum Stadtrand, somit bleibt der Großteil Mailands von Ueberfluegen verschont).

Mailand-Linate erfreut sich immer groeßerer Beliebtheit und wird von den meisten Network-Carriern Europas bedient.

 

2. Flughafen Malpensa 2000 (MXP): Nahe Lugano und der schweizer Grenze gelegen, 49km von Mailand entfernt und von dort nur durch lange und teure Anfahrten erreichbar. Basis von Easyjet. Hier wurde bis 1998 der bestehende, aus den 50ern stammende Flughafen fuer ca. 2,5 Mrd. Euro (im Vergleich zum BER-Projekt ein echtes Schnaeppchen) zum Großflughafen ausgebaut.

Heute gibt es einige Interkontinentalverbindungen waehrend der Inlands- und Europa-Verkehr dort fast ausschließlich von Easy-Jet abgewickelt wird.

Zwei parallele Runways mit je 3920m, 17 Mio. Passagiere, Tendenz fallend, da die Network-Carrier nach und nach nach Mailand-Linate umziehen.

 

3. "Lowcost"-Flughafen Bergamo / Orio al Serio (BGY): 50km von Mailand entfernt, fast ausschließlich von Billigfluggesellschaften bedient, Basis von Ryanair. Zwei Runways: 2934m / 778m, ca. 8,5 Mio. Passagiere jaehrlich, Tendenz steigend.

 

 

Um Malpensa als großes Luftverkehrsdrehkreuz Norditaliens und der suedlichen Schweiz zu etablieren, wurde 1998 ein Gesetz geschaffen, das vorsah, alle Fluege vom Flughafen Mailand (mit Ausnahme des Beamtenshuttles Mailand-Rom) nach Malpensa zu verlegen.

Dies ist nie vollstaendig geschehen, weil die Bevoelkerung Mailands dagegen Sturm lief (niemand wollte auf seinen geliebten, schnell und guenstig erreichbaren City-Airport, ein paar Schritte vom Dom entfernt, verzichten), die Fluggesellschaften allesamt dagegen klagten und die EU das Gesetz in der urspruenglichen Form letztlich verhinderte.

 

Seitdem ist ein modifiziertes Gesetz in Kraft, das sogenannte "Decreto Bersani-Bis", das nur noch folgende Flugziele direkt ab Mailand erlaubt:

 

- nur Destinationen innerhalb der EU

- nur Hauptstaedte von EU-Staaten sowie deren Haupt-Luftverkehrsdrehkreuz (zulaessige Destinationen nach Deutschland deshalb z. B. nur Berlin-Tegel und Frankfurt, in Spanien nur Madrid und Barcelona, etc.

- Fluege in wirtschaftlich unterentwickelte Regionen der EU der Kategorie 1 (z.B. der gesamte Sueden Italiens) - dennoch darf Alitalia per Sondergenehmigung Triest anfliegen - wieso nur eine Sondergenehmigung an Alitalia und an die anderen Airlines nicht ??

- nur Flugzeuge des Typs "Narrow-Body", also nur mit einem Mittelgang und keine "Wide-Body" mehr

- nur noch 18 stuendliche Flugbewegungen anstatt der 35 technisch moeglichen und bis Inkrafttreten des Gesetzes auch durchgefuehrten.

 

Aufgrund dieser massiven Reglementierung des Mailaender Flughafens, die eine ungestoerte Entwicklung von Malpensa zum Drehkreuz garantieren sollte und des daraus resultierenden gesetzlichen Zwangs des Umzugs vieler Destinationen nach Malpensa brachen 1998 in Mailand-Linate die Passagierzahlen von einem Jahr zum naechsten von fast 16 Mio. auf gerade noch 5 Mio. jaehrlich ein.

 

Seitdem sind 16 Jahre vergangen.

Alitalia ist nach jahrzehntelangem Mißmanagement (frueher hatte man sogar viele B-747 in der Flotte) inzwischen zu einer kleinen, laecherlichen Regional-Airline verkommen, ueber die Haelfte aller heutigen Malpensa-Passagiere sind Easy-Jet Kunden und vom Interkontinental-Drehkreuz ist nach wie vor keine Spur.

Die Passagierzahlen von Mailand-Linate haben sich zwar in den letzten 16 Jahren langsam wieder auf jetzt ca. 9 Mio. jaehrlich erholt. Eine weitere Steigerung ist aufgrund der genannten, sehr strengen gesetztlichen Beschraenkungen aber kaum absehbar.

 

 

In Paris gab es ein aehnliches Gesetz zu Lasten Orlys, um die erfolgreiche Entwicklung von CDG zu gewaehrleisten. Als dieser gut etabliert war, wurde das Gesetz aufgehoben. Genauso koennte man in den ersten Jahren auch mit BER und Tegel verfahren, anstatt letzteren radikal zu schließen und Kapazitaeten, die in ein paar Jahren dringend gebraucht werden, kurzsichtig unwiderbringlich zu vernichten.

 

 

Ich frage mich allerdings: ist es einem EU-Staat wie Italien gestattet, die Konsumenten weiterhin zu behindern und zu schaedigen durch ein Gesetz, dessen gewuenschter Effekt sich auch nach 16 Jahren noch immer nicht eingestellt hat ?

 

Darf der Staat mir als Konsument vorschreiben, nur ab Malpensa nach Hamburg oder Bremen fliegen zu duerfen und somit 80 Euro fuer eine Taxifahrt zum Flughafen bezahlen zu muessen, waehrend ich, wenn diese Destinationen ab dem Stadtflughafen zulaessig waeren, fuer 1,50 Euro in 15 Minuten mit dem Bus am Flughafen waere ?

Wenn die Konsumenten sich fuer den Stadtflughafen entscheiden (die Meinung der Bevoelkerung und die Passagierstatistiken bestaetigen diese eindeutige Tendenz), darf ihnen der Staat eine andere Wahl aufzwingen ? Ist dies mit den Grundsaetzen einer liberalisierten Wirtschaft in der EU vereinbar ?

 

Die bisherigen Schaeden in Linate sind jedenfalls eindeutig und unuebersehbar:

 

- Wenige Europa-Destinationen, die ab Mailand direkt erreichbar sind (=wenig Auswahl fuer die Konsumenten)

- Quasi-Monopol von Alitalia und Skyteam (80% des Marktanteils) und damit hohe Preise

- unzaehlige abgelehnte Slot-Antraege von Airlines, die gerne ab dem City-Airport operieren wuerden, denen aber aufgrund der gesetzlich reduzierten 18 statt 35 Flugbewegungen pro Stunde keine Slots eingeraeumt werden

 

 

Die italienische Anti-Trust-Behoerde hat aufgrund dieser konsumentenschaedigenden Situation im Jahr 2010 die italienische Regierung aufgefordert, das sinnlose Gesetzesdekret "Decreto Bersani Bis" ersatzlos zu streichen und damit den Mailaender Flughafen komplett zu liberalisieren und in eine normale Marktsituation zurueckzufuehren.

 

Da man dadurch seitens der Regierung wohl den voelligen Untergang von Malpensa befuerchtete, (ein sofortiger Massenumzug der Airlines zum Stadtflughafen waere sehr wahrscheinlich und absehbar gewesen), beschraenkte man sich, Alitalia zu zwingen, sechs Slots an Easy-Jet abzugeben.

 

Der Effekt kam zwar einem Tropfen auf den heißen Stein gleich, stellte jedoch die Anti-Trust-Behoerde ruhig.

 

 

Ich ueberlege ernsthaft eine Klage vor dem Europaeischen Gerichtshof gegen das Dekret "Bersani Bis" weil ich meine Konsumentenrechte (mehr Auswahl an Fluegen, bessere Preise durch mehr Konkurrenz) durch uebertriebenen, wettbewerbsverzerrenden staatlichen Eingriff verletzt sehe.

 

Ich bin die aktuelle Situation jedenfalls leid und habe kein Interesse, weitere 16 Jahre zu warten, in der Hoffnung, daß sich vielleicht irgendwann das Problem von selbst loest, denn in Italien ist so etwas sehr unwahrscheinlich.

 

 

Falls hier Luftverkehrsanwaelte mitlesen, waere ich um Tips und Einschaetzungen der Situation sehr dankbar.

 

 

 

Beste Grueße an alle !

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Zunächst mal: Das Mailänder Flughafensystem halte ich für ein interessantes Diskussionsthema. Die Anbindung vom MXP an die Stadt Mailand halte ich dank Malpensa-Express für nicht ganz schlecht, wie von dir dargestellt. Allerdings fährt der nicht an den Centrale Bahnhof, so dass eine überregionale Schienenanbindung von MXP nicht die Qualität hat, wie etwa die von FRA.

 

Die S-Bahn in München etwa bietet vergleichbare Reisezeiten zwischen MUC und der Innenstadt. Hinzuzufügen wäre, dass LIN jetzt auch noch einen U-Bahn-Anschluss bekommt.

 

Eine Frage dazu: Hast du einen link zum genauen Wortlaut des "Bersani Bis" Dekrets?

 

Hinsichtlich einer Klage, so fürchte ich, hätte die wohl keine allzu großen Aussichten auf Erfolg. Ich kann mit gut vorstellen, dass an weiteren Slots in LIN interessierte Airlines, hierzu juristische Möglichkeiten in der Vergangenheit bereits ausgelotet haben. Das Prinzip der Großvaterrechte an existierenden Slots ist m.W. in der EU akzeptiert (vgl. LHR, FRA). Auch festgelegte Bewegungsgrenzen unterhalb der technisch möglichen Kapazität bestehen an diversen Flughäfen und sind wohl ebenso mit EU-recht vereinbar.

 

Ebenso sind z.B. aus den USA Beschränkungen des möglichen Luftverkehrsangebotes an ausgewählten Standorten bekannt (DCA, LGA).

 

Was ich mir vorstellen könnte, ist dass in LIN durch verringerte Nachfrage auf LIN-FCO (wegen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs) Slots frei werden, die AZ nicht unbedingt zu füllen wüsste und in Anbetracht ihrer finanziellen Situation veräußern müsste/sollte.

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N'Abend!

 

Ich ueberlege ernsthaft eine Klage vor dem Europaeischen Gerichtshof gegen das Dekret "Bersani Bis" weil ich meine Konsumentenrechte (mehr Auswahl an Fluegen, bessere Preise durch mehr Konkurrenz) durch uebertriebenen, wettbewerbsverzerrenden staatlichen Eingriff verletzt sehe.

Das wird schon deshalb nicht funktionieren, weil der Europäische Gerichtshof hier sachlich nicht zuständig ist.

Als Privatperson können Sie vor dem Gericht der Europäischen Union klagen, aber nicht vor dem Europäischen Gerichtshof. Beides sind voneinander unabhängige Gerichte, das Gericht der Europäischen Union ist dem Europäischen Gerichtshof nachgeordnet. Der EuGH käme erst als Folgeinstanz ins Spiel.

 

Habe die Ehre,

Dash8-400

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Danke fuer die Hinweise !

 

Vielleicht loest sich das Problem nun doch von selbst: Etihad, in Verhandlung ueber einen Einstieg bei Alitalia, macht Druck auf die italienische Regierung und fordert die Aufhebung der Slot- und Streckenbeschraenkungen am City-Airport Linate als unverzichtbare Voraussetzung fuer eine Beteiligung an der ehemaligen italienischen Staatsfluglinie.

 

Hinzu kommt, daß der Praesident der Flughafen-Betreibergesellschaft von Linate und Malpensa "SEA" (Società Esercizi Aeroportuali), heute im Interviev mit der nationalen Tageszeitung "La Repubblica" zwar einerseits vor einer Lockerung der Bestimmungen in Linate warnt, um Schaden von Malpensa abzuwenden, andererseits jedoch selbst eine Aufhebung saemtlicher Beschraenkungen in Linate zumindest fuer das Expo-Semester in 2015 fordert (!) Damit solle die bestmoegliche Erreichbarkeit Mailands sichergestellt werden.

 

Dies koennte somit der erste Domino-Stein sein, der am Ende das Dekret zu Fall bringt, denn die Fluggesellschaften, die in Linate nach 16jaehriger Wartezeit endlich neue Strecken eroeffnen wuerden, wuerden diese nach einem halben Jahr sicherlich nicht kampflos wieder einstellen.

 

 

Hier der Artikel:

 

http://milano.repubblica.it/cronaca/2014/02/04/news/modiano_ma_il_vero_rischio_il_potenziamento_di_linate-77692106/

 

 

Es wird also in naechster Zeit sehr spannend werden.

 

 

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Ich habe auf der Internetseite der italienischen Kartellbehoerde das Dokument gefunden, mit dem im Jahr 2009 Parlament, Regierung und Luftfahrtbehoerde aufgefordert wurden, so schnell wie moeglich die wettbewerbsverzerrenden Limitationen in Linate aufzuheben.

 

Wie bereits geschrieben, wurde diese Aufforderung nicht umgesetzt sondern lediglich Alitalia zur Abgabe ganz weniger Slots an Easy-Jet verpflichtet, was an der Situation de facto nichts geaendert hat.

 

 

Das Dokument kann als pdf direkt von der Internetseite der italienischen Kartellbehoerde heruntergeladen werden:

 

http://www.agcm.it/segnalazioni/segnalazioni-e-pareri/open/C12563290035806C/E7263F6039425064C12575C2003B8222.html


Habe noch etwas gefunden:

 

http://www.ilsussidiario.net/News/Economia-libera/2009/1/19/ALITALIA-Ecco-la-ricetta-per-salvare-Malpensa-e-Linate/11258/

 

 

In der Grafik no. 2 (ganz unten auf der Seite) sieht man in grau die Kapazitaet in Linate, die seit 1997 per Gesetzesdekret nicht genutzt werden darf.

Der Artikel endet mit der Schlußfolgerung, daß das Dekret, nachdem es seine Effizienz nicht beweisen konnte, abzuschaffen waere, um weiteren Schaden von Linate abzuwenden.


 

 

An L49:

 

vielen Dank fuer Ihren Beitrag !

 

Den genauen Wortlaut des Dekrets "Bersani Bis", das Linate reglementiert, kann man direkt auf der Internetseite des Gesetzblatts der Italienischen Republik konsultieren, und zwar hier:

 

http://www.gazzettaufficiale.it/atto/serie_generale/caricaDettaglioAtto/originario?atto.dataPubblicazioneGazzetta=2001-01-18&atto.codiceRedazionale=001A0515&elenco30giorni=false

 

 

Bzgl. der Erosion der Flugverbindung Mailand-Rom durch die Hochgeschwindigkeitszuege haben Sie recht: in den letzten drei Jahren ist das Passagieraufkommen auf dieser Strecke in Linate von ca. 2,8 Mio. auf ca. 1,5 Mio. jaehrlich geschrumpft, denn das Flugzeug bietet hier kaum noch einen Vorteil.

 

Ich versuche mal, es zu veranschaulichen: wenn man annimmt, jemand moechte aus der Innenstadt Mailands in die Innenstadt Roms gelangen, dann braucht man hierfuer

 

- mit dem Flugzeug einschließlich aller An- und Abfahrten vom und zum Flughafen: 2 Stunden 30 Minuten. Rom ist leider nicht mit einem City-Airport gesegnet wie Mailand sondern hat den Flughafen Fiumicino 33km vom Stadtzentrum entfernt waehrend in Ciampino Ryanair praktisch allein agiert.

 

- mit dem Zug, bequem ohne jedes Umsteigen oder Herumlaufen von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof (Handy- und WiFi-Internetzugang inbegriffen): 2 Stunden 58 Minuten

 

Ich persoenlich, obwohl ich gern fliege, nehme auf dieser Strecke in letzter Zeit immer oefter den Zug, da mir dieser gestattet, drei Stunden ununterbrochen in meinem bequemen Sessel zu sitzen und evtl. auch noch waehrend der Reise Arbeit am Computer bzw. Telefonate erledigen zu koennen.

 

Im naechsten Jahr, mit Kompletierung der Unterfuehrungen in Florenz und Bologna, sinkt dann die Reisezeit mit dem Zug auf 2 Stunden 30 Minuten, wodurch das Flugzeug dann seinen Zeitvorteil komplett einbueßt.

 

Die Flugstrecke Mailand-Rom wird dennoch erhalten bleiben, da sie Alitalia auch als Zubringer fuer ihr Interkontinental-Drehkreuz in Fiumicino dient. Die aufgrund der Frequenzreduzierung auf dieser Flugstrecke nun freigewordenen Slots nutzt Alitalia hingegen, um weitere internationale Verbindungen von Malpensa nach Linate zu verlagern:

 

- seit Oktober kann man nun direkt vom Mailaender Stadtflughafen nach Wien fliegen

- ab Sommerflugplan diesen Jahres kommen Warschau und Prag hinzu

- die Destinationen Kopenhagen, Stockholm, Tallin, Helsinki, Malta und Budapest werden in Kuerze von Malpensa nach Linate umziehen bzw. am City-Airport neu geschaffen

 

Ein meines Erachtens genialer Schachzug von Alitalia, wenn man bedenkt, daß all diese Verbindungen bisher ab Mailand komplett fehlen und nur ab Malpensa erreichbar sind. Und da bekanntlich kein Mailaender freiwillig ab Malpensa fliegen will wenn es die gleiche Verbindung auch ab Linate gibt, darf sich Alitalia sicherlich schon jetzt auf eine hervorragende Auslastung ihrer Flugzeuge auf diesen Strecken freuen.

 

Nach Wien fliegen neben Alitalia auch Austrian und Air Berlin, allerdings ab Malpensa. Es wuerde mich ja mal interessieren, wie sich deren Passagierzahlen nach Einfuehrung des Alitalia-Produktes (noch dazu im doppelten Tagesrand) entwickelt haben.

 

 

Hier die Pressenotiz ueber die neuen Strecken mit dem Titel "Die Flucht aus Malpensa nach Linate - Alitalia streicht 15 Verbindungen":

 

http://milano.repubblica.it/cronaca/2013/07/05/news/linate-malpensa-62415157/

 

 

Ich finde den Titel des Zeitungsberichtes uebertrieben: was ist denn so schlimm daran, wenn man dem Markt gibt, woran er Bedarf hat ? Wenn die Bevoelkerung lieber ab dem City-Airport fliegt, hat die Politik dies zur Kenntnis zu nehmen und zu respektieren.

Wieso sehe ich in dieser Angelegenheit eigentlich immer wieder Parallelen zur Tempelhof - BER - Tragoedie ?

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Die Anbindung vom MXP an die Stadt Mailand halte ich dank Malpensa-Express für nicht ganz schlech

 

Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt überhaupt nicht. Verdreckte 2. Klasse-Wagen als 1. Klasse zum dreifachen Preis (10 EUR oneway) gegenüber dem normalen Km-Preis von Trenord/FS, wobei der Bus nicht wesentlich günstiger ist. Das wird nur noch von LYS übertroffen.

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Hallo Andy,

 

ich stimme Dir voellig zu !

 

Den Malpensa-Express (11 Euro one way fuer 49km in der 2. Klasse, die als 1. Klasse verkauft wird) kann man gerne als Diebeszug ansehen. Leider haben die Italiener noch immer nicht begriffen, daß derartige Abzock-Manoever im kollektiven Gedaechtnis der auslaendischen Besucher haengenbleiben und nur den schlechten Eindruck, den diese ohnehin bereits von Italien haben, nochmals unterstreichen.

Hinzu kommt, daß der Malpensa-Express wie ein ganz normaler Regionalzug an unzaehligen Milchkannen haelt und bis zu 1 Std. 10 Minuten bis nach Malpensa braucht.

Das Fehlen von Nonstop-Zugverbindungen zwischen Mailand und Malpensa wird von der Region Lombardei damit gerechtfertigt, daß dieser Zug ohne die vielen Pendler, die damit zur Arbeit und zurueck fahren nicht witschaftlich zu betreiben waere. Mit den wenigen Flugpassagieren waere der Zug naemlich fast leer, denn die Emirates-Passagiere fahren lieber mit dem Taxi und die Easy-Jet-Passagiere mit dem Bus (weil guenstiger) nach Malpensa.

 

Noch fieser ist der Empfang allerdings in Rom: Der Zug "Leonardo-Express" nimmt dem ahnungslosen Reisenden, der soeben in Fiumicino gelandet ist, satte 14 Euro one way fuer 33km in der als 1. Klasse verkauften 2. Klasse ab. Aber keine Sorge, das bleibt nicht mehr lange so: eine Erhoehung auf 20 Euro one way ist bereits geplant :wacko: !

Der (inzwischen abgewaehlte) offen faschistische Buergermeister begruendete dies stets damit, daß ein Taxi ja schließlich 45 Euro kosten wuerde und der Zug somit noch viel zu billig waere...

 

Ich frage mich: wo steht eigentlich geschrieben, daß ein Zug zum Flughafen generell viel teurer sein muß als eine normale Zugverbindung fuer die gleiche Entfernung ? Mit welchem Recht bestrafen die lokalen Eisenbahnen in Italien ihre Fahrgaeste, die vom oder zum Flughafen wollen ?

Eine Intervention der EU waere hier sicher sehr hilfreich, um dem Preiswucher ein Ende zu bereiten !


Bezueglich der ab Linate moeglichen Destinationen bin ich soeben fast vom Hocker gefallen, als ich mir das Gesetzesdekret nochmals ganz genau angesehen habe.

Die Regionen, die ich faelschlich als "Kategorie 1" uebersetzt hatte, sind die beruehmten "Ziel 1"-Regionen. Demnach stehen in Linate die Tueren fuer neue Verbindungen sehr viel offener, als ich dachte, denn alle in den Regionen liegenden Flughaefen, die in der Tabelle auf dieser Website der EU angegeben sind, duerfen ab Linate direkt bedient werden !

 

http://europa.eu/legislation_summaries/regional_policy/provisions_and_instruments/g24203_de.htm

 

 

Wieso scheint dies bisher noch keine Fluggesellschaft entdeckt zu haben ?

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Ich frage mich: wo steht eigentlich geschrieben, daß ein Zug zum Flughafen generell viel teurer sein muß als eine normale Zugverbindung fuer die gleiche Entfernung ? Mit welchem Recht bestrafen die lokalen Eisenbahnen in Italien ihre Fahrgaeste, die vom oder zum Flughafen wollen ?

Eine Intervention der EU waere hier sicher sehr hilfreich, um dem Preiswucher ein Ende zu bereiten !

 

Mit demselben Recht, das auch zum Tragen kommt wenn dem Flughafen MUC extra eine eigene Tarifzone spendiert wird, nur um für die letzten paar Kilometer nochmal richtig zugreifen zu können:

http://www.mvv-muenchen.de/fileadmin/media/Dateien/2_Netze_Bahnhoefe/bilder/netz14_Version_DB_13.08.13.pdf

 

Angebot und Nachfrage fürchte ich, und eine gehörige Portion Einflussnahme "interessierter Gruppen".

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Die U-Bahn-Verbindung von Athen zum Flughafen kostet mittlerweile 8,50 Euro und ist damit absolut nicht billig.

 

Das ist ein Grund mehr, warum die Mailaender ihren City-Airport so sehr lieben: mit dem normalen Stadtbus (8-Minuten-Takt) ist man fuer 1,50 Euro (Standard-Stadttarif 90 Minuten) in einer Viertelstunde aus der Innenstadt am Flughafen ! Wenn die Metro M4 fertig sein wird, wird es sogar nur noch 8 Minuten dauern. Und wer eine Zehnerkarte kauft, den kostet die einzelne Fahrt sogar nur 1,38 Euro.


Wenn man dazu bedenkt, daß Mailand oft zu den teuersten Staedten der Welt gezaehlt wird, grenzt dieser Schnaeppchentarif fast an ein Wunder.

Aber wie sollte man es auch anders loesen: Linate liegt in der Stadt Mailand, die Haltestellen nach dem Flughafen sind bewohntes Gebiet und die Leute wollen schließlich von der Innenstadt nach Hause oder umgekehrt, ohne dabei verarmen zu muessen.

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Hallo Oldblueeyes,

 

zum Flughafen Athen existiert der Spezialtarif Airport (das bereits weiter oben thematisierte Abzock-Problem): 8,50 Euro mit der Metro und 5 Euro mit dem Bus. Wenn Du bisher guenstiger gefahren bist, hast Du Glueck gehabt und keinen Kontrolleur getroffen, denn sonst waere es mit Sicherheit sehr viel teurer geworden.

 

 

 

 

Habe uebrigens gerade ein interessantes Dokument der nationalen italienischen Luftaufsichtsbehoerde ENAC aus dem Jahr 2012 gefunden:

 

http://www.enac.gov.it/repository/ContentManagement/information/P464245000/Vol3_ParteII_CAP_11_RETE_AEROPORTUALE.pdf

 

Auf der letzten Seite (Seite 14) wird eine dringend noetige Revision des Gesetzesdekrets "Bersani-Bis", das Linate reglementiert, angemahnt, da dieses, nach Ansicht der ENAC, im europaeischen Panorama eine absolute Anomalie darstelle.

 

Aufgrund der Wichtigkeit des Flughafens Linate fuer die Stadt Mailand wird eine Lockerung des Dekrets empfohlen. Demnach solle der Italienische Gesetzgeber neue Strecken zu allen Staedten in Europa zulassen, die alternativ mit dem Zug nicht in hoechstens drei Stunden erreichbar waeren. Dazu gehoeren auch einige italienische Destinationen. Sehr interessant.

 

Es bleibt zu hoffen, daß dieses wettbewerbsverzerrende Dekret bald komplett abgeschafft wird.

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Habe uebrigens gerade ein interessantes Dokument der nationalen italienischen Luftaufsichtsbehoerde ENAC aus dem Jahr 2012 gefunden:

 

http://www.enac.gov.it/repository/ContentManagement/information/P464245000/Vol3_ParteII_CAP_11_RETE_AEROPORTUALE.pdf

 

Auf der letzten Seite (Seite 14) wird eine dringend noetige Revision des Gesetzesdekrets "Bersani-Bis", das Linate reglementiert, angemahnt, da dieses, nach Ansicht der ENAC, im europaeischen Panorama eine absolute Anomalie darstelle.

 

Aufgrund der Wichtigkeit des Flughafens Linate fuer die Stadt Mailand wird eine Lockerung des Dekrets empfohlen. Demnach solle der Italienische Gesetzgeber neue Strecken zu allen Staedten in Europa zulassen, die alternativ mit dem Zug nicht in hoechstens drei Stunden erreichbar waeren. Dazu gehoeren auch einige italienische Destinationen. Sehr interessant.

 

Es bleibt zu hoffen, daß dieses wettbewerbsverzerrende Dekret bald komplett abgeschafft wird.

Erst mal danke für den link zum Dekret. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind Flüge in unterschiedlicher Häufigkeit ab LIN gestattet zu

1. Flughäfen von Hauptstädten der EU-Mitglieder

 

2. Flüge zu Destinationen in der EU, auf denen die Strecken ab/bis MIL in Summe mindestens 350.000 pax im Jahre 1999 aufwiesen. Sich seit damals heftig entwickelnde Märkte, die heute > 350k sind, bleiben demnach weiterhin ausgeschlossen

 

3. Flüge zu Destinationen in der EU, die 1999 ein Paxvolumen von mindestens 40 Mio. hatten (das trifft jenseits von 1. also nur FRA) und wenn MUC eines Tages diese Schwelle überschreitet, darf es weiterhin nicht angeflogen werden, da sich die 40 Mio. auf 1999 beziehen.

 

4. Flughäfen in "benachteiligten" (geographisch, ökonomisch) Regionen in der EU

 

So richtig? Falls ja, dann bietet das Dekret für die Entwicklung von Strecken ab LIN nicht allzu viele Optionen, die eine oder andere bislang nicht bediente Hauptstadt (z.B. ATH), weitere Flughäfen einer Hauptstadt (z.B. STN) und irgendwelche Hungerleider-Strecken die üblicherweise ein Low Coster niedrigfrequent anbietet. Für so einen Service wird er aber einen Mailänder Flughafen wählen, der sehr niedrige Gebühren aufweist (BGY). So gibt es z.B. VNO-BGY aber nicht VNO-LIN, obwohl das nach der Hauptstadt-Regel zulässig wäre.

 

Was LIN fehlt wären Strecken zu europäischen Metropolen, die eben keine Hauptstädte sind. Auch ist die Begrenzung auf die EU anstatt den Kontinent Europa nicht hilfreich. Ich könnte mir für LIN Strecken z.B. nach MUC, DUS, ZRH, IST, STR, MOS, LYS, ... als kommerziell erfolgreich vorstellen. Dafür wäre jedoch das Dekret zu modifizieren.

 

Und noch was zur ÖV-Anbindung: Was in MXP oder FCO für meinen Geschmack stark verbesserungswürdig wäre, ist die Einbindung des Zubringers in einen regionalen Verkehrsverbund. Wenn ich von MXP kommen in Cadorna aus dem Zug steige, muss ich für die Metro oder die Tram erneut löhnen. In München z.B. ist das nicht so.

 

Für die Rom-Reisenden gibt es in FCO alternativ die Möglichkeit mit dem Nahverkehrszug bis zur Station Tiburtina zum Regeltarif zu fahren. Allerdings liegt der Bahnhof selbstredend nicht so zentral, wie der nur vom teuren Expresszug angefahrene Hauptbahnhof Termini.

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Hallo L49,

 

Dein Beitrag faßt die aktuelle Situation in Linate recht gut zusammen.

 

So wie es aussieht, haben anfangs fast alle europaeischen Fluggesellschaften gegen die Verkehrsrestriktionen am City-Airport Beschwerde bei der Europaeischen Kommission eingelegt. Sogar einige Regierungen (darunter auch die deutsche Bundesregierung) haben daraufhin genannte Kommission gebeten, Italien zur Nichtanwendung des Gesetzesdekretes zu verpflichten.

 

Am Ende kam der heute gueltige Kompromiß dabei heraus. Das gesamte rechtliche Verfahren, mit saemtlichen Normen, die Anwendung gefunden haben, kann man auf der Internetseite der Europaeischen Union nachlesen. Und zwar hier:

 

http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:32001D0163%2801%29:IT:HTML

 

So unverstaendlich wie ueberraschend ist dabei, daß die Europaeische Kommission zur Auffassung gelangt, daß es den EU-Mitgliedsstaaten freisteht, im Rahmen eines Flughafensystems selbst ueber eine Aufteilung der Verkehrsstroeme zu entscheiden, ohne, daß dabei eine EU-Airline diskriminiert wird.

Diese Weisung hat die italienische Regierung sodann veranlaßt, das Gesetz zu modifizieren (ansonsten haetten wir heute in Linate naemlich als einzige Destination nur die Luftbruecke nach Fiumicino):

 

- statt der 13 stuendlichen Flugbewegungen zur Hauptverkehrszeit und den 20 Flugbewegungen am uebrigen Tag sind seitdem 18 stuendliche Flugbewegungen ueber den gesamten Tag verteilt moeglich (ich darf hierbei daran erinnern, daß die technische Kapazitaet von Linate mit 32 Flugbewegungen pro Stunde berechnet wurde)

- alle Hauptstaedte der EU duerfen angeflogen werden.

 

In dieser Form hat die Europaeische Kommission im Jahr 2000 das bereits weiter oben genannte Gesetz "Bersani Bis" anerkannt.

 

 

Wie L49 ganz richtig schreibt, hat sich seit 1999 der europaeische Luftverkehr radikal veraendert (Low-Cost-Airlines und neue Verkehrsstroeme, von denen man im fernen 1999 noch nichts ahnen konnte, haben sich entwickelt). Wenn nun eine Airline eine neue Destination in Linate eroeffnen will, scheitert diese, wenn nicht an den Restriktionen des Bersani-Bis-Dekrets, dann jedoch zumeist spaetestens am Slot-Problem: die 18 Slots pro Stunde sind alle vergeben und damit waere Linate, rechtlich gesehen, voll.

 

Leider nur ist die Realitaet (zu Lasten der Verbraucher) eine andere: mit Absegnung der EU wird in Italien fuer die Slots seit Jahren das Prinzip "Use it or loose it" nicht angewendet. Das bedeutet, daß Alitalia in Linate eine Menge Slots ihr Eigen nennt, die sie nicht nutzt, was zur Folge hat, daß der Flughafen dadurch zwar rein rechtlich voll ist, in der Realitaet jedoch weitaus weniger Fluege stattfinden als Slots zugeteilt wurden.

Allein schon deswegen haben die italienische Antitrust-Behoerde 2009 und die italienische Luftaufsichtbehoerde 2012 die Lockerung der Restriktionen in Linate und die Liberalisierung der Slots auf die techniche Kapazitaet von 32 pro Stunde (ich hatte weiter oben in den letzten Tagen die dazugehoerigen Links gepostet) gefordert. Bisher leider erfolglos.

 

In den naechsten Wochen wird die Angelegenheit allerdings wieder (unfreiwillig) auf die Tagesordnung der italienischen Regierung zurueckkehren:

 

Etihad plant, 49% von Alitalia zu uebernehmen, ca. 1 Milliarde Euro zu investieren und stellt knallharte Forderungen an die italienische Regierung, darunter

 

- Kauf oder Mehrheitsbeteiligungen an den Gesellschaften "ADR - Aeroporti di Roma" und "SEA - Aeroporti di Milano"

 

- Aufhebung des Bersani-Bis-Dekrets und voellige Freigabe von Linate mit Zulassung von Strecken von dort in alle Staedte Europas sowie nach Abu-Dhabi, Istanbul und Nordafrika

 

Diese Forderungen leuchten ein, denn alle diese neuen Strecken waeren Zubringerdienste fuer die Etihad-Interkontinentalstrecken. Insbesondere die Forderung nach der Genehmigung, ALLE Staedte in EUROPA anfliegen zu duerfen und nicht nur die HAUPT-staedte von EU-Staaten, duerfte wohl auf den Willen hindeuten, Zubringerdienste auch nach Zuerich und Belgrad (siehe Beteiligung an Air Serbia) einrichten zu wollen.

 

Der aktuelle Plan von Etihad sieht Rom-Fiumicino als deren wichtigstes Interkontinental-Drehkreuz in Europa vor. Alle Fluege nach Westen wuerden dann von Alitalia, ggfs. im Codesharing mit Etihad durchgefuehrt. Dafuer ist die Erweiterung Alitalias Interkontinentalflotte geplant. Die Forderung nach einem Einstieg in die Flughafengesellschaften zeigt, daß man Großes vorhat und eine aeußere Einflußnahme moeglichst gering halten bzw. ausschließen will.

 

In Mailand hat Etihad die privilegierte Position des City-Airports und dessen Potential (die Bahn ist immerhin 2442m lang, was auch kurze Interkontinentalverbindungen z.B. nach Afrika ermoeglichen wuerde) erkannt. Deshalb die Forderung der Aufhebung saemtlicher Restriktionen.

In Malpensa wird es sicherlich ein paar zusaetzliche Langstreckenverbindungen geben, Etihads Plan fuer Mailand liegt jedoch eindeutig auf Linate.

 

Die naechsten Wochen koennten deshalb fuer die Zukunft des Mailaender Flughafensystems entscheidend werden.

Die Zeichen fuer Linate stehen gut: ENAC und Antitrust sind sicherlich fuer eine Liberalisierung, der italienische Verkehrsminister (ein Lombarde, der die Situation vor Ort gut kennt) ist zwar dagegen, Premierminister Letta, dessen Prioritaet es ist, fuer Alitalia schnell eine zukunftsfaehige Loesung zu finden, hat die positiven Effekte eines Einstiegs von Etihad fuer den Gesamtstaat im Auge und wird deswegen die Abschaffung des Bersani-Bis-Dekrets trotz vorhersehbarer Proteste aus der Lombardei wohl in Kauf nehmen.

 

Wenn man dazu bedenkt, daß Letta der Links-Partei angehoert, waehrend die Lombardei von der rechtsextremen Lega Nord gefuehrt wird, die seit jeher Malpensa verteidigt und Linate geschlossen sehen will, waehrend die Stadt Mailand von der Links-Partei gefuehrt wird und Linate verteidigt, ist davon auszugehen, daß tatsaechlich in den naechsten Wochen in Rom wichtige Weichenstellungen fuer eine bessere Zukunft von Linate und zum Wohle aller Verbraucher vorgenommen werden.

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  • 3 Monate später...

Manchmal geschehen doch noch Zeichen und Wunder - die Alitalia-Krise macht es moeglich: Etihad, der (einzige) Uebernahmeinteressent fuer die marode italienische Flagg-Fluglinie diktiert den Banken und der italienischen Regierung momentan knallharte Konditionen, darunter die Liberalisierung des Flughafens Mailand-Linate. 

 

Verkehrsminister Lupi hat bereits erklaert, daß die Regierung alles tun wird, um die Alitalia-Etihad-Allianz zu favorisieren. 

 

Das neue Gesetzesdekret, das noch vom Parlament verabschiedet werden muß, hebt bis auf das Limit der 18 Flugbewegungen / Std. sowie des Verbots von "Wide-Body"-Flugzeugen alle anderen Beschraenkungen auf. Es darf somit nach 15 Jahren Reglementierung endlich wieder jeder Flughafen der Welt ab dem City-Airport angeflogen werden.

 

Da Linate durch die kuenstliche Limitierung auf 18 Slots / Std. komplett gesaettigt ist, wird jedoch de facto praktisch keine Fluggesellschaft auch nur eine einzige neue Strecke eroeffnen koennen auch wenn sie es wollte.

 

Nur Alitalia, die taeglich allein 70 Slots auf ihrer Monopolstrecke Mailand-Rom nutzt, deren Passagiervolumen  hier momentan durch die neuen Hochgeschwindigkeitszuege immer mehr erodiert wird, wird in der Lage sein, durch Nutzung ebendieser Slots ab Linate kuenftig auch neue Strecken, selbstverstaendlich ebenfalls  in Monopolstellung, anbieten zu koennen.

 

Die Araber von Etihad wissen genau, daß sie die letzte Chance fuer Alitalia darstellen und nutzen dies geschickt aus, um mit ihren praezisen Forderungen an die Regierung und durch die Alitalia-Aquisition nun endlich in die Goldgrube Linate vordringen zu koennen, zu der nahezu allen anderen Fluggesellschaften der Welt die Tueren versperrt sind. 

 

Somit wird die vielgepriesene "Liberalisierung" Linates nur einer  einzigen Fluggesellschaft zugute kommen:  Alitalia/Etihad. Italien schafft sich also einmal mehr ein Gesetz "ad personam", mit dem einzigen Unterschied, daß diesmal der Adressat ausnahmsweise nicht Berlusconi heißt. 

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  • 4 Wochen später...

So, nun wird es konkret: Etihad hat jetzt fuer Alitalia 17 neue Destinationen ab Linate beantragt, und zwar:

 

- Düsseldorf

- Hamburg

- Genf

- Ibiza

- Palma de Mallorca

- Belgrad

- Kiev

- Moskau

- Sankt Petersburg

- Tirana

- Casablanca

- Algier

- Tunis

- Tripolis

- Cairo

- Istanbul

- Tel Aviv

 

Wie deutlich ersichtlich, ist nicht eine einzige Destination mit dem bisher noch gueltigen Bersani-Bis-Dekret kompatibel, was darauf hindeutet, daß die italienische Regierung das Gesetz wohl in den naechsten Monaten abschaffen und damit alle Restriktionen in Linate aufheben wird.

Zum großen Jubel der Mailaender Bevoelkerung, die endlich wieder viele Destinationen direkt ab Mailand erreichen kann, was bisher bekanntlich durch die Politik, die die Buerger zwingen wollte, ab Malpensa zu fliegen, streng verboten war.

 

Hier der Link zum gestrigen Zeitungsartikel:

 

http://www.ilgiornale.it/news/milano/ecco-tutti-i-nuovi-voli-linate-1026485.html

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  • 4 Monate später...

Gute Nachrichten: vor ca. einer Woche hat der italienische Verkehrsminister ein neues Gesetzesdekret erlassen. Ab Winterflugplan 2014/15 dürfen nun alle Flughäfen in der EU direkt ab Linate angeflogen werden. 

 

Vorher waren bekanntlich als Ziele ab Linate nur EU-Hauptstädte und die Haupt-Luftverkehrsdrehkreuze der EU-Staaten zulässig. 

 

Die jetzige Regelung ist somit dem ersten Anschein nach sehr viel permissiver als die vorherige.

 

Was jedoch große Veränderungen dennoch verhindern wird, ist, daß die politisch gewollte Kleinhaltung des City-Airports zugunsten des bei den Mailändern unbeliebten Großflughafens Malpensa (50km von Mailand entfernt !) leider fortbesteht: statt endlich die technische Kapazität Linates von 32 Flugbewegungen pro Stunde wieder freizugeben, bleibt es bei der künstlichen Beschränkung auf 18 Flugbewegungen pro Stunde, um Kunden und Fluggesellschaften weiterhin zu zwingen, Malpensa zu nutzen.

 

Es ist als ob irgendwer irgendwo in der Wüste einen Supermarkt eröffnete und dann mangels Kundschaft ein Gesetz schaffte, das es den Kunden des Supermarkts in der Innenstadt verbietet, dort weiterhin einzukaufen und sie zwingt, für ihre Einkäufe 50km weit in die Wüste hinauszufahren, um bei ihm einzukaufen. Kein Staat der Welt würde jemals für einen privat betriebenen Supermarkt ein solches Gesetz schaffen. Wenn allerdings der Betreiber der Staat selbst ist, geht das dann offensichtlich sofort ganz einfach: siehe Malpensa.

Die Leidtragenden sind wie allzu oft die Kunden: 24 Euro für die Hin- und Rückfahrt nach Malpensa gegen 2,76 Euro für das gleiche für Linate. Bei einer vierköpfigen Familie sieht die Kostenbilanz im Falle Malpensas dann noch viel schlimmer aus. 

 

Die politisch befohlene Beschränkung Linates auf 18 Flugbewegungen pro Stunde hat zur Folge, daß seit Jahren alle rechtlich zulässigen Slots in Linate vergeben sind und bisher dort nicht vertretene Fluggesellschaften nun auch nach dieser scheinbaren "Liberalisierung" des City-Airports dort trotzdem keine Slots bekommen werden. 

 

Lachender Gewinner ist Alitalia-Etihad: die Airline besitzt mit 70% aller Slots in Linate dort ein beachtliches Drehkreuz und kann dies nun noch durch die Umwandlung unrentabler Strecken in neue Destinationen, die vorher nicht zulässig gewesen wären, erweitern. 

 

Praktisch sofort nach Verkündung des neuen Gesetzesdekrets kündigte die Airberlin-Gruppe (Etihad) an, ab Ende Oktober alle ihre Mailand-Fluege  von Malpensa nach Linate zu verlegen.

 

Dies betrifft je 3x täglich DUS und VIE sowie 2x täglich TXL. 

 

Durch weitreichende Codesharings haben in Linate ankommende Passagiere dann die Möglichkeit, auf unzähligen Alitalia-Fluegen weiterzureisen. 

 

Daß die EU diesen unfairen Wettbewerb weiterhin duldet, ist mir unbegreiflich. Warum wendet sich z.B. eine Lufthansa nicht an den EU-Wettbewerbskommissar, um dieser marktverzerrenden Situation Einhalt zu gebieten ? Die EU könnte (wenn sie wollte) die Beschränkung auf 18 Flugbewegungen pro Stunde mit einem Federstrich beseitigen und somit mehr Konkurrenz in Linate ermöglichen - zum Wohle der Kunden. 

 

Nur eines wundert mich sehr: wer auf der Internetseite von Airberlin eine der drei zuvor genannten nach Linate migrierten Destinationen zum Winterflugplan 2014/15 buchen möchte, wird darauf hingewiesen, daß diese Flüge von Oktober 14 bis März 15 ab Linate durchgeführt werden. Wenn man dann eine Buchung für die Zeit danach versucht, sind sie Flüge alle wieder auf Malpensa gelistet.

 

Welches Ziel mögen Alitalia/Airberlin/Etihad damit wohl genau verfolgen ? 

Oder werden vielleicht die kostbaren Linate-Slots im nächsten Sommer für Sonderflüge zur EXPO 2015 (die ja bekanntlich in Mailand stattfinden wird und für die 25 Millionen Besucher erwartet werden) benötigt ? 

 

Hier erstmal das neue Linate-Dekret: 

 

http://www.mit.gov.it/mit/mop_all.php?p_id=20159

 

 

Es bleibt also spannend... 

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Lachender Gewinner ist Alitalia-Etihad: die Airline besitzt mit 70% aller Slots in Linate dort ein beachtliches Drehkreuz und kann dies nun noch durch die Umwandlung unrentabler Strecken in neue Destinationen, die vorher nicht zulässig gewesen wären, erweitern. 

 

Womit die scheinbare Abstrusität, auf die Du vorher mit Hilfe des Supermarkt-Vergleichs hingewiesen hast auch schon vollständig erklärt wäre. Ähnliche Zusammenhänge lassen sich in Deutschland bezogen auf hiesige Flughäfen, politische Einflussnahme und damit verbundene Nutzungsinteressen genauso nachweisen.

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Womit die scheinbare Abstrusität, auf die Du vorher mit Hilfe des Supermarkt-Vergleichs hingewiesen hast auch schon vollständig erklärt wäre. Ähnliche Zusammenhänge lassen sich in Deutschland bezogen auf hiesige Flughäfen, politische Einflussnahme und damit verbundene Nutzungsinteressen genauso nachweisen.

 

Frankfurt ist so ein Musterbeispiel um den LCC-Verkehr zum Schutz der Lufthansa fernzuhalten.

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Die Leidtragenden sind wie allzu oft die Kunden: 24 Euro für die Hin- und Rückfahrt nach Malpensa gegen 2,76 Euro für das gleiche für Linate. Bei einer vierköpfigen Familie sieht die Kostenbilanz im Falle Malpensas dann noch viel schlimmer aus. 

 

Es bleibt also spannend... 

 

Wer denkt hier nicht unweigerlich an Tegel...

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......und Tempelhof. Mir kommen immer noch die Tränen, daß man dieses Denkmal der Freiheit geschlossen hat.

 

Edit #1

Bei der Gelegenheit möchte ich unserem User-Freund Super-80 mal ein Riesenkompliment aussprechen. Ich kenne mich aus familiären Gründen mit den Verhältnissen in Italien etwas aus; Du hast diese Facette des öffentlichen Lebens in Italien in einer so sachlichen und unaufgeregten Weise beschrieben, daß ich meinen Hut vor Dir ziehe.

 

....und weil es hier auch reinpaßt:

Edit #2

Ich kenne weder Linate noch Malpensa; dafür aber Bergamo ganz gut. Da mein Reiseziel immer Florenz ist, habe ich zwei Möglichkeiten Florenz von Bremen aus preiswert (ohne LH) zu erreichen.

1. Mit Ryanair nach Treviso, und dann mit der Bahn von Mestre nach Florenz

2. MIt Ryanair nach Bergamo, und dann mit der Bahn von Mailand nach Florenz

Bahnfahren ist für mich in Italien immer ein Vergnügen, und außerdem preisgünstig.

Es ist immer eine Kniffelarbeit, die optimale Route zu erarbeiten; es macht aber auch Spaß, das zu tun.

Und nun komme ich zu Bergamo. Man kann den Flughafen nicht gerade als schön bezeichnen, eher als funktional.

Wer Gedränge haßt, sollte ihn meiden. Die Entfernung nach Mailand-City ist zwar ähnlich der von Malpensa, die Busverbindung ist aber sehr gut und bequem. Da ich zeitlich fast immer flexibel bin, gönne ich mir dann auch immer einen Besuch des Orio-Centers neben dem Flughafen.

Also, Bergamo oder Treviso per Direktflug von Bremen aus, ist eine gute Anbindung an Florenz.

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Hallo aaspere, 

 

erstmal vielen Dank für das Kompliment. 

 

Meine Aufregung hält sich inzwischen in Grenzen, da ich genau weiß, daß ich an der politischen Situation in Italien ohnehin nichts ändern kann. Ein anschauliches Beispiel dafür liefert der Dokumentarfilm "Italy - love it or leave it". 

 

 

Das hier allerdings kann doch wohl nicht Dein Ernst sein: 

 

Also, Bergamo oder Treviso per Direktflug von Bremen aus, ist eine gute Anbindung an Florenz.

 

Von Bergamo nach Florenz sind es mit dem von Dir so hochgepriesenen Zug 332 km (!!!) zu entsprechenden Kosten, die zu Deinem Flugpreis hinzuzuaddieren sind ! Das ist fast die gleiche Distanz wie Bremen - Berlin !

 

Du könntest also ebensogut schreiben: "Also, Bremen per Direktflug von Bergamo aus, ist eine gute Anbindung an Berlin" und würdest damit exakt das Gleiche zum Ausdruck bringen. 

 

Hast Du schonmal ueberlegt, Dich bei Herrn Mehdorn zu bewerben ? Der sucht nämlich händeringend nach Mitarbeitern, die in der Lage sind, den Privatfliegern und der Bundesregierung einleuchtend zu erklären, daß Leipzig der ideale Flughafen für die General Aviation und die Flugbereitschaft der Bundesregierung mit Reiseziel Berlin ist. Denn: "Tegel muß unbedingt geschlossen werden, in Berlin dulden wir keinen Bonzenflughafen !" hieß es doch gerade erst kürzlich wieder von selbsternannten Berliner Experten der Materie. 

Es sind ja auch nur läppische 150km Entfernung zwischen Berlin und Leipzig - ein absoluter Katzensprung. Und für die zwei Stunden Reisezeit zwischen beiden Orten wird jeder völlig kostenlos durch den herrlichen Blick auf die blühenden Landschaften der DDR mehr als entschädigt !  Oder etwa nicht ? 

 

Und dazu noch völlig ohne Aufpreis - sowas bekommt man doch sonst nirgends in der Welt ! ;-) 

 

 

Aber nochmal zurück zum Thema: Wie oft fliegt Ryanair zwischen Bergamo und Bremen ? Ich nehme mal an, 3x die Woche jeweils um 6 Uhr morgens. Für 110 Euro einschließlich max. 20kg Gepäck. 

Wenn Dich Lufthansa, SAS, Air France und KLM bis zu 8x TÄGLICH (!!!) von Bremen nach Florenz mit einmaligem Umsteigen in ihren Drehkreuzen fliegen und Dir das Gepäck bis zum Ziel durchchecken, von stadtnahen Flughäfen fliegen, Dir eine große Auswahl an bequemen Abflugzeiten auch nachmittags und abends bieten, Dir an Bord Speisen und Getränke servieren und für diesen Komplettservice  160 Euro verlangen, lohnt sich dann wirklich Deine Alternative ? 

 

Ich fliege oft zwischen Mailand und Bremen und es fiele mir im Traum nicht ein, einen anderen Abflughafen als unseren bequemen City-Airport Linate zu wählen. Und das Umsteigen stört mich auch nicht: anstatt sofort den nächsten Anschlußflug zu nehmen, mache ich lieber zum gleichen Preis einfach einen ausgedehnten, 20stuendigen Stop-Over in Paris oder Amsterdam und dort einen Stadtbummel. Um mein Gepäck muß ich mich nicht kümmern, denn es kommt bequem auf dem Band in Bremen an. Und das alles für nur 160 Euro. Was will ich mehr ? 

 

Also wirklich aaspere: laß Dich mal gründlich in dieser Angelegenheit von Deiner Tante Edith beraten - ich glaube, sie würde mir zustimmen. 

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"Siehste", sagt Tante Edith, "das haste nun davon. Hab ich ja immer gesagt." :D Ja, is ja gut.

Bei nochmaligem Überprüfen meiner beiden Reisen nach Florenz über Bergamo erinnerte ich mich, daß ich massig Zeit hatte und beim ersten Mal bei der Gelegenheit mich in Mailand etwas umschauen wollte. Beim zweiten Mal verband ich die Reise mit dem Besuch des CL-Qualifikationsspiel von Sampdoria Genua gegen Werder. Das ist also alles schon etwas her. Über Treviso bin ich aber schon öfters gereist.

Ich gebe aber, etwas kleinlaut, zu, daß ich die letzten beiden Reisen mit LH/Air Dolomiti machte, weil es gute Preise gab. Allerdings ist Air Dolomiti nach meinem Eindruck nicht sehr zuverlässig. Meine Frau hat das auch zu spüren bekommen. Mit Ryanair hatte ich noch nie irgendwelche Probleme, auch nicht mit der italienischen Bahn. Es ist nicht immer nur der Preis - ich liebe eben auch das überschaubare Abenteuer.

Und vielleicht ist auch nicht ganz unwichtig, zu wissen, daß ich nicht mehr voll berufstätig bin, also auf der Seite keinem Streß unterliege.

 

BTW, im AB-Thread wird gerade auch über das Konstrukt Linate - Malpensa diskutiert.

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