HighFlyer Geschrieben 22. Mai 2011 Melden Geschrieben 22. Mai 2011 Beim Aero Artikel klinkts nicht besser ! Ist auch haargenau der selbe bekloppte Artikel der auch bei spiegel-online, welt-online und bild-online steht.
ilam Geschrieben 22. Mai 2011 Melden Geschrieben 22. Mai 2011 Ist auch haargenau der selbe bekloppte Artikel der auch bei spiegel-online, welt-online und bild-online steht. Bild hat es noch ergänzt um ein "Der Pilot war vor dem Absturz offenbar nicht einmal im Cockpit"
Jo McHai Geschrieben 22. Mai 2011 Melden Geschrieben 22. Mai 2011 Hat aber nichts mit der Luftverkehrsfahrt zu tun. Fast alle anderen Schlagzeilen auf SPON sind nach dem selben Muster gestrickt... Gilt in selber Form auch für den Fall Kachelmann, Fukushima und die Erderwärmung... :) ... oder Strauss-Kahn :-) (da haben Sie leider recht)
STN-EBJ Geschrieben 22. Mai 2011 Melden Geschrieben 22. Mai 2011 Für mich ist die Meldung (mehr ist es ja nicht) nicht zu beanstanden. Die Information, dass der verantwortliche Flugzeugführer im entscheidenden Moment womöglich nicht im Cockpit war, ist ebenso relevant wie die, dass zur fraglichen Zeit schlechtes Wetter herrschte, die Crew offenbar versuchte, das schlechte Wetter zu umfliegen, die Geschwindigkeitsmesser ausfielen und die Maschine anschließend in einen konstanten Steigflug überging. Dass ein direkter Zusammenhang mit der Katastrophe besteht oder ein Crewmitglied gar fehlerhaft oder sogar pflichtwidrig gehandelt hat, wird weder behauptet noch suggeriert. Der Zusatz von "bild", "nicht einmal", ist natürlich überflüssig wie ein Kropf und offenbart den Versuch, die Meldung als Sensation zu verkaufen. Aber so ist dieses Blatt nun mal.
wozzo Geschrieben 22. Mai 2011 Melden Geschrieben 22. Mai 2011 Für mich ist die Meldung (mehr ist es ja nicht) nicht zu beanstanden. Na ja. Wenn man sich so ansieht, wie die gesamte deutsche Presse die Exklusivmeldung jetzt nachplappert und heftig ins Hyperventilieren gerät ("Der Pilot war nicht im Cockpit!"), dann wäre es schon sinnvoll gewesen, darauf hinzuweisen, dass es sich dabei um eine geplante Rotation dreier Piloten gehandelt hat und dass laut Air France-Richtlinien auf der Südamerika-Route einen Flugkapitän nur ein Pilot ersetzen darf, der mindestens dieselben Qualifikationen hat (wie bei AF 447 auch gewährleistet gewesen). Dazu müsste man das aber wissen und erklären wollen. Außerdem: Die eigentlich interessante Info ist die vom "Hochziehen" nach dem Ausfall der Airspeed Info und ein möglicher Deep Stall. Nur dazu liefert Der Spiegel zwar eine Andeutung, aber keinerlei Kontext, der einem eine Interpretation erlaubt. Hier werden die unmittelbaren Unfallumstände zu finden sein, aber offensichtlich hat der Spiegel Reporter nicht nachgefragt oder sich vom Informanten verschaukeln lassen. Ne knackige Story von ins Cockpit stürzende Piloten, die Anweisungen schreien, ist natürlich spannende Unterhaltung. Guter Journalismus isses - so wie präsentiert - nich.
IL-96 Geschrieben 22. Mai 2011 Melden Geschrieben 22. Mai 2011 ins Cockpit stürzende Piloten, die Anweisungen schreien Es wäre mal interessant zu wissen, WAS für Anweisungen der ins Cockpit stürzende Pilot da ausgerufen hat. Und ob die geeignet waren, das Unglück noch zu verhindern. Oder ob die ein paar Minuten früher geeignet gewesen wären, das Unglück zu verhindern. Wenn ja, stellt sich schon die Frage, warum der Herr nicht früher schon im Cockpit war. Oder warum die anwesenden Herren nicht selbst auf das kamen, was ihnen der hereinstürzende Chef zwar ganz richtig, aber leider zu spät, zurief.
wozzo Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Es wäre mal interessant zu wissen, WAS für Anweisungen der ins Cockpit stürzende Pilot da ausgerufen hat. Und ob die geeignet waren, das Unglück noch zu verhindern. Das ist ja das Problem mit diesen bruchstückhaften Exklusivmeldungen; zumindest für die, die sich näher für die Materie interessieren - sie erhöhen den Spekulationsanreiz, ohne einem wirklich zu helfen, die Sache zu verstehen. Ende der Woche will die BEA ja über die "Umstände" (nicht die Ursachen) einen Zwischenbericht veröffentlichen. Dann kann man sich wenigstens ein genaueres Bild von dem machen, was passiert ist.
ilam Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Na ja. Wenn man sich so ansieht, wie die gesamte deutsche Presse die Exklusivmeldung jetzt nachplappert und heftig ins Hyperventilieren gerät ("Der Pilot war nicht im Cockpit!"), dann wäre es schon sinnvoll gewesen, darauf hinzuweisen, dass es sich dabei um eine geplante Rotation dreier Piloten gehandelt hat Also darauf, dass die Schlagzeile so falsch ist, weil es den Piloten gar nicht gibt, sondern drei von der Sorte. Aber das Problem ist, dass die Presse teilweise ja schon dem Piloten die Schuld gegeben hat. Wenn ja, stellt sich schon die Frage, warum der Herr nicht früher schon im Cockpit war. Warum? Ob der jetzt schnell vom Klo oder aus dem Bett Richtung Cockpit gestürzt ist, ist doch egal. Wichtig wäre, ob die Crew es evtl. ohne seine Anweisungen geschafft hätte (sprich er störte) oder ob er in der Tat die letzte Chance für die Rettung der Maschine war - oder einfach zu spät, so dass es egal war. Mit jeder durchsickernden Meldung erinnert mich die ganze Geschichte immer mehr an Birgenair.
JeZe Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Es wäre mal interessant zu wissen, WAS für Anweisungen der ins Cockpit stürzende Pilot da ausgerufen hat. Und ob die geeignet waren, das Unglück noch zu verhindern. Oder ob die ein paar Minuten früher geeignet gewesen wären, das Unglück zu verhindern. Wenn ja, stellt sich schon die Frage, warum der Herr nicht früher schon im Cockpit war. Oder warum die anwesenden Herren nicht selbst auf das kamen, was ihnen der hereinstürzende Chef zwar ganz richtig, aber leider zu spät, zurief. Du hast dich leider genau in der Weise von der Meldung in die Irre leiten lassen, wie es die meisten hier befürchten. Eine A330 benötigt grundsätzlich nur zwei Piloten im Cockpit - die waren da. Insgesamt drei sind es nur wegen der Länge des Fluges, nicht aber weil sie gleichzeitig arbeiten müssten. Die Frage ist also genauso relevant, wie die Frage, ob die Piloten, die beim Qantas A380-Zwischenfall im Cockpit waren diesen Unfall hätten verhindern können, wenn sie in diesem Cockpit gewesen wären. Fazit: das Cockpit war sowohl quantitativ als auch qualitativ ausreichend besetzt - ob ein anderer Pilot diesen Unfall verhindern hätte können - egal ob an Bord oder nicht - kann man immer fragen.
ilam Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Eine A330 benötigt grundsätzlich nur zwei Piloten im Cockpit - die waren da. Insgesamt drei sind es nur wegen der Länge des Fluges, nicht aber weil sie gleichzeitig arbeiten müssten. Es genügt sogar einer. Sonst wären auch Kurz- und Mittelstreckenflüge ohne 3-Mann-Besatzung nicht möglich, wenn man den Toilettengang nicht verbieten will...
IL-96 Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Du hast dich leider genau in der Weise von der Meldung in die Irre leiten lassen, wie es die meisten hier befürchten. Eine A330 benötigt grundsätzlich nur zwei Piloten im Cockpit - die waren da. Insgesamt drei sind es nur wegen der Länge des Fluges, nicht aber weil sie gleichzeitig arbeiten müssten. In die Irre leiten lassen habe ich mich nicht. Ich weiß, dass der A330 ein Zwei-Mann-Cockpit hat. Und ich weiß auch, dass alle drei Mitglieder der Cockpitbesatzung voll ausgebildete Piloten waren. Trotzdem halte ich es für aufschlussreich zu erfahren, was der "ins Cockpit stürzende" Marc Dubois INHALTLICH ausgerufen hat. Vielleicht richtige Anweisungen, die - etwas früher ausgeführt - das Flugzeug gerettet hätten. In diesem Fall stellt sich die Frage, warum die anwesenden Herren nicht selbst darauf gekommen waren. Vielleicht aber auch - wie hier auch schon gemutmaßt - falsche Anweisungen, die dann prompt ausgeführt wurden und das Unglück erst herbeigeführt haben. Wir sollten in dieser Frage aber jetzt nicht weiter herumspekulieren, da wir das nicht wissen können. Diese Frage wird hoffentlich der Bericht beantworten.
bavarianturk Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Wie bereits mehrfach gesagt und belegt nähert sich die Qualität der Berichterstattung sowie die Sensationsgier des Hauses 'Spiegel' immer mehr dem der Bild an... ein scheinabr unaufhaltsamer Prozess...
STN-EBJ Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Ich hatte das schon mehrfach moniert: Die Medien-Kritik, wenn es um die Luftfahrt geht, offenbart deutlich mehr mangelnde Kenntnis über den Journalismus, als "Spiegel" und Co. hier immer in Bezug auf Luftfahrtfragen vorgeworfen wird. Es liegt in der Natur der Sache, dass in einer MELDUNG nicht auf alle relevanten Fragen eingegangen wird, ja nicht eingegangen werden KANN. Das gilt für ALLE Lebensbereiche. Auch ist es logistisch schlicht unmöglich, dass jede einzelne Meldung von einem Fachjournalisten bearbeitet wird. Auf der anderen Seite wäre es fahrlässig, eine solche Nachricht, die der "Spiegel" offenbar für hinreichend gesichert hält, NICHT zu verbreiten. Die ist nun einmal von überragendem öffentlichen Interesse. Von Sensations-Journalismus etc. zu sprechen, ist völlig verfehlt. Es findet keinerlei Vorverurteilung statt. Der Vorwurf, Piloten würden vorverurteilt, steht im Übrigen im Widerspruch zur ansonsten hier gerne verbreiteten These, der "Spiegel" sei airbusfeindlich.
JeZe Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 In die Irre leiten lassen habe ich mich nicht. Ich weiß, dass der A330 ein Zwei-Mann-Cockpit hat. Und ich weiß auch, dass alle drei Mitglieder der Cockpitbesatzung voll ausgebildete Piloten waren. Trotzdem halte ich es für aufschlussreich zu erfahren, was der "ins Cockpit stürzende" Marc Dubois INHALTLICH ausgerufen hat. Vielleicht richtige Anweisungen, die - etwas früher ausgeführt - das Flugzeug gerettet hätten. In diesem Fall stellt sich die Frage, warum die anwesenden Herren nicht selbst darauf gekommen waren. Vielleicht aber auch - wie hier auch schon gemutmaßt - falsche Anweisungen, die dann prompt ausgeführt wurden und das Unglück erst herbeigeführt haben. Jetzt machst Du einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied: die Frage, warum die voll qualifizierten Piloten nicht den Absturz verhindern konnten ist gerechtfertigt und wird Gegenstand der Untersuchung sein. Vorher hast Du aber die Frage gestellt, „warum der Herr nicht schon früher im Cockpit war“ und das suggeriert ja, dass er Fähigkeiten hätte, welche die beiden anderen nicht haben und er somit den Absturz durch sein Entfernen in Kauf genommen hätte – was natürlich nicht der Fall ist. Wir sollten in dieser Frage aber jetzt nicht weiter herumspekulieren, da wir das nicht wissen können. Diese Frage wird hoffentlich der Bericht beantworten. Spekulation ist doch völlig ok, solange sie sachlich ist. :)
jared1966 Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Ich hatte das schon mehrfach moniert: Die Medien-Kritik, wenn es um die Luftfahrt geht, offenbart deutlich mehr mangelnde Kenntnis über den Journalismus, als "Spiegel" und Co. hier immer in Bezug auf Luftfahrtfragen vorgeworfen wird. Es liegt in der Natur der Sache, dass in einer MELDUNG nicht auf alle relevanten Fragen eingegangen wird, ja nicht eingegangen werden KANN. Das gilt für ALLE Lebensbereiche. Auch ist es logistisch schlicht unmöglich, dass jede einzelne Meldung von einem Fachjournalisten bearbeitet wird. Auf der anderen Seite wäre es fahrlässig, eine solche Nachricht, die der "Spiegel" offenbar für hinreichend gesichert hält, NICHT zu verbreiten. Die ist nun einmal von überragendem öffentlichen Interesse. Von Sensations-Journalismus etc. zu sprechen, ist völlig verfehlt. Es findet keinerlei Vorverurteilung statt. Der Vorwurf, Piloten würden vorverurteilt, steht im Übrigen im Widerspruch zur ansonsten hier gerne verbreiteten These, der "Spiegel" sei airbusfeindlich. Das ist absolut nicht richtig, was Du hier schreibst, sorry. Es ist jedem Journalisten sehr wohl bekannt, was es bedeutet, diese Überschrift zu wählen und einen Absturz in den verbalen Zusammenhang mit "Käptn nicht im Cockpit" zu bringen. Wir, als Luftfahrtinteressierte und zum Teil -tüchige, wissen um den Wahrheitsgehalt. Das ist hier aber völlig irrelevant. Denn der Aufschrei des Mobs kommt ja aufgrund der UNWISSENHEIT zustande, die hier auch noch bewusst benutzt und weiter geschürt wird, denn alles, was an Infos relevant wäre (wie bereits oben gefordert: "Was hat er eigentlich gerufen?"," der Pilot darf ersetzt werden" etc), wird hier nicht erzählt und somit ein bewusst diffuses Bild der Dinge gesteuert. Das Wort Sensationsjournalismus trifft es ja nur zum Teil. Ich bemängele vor allem die Tatsache, dass diese Info überhaupt zusammenhanglos zutage kommt. Die damit entstehende Unsicherheit ruht weltweit somit allein auf der Verbreitung der Meldung an sich, also eines einzigen Menschen. Das geht nicht, wenn er nicht von der BEA ist - so meine ich jedenfalls. Es gibt sehr wohl Grenzen der Ethik und des Journalismus. Diese wird hier überschreiten. weil eine relevante Info nicht erklärt, sondern eben bewusst zusammenhanglos serviert wird und damit zur Verunsicherung beiträgt. Die von Dir beschriebenen Blätter und Verlage wissen genau, was sie da vermelden. Das weiß ich nur deshalb, weil ich seit 25 Jahren Journalist und nebenbei immer noch als solcher tätig bin. Und ich sage Dir: Das hat sehr wohl etwas mit Verantwortungslosigkeit zu tun.
JeZe Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Ich hatte das schon mehrfach moniert: Die Medien-Kritik, wenn es um die Luftfahrt geht, offenbart deutlich mehr mangelnde Kenntnis über den Journalismus, als "Spiegel" und Co. hier immer in Bezug auf Luftfahrtfragen vorgeworfen wird. Es liegt in der Natur der Sache, dass in einer MELDUNG nicht auf alle relevanten Fragen eingegangen wird, ja nicht eingegangen werden KANN. Das gilt für ALLE Lebensbereiche. Auch ist es logistisch schlicht unmöglich, dass jede einzelne Meldung von einem Fachjournalisten bearbeitet wird. Auf der anderen Seite wäre es fahrlässig, eine solche Nachricht, die der "Spiegel" offenbar für hinreichend gesichert hält, NICHT zu verbreiten. Die ist nun einmal von überragendem öffentlichen Interesse. Von Sensations-Journalismus etc. zu sprechen, ist völlig verfehlt. Es findet keinerlei Vorverurteilung statt. Der Vorwurf, Piloten würden vorverurteilt, steht im Übrigen im Widerspruch zur ansonsten hier gerne verbreiteten These, der "Spiegel" sei airbusfeindlich. Ich gebe dir in allen Punkten recht. Der Vorwurf, den man SPON aber machen kann ist, dass er skandalträchige und in die Irre leitende Überschriften für seine ansich nicht falschen Artikel wählt – und das ist eben Bildzeitungs-Stil.
STN-EBJ Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Es gibt sehr wohl Grenzen der Ethik und des Journalismus. Diese wird hier überschreiten. weil eine relevante Info nicht erklärt, sondern eben bewusst zusammenhanglos serviert wird und damit zur Verunsicherung beiträgt. Die von Dir beschriebenen Blätter und Verlage wissen genau, was sie da vermelden. Das weiß ich nur deshalb, weil ich seit 25 Jahren Journalist und nebenbei immer noch als solcher tätig bin. Und ich sage Dir: Das hat sehr wohl etwas mit Verantwortungslosigkeit zu tun. Nun, auf 25 Jahre kann ich nicht zurückblicken. Ausgebildeter Journalist bin ich gleichwohl. Aber darum geht es ja nicht. Ehrlich gesagt überrascht mich deine Äußerung vor deinem Background außerordentlich: Sei mir nicht böse, aber die von dir beschworenen "Grenzen der Ethik" sind vorliegend nicht nur nicht überschritten, sondern nicht einmal tangiert. Wenn du bei deiner Meinung bleibst, beschwere dich doch bei der dir zweifellos bekannten Stelle, die für derlei Fragen zuständig ist! Sonderlich gespannt bin ich auf das Ergebnis allerdings nicht. Über Überschriften, wenn es nur darum geht, kann man immer streiten. Ich habe gelernt, dass der wesentliche Inhalt einer Kurzmeldung in die Überschrift gehört. Und genau das hat der "Spiegel" gemacht. Welche Überschrift schlägst denn aus deiner beruflichen Kompetenz (die ich dir nicht abspreche) für eine Meldung vor, deren wesentlicher Inhalt ist, dass der "Chefpilot" nicht im Cockpit saß? Viel interessanter ist doch, was der "Spiegel" im Gegensatz zur "bild" NICHT gemacht hat: nämlich die Kernaussage um die suggestiven, weil wertenden Worte "nicht einmal" ergänzt.
wozzo Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Es liegt in der Natur der Sache, dass in einer MELDUNG nicht auf alle relevanten Fragen eingegangen wird, ja nicht eingegangen werden KANN. Das gilt für ALLE Lebensbereiche. Auch ist es logistisch schlicht unmöglich, dass jede einzelne Meldung von einem Fachjournalisten bearbeitet wird. STN-EBJ, "Der Pilot" ist nicht einfach ein irrelevantes Detail, sondern schlicht falsch. Es sind 3 Piloten. Der Flugkapitän war nicht im Cockpit. Und: Der Spiegel hat die Meldung als "Vorabmeldung" publiziert und wußte, dass die weltweit exklusiv war. Das nicht vom zuständigen Redakteur innerhalb der Redaktion checken zu lassen wäre noch schlimmer als befürchtet. Außerdem: Wer hat da mit der Quelle geredet? Der Volontär? Zusatz: Ich stimme zu, dass auf Journalisten oft im Übermaß eingedroschen wird, insbesondere bei zeitkritischen Berichterstattungen und vor allem bei Fachthemen (wo ein Redakteur gegenüber Fachleuten im Nachteil ist, weil er zugleich Hintergründe recherchieren muss und das den Laien erklären soll und die Erwartungen an Auflage erfüllen muss). Das Internet hat hier die Lage durch die realzeitlichen Reaktionen massiv verändert - Journalisten müssen hier umdenken lernen, vom exklusiven "Gatekeeper" zum Nachrichten- und Informationsbroker. Sie brauchen schnellere "Rückkanäle".
IL-96 Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Jetzt machst Du einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied: die Frage, warum die voll qualifizierten Piloten nicht den Absturz verhindern konnten ist gerechtfertigt und wird Gegenstand der Untersuchung sein. Vorher hast Du aber die Frage gestellt, „warum der Herr nicht schon früher im Cockpit war“ und das suggeriert ja, dass er Fähigkeiten hätte, welche die beiden anderen nicht haben und er somit den Absturz durch sein Entfernen in Kauf genommen hätte – was natürlich nicht der Fall ist. Mag sein, dass meine Frage das suggeriert hat, es war aber nicht meine Absicht. Mein Hintergedanke dabei war, dass der Kapitän Marc Dubois immerhin auf 11.000 Flugstunden zurückblicken konnte, seine beiden Kollegen hingegen lediglich auf 6600 bzw. 3000. Das heißt natürlich nicht, dass der Kapitän mehr Fähigkeiten hat, aber in jedem Fall mehr Erfahrung. Deshalb wurde schon die Frage gestellt, warum er ausgerechnet in einer so kritischen Unwetter-Flugphase nicht im Cockpit war. Sollte sich wirklich herausstellen, dass er im "Hereinstürzen" die richtigen Anweisungen gerufen hat und diese ein paar Minuten früher ausgeführt das Flugzeug gerettet hätten, dann wäre seine Abwesenheit in der Tat der letztendliche Auslöser für die Katastrophe.
JeZe Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Das ist absolut nicht richtig, was Du hier schreibst, sorry. Es ist jedem Journalisten sehr wohl bekannt, was es bedeutet, diese Überschrift zu wählen und einen Absturz in den verbalen Zusammenhang mit "Käptn nicht im Cockpit" zu bringen. Wir, als Luftfahrtinteressierte und zum Teil -tüchige, wissen um den Wahrheitsgehalt. Das ist hier aber völlig irrelevant. Denn der Aufschrei des Mobs kommt ja aufgrund der UNWISSENHEIT zustande, die hier auch noch bewusst benutzt und weiter geschürt wird, denn alles, was an Infos relevant wäre (wie bereits oben gefordert: "Was hat er eigentlich gerufen?"," der Pilot darf ersetzt werden" etc), wird hier nicht erzählt und somit ein bewusst diffuses Bild der Dinge gesteuert. Das Wort Sensationsjournalismus trifft es ja nur zum Teil. Ich bemängele vor allem die Tatsache, dass diese Info überhaupt zusammenhanglos zutage kommt. Die damit entstehende Unsicherheit ruht weltweit somit allein auf der Verbreitung der Meldung an sich, also eines einzigen Menschen. Das geht nicht, wenn er nicht von der BEA ist - so meine ich jedenfalls. Es gibt sehr wohl Grenzen der Ethik und des Journalismus. Diese wird hier überschreiten. weil eine relevante Info nicht erklärt, sondern eben bewusst zusammenhanglos serviert wird und damit zur Verunsicherung beiträgt. Die von Dir beschriebenen Blätter und Verlage wissen genau, was sie da vermelden. Das weiß ich nur deshalb, weil ich seit 25 Jahren Journalist und nebenbei immer noch als solcher tätig bin. Und ich sage Dir: Das hat sehr wohl etwas mit Verantwortungslosigkeit zu tun. Im Endeffekt will der Wutbürger täglich Skandale über die er sich aufregen kann und der Journalismus kommt dem nach.
STN-EBJ Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 "Der Pilot" ist nicht einfach ein irrelevantes Detail, sondern schlicht falsch. Es sind 3 Piloten. Der Flugkapitän war nicht im Cockpit. Wie du ja selber sagst: Auch der FLugkapitän ist Pilot. WELCHER der drei Piloten nicht im Cockpit war, wird bereits in der hervorgehobenen Einleitung mitgeteilt: "Marc Dubois". Zwei Absätze weiter wird unmissverständlich klar gemacht, dass das Cockpit sehr wohl mit zwei Piloten besetzt war: "Auf den Aufnahmen jedenfalls soll zu hören sein, wie der 58-Jährige ins Cockpit stürzt. "Er hat den beiden Kopiloten noch Anweisungen zugerufen" Es ist weiter zu bedenken, dass im allgemeinen Sprachgebrauch nicht zwischen Kommandanten, Ersten und Zweiten Offizier sowie Senior First Officer unterschieden wird. Der allgemeine Sprachgebrauch unterscheidet vielmehr zwischen Piloten und Kopiloten. Auch so betrachtet ist die Überschrift nicht zu beanstanden. Aber nochmals: Es ist nur eine Meldung. Daran ändert sich auch nichts, dass diese womöglich vom "Spiegel" erstmals verbreitet wurde. Die Überschrift ist sachlich und - zumindest gemessen am allgemeinen Sprachgebrauch - auch präzise. Es kommt auf den Rezipienten an, was der mit der Überschrift suggeriert. Ich habe damit nicht verbunden, dass das Cockpit teilweise unbesetzt war. Aber auch das wäre nicht reißerisch, weil natürlich auch ein teilweise unbesetztes Cockpit Teil der fliegerischen Realität ist. Schließlich werden die meisten Flüge von nur zwei Piloten durchgeführt, von denen einer schon mal aufs Klo muss. Jedenfalls reicht ein flüchtiger Blick in den Text, um zu verstehen, dass die Unglücksmaschine von zwei Piloten gesteuert wurde, aber nicht vom Kapitän. Im Endeffekt will der Wutbürger täglich Skandale über die er sich aufregen kann und der Journalismus kommt dem nach. Das ist doch billige Polemik. Auch der interessierte Nicht-Wutbürger liest lieber interessante als langweilige Beiträge. Insofern kann man doch auch von einem guten Magazin wie dem "Spiegel" oder einer hochwertigen Zeitung wie der "Süddeutschen" keinen Fachjargon erwarten. Soll ich mich jedes Mal aufregen, wenn eine Meldung oder ein Beitrag mit juristischem Bezug erscheint? Ich behaupte, NICHT EINER ist fachlich zutreffend. Ständig werden Begriffe anders verwendet, als ich sie beruflich benutze. Permanent werden Sachverhalte geradezu verzerrend vereinfacht dargestellt. Ich bin schon froh, wenn die Botschaft der Meldung den Sachverhalt - in die Laiensphäre übersetzt - einigermaßen zutreffend beschreibt. Mehr geht nicht, ohne Fachblatt zu sein. Und das gilt sicher auch für alles anderen Lebensbereiche.
ilam Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Die Überschrift "Der Pilot war nicht im Cockpit" ist doch für jeden falsch. Für den, der sich nicht mit Luftfahrt auskennt, klingt das in der Tat wie "der Busfahrer war hinten zum Kassieren". Für den, der sich mit Luftfahrt auskennt, ist der Informationsgehalt dieser Nachricht uninterpretiert auch nahezu gleich null, denn das auf einem A330-Langstreckenflug immer ein Pilot gerade unbeschäftigt ist, überrascht bei 2 Plätzen an den Sidesticks für 3 Piloten auch nicht wirklich. Er muss sich also erst denken, welcher der 3 Piloten hier gemeint ist.
STN-EBJ Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 "Der Pilot war nicht im Cockpit" ist doch für jeden falsch. Überschrift lautete aber (sinngemäß) "Pilot war nicht im Cockpit" (ohne Artikel!) ;) Aber lassen wir das! Die Meinungen gehen da wohl diametral auseinander.
JeZe Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Jedenfalls reicht ein flüchtiger Blick in den Text, um zu verstehen, dass die Unglücksmaschine von zwei Piloten gesteuert wurde, aber nicht vom Kapitän. Genau das ist ja der Vorwurf: die Überschrift hat bei SPON und BILD immer nur soviel mit dem Text zu tun, dass es gerade so keine rechtlichen Probleme gibt. Du musst nur mal auf ein anderes Nachrichtrenportal schauen, da dürfte dir nämlich auffallen, dass dort oft genau die selben Meldungen stehen, allerdings mit viel weniger reißerischen Überschriften. Das ist doch billige Polemik. Auch der interessierte Nicht-Wutbürger liest lieber interessante als langweilige Beiträge. Insofern kann man doch auch von einem guten Magazin wie dem "Spiegel" oder einer hochwertigen Zeitung wie der "Süddeutschen" keinen Fachjargon erwarten. Du bestätigst doch mein Argument: der Leser will es lesen, also schreibt man es. Dass man nur mit Fachjargon stimmige Schlagzeilen schreiben könnte ist doch an den Haaren herbeigezogen. Die Frage ist doch, warum hat man überhaupt eien Überschrift gewählt, die den Piloten zum Inhalt hat? Das war eigentlich in dem Bericht ein eher unwichtiges Detail. Die sachliche Überschrift für diesen Artikel wäre gewesen: „AF Absturz - erste Indizien an die Öffentlichkeit gelangt“. Es ist aber bei SPON Methode, dass man eine Überschrift derart wählt, dass der Leser dahinter einen Skandal vermutet, obwohl man dies nicht explizit schreibt. Soll ich mich jedes Mal aufregen, wenn eine Meldung oder ein Beitrag mit juristischem Bezug erscheint? Ich behaupte, NICHT EINER ist fachlich zutreffend. Ständig werden Begriffe anders verwendet, als ich sie beruflich benutze. Permanent werden Sachverhalte geradezu verzerrend vereinfacht dargestellt. Ich bin schon froh, wenn die Botschaft der Meldung den Sachverhalt - in die Laiensphäre übersetzt - einigermaßen zutreffend beschreibt. Mehr geht nicht, ohne Fachblatt zu sein. Und das gilt sicher auch für alles anderen Lebensbereiche. Die SPON-Schlagzeile für einen Bericht über Dein Post hier wäre „Flugexperte redet deutschen Journalismus schön“. Ich glaube schon, dass man das auch ohne Fachbegriffe sachlicher schreiben könnte.
jubo14 Geschrieben 23. Mai 2011 Melden Geschrieben 23. Mai 2011 Nun ist es in unserer Sprache aber sehr wohl möglich, eine absolut korrekte Aussage so zu schreiben, dass man damit etwas völlig anderes vortäuscht. Und genau das ist ja wohl das, was Spiegel-Online hier vorgeworfen wird. Die nackte Aussage "Pilot war nicht im Cockpit" lässt sich anhand des Stimmenrekorders wahrscheinlich sogar belegen. Nur was suggeriert diese Aussage? Der "wichtigste" Mann an Bord, war im entscheidenden Moment nicht an seinem Arbeitsplatz. Und damit bekommt diese Überschrift schon ein, wie man schwäbisch sagt, "Geschmäckle". Denn exakt das kann man zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht sagen! Gewollt oder nicht, hier findet eine Vorverurteilung statt. Aber wie hier schon geschrieben, nicht die Überschrift alleine wirft ein sehr bezeichnendes Bild auf unsere schreibende Zunft. Die Tatsache, dass so ziemlich jeder diesen Artikel mehr oder weniger wörtlich so übernommen hat, macht mich sehr nachdenklich. Wofür brauchen wir so viele Journalisten, wenn die sowieso nur voneinander abschreiben?
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