aaspere Geschrieben 23. Dezember 2016 Melden Geschrieben 23. Dezember 2016 Der Fall Anis Amri wirft bei mir die Frage auf, ob das Schengen-Abkommen noch eine Zukunft hat, und wenn ja, welche? Die Tatsache, dass er innerhalb der Schengen-Staaten völlig ungehindert herumreisen konnte, obwohl seine Gefährlichkeit bekannt war, wirft Fragen auf. Schengen ist der Grund dafür, dass Amri einfach von Berlin über Paris, Chambery, Turin nach Mailand reisen konnte. Die Spur seiner Flucht führt also von Deutschland über Belgien und Frankreich nach Italien. Letztlich war es ja auch "nur" ein Zufallserfolg, dass Amri in Mailand kontrolliert werden sollte; die beiden italienischen Polizisten hatten keine Ahnung, wen sie da vor sich hatten, und es ist deshalb auch nur ein Glücksfall, dass es nur einen verletzten Polizisten gab. Andererseits darf man vielleicht auch froh darüber sein, dass es bei den verschiedenen Grenzübertritten (im Zug) keine Passkontrollen gab; eine Schiesserei in einem Zug hätte wahrscheinlich weitere Opfer gekostet. Ihr seht, ich bin da durchaus gespalten, was diesen Fall betrifft. Dennoch wird man in der Öffentlichkeit sicher die Schengen-Frage aufwerfen. Die Folgen einer Aussetzung würden gravierend sein. Vielleicht noch nicht einmal für den einzelnen Reisenden (darauf kann ich mich einstellen), für die Wirtschaft dürfte das aber erhebliche Umstellungen bedeuten. Für Zoll und Bundespolizei natürlich auch.
OliverWendellHolmesJr Geschrieben 23. Dezember 2016 Melden Geschrieben 23. Dezember 2016 Man kann natürlich darüber spekulieren, ob es ohne Reisefreiheit einfacher ist, Terroristen und mutmaßliche Terroristen an Grenzübertritten zu hindern. Grundsätzlich bin da skeptisch - auch weil diese Vorschläge immer als erstes aus politischen Regionen kommt, die Teile der Europäischen Einigung rück-abwickeln wollen (Die Finanzkrise ist da ein anderes Beispiel.) Aber auch historisch würde ich es in Frage stellen, die Grenze zwischen den Blöcken war, wenn man es wollte und die notwendigen Ressourcen hatte, auch offen und wurde genutzt. Die IRA konnte zwischen den britischen Inseln und ihren Ausbildungslagern in der libyschen Wüste pendeln. Die RAF und andere konnten auch in Europa/nach Afrika pendeln. Einer der Londoner Attentäter 2005 konnte auch noch aus UK in den Schengenraum einreisen. Die USA geben Milliarden für die Grenzsicherung zu Mexiko und für Überwachungsprogramme in der Karibik aus - ohne den Waffen- und Drogenstrom tatsächlich zu stoppen. Der einzige Effekt, den es geben dürfte wäre, das der Betrieb von Terror-Zellen teurer wird. Damit würden ein paar Amateure aus dem Markt gepreist ohne dass tatsächlich Sicherheit gewonnen wird. Für die Europäer und Millionen von Nicht-EU-Touristen wird das Leben komplizierter. Die Milliarden, die es kosten würde kann man in bessere Polizeiarbeit und Prävention investieren. Es dürfte effektiver sein und schneller belastbare Ergebnisse bringen.
Gast Geschrieben 23. Dezember 2016 Melden Geschrieben 23. Dezember 2016 Ich bin in diesem Punkt auch sehr gespalten,obwohl ich dem Eingangsposting von aaspere voll zustimme. Nur denke ich gerade an meine letzte Schlafwagenfahrt im Juni von Berlin nach Budapest,die völlig störungsfrei war(ohne Kontrollen unterwegs). Würde man jetzt an jeder Grenze kontrollieren,,dann brauch ich auch keinen Schlafwagen mehr buchen , wenn an den 2 Grenzen auf dieser Fahrt (Deutschland,Tschechien,Slowakei,Ungarn) jedesmal der Schlaf wegen Kontrollen unterbrochen würde... Jetzt könntet ihr fragen :warum fliegst du nicht nach Budapest? Das hab ich schon mal thematisiert,wurde halb ausgelacht dafür. Endziel Balaton-ab Flughafen gibt es keinen Direktbus zum Balaton ,und von der Fahrzeit her (Verspätungen sind auch nicht planbar) keine optimale Zugverbindung zum Plattensee. Beim Nacht-Zug anders. Man fährt bis Keleti und dann mit U-Bahn nach Kellenföld (15 min) . Von dort PLANBAR weiter.
aaspere Geschrieben 23. Dezember 2016 Autor Melden Geschrieben 23. Dezember 2016 @ OWH Wir sind nicht auseinander, weil Deine Antwort auf meine Fragestellung logisch ist. Und nüchtern betrachtet, sollte man das Geld tatsächlich lieber in die Verbesserung der Sicherheitsarchitektur stecken. Das hatte Seehofer (zu einem falschen Zeitpunkt) aber auch gefordert, wofür alle über ihn herfielen. Weiterhin sind ja nicht mal alle relevanten politischen Kräfte in Deutschland bereit, diesen Weg zu gehen. Woran soll dann die Bevölkerung sich orientieren? Und die Diskussion hat ja bereits in der Öffentlichkeit begonnen. Alle Kommentatoren und Experten, die heute zu Wort gekommen sind, sind sich einig, dass die Frage der inneren Sicherheit die Wahlkämpfe des kommenden Jahres bestimmen wird. Und die von Dir angesprochenen Kreise, die Teile der Europäischen Einigung rückabwickeln wollen, werden leider die Marschrichtung vorgeben; das war in der Geschichte der Menschheit immer so. Ich bin nicht sicher, ob die demokratischen Parteien die Antworten finden, die die Menschen jetzt plausibel und glaubhaft empfinden. Ein Lichtblick: Im Luftverkehr ist es immerhin weitgehend gelungen, aber auch erst nach 9/11.
HAUBRA Geschrieben 23. Dezember 2016 Melden Geschrieben 23. Dezember 2016 Ich sehe die Reisefreiheit - und damit ein Europa ohne Grenzen - als einen zentralen Punkt des zusammenwachsens Europas. Terror und Kriminalität können nur durch bewachen der Außengrenzen und einer Stärkung der Polizei ge- währleistet werden. Hierbei meine ich nicht die Schwächung von Bürgerrechten oder Ausweitung der Überwachung, sondern endlich eine Ausstattung der Polizei (bzw. Sicherheitskräften) mit ausreichend Personal und Ausstattung. Schluß mit der Sparpolitik auf Kosten der Sicherheitskräfte. Die Gesetze reichen aus, aber nicht ihre Anwendung, und die Ausstattung ihrer Anwender!
HAJ-09L Geschrieben 23. Dezember 2016 Melden Geschrieben 23. Dezember 2016 Neben den strategisch-politischen Aspekten würde eine Abwicklung des Schengen-Abkommens für die Flughäfen mit (erheblichen?) Investitionen einhergehen: Zusätzliche Passkontrollstellen + dazugehörige Anstellflächen werden gebraucht und müssten in vorhandenen Gebäuden untergebracht werden. Ansonsten: Worin besteht der prinzipielle Unterschied, ob eine polizeilich gesuchte Person unerkannt von Berlin über Paris nach Mailand reist oder eben von Berlin über München nach - meinetwegen - Visselhövede? Achtung - Polemik: Wenn das Schengen-Abkommen für eine verbesserte(?) Polizeiarbeit "geopfert" wird, dann sollte in letzter Konsequenz auch eine Passkontrolle in Porta Westfalica, in Helmstedt, oder eben zwischen Mannheim und Ludwigshafen oder anderen Grenzpunkten der Bundesländer eingerichtet werden. So wird das Kontrollnetz doch noch enger...
BWE320 Geschrieben 23. Dezember 2016 Melden Geschrieben 23. Dezember 2016 Man kann das Ganze auch weiterdenken und Grenzkontrollen zwischen den deutschen Bundesländern fordern..... Wo liegt der Unterschied, wenn ein Krimineller von Duisburg(NRW) nach Brüssel(Belgien) reist oder von Duisburg(NRW) nach Hannover(Niedersachsen)? Letztendlich ist es ein erster Sieg der Terroristen, dass wir jetzt das Schengener Abkommen in Frage stellen. HAJ-09L war etwas schneller mit posten.. Habe genau seine Meinung.
aaspere Geschrieben 23. Dezember 2016 Autor Melden Geschrieben 23. Dezember 2016 Ich sehe die Reisefreiheit - und damit ein Europa ohne Grenzen - als einen zentralen Punkt des zusammenwachsens Europas. Terror und Kriminalität können nur durch bewachen der Außengrenzen und einer Stärkung der Polizei ge- währleistet werden. Richtig. Nur driftet Europa derzeit eher auseinander, als dass es zusammen wächst. Und das hat nur am Rande etwas mit dem islamistischen Terrorismus zu tun. Die Aussengrenzen zu schützen ist richtig, jedoch ein Anspruch, der derzeit nicht oder nur unvollkommen vollzogen werden kann. Zumindest Griechenland ist dazu nicht in der Lage. Deshalb mußte ja das EU/Türkei-Abkommen geschlossen werden. Sollte das von der Türkei aufgekündigt werden, müßten andere Mitgliedstaaten dafür geeignetes Personal (Polizei, Militär?) zur Verfügung stellen. Ansonsten: Worin besteht der prinzipielle Unterschied, ob eine polizeilich gesuchte Person unerkannt von Berlin über Paris nach Mailand reist oder eben von Berlin über München nach - meinetwegen - Visselhövede? Der Unterschied besteht darin, dass wir es in Europa immer noch mit Nationalstaaten mit eigenen Rechtsordnungen zu tun haben. Und es gab auch eine Zeit vor Schengen, die nicht unerträglich war. Es ist Dir aber sicher auch bekannt, dass jeder Polizist, egal ob in Visselhövede, Porta Westfalica oder Helmstedt auch heute bereits Deine Personaldaten überprüfen darf, wenn er einen Grund dafür sieht. Ich denke aber, dass deine beiden letzten Absätze auch nicht ganz erst gemeint sind. Letztendlich ist es ein erster Sieg der Terroristen, dass wir jetzt das Schengener Abkommen in Frage stellen. Naja, soweit ist es ja noch nicht, dass wir Schengen infrage stellen; hier zumindest nicht. Ich bin aber sicher, dass Emnid oder andere diese Frage behandeln werden. Und da bin ich mir eben nicht mehr sicher, wie die Bevölkerung das jetzt sieht.
Andy Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Mit dem finanziellen und organisatorischen Aufwand, der in Verbindung mit der Rückabwicklung des Schengen-Abkommens entstehen würde, könnte man die AUSSENGRENZEN des Schengen-Raums sichern. Das wäre auch viel zielführender als die Grenzen zwischen den Schengen-Ländern wieder zu errichten.
aaspere Geschrieben 24. Dezember 2016 Autor Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Ich denke, das ist hier aber auch Konsens. Ich möchte auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich selber für eine Aufgabe von Schengen bin. Ich denke aber, dass in einer Mehrheit der Bevölkerung diese Überlegung (oder sogar Forderung) entstehen kann. Und um dem entgegen zu wirken, darf man sich vor einer Diskussion dazu nicht verschließen: in der Politik schon gar nicht. Das Thema in die "rechte Ecke" zu stellen reicht da nicht; OWH hat das oben angedeutet. Wir sind uns hier aber hoffentlich auch einig, dass unsere Sicherheitsarchitektur, nicht nur innerhalb Deutschlands sondern auch und gerade innerhalb der EU, dringend der Überarbeitung bedarf.
foobar Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Ich möchte auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich selber für eine Aufgabe von Schengen bin. Ich denke aber, dass in einer Mehrheit der Bevölkerung diese Überlegung (oder sogar Forderung) entstehen kann. Die Überlegung entsteht in der Mehrheit sicherlich nicht, sie ist so schwachsinnig, dass die eigentlich nur aus der rechten Ecke kommen kann. Der Typ klaut in Berlin einen LKW und richtet furchtbares damit an. Der Typ war als "Gefährder" bekannt, hat sich vorher deutlich und unter Beobachtung des BfV klar in der Richtung geäussert - was eigentlich noch? Komplett versagt haben die Behörden, leider nicht zum ersten mal. Mit Schengen hat das rein gar nichts zu tun, und auch nicht mit einem Mangel an Daten - im Prinzip war alles bekannt. Und wenn er bei geschlossenen Grenzen nicht nach Mailand geflohen, sondern Oberursel oder Pinneberg. Das ändert auch nichts wirklich.
HAJ-09L Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Man kann das Ganze auch weiterdenken und Grenzkontrollen zwischen den deutschen Bundesländern fordern..... Wo liegt der Unterschied, wenn ein Krimineller von Duisburg(NRW) nach Brüssel(Belgien) reist oder von Duisburg(NRW) nach Hannover(Niedersachsen)? Letztendlich ist es ein erster Sieg der Terroristen, dass wir jetzt das Schengener Abkommen in Frage stellen. HAJ-09L war etwas schneller mit posten.. Habe genau seine Meinung. Danke und zurück. Nur driftet Europa derzeit eher auseinander, als dass es zusammen wächst. Und das hat nur am Rande etwas mit dem islamistischen Terrorismus zu tun. Und das ist äußerst bedauerlich. Es ist Dir aber sicher auch bekannt, dass jeder Polizist, egal ob in Visselhövede, Porta Westfalica oder Helmstedt auch heute bereits Deine Personaldaten überprüfen darf, wenn er einen Grund dafür sieht. Ich denke aber, dass deine beiden letzten Absätze auch nicht ganz erst gemeint sind. Korrekt, mein letzter Absatz war bewusst provokant formuliert. (Den Smiley habe ich mir daher gespart...) Die Frage in meinem vorletzten Absatz war jedoch durchaus ernst gemeint: Ja, mir ist natürlich bewusst, dass die Polizei Personaldaten überprüfen darf. (Nichts anderes wollten doch auch die Carabinieri in Mailand bei der Routinekontrolle machen - oder?) Worin besteht dann der Unterschied, ob das auf nationaler oder europäischer Ebene (Visselhövede oder Mailand) geschieht? Wenn es Befürworter für zusätzliche Schranken in Europa geben sollte, dann muss es doch einen wesentlichen Unterschied zwischen diesen beiden Fällen geben, der durch einen Wegfall von Schengen "geheilt" wird.
aaspere Geschrieben 24. Dezember 2016 Autor Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Die Überlegung entsteht in der Mehrheit sicherlich nicht, sie ist so schwachsinnig, dass die eigentlich nur aus der rechten Ecke kommen kann. Im März und Mai werden wir die ersten drei Stimmungstests sehen. Und, wie ich schon schrieb, sicher bald Umfrageergebnisse zu dem Thema. Die Frage in meinem vorletzten Absatz war jedoch durchaus ernst gemeint: Ja, mir ist natürlich bewusst, dass die Polizei Personaldaten überprüfen darf. (Nichts anderes wollten doch auch die Carabinieri in Mailand bei der Routinekontrolle machen - oder?) Richtig. Abgesehen davon, dass es eine europaweite Fahndung gab, war dies eine Routinekontrolle. Worin besteht dann der Unterschied, ob das auf nationaler oder europäischer Ebene (Visselhövede oder Mailand) geschieht? Wenn es Befürworter für zusätzliche Schranken in Europa geben sollte, dann muss es doch einen wesentlichen Unterschied zwischen diesen beiden Fällen geben, der durch einen Wegfall von Schengen "geheilt" wird. Der Unterschied besteht darin, dass niemand, weder in Deutschland (Berlin) noch in Italien, noch irgendwo sonst eine Ahnung hatte, wo sich diese Person aufhielt oder bewegte. Wenn es noch Grenzkontrollen gäbe, hätte er es nicht so leicht gehabt, bei drei Grenzübertritten unerkannt zu bleiben. Möglicherweise wär er dann aber im Raum Berlin geblieben. Insofern liegst Du richtig; das wär dann kein Unterschied gewesen.
Stef1704 Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Fakt ist, dass A. innerhalb der ersten Chaos Minuten nach seinem Anschlag die Flucht gelungen ist - der Bahnhof Zoo besitzt einen fast 10 minütigen Takt für Regionalzüge in alle Richtungen, einen 2 minütigen Takt der Sbahn und einen 2 minütigen Ubahn Takt (alle Züge zusammen) - alle diese Verbindungen liefen in den ersten Chaos-Minuten routinert weiter. Vermutlich war er bereits in den flüchtenden Menschenmengen untergekommen - das dies kein Unfall war realisierte die Behörden/Polizei erst nach ca. 20 Minuten - da schaffe ich es von dort mit der Ubahn problemlos bis Wedding / Steglitz / Alexanderplatz. Selbst zu Fuss ist man in einem gemütlichen Spaziergang in einer 30-45 Minuten am Hauptbahnhof. Die Salafisten Szene ist unübersichtlich und verzweigt, er hätte bei jedem untertauchen können und in einem PKW versteckt in Bielefeld landen können oder mit dem Warschau express nach Polen verschwinden können.Dazu muss man auch die Berliner Mentalität verstehen: Überspitzt formuliert heisst das, dass innerhalb von Berlin ein Obama oder ein Netanjahu in Schlabberjeans und Tshirt aus einem Ryanair oder Air Berlin Flieger steigen könnte und mit dem TXL oder der Sbahn unbehelligt zum Kanzleramt fahren könnte. Er hat ja - relativ gesehen - alle Zeit der Welt gehabt. Das Kernproblem in Europa ist für mich nicht unsere Einigkeit über die Ländergrenzen, diese ist ungemein nützlich und hat zu einem massiv friedlichen Miteinander und einer neuen europäischen Offenheit geführt. Das Problem sehe ich eher in der mangelnden konsequenten Weiterentwicklung von Europa: gemeinsame Behörden, Polizei, Armee und die damit verbundenen mangelnde Zusammenarbeit der Landesdienste.
jubo14 Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 @aaspere Bei Deiner Argumentation gehst Du aber davon aus, dass er die offiziellen "Grenzübertrittsstellen" nutzen würde. Heute setze ich mich in Köln in einen Zug und fahre nonstop nach Paris. Dabei überquere ich zwei Grenzen an denen ich nicht kontrolliert werde. Gäbe es Grenzkontrollen, und würde ich in etwa die selbe Reiseroute wählen wollen, müsste ich zunächst einen Zug nach Aachen wählen. Dort gehe ich durch den Aachener Stadtwald und bin ohne jede Kontrolle dann auch in Belgien. Dort nehme ich einen Zug zur Französischen Grenze und wiederhole das gleiche dort. Was ich also erreiche ist, dass sich die Reisezeit eines Flüchtigen verlängert und ich Unsummen von Geld für nichts verpulvere. Zudem zeigt die Realität ja eben auch, dass es durchaus Täter gab, die mit mehreren Pässen unterwegs waren. Die waren übrigens alle "echt", wären also bei einer Kontrolle immer durchgegangen.
ilam Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Wenn es noch Grenzkontrollen gäbe, hätte er es nicht so leicht gehabt, bei drei Grenzübertritten unerkannt zu bleiben. Man schaue nur mal, wie mobil die RAF lange vor Schengen war. Die hatten nicht mal Probleme, während heftigster Fahndungsmaßnahmen mit ihrer Geisel Schleyer von Deutschland aus nach Holland, Belgien und Frankreich zu kommen und haben hinterher zu einem Großteil in der DDR gelebt, wohin es definitiv keine grüne Grenze gab und man aus der BRD -egal auf welcher Route- nicht ohne Kontrolle in den damaligen Ostblock kam. Ich meine auch (man möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege), dass man keinen von denen je bei einem Grenzübertritt erwischt hat, obwohl die in halb Europa und in anderen Ländern wie dem Jemen unterwegs waren... Und wenn er bei geschlossenen Grenzen nicht nach Mailand geflohen, sondern Oberursel oder Pinneberg. Das ändert auch nichts wirklich. Doch, das hätte was geändert - zum Negativen. In Oberursel oder Pinneberg wäre die Kontrolle mit sehr großer Wahrscheinlichkeit anders verlaufen und wir hätten zwei tote Polizisten.
mautaler Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Mit dem finanziellen und organisatorischen Aufwand, der in Verbindung mit der Rückabwicklung des Schengen-Abkommens entstehen würde, könnte man die AUSSENGRENZEN des Schengen-Raums sichern. Das wäre auch viel zielführender als die Grenzen zwischen den Schengen-Ländern wieder zu errichten. Und einfacher und billiger wäre es auch, da die Länge der Aussengrenze um ein vielfaches kleiner ist als die Summe der Längen aller Innengrenzen.
gerri Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Wir können hier über Schengen diskutieren, wie wir wollen; und was hier gepostet wurde, ist aus meiner Sicht auch zu 99,9% richtig. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass mindestens 90% der restlichen Bürger den Begriff Schengen ausschliesslich mit "Urlaub und Reisen" in Verbindung bringt und mehr nicht. Auf eine entsprechende Umfrage wäre ich mehr als gespannt.
flieg wech Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 und die Kämpfer vom 11/09 kamen ja auch irgendwie durch die Grenzkontrollen in die USA. Der Erfolg solcher Attentate hängt doch gerade davon ab, daß "man" sich an die allgemeinen Regeln hält. Im übrigen finde ich es schon merkwürdig, daß Handy und Reisepass! im LKW gefunden werden und daß der Flüchtende Mitten in der Nacht in eine Polizeikontrolle gerät, wo er doch wissen muß, daß er gesucht wird Europaweit. Doch, das hätte was geändert - zum Negativen. In Oberursel oder Pinneberg wäre die Kontrolle mit sehr großer Wahrscheinlichkeit anders verlaufen und wir hätten zwei tote Polizisten. Als ob italienische Polizisten generell schießbereiter wären als Deutsche...Weißt Du wieviele Polizisten in Italien bei Schießereien mit der Mafia umgekommen sind?
touchdown99 Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Im übrigen finde ich es schon merkwürdig, daß Handy und Reisepass! im LKW gefunden werden Sowas hinterlassen diese Attentäter eigentlich routinemäßig am Tatort, gab, glaube ich, bei SPON einen Artikel dazu. und daß der Flüchtende Mitten in der Nacht in eine Polizeikontrolle gerät, wo er doch wissen muß, daß er gesucht wird Europaweit War doch ein absoluter "Zufallsfund" und keine gezielte Fahndungsmaßnahme.
aaspere Geschrieben 24. Dezember 2016 Autor Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Zunächst möchte ich allen hier für die ordentliche Diskussionskultur danken. Das erscheint mir deshalb so wichtig, weil es sich nur am Rande um ein Luftfahrtthema handelt, vielmehr ein hochpolitisches Thema ist. Ich hatte auch lange gezögert, ehe ich diesen Thread eröffnete. Meine Hoffnung auf eine geordnete Diskussion hat sich aber erfüllt. Danke also nochmal. Dann möchte ich nochmal zwei Sätze aus meinem Eingangsposting hier ansprechen: "Ihr seht, ich bin da durchaus gespalten, was diesen Fall betrifft. Dennoch wird man in der Öffentlichkeit sicher die Schengen-Frage aufwerfen." Es wurden gute Argumente angeführt, warum bei Grenzkontrollen, wie in der Vor-Schengenzeit, dieser Fall nicht hätte anders ablaufen müssen, bzw. das ganze sich dann eben hier in Deutschland abgespielt hätte, was ja keinen gravierenden Unterschied macht; ich gehe mal dabei davon aus, dass italienische Polizisten sich nicht wesentlich anders verhalten würden als deutsche. In USA wäre da sicher ein anderes Szenario. Wir können hier über Schengen diskutieren, wie wir wollen; und was hier gepostet wurde, ist aus meiner Sicht auch zu 99,9% richtig. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass mindestens 90% der restlichen Bürger den Begriff Schengen ausschliesslich mit "Urlaub und Reisen" in Verbindung bringt und mehr nicht. Auf eine entsprechende Umfrage wäre ich mehr als gespannt. Genau das ist aus meiner Sicht der springende Punkt. Danke gerri - gute Zusammenfassung. Und dann wollen wir doch mal sehen, wie die Diskussion in der Öffentlichkeit läuft. Ich bin da sehr gespannt. Ich meine auch (man möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege), dass man keinen von denen je bei einem Grenzübertritt erwischt hat, obwohl die in halb Europa und in anderen Ländern wie dem Jemen unterwegs waren... Nur einmal gelang es am 2.10.77 Volker Speitel in einem Zug an der deutsch-dänischen Grenze zu verhaften. Guckst Du hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Zeittafel_Rote_Armee_Fraktion
ilam Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Als ob italienische Polizisten generell schießbereiter wären als Deutsche...Weißt Du wieviele Polizisten in Italien bei Schießereien mit der Mafia umgekommen sind? Ich meinte es ganz aktuell. Ich war im Sommer in Italien, da hatte sprichwörtlich jeder Dorfpolizist eine schussbereite MP. In Deutschland sind wir noch nicht so weit - auch nach dem Anschlag von Berlin.
gerri Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Ich meinte es ganz aktuell. Ich war im Sommer in Italien, da hatte sprichwörtlich jeder Dorfpolizist eine schussbereite MP. In Deutschland sind wir noch nicht so weit - auch nach dem Anschlag von Berlin. Frag doch mal Frau Künast, warum das so ist und auch weiterhin so sein wird. Scherz beiseite. Mich wundert es schon, wenn Polizisten mit ihrer MP mit nicht eingeführtem Magazin durch die Gegend laufen. Aber das ist NRW, wie der Herr so .....
BWE320 Geschrieben 24. Dezember 2016 Melden Geschrieben 24. Dezember 2016 Die Künast ist doch schon seit 2005 nicht mehr in der Regierung???
foobar Geschrieben 25. Dezember 2016 Melden Geschrieben 25. Dezember 2016 Die Künast ist doch schon seit 2005 nicht mehr in der Regierung??? Sollst Du gefestigte Feindbilder mit Fakten stören?
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