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Folgen des Angriffs Russlands auf die Ukraine


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Am 8.4.2023 um 11:26 schrieb jubo14:

Kurz zusammengefasst, solange China mit den USA und der EU weiter handeln will, schauen die Russen bei Hochtechnologie in die Röhre.

 

 

Oder anders ausgedrückt: statt die Ukraine zurück ins Mittelalter zu bombardieren, ( das ist ein Zitat aus Russland, vom wenn genau, weiß ich nicht mehr )

bombardieren sie sich selbst zurück ins Mittelalter......nur anders 

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Naja, China hätte aber auch aufgrund gerade der Lieferketten auch eine deutlich größere Verhandlungsmacht als Russland. Klar, die sind als Energielieferant stark, aber China ist, wie wir durch Corona wieder schmerzhaft gelernt haben, für uns als Zulieferer- aber auch Abnehmermarkt kaum zu ersetzen.

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Zwar nichts Neues - dennoch das ganze Dilemma der russischen Luftfahrt-Industrie im verlinkten Artikel zusammengefasst. Mit den verantwortlichen Ingenieuren und Managern will sicherlich niemand tauschen.

 

 

https://www.flugrevue.de/zivil/die-russischen-flugzeugbauer-muessen-improvisieren-gezwungener-alleingang-ms-21-und-co/

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Aeroflot hat erstmals einen A330-300 zu Wartungsarbeiten, unter anderem am Fahrwerk, in den Iran geflogen. Wegen der Sanktionen haben bisherige Technikpartner ( HAECO, Hongkong, SAR der Volksrepublik China!) die Durchführung der Arbeiten abgelehnt. Mahan Air springt ein.

https://www.aviacionline.com/2023/04/sanciones-a-rusia-aeroflot-envia-un-avion-a-iran-para-su-mantenimiento/

Bearbeitet von BWE320
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Eigentlich nur eine Randnotiz zu den westlichen Leasing-Flugzeugen, die durch russische Airlines unrechtmäßig einbehalten wurden.

 

Allerdings wirkt dieser Fall geradezu krotesk angesichts der internationalen Spannungen zwischen und mit den beteiligten Ländern. Denn Volga Dnepr soll für drei 747-8 nun 400 Millionen Dollar an die chinesische Leasingfirma zahlen - laut Urteil eines US-Gerichts.

 

Das heißt also nochmal - Chinesen fordern Geld von Russen und Amis nachen dazu ein Gerichtsurteil.

 

 

https://www.aerotelegraph.com/russische-frachtfluggesellschaft-muss-400-millionen-dollar-zahlen

Bearbeitet von Tschentelmän
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Wieso grotesk? Im Leasingvertrag haben sich die Vertragsparteien geeinigt, dass der Leasingvertrag in die Gerichtsbarkeit des für Manhattan zuständige US-Bundesgericht fällt. Damit gilt US-Bundesrecht und das Recht des Staates New York. Das ist nicht ungewöhnlich. Der Vorteil, es gibt eine ausgeprägte Rechtsprechung und gute globale Durchsetzung des Urteils. Der Nachteil. Gerichtsverfahren in den USA sind extrem öffentlich. Und Verfahren sind teuer.

 

Es betrifft die drei Flugzeuge mit den Boeing Seriennummern 60117, 60118, 60119. Die Flugzeuge 60117 und 60119 sind Anfang März [2022] nach Russland überführt worden und stehen dort. Flugzeug 60118 ist nach Arizona überführt worden. Mit zwei Triebwerken die dem Leasinggeber gehören (GE-Triebwerk ESN 959449, 959452), einem Triebwerk das einer irischen Volga-Dnepr Tochter (GE-Triebwerk ESN 959228) gehört und einem Triebwerk, das einem weiteren Leasinggeber (SBLI, GE-Triebwerk ESN 959350) gehört

 

 [Ergänzung] 

Noch ein paar Ergänzungen zum Ablauf, der Versicherungsschutz der drei Flugzeuge ist am 07.03.2022 aufgrund der Sanktionen ausgelaufen, damit erfüllte AirBridge nicht mehr die Bedingungen des Leasingvertrags. Am 05.03.2022 befanden sich alle drei Flugzeuge außerhalb Russlands. 117 und 119 in China.

 

vor 2 Stunden schrieb Tschentelmän:

Wobei mich wundert, dass sich Volga D. überhaupt auf den Gerichtsprozess eingelassen hat

Als Sicherungsgeber für das Leasingverhältnis der drei Flugzeuge haftet man gegenüber BOC. Volga-Dnepr ist nach niederländischen Recht konstituiert und kann sich nur schwer von der Vollstreckung eines US-Urteils schützen.

Sich nicht gegen die Klage zu wehren führt zu einem Versäumnisurteil, sprich die Forderung von BOC wird nicht bestritten und zu einem vollstreckbaren Urteil. Das ist nicht grundsätzlich zu empfehlen, wenn man sich nicht vor der Vollstreckung schützen kann. 

 

Volga-Dnepr hat bei der mündlichen Verhandlung keine Zeugen aufgeboten. Einzig ein Geschäftsführer von BOC war als Zeuge anwesend. Auch sonst hat man in dem Verfahren mit nicht-Kooperation geglänzt und sich Missachtungs-Rügen gefangen.

 

  

vor 4 Stunden schrieb Lufticus:

Eher Ausdruck dessen, wie gering die beteiligten Unternehmen die Rechtsstaatlichkeit in China und Russland wertschätzen.

Das stimmt nur zum Teil. Auch europäische Unternehmen wählen aus praktischen Gründen englisches oder New Yorker Recht obwohl das Geschäft komplett in Europa abgewickelt wird. 

 

Was die Republikaner mit der US-Bundesgerichtsbarkeit machen (korrupte Verfassungsrichter wie Clarence Thomas, oder religiöse Fanatiker wie der Bundesrichter in Texas) ist traurig. Bisher leidet nur die soziale und demokratische Rechtsprechung. Die Wirtschafts-Rechtsprechung ist (noch) unternehmer-freundlich.

Bearbeitet von OliverWendellHolmesJr
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Eher Ausdruck dessen, wie gering die beteiligten Unternehmen die Rechtsstaatlichkeit in China und Russland wertschätzen. Zumal die Flugzeuge oft mittels Fonds finanziert werden, und die Investoren - rund um den Globus - wähnen ihr Geld sicherer angelegt, wenn der Gerichtsstand in einem Land mit unabhängiger Justiz definiert wird (auch wenn die Republikaner gerade alles daran setzen, diesen Ruf zu ruinieren).

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vor 1 Stunde schrieb OliverWendellHolmesJr:

Die Flugzeuge 60117 und 60119 sind Anfang März nach Russland überführt worden und stehen dort. Flugzeug 60118 ist nach Arizona überführt worden.

 

Allerdings fand das alles schon Anfang März 2022 statt. Die 60118 wurde am 01.03.2022 in HKG geparkt, vielleicht wurde die vom Lessor festgesetzt? Ende März ging die dann nach San Bernardino weiter.

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vor 2 Stunden schrieb Lufticus:

Eher Ausdruck dessen, wie gering die beteiligten Unternehmen die Rechtsstaatlichkeit in China und Russland wertschätzen.

 

Wobei mich wundert, dass sich Volga D. überhaupt auf den Gerichtsprozess eingelassen hat - gibt schließlich viele Fälle, in denen russische Airlines die Rechtslage ignoriert haben. Liegt hier vielleicht daran, dass auf der anderen Seite die Chinesen saßen, mit denen man es sich in Russland nicht verderben will....

Bearbeitet von Tschentelmän
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Am 16.4.2023 um 12:57 schrieb Tschentelmän:

 

Wobei mich wundert, dass sich Volga D. überhaupt auf den Gerichtsprozess eingelassen hat - gibt schließlich viele Fälle, in denen russische Airlines die Rechtslage ignoriert haben. Liegt hier vielleicht daran, dass auf der anderen Seite die Chinesen saßen, mit denen man es sich in Russland nicht verderben will....

Die Geschäftsführungen von russischen Fluglinien haben seit dem 22.02.2022 nur noch bedingt Möglichkeiten ihre Vertragspflichten zu erfüllen, da die russische Regierung Handeln nach Rechtslage systematisch erschwert.

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Am 16.4.2023 um 10:57 schrieb Tschentelmän:

Wobei mich wundert, dass sich Volga D. überhaupt auf den Gerichtsprozess eingelassen hat - gibt schließlich viele Fälle, in denen russische Airlines die Rechtslage ignoriert haben. Liegt hier vielleicht daran, dass auf der anderen Seite die Chinesen saßen, mit denen man es sich in Russland nicht verderben will....

Das Unternehmen dürfte wohl keine andere Wahl gehabt haben. Es geht am Ende darum, zu welchem Preis der Investor bereit ist, das Risiko einzugehen, diesem Unternehmen ein Asset anzuvertrauen. Je höher der Investor das Ausfallrisiko einschätzt, desto teurer wird es für das Unternehmen, dieses Risiko zu kompensieren. Dazu zählt auch die rechtliche Durchsetzung von Ansprüchen.

Dieser Reputationsverlust wird auch nach Ende des Krieges für russische Unternehmen ein schwerer Klotz bleiben.

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  • 2 Wochen später...

Die MS-21 soll nun zu einem deutlich günstigeren Preis für russische Airlines angeboten werden - angeblich weit unter dem Marktpreis.

 

Das zeigt offenbar einmal mehr, in welcher Lage sich die Beteiligten befinden...

 

Airlines, die vermutlich weder Geld haben, noch Bock auf die Maschine - und der Hersteller, der die Maschinen irgendwie losgekommen muss... Preislich muss man bei dem ausschließlich in Russland gefertigten Modell wahrscheinlich sowieso bezweifeln, ob der Hobel sein Geld überhaupt Wert ist...

 

 

 

https://www.aerotelegraph.com/russische-airlines-bekommen-ms-21-zum-schleuderpreis

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Der größte Spekulationspunkt ist doch, wann oder ob das Flugzeug überhaupt in Serie gefertigt werden kann.

Nach einem Jahr in Sanktionen hat die russische Luftfahrtindustrie es geschafft, vier SuperJets auszuliefern.

Für die Tu 204/214 finden sich erstmal Hinweise über den Bau von neuen Flugzeugen, Baunummern ab 535 sind Kunden zugeordnet, darunter 11 für Aeroflot. 

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vor 16 Stunden schrieb Micha:

Der größte Spekulationspunkt ist doch, wann oder ob das Flugzeug überhaupt in Serie gefertigt werden kann.

 

Letztendlich wäre das Ergebnis ungefähr ähnlich. Entweder sie schaffen es nicht, den Flieger unter Sanktionsbedingungen zu bauen - oder sie bauen ihn doch "irgendwie", kriegen das Ding aber kaum verkauft... Allerdings ist die heimische Flugzeugproduktion ein wichtiges Prestige-Projekt des Kremls, um die Auswirkung der Sanktionen runterzuspielen. Vermutlich also extrem viel Druck in der Leitung - die Parole lautet bisher wohl noch Geht nicht Gibt's nicht... 

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Vor einigen Jahren konnte ich in einer russischen Quelle lesen, dass die Kapazität des Werkes für die Tu 214, es ist in Kazan, bei zwei Maschinen im Jahr liegt. Die Tu 204 wird/wurde in Ulyanovsk gebaut. Angenommen, beide Werke harmonisieren ihre Fertigung zur 214 und schaffen es trotz der eingeschränkten Möglichkeiten ihre Produktion auf je vier Maschinen hochzufahren, dann ist man in Summe immer noch bei ganzen acht Flugzeugen im Jahr - da man auf Kriegswirtschaft umstellt, habe ich meine Zweifel, dass man acht oder mehr Tu 214 im Jahr produzieren kann.

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  • 3 Wochen später...

Eine Frage der Zeit bis diese Meldung kam... Nun kam sie... Die nächste Stufe lautet vermutlich, dass russische Airlines auch mit einem Triebwerk landen dürfen... Umfragen unter russischen Piloten dürften ca. 99% Ablehnung auslösen - aber wer fragt die schon!

 

https://www.aerotelegraph.com/aeroflots-kabinencrews-duerfen-maengel-nicht-dokumentieren

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vor 11 Stunden schrieb Tschentelmän:

Die nächste Stufe lautet vermutlich, dass russische Airlines auch mit einem Triebwerk landen dürfen... 

Ob man mit einem oder zwei Triebwerken landet, hat man oft nicht selbst in der Hand. Beim Start sieht das natürlich anders aus...

 

Insgesamt ist das natürlich eine mehr als nur bedenkliche Entwicklung. Nicht nur aus rein technischer Sicht ("wir fliegen gerade ein Flugzeug mit gefährlicherln Mängeln"), sondern auch, weil es die komplette Sicherheitskultur zerlegt. Heute melde ich n Mangel in der Kabine nicht, morgen "übersehe" ich das aus dem Triebwerk laufende Öl, übermorgen "vergisst" man den Riss im Pylon zu melden... Ging ja bisher auch, und ich soll es ja nicht melden, wird also schon nicht so schlimm sein...

 

Statt also qualifiziertes Personal entscheiden zu lassen, welche Maßnahmen nötig sind, entscheidet im Zweifelsfall ein halbqualifizierter Mitarbeiter in der Kabine, ob Defekte gemeldet und deshalb auch behoben werden. 

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vor 41 Minuten schrieb abdul099:

Statt also qualifiziertes Personal entscheiden zu lassen, welche Maßnahmen nötig sind, entscheidet im Zweifelsfall ein halbqualifizierter Mitarbeiter in der Kabine, ob Defekte gemeldet und deshalb auch behoben werden. 

 

Und - vor allem - man gaukelt den russischen Bürgern die Handlungs- und Funktionsfähigkeit der heimischen Flugbranche vor. Besatzungen werden defacto mundtot gemacht - sollen gefälligst ihre Klappe halten, damit alles gut aussieht. Eine Stewardess, die bei der Ansage eine Anspielung auf technische Probleme macht - garantierte Verhaftung und ein paar Jahre Arbeitslager... Was für ein beschissenes und krankes Regime!

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Zeigt ja wieder nur, dass die Verantwortlichen nichts auf Menschenleben geben. Sollte es einen Absturz geben, wird der Vorfall vertuscht und verdreht, und gut ist‘s. Alles schon eingepreist. Für die 500 Wichtigsten im Land wird’s Privatjets oder besser gewartete Flugzeuge geben. Die Piloten fliegen trotzdem, da 99% Sicherheit im Flugzeug immer noch besser als 0% Sicherheit an der Front sind. 

In der Serie „Chernobyl“ kann man ganz gut sehen, wie Unfälle aus einer fehlenden Sicherheitskultur heraus entstehen. Auf den Weg macht sich nun auch Aeroflot und Co. 

Bearbeitet von jaydee
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Das, was ich jetzt hier schreibe, hat zwar keinen besonderen Luftfahrtbezug, paßt aber als Basisinformation zur jetzigen Situation ganz gut hier rein. Ich zähle ja zu den Oldies der Bevölkerung und habe bewußt den Kalten Krieg 1.0 zwischen den 50er und 70er Jahren erlebt. In den Medien wird ja jetzt vom Kalten Krieg 2.0 gesprochen, und da ist es vielleicht wichtig, sich die Unterschiede zu damals mal vor Augen zu halten, und zu erkennen, warum das aus meiner Sicht heute viel gefährlicher als im letzten Jahrhundert ist.

Damals gab es zwei Machtzentren, Moskau und Washington. Beide einte der Wille zum Machterhalt, weshalb die Handlungen auch weitgehend kalkulierbar waren. Wo das drohte in Unordnung zu gehen, z.B. Suezkrise, wurden London und Paris aus Washington zurückgepfiffen. Die Aufstände in Ungarn, der DDR und Tschechoslowakei fanden innerhalb des Machtbereichs der SU statt und wurden nur in der UNO kritisiert und verteidigt - ohne spürbare Wirkung. Das einzige Ereignis, das aus dem Rahmen fiel, war die Kuba-Krise. Das hätte schief gehen können, wenn die Militärs beider Seiten sich durchgesetzt hätten. Glücklicherweise haben Nikita C. und Kennedy den Wunsch des beiderseitigen Machterhalts durchgesetzt, und der 3. Weltkrieg blieb und erspart. Also, rationales Verhalten bestimmte das politische Handeln.

Heute haben wir keine zwei Machtzentren. Es sind vielmehr dreieinhalb: Moskau, Washington, Peking und Brüssel (das halbe wegen der EU). Das hat übrigens nichts mit dem Besitz von Kernwaffen zu tun; im Gegensatz zum Kalten Krieg 1.0. Pakistan, Indien, Israel und Nordkorea sind keine globalen sondern regionale Machtzentren, wobei Nordkorea nicht mal das ist, sondern sich nur selber so sieht. Da mache ich mir so lange keine Sorgen, so lange Peking den kleinen, dicken Kim an der Leine hält.
Aber dreieinhalb globale Player haben auch dreieinhalb teilweise sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Weltordnung von heute und morgen. Das war damals viel einfacher, mal eben ein Telefonat zwischen Moskau und Washington, und Ruhe war.
Das funktionierte nicht immer ganz reibungslos, z.B. in Lateinamerika und Asien (Vietnamkrieg) und in Nahost; aber hatte auf die globale Weltordnung nur sehr begrenzte Wirkung. Als dann die Sowjetunion/Warschauer Pakt zusammenbrach, dachte wir doch alle, dass nun der Weltfriede ausgebrochen sei; das war ein folgenschwerer Fehler, wie wir heute sehen. Putin war anfänglich zahm, weil er dieses Bild vermitteln wollte. In Wirklichkeit wollte er (alter KGB-Mann) von Anfang an, Russland wieder zum globalen Machtfaktor machen. Und deshalb ist seine Strategie nicht nur Machterhalt sondern Machtwerweiterung. Russland soll wieder über seine Grenzen hinaus mit Weißrussland und der Ukraine der globale Player aus dem Kalten Krieg 1.0 werden. Und da wird er (wenn er denn noch länger leben sollte) nicht Halt machen. Im Süden von Russland gibt es auch noch ehemalige Sowjetrepubliken, die "befreit" werden wollen. Er ist damit ein Diktator, wie Stalin. Sollten die Militärs in Moskau mehr Einfluss gewinnen, wird er auch taktische Kernwaffen einsetzen, um seine Ziele zu erreichen; das ist meine Befürchtung. In der Ukraie wird er das so lange nicht machen, wie wir (EU, UK, USA usw.) die Unterstützung der Ukraine auch mit der erforderlichen Waffentechnik (Panzer, Artillerie, Kampfflugzeuge) aufrecht erhalten. In dem Moment, wo wir wanken, schlägt er zu, und dann gnade uns Gott. China könnte ihn aufhalten, macht aber nichts, weil deren Interessenlage kaum berührt wird - wie lange noch, weiß man nicht. Wir wissen auch nicht, wie lange Russland den Westen (Nato) nicht als Kriegsteilnehmer einordnet, obwohl Putin und Konsorten dies ja immer verbreiten, aber noch nicht danach handeln. Es liegt also alles im Ungewissen, und das macht die Situation so gefährlich..
Zum Schluss: Stellt Euch vor, der nächste US-Präsident heißt wieder Donald Trump.

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vor 4 Stunden schrieb aaspere:

Heute haben wir keine zwei Machtzentren.

Ich würde es etwas anders sehen, sowohl historisch, die Reduktion auf zwei Machtzentren den übrigen Staaten die tatsächlichen Eigeninteressen abspricht. 

 

Was die aktuelle Konstellation so gefährlich macht, entgegen der öffentlichen Wahrnehmung sind Moskau und Peking die Machtzentren auf einem absteigenden Ast. Ich sehe Brüssel im weichen / wirtschaftspolitischen Bereich als Machtzentrum. Und was globale Gesetzgebungsmacht angeht durchaus auf Augenhöhe mit Washington und deutlich über Peking.

Moskau ist kein Machtzentrum mehr in dem Sinne, das von ihm Gestaltung ausgeht. Von dort wird gestört und zerstört. Die letzten Exportgüter, die Moskau hat sind Kohlenwasserstoffe und Gewalt. 

Moskau versucht zwar sich als "Retter/Bewahrer des christlichen Abendlandes". Aber das ist nur eine Clown-Show für homophobe und Leute die sich eine Gesellschaft der 1850er-Jahre zurückwünschen.

 

Noch ein zwei andere Punkte:

Wir wissen auch nicht, wie lange Russland den Westen (Nato) nicht als Kriegsteilnehmer einordnet

Für Putin ist der derzeitige Konflikt ein Konflikt Russland gegen den Westen. Das sagt er (und die russische Propaganda) ganz offen. Das Problem lag er bei uns, dass wir als Gesellschaft das lange nicht sehen wollten und nur auf Wandel durch Handel gesetzt haben und glaubhafte Abschreckung vernachlässigt haben. 

 

Sollten die Militärs in Moskau mehr Einfluss gewinnen, wird er auch taktische Kernwaffen einsetzen, um seine Ziele zu erreichen

Sehe ich genau anderes herum: Umso größer der Einfluss des Militärs ist umso unwahrscheinlicher ist der Einsatz von Nuklearwaffen. Das der russische Krieg so katastrophal verlaufen ist, ist auch darauf zurückzuführen, dass Putin und wenige Insider den Krieg am Militär vorbei geplant haben. Nach den letzten Monaten würde ich mich als russisches Militär nicht darauf verlassen, dass die Atomwaffen funktionieren. Die zunehmenden Erfolge der ukrainischen Luftabwehr gegen russische Trägersysteme für Nuklearwaffen sind der zweite Unsicherheitsfaktor.

Allerdings weiß auch Putin, dass der Einsatz von Atomwaffen das Ende seines Regimes bedeutet. Letztes Jahr im Frühjahr haben die USA, das Vereinigte Königreich und Frankreich dem Kreml erklärt, dass ein Einsatz von Atomwaffen mit konventionellen Angriffen der drei Staaten auf Russland beantwortet wird. 

 

  

vor 2 Stunden schrieb oldblueeyes:

Es gibt auf der Welt auch andere Sichtweisen oder moralisch-ethische Vorstellungen als in der westlichen Welt

Ja, und auch die moralischen/ethischen Vorstellungen der westlichen Welt sind nicht homogen. Der Westen und seine Werteordnung ist für den größten Wohlstandssprung in der Menschheitsgeschichte verantwortlich. Und wer nicht nach den Regeln der Werteordnung arbeiten möchte, nimmt halt nicht daran teil. Russland wird wieder vollwertiges Mitglied der Weltgemeinschaft, wenn es auf Völkermord und Imperialismus verzichtet. China fliegt aus der Weltgemeinschaft wenn es Versucht eine Wiedervereinigung mit Taiwan militärisch durchzusetzen. 

 

Bearbeitet von OliverWendellHolmesJr
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vor 4 Stunden schrieb OliverWendellHolmesJr:

Das der russische Krieg so katastrophal verlaufen ist, ist auch darauf zurückzuführen, dass Putin und wenige Insider den Krieg am Militär vorbei geplant haben. Nach den letzten Monaten würde ich mich als russisches Militär nicht darauf verlassen, dass die Atomwaffen funktionieren.

 

Ob die russischen Kernwaffen noch funktionieren oder nicht werden wir hoffentlich niemals erfahren müssen... Allerdings würde Putin bei einem Atomwaffen-Einsatz endgültig alles aufs Spiel setzen - bspw. das Verhältnis zu China und Indien oder gar die Befehlsverweigerung seiner Militärs, die genau wissen dass sie im Falle einer völligen Eskalation kaum noch etwas im konventionellen Bereich entgegen setzen könnten...  der kürzliche Wutausbruch des Wagner-Chefs dürfte teils offenbart haben, wie fragil und unorganisiert es um die militärischen Strukturen steht...

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Am 19.5.2023 um 22:47 schrieb Tschentelmän:

[...]der kürzliche Wutausbruch des Wagner-Chefs dürfte teils offenbart haben, wie fragil und unorganisiert es um die militärischen Strukturen steht..

Der Wutausbruch Prigoschins zeigt eher, wie sehr die obere Machtelite und deren Handlanger sich durch ihre Machenschaften gegenseitig im Weg stehen und das Leben schwer machen.

Man hat mit einer Papierarmee geplant, aber wohl vergessen wo das Budget wirklich gelandet ist. Wir sehen den Unterschied zwischen Schein und Sein.

Alleine die Tatsache, dass Prigoshin eine Privatarmee unterhalten kann, zeigt wie schlecht es um Rechtsdurchsetzung in Russland steht,: Zumindest bis vor einigen Jahren gab es noch keine Rechtsgrundlage auf der solch eine Firma existieren kann.

 

Ich mag keine Prognose abgehen, wohin sich Russland entwickelt: Die demokratischen Kräfte sind weitestgehend im Exil, ob sie den Rückhalt der Einflussreichen bekommen können, ist ebenso fraglich.

Den Ultranationalisten traue ich zu bis zur Selbstvernichtung zu kämpfen.

Im Falle eines Regimesturzes steht die Integrität der Russischen Föderation auf dem Spiel: Wirtschaftlichlich starke autonome Republiken wie Tatarstan oder Baschkirien wittern Morgenluft nach Unabhängigkeit. Im Kaukasus brodeln in Tschetschenien, Ingoschetschien und Dagestan neue Terrornester.

 

Gerne unbemerkt ist, dass auch im Moskaus Unterstützung Radikalislamische Kräfte in den Postsowjetischen Republiken klein gehalten werden - für die EU wäre ein Fall Moskaus also nur für einen Augenblick ein Grund grenzloser Freude.

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